(24. September 1818)
24. Jetzt bin ich in der grössten der Prinzen Inseln, wohin wir in etwas weniger als 2 1/2 Stunden von Tophana, im Regen und starken Nordwind gesegelt sind -. Nun erst denke ich an alles, was ich in meinem Séjour in Constantinopel gesehen und in ein kleines Anmerkbuch nur mit Bleistift angemerkt habe.
Die Pest war nur in kleinem Maasstab und - täglich starben höchstens 6 bis 10 Menschen an der Pest - Wenn es wirklich wahr ist, dass man sie bloss durch atouchement bekommen kann, so wäre sie ziemlich leicht auszuweichen, da ich im allgemeinen bemerkt habe, dass nie ein Gedräng ist - jedoch darf man die Vorsicht nicht vergessen, sich in die Bézestans und auch sonst in einigen Theilen Constantinopels nicht in denen Vormittags Stunden zu begeben, da man dort nicht der Menge der Menschen wegen so sehr, als in Hinsicht der engen Strassen die Berührung nicht leicht vermeiden kann. Die Bezestans sind von Stein - und sind in dem Genre von Palais Royal und Passage Faideaux in Paris - Wenn Feuer entstehet, so werden alle Waaren dahin gebracht - Weswegen auch eine rechte Vermischung - der Pest Materie statt findet. - Wenn man nach einer course, wo man viele Menschen begegnet hat, zurückgekommen ist, so pflegt man sich stets umzuziehen, und sich auch mit Aloe oder Wachholder durchräuchern zu lassen - die Kleider werden aufgehenkt, und durch die Luft wieder rein gemacht. Manche behaupten; dass der Morgen Thau, der auf was immer was durch die Pest inficirt gewesen ist - bei der Nacht und mit dem anbrechenden Tag fällt - hinlänglich ist, jedes Gift unschuldig zu machen. Und diese letzte Idée hat schon dermassen prevalirt, dass man einen Schawl, den ein Grieche oder ein Jude von Constantinopel bringt, zwar ansieht, ausseits aber nicht anrührt, bevor er eine Nacht hindurch nicht im freyen gehenkt ist. Sind das aber nicht alte Weiber Possen? Nachdem kein Mensch die leiseste Ahndung hat, was die Pest eigentlich ist - die meisten Leute fürchten sich aber so sehr, dass sie sich selbst eine Art Beruhigung ausgedacht haben, um, ich möchte sagen, nicht aus Angst vor dem Tod zu sterben. - 1812 sind alle Tage gegen 1200 bis 1800 Menschen in einem Tag gestorben, weiter hat das Übel aber nie um sich gegriffen -. Und was das sonderbahrste dabei ist, dass es gar keinen Unterschied macht und die Alten sowohl als die Jungen, die Gesunden Starken eben so wie die Schwächlinge attaquirt - die, die sich davor in Acht nehmen, nicht weniger, als jene, die nie daran denken. Bewiesen ist jedoch, dass die Krankheit auch zum Theil in der Einbildung liegt, da alle jene in grosser Gefahr sind, selbe zu bekommen, die viel daran denken. Oder wäre das schon die Krankheit, die sie daran denken macht? Ich habe keinen Pest Kranken gesehen - ich sah aber ein todten, der ein junger Grieche war, und den man - wie es die Gewohnheit ist, im offenen Sarge zum Friethof trug - die Figur war nicht schön, bei Gott das könnte ich nicht behaupten. Den selben Tag, wie ich dieses Muster gesehen habe - sind wir von denen 7-ben Thürmen, in welche man uns, nicht hereingelassen hat, längst denen Mauern von Constantinopel spazieren gegangen, und haben gegen 4 Individuen begraben sehen - wovon der eine aus dem Pest Spital, welches in der Gegend denen 7-ben Thürmen établirt ist, herausgetragen wurde. - Wenn übrigens ein Mensch ruhig vor Alter stirbt, so glauben alle, dass er an der Pest gestorben sei - und so wie man gewöhnlich jede Gefahr vergrössert, zumal, wenn Weiben im discours sind, so ist's eben auch mit dieser Krankheit, die manchmal zwar schrecklich und in entsetzlicher Gefahr sich zeigt, die aber nur selten - über die dummen Türken wüthet - das ganze Geschlecht müsste ja in einigen Jahren aussterben, wenn es immer so, wie viele Leute sich's vorstellen, fort gienge - Gewöhnlich, sagen die Leute, komt die Pest von Egypten. Ich glaube es nicht - denn Ali Pascha hält sogar eine Art von Quarantaine, und wenn ein Reisender im Frühjahr nach Egypten kömt NB von Smyrna oder Constantinopel, so wird er von denen Einwohnern, und besonders von denen in Alexandrien kaum empfangen. So ergiengs meinen Landsmann, dem Doctor Burkhard, der hier die Leute kurirt - und der aller erste Ungar gewesen ist, der eine Reise nach Egypten wagte. In Bujukdere und in Pera zeigten sich mehrere Fälle von Pest, und sogar auf einem östreichischen Handelschiff - welches der Graf Lützow in Quarantaine setzen liess - und welcher auch wirklich noch immer da ist - und sich nicht bald rühren wird, da die ganze lebende Equipage samt dem Capitaine durchgegangen ist -. So réussiren beiläufig alle Gesundheits Massregeln und es ist eine Schande bei Gott, dass man so ein herrliches Land solchen Wilden Thieren ruhig besitzen lässt - die nicht einmal den Verstand haben, das Übelste aller Übeln zu unterdrücken. - Ob das ganz geschehen kann, ist übrigens eine Frage - zu versuchen wäre es er aber doch der Mühe werth. Ein teutscher Doctor war vor einigen Jahren in Constantinopel, der es so weit gebracht hat, sich die Pestbeulen zu inoculiren - mit denen Leintüchern eines verstorbenen Pestiferirten sich einzuwickeln, mit Todten Pestkranken sich im Bett herumzuwälzen - ohne durch mehrere Monathe angesteckt zu werden. Endlich starb er an der Pest. Ein Engländer Namens Casstright hat sich mit Pfeffer und Brandewein vor einigen Jahren kurirt. -
Die Caique's, in denen man gewöhnlich nach Scutari und Terapia, Bujukdere ect. ect. fährt, sind äuserst elegant. Von sehr gutem harten Holz gemacht, aber so leicht, dass man immer risquirt umzuschlagen, wenn man sich nur im geringsten bewegt. Ein starkes Meer würde sie ohne allen Zweifel zerschlagen - so wie das blosse Anstreifen an einer Mauer oder Felsen hinlänglich wäre, ein Loch zu verursachen. - Im Anfang wird kein Reisender mit denen Caique's zufrieden sein - denn die unbequemliche Stellung, die man stets zu halten gezwungen ist, wenn man nicht umschnappen, und eine ewige dispute mit denen Caiquechi's haben will - Besonders ist diese positur in Constantinopel äusserst unangenehm wo, wie gesagt, kein anderer Genuss überbleibt, als der, den die Gegend und die Laage der Stadt den - mit der Langenweile kämpfenden Reisenden geben könnte. Im Anfang also ist man mit diesen Booten gar nicht zufrieden gestellt, später aber gewöhnt man sich, und man findet sie ganz vorzüglich, wenn man sieht, dass alle andern Fahrzeuge dieser Art, die sehr häufig von allen denen Schiffcapitaines gebraucht werden, deren Handelsschiffe in dem Hafen liegen, so unausstehlich langsam und folglich langweilig sind, dass man gar nicht begreiffen kann, warum sie nicht eben dieselbe schlanke schöne coupe haben, als die türkschen - denen für dem Bosphorus durchaus nichts mehr gleich kommen kann, wo die Courenten so schnell und heufig sind, dass man gestehen muss - dass man nichts besseres erfinden könnte. Die 3 paar Ruderichen sind von denen, die gewöhnlich ohne Segel gebraucht werden, die grössten - sie haben kein Steuer Ruder. Die Schiffsleute müssen sich allemal umsehen, um mit allen den unzähligen Schiffen nicht zu caramboliren, mit denen der Hafen von Constantinopel besät ist. Sie sind geschickt - nur ein einzigesmal kamen wir mit einer anderen Caique zusammen. Bei denen Süssen Wässern war es - und Frauen und Kinder waren darauf. Wir waren droben. Ein Schiffsman hat 2 Ruder in denen 2 Händen, die sie äuserst geschickt zu brauchen wissen. Das Rudern auf diese Art, wie man's in dieser Hauptstadt gewohnt ist, gehört zu denen grössten Kraft Ausübungen, die man denken kann - die Türken animiren sich immer dabei, und eines Tages hatten wir einen unserer Caiquechy's, der uns nach Terapia führte - in solcher exaltation vor uns - dass er völlig in einer Art von Agonie zu sein schien, wobei er die hässlichsten Gesichter gemacht, so wie beiläufig die Epileptischen Kranken zu machen pflegen. Späterhin bin ich noch mehrmal mit dem selben gefahren - ohne dass er alle diese Manoeuvers wiederhohlte. Manche von denen Caiques sind mit 2, die meisten mit 1 Ruder. Gewöhnlich verlangen sie für eine Course weit mehr als man ihnen geben soll. Nach Bujukdere bezahlte ich für ein 3 paar rudriches Schiff allemals gegen 18 Piaster. Man fährt in gutem Wetter nie mehr wie 2 1/2 Stunden. Die Gesandten haben ein Missions Caique von 7 paar Rudern - und einen Steuer Mann, der in ihrem Sold stehet, und der vorläufig die 7ben Kerl zu eine Fahrt, von der man ihn prevenirt, aufnimmt und sodan nach jeder Course seine Rechnung macht. Der Gross Herr allein hat ein gedecktes Caique und 28 Menschen, die Rudern. NB hat da jeder nur ein Ruder. Die Schiffs Leute der Grossherrn rudern ganz anders, sagt man, ich hab's nie gesehen - Sie beobachten eine gewisse décence. Gewöhnlich muss man sich in denen Caiques auf den Boden setzen - und bei der kleinsten Bewegung, die man sich zu machen erlaubt, wird man von denen Türken ausgemacht - Sie müssen wahrscheinlicherweise viel schwerer arbeiten, wenn ihr Schiff nicht in der völligsten Balance ist. - Wer für die Gesandten die 7 paar Ruder bestimmt hat, weiss ich nicht - Ich finde aber das schon von denen Türken, von denen wir uns alles gefallen lassen, eine äuserst grosse Gnade. Hinten bildet das Schiff eine Art Sitz, der gewöhnlich mit einem Tuch oder Teppich zugedeckt ist - den muss man sich zu Vorsicht stets aufheben lassen, es ist immer besser, da doch derley Fetzen am meisten der Pest Ansteckung ausgesetzt sind -. Es giebt auch eine grössere Art von Caiques, die mit denen Mail Coach verglichen werden können, da haben viele Menschen Platz; man zahlt wenig, fährt langsam - die Ruderer sind halbnackt ausgezogen und ihre Arbeit ist eine der anstrengendsten, die es in der Welt geben kann. -
In wenig Tagen nach meiner Ankunft gab der Baron Stürmer, der die Ankunft der Grafen Lützow abwartete, um seine Abreise zu bestimmen, ein grosses diplomatisches diner - wotzu alle Gesandte und Chargé d'affaires gebethen wurden. - Alle diese Festlichkeiten, so nenne ich sie wenigstens, denn sonst kann man das wahre Wort nicht finden (wenn man's gut ausdrückt) haben bei jeder Gelegenheit statt, wo - der Namenstag eines Kaisers oder sonst eine merkwürdige Begebenheit - dem Jahrstag - ein gewisses Gewicht und Interesse giebt. - Alle die Constantinopel schon kennen, glauben, dass es ein Exil ist, dahin versetzt zu werden, wenn sie einigermassen eine andre existenz haben könnten - da doch beinahe gar nichts da ist, was man für einen Genuss halten könnte - Man sollte folglich denken, dass jene, die dahin einmal verbannt sind, sich das Wort geben, ferne vom Hof und der etiquette, ein ganz ungenirtes ungezwungenes Leben zu führen - da diese Möglichkeit, vielleicht doch die einzige pointe ist, in welcher Bujukdere oder selbst Pera einer Residenz vorzuziehen ist. Indessen ist die Schuldigkeit einen Besuch wieder zurückzugeben - eine Visite Karte abzugeben - allemal in kurzen Beinkleidern zu erscheinen, niergends so sehr zum Gebrauch und Gesetz geworden - als in dieser Hauptstadt. Es sind die Kleinstädter im vollen Sinn - Mir kommen sie manchmal vor - als ob sie Bedienten wären, die aus Spass unter sich die Herrn spielen wollen, und doch nicht recht wissen, wie sie's eigentlich anfangen sollen. - Bei dem diner machte ich die Bekantschaft des Grafen Beaurepaire und die seines Chefs, des Marquis de Rivière, dessen Frau die Tochter der Gräfin de la Ferté ist, die 3 Jahre schon in Constantinopel sitzt, und nach meinem Urtheil die aller glücklichste der fränkischen Weiber ist, die in Constantinopel wohnen: denn sie betrachtet Bujukdere - wie eine Campagne recht weit von Paris, wo sie in der Umgebung ihrer Kinder und einiger Freunde, ruhig die Zeit vorbeiziehen lässt. - Die franzöische Mission bestehet aus wahren Voltigeurs de Louis 18. - Stroganoff der Russiche Botschafter, ist der aller einzigste Minister, der doch in einem honorablen Verhältniss mit denen Türken steht, und der einzige, der das vorstellt, für was er bezahlt wird - alle übrigen sind da um sich Geld zu machen. Stroganoff hat übrigens den unangenehmen Fehler, dass er von sich selbst zu sehr eingenommen ist, und dadurch einem erfahrenen Menschen gar leicht eine prise auf sich giebt. - Palin ist ein ungeschickter Antiquar, hat unterandern ein Werk über die Egyptischen Hiérogliphen geschrieben - die er später selbst, nachdem sie in Durck erschienen, nicht mehr verstanden hat. - Allmählich wurde das diner des alten Stürmer von dem Sir Robert Liston, Marquis de Rivière, Baron Stroganoff - à qui mieux wieder zurückgegeben - wobei die kleinen Ministre als Baron Schlagen, Graf Ludolf ect ect - immer mitlaufen, ohne auch einmal an das Geben heran zu müssen. - (4 Zeilen gestrichen) aber auch den aller höchsten Grad erreicht, und anstatt dass die Exilirten ein angenehmes vergnügtes Leben unter sich selbst weit vom Lärm und der Kabale leben könnten, - befinden sie sich in ewigen Rang Streutigkeiten - und unaufhörlichen Faschés, die wegen der kleinsten Ursache oft verjahren. - - Meine Abende hab ich gewöhnlich zu Hause verlebt - Eine Menge von Menschen versammelte sich allemal in dem grossen Saal des Barons. Allgemein hatte die ganze Gesellschaft Langeweile - in einem andern Zimmer wurden einige Spiel Tische établirt - und auf denen um das halbe Zimmer geführten niedrigen divans lagerten sich die Halbtürken und das Chor der Frauen .- Diese letzteren monstruosen producten der Schöpfung heisst Graf Lützow die Kometen, weil sie einen langen Schlepp tragen, der gewöhnlich von Seide ist. - Auf den Kopf haben sie meistens ein türkisches Käpchen - mit falschem Gold an die Haare befestiget, die unausgekämt, und vertrocknet, gleich denen Haaren von todten Menschen, die abgelebt sind - in wilder Unordnung von allen Seiten herunterhengen - und für dem Prophan zum Eckel, dem Maler hingegen zu einem vollkommenen Studium, für Furien Medusen - ect. ect. zum Überfluss dienen. - Was sonst die Gesellschaft betrifft - schreibt hierüber Clarke ausführlich und ganz vortrefflich.
Frau von Lippa wurde von dem Schwert der Calomnier zerhauen (1 1/2 Zeilen gestrichen). -
Alle die Gesandten ausser dem unsrigen, der auch zugleich der Consul Generalissimus der ganzen Levante ist, werden bezahlt - Alles was die Kauffahrtei Schiffe bezahlen; was gewöhnlich 2 bis 8 procente sind, - werden von einer Comission in Constantinopel einkassirt, und von dem Gelde die Consuls, Vice Consuls - dragomans ect. bezahlt, die gehalten und bezahlt werden müssen, um die ewigen différents zu schlichten, welche die Franken mit den Türken haben. Bei uns empfängt der Internuncius alle jene procente und bezahlt die meisten Spesen. Alle Consuls machen sich aber, eben so wie die dragomans, auf alle Arten Geld - wie sie nur können. -
Graf Lützow kann das Jahr gegen 150,000 piaster bekommen.
Nachdem die Post den 23-ten gegen 12 Uhr angekommen ist, uns aber 2 Tage warten liess, nachdem sie durch die Flucht des Walachischen Princen Karagea aufgehalten wurde - habe ich unsere Abreise auf dem folgenden Morgen festgesetzt. - Der Herr von Testa, erster dragoman des östreichischen Hofs - war so gut, ein Firman des Grossherrn mir zu verschaffen - und nebstbei - auf Befehl des Grafen Lützow, 3 Veziral Recommandations Schreiben, bei dem Gross Vezir selbst auszuwirken - das erstere kann jedermann haben und kostet 21 piaster. - Herr von Testa bezahlt nur 7 dafür - gewinnt also bei jedem Firman 14 piaster. Diess ist bekannt und erlaubt. Die Veziral Briefe sind schon etwas ungewöhnliches - und kosten daher mehr -. Mir hat man den Rath gegeben, gar nichts dergleichen zu thun - und für die 4 exemplarien gar nichts zu bezahlen. Ich folgte dem Rath, denn ich weiss gar nicht, wie ich's angefangen hätte - dem ersten Dragoman an der Pforte, der die Ceremonie und Étiquette selbst ist, einige Piaster einzuhändigen. - Die 3 Véziral Schreiben sind an dem Pascha von Brussia, Magnesia und Tripoliza gerichtet - Ob ich sie abgeben werde, wird sich zeigen - ich glaube aber nicht, denn nach der Aussage aller Reisenden - geniren die Pacha die Reisenden durch ihre Höfflichkeiten, die immer in Kaffe und Pfeifen bestehen, weit mehr, als sie einem nützlich sein können. - Ein Firman ist eine lächerliche Sache, sagt der Herr von Testa, und man kann damit nicht bis Scutari reisen, indessen kann man sich davon nicht passiren - denn - oft werden eben die um den Firman angehalten und gefragt, die keinen haben - und dann ist es fatal. - Diese précaution muss man also nicht versäumen - und wenn man nach klein Asien oder Syrien reisen will, so thut man wohl sich einen Firman in Alexandrien oder Rosette, wo ich nämlich debarquiren werde, schon erwarten. In Egypten und Albanien ist's aber weit unnöthiger, als in allen übrigen türkischen provincen: da die beiden Ali Pacha's nur pro forma dem Grossherrn unterworfen sind. - Das Wetter war sehr schlecht, es regnete und der Nordwind war stark. Graf Lützow engagirte mich gar nicht, einige Täge läger zu verweilen, und das schöne Wetter abzuwarten - beim Abschied aber fragte er mich noch einmal ganz feyerlich, ob ich denn wirklich entschlossen sei, ohne Janitscharen meine Reise anzutretten? Da ein Janitschar in einem Sturm von keiner besonderen resource ist, und ich für meine Person für jeden Vertheitiger danke, übrigens auch keinen Herrn zu haben wünsche, und gerne eine unnöthige Ausgabe erspare, war ich schon längst entschlossen mich ohne einen solchen Individuum nach Smyrna zu wagen -. Alle Reisende haben mir's wiederrathen, und ich bin neugierig was ich, nachdem ich in Smyrna angekommen sein werde, in dieser Hinsicht erfahren sollte. - Gleich als ich in Constantinopel angekommen bin, bekam ich auf Anrathen des Herrn von Husar einen Bedienten in meine Dienste, dessen Name David war, bald darauf schickte ich dieses Moeuble wieder weg, da mich seine Sanftmuth und Dummheit beinahe ins Grab gebracht hätten - in wenigen Tagen nach seiner Entlassung kam ein anderer Bediente in meine Dienste, der Gabriel heisst - eine absurde figur hat, gar nichts weiss, keine Sprache gut spricht, der aber auf Reisen vortrefflich sein soll - das werde ich sehen, indessen glaube ich's. - Er begleitete den Doctor Burkhard - in seiner Reise nach Egypten und rettete ihm daselbst in einer Krankheit das Leben. Durch diesen Menschen liess ich mir ein Caique von denen Prinzen Inseln bestellen, die breiter als die gewöhnlichen Boote sind, die man in Constantinopel und selbst bei den Dardanellen finden kann. Sie haben Segeln und 4 paar Ruder. Die Équipage bestehet aus 4 bis 5 Personen. - Den 24-ten in der Früh wurden also meine Effecten, in 3 Betten, 6 Mantel Säcken, 4 Packtaschen, und 7ben Sätteln bestehend, vorläufig am Bord gebracht - Wir aber schifften uns gegen 12 Uhr ein, nachdem uns mehrere Herrn von der Mission begleiteten -. Das Meer war ziemlich hoch. - Wir hatten Nordwind - und in beiläufig 2 1/2 Stunden landeten wir in Principos (= das Dorf auf der Insel Principos). Die Schiffer haben die Précaution, immer Nahe bei dem Ufer zu bleiben - Wir kamen daher mit unserm Schiff in die Höhe von Maltepe (kleines Dorf welches gegenüber von Principos liegt). Die Schiffs Leute auf denen Inseln haben die reputation, sehr keck zu sein - Für furchtsam halte ich sie gerade nicht, aber sie nehmen précautionen. - Sie sind verheurathet, haben Kinder, und lieben ihr Leben. - Wenn starker Südwind ist, können die Schiffer manchmal gar nicht nach Constantinopel, da damals die See immer höcher ist, als beim Nordwind - Kein Reisender darf sich fürchten, wenn man ihn willig transportirt. - Die sogenannten Prinzen Inseln sind 9 an der Zahl. Principos, Calchi, Antigoni und Proti sind die grössern - die andern sind gar nicht bewohnt. - Wir stiegen in der grössten, in der Insel Principos nämlich, ab - da in der selben nur ein Art Gasthaus ist. In Constantinopel kennt man's unter dem Namen Signora Maria, die eine Genueserin ist, auch einen Mann hat, der ein elender kranker Kerl ist, und von dem wir in dem Haus gar keine Notitz genommen haben - Sie gab uns 2 gute Zimmer, und besorgte den Ankauf für unsere Küche - Sie soll gut kochen, uns war aber Herr Krebs hinlänglich, um auf ihre Talente Anspruch zu machen. - Der Reisende, der nach diesen Inseln kömt, braucht sich übrigens mit gar nichts zu versehen; wenn er auch längere Zeit da bleiben sollte, denn man findet Reis, Hammel Fleisch, sehr gutes Brodt und excellent frische Fische. Wenn diese Frau nicht mehr leben sollte, so kann man sich bei andren Griechen einquartiren - Si trovera ist immer der alte refrain - und ich behaupte, dass es niergends angenehmer zu reisen wäre, als in der Türkey, wenn man die Pest nicht zu befürchten hätte, denn man bekömt allenthalben Unterkunft und Lebensmitteln - der Übel aber dieser infamen Krankheit machts ein wenig bedächtig, denn man kann davor doch nie ganz sicher gestellt sein, wenn man auch so wenig, als ich daran kehre und mich darum bekümmere. In Constantinopel halten die Griechen und Armeiner unter sich eine Art Quarantaine. Was kanns aber da helfen, wo so viele Türken sind, die darauf nicht achten -! Wohl können aber die Griechen auf denen Inseln diese Anstallt ungestört unter sich handhaben, da nur selten Türken, oder auch sonst andre Reisende sie aus Constantinopel besuchen. - Alsobald wir in unserm neuen Haus possession unsere Zimmer genommen haben, und Krebs seine Casseroles établirte, machten wir uns auf den Weg, die Insel ein wenig durch zu kreutzen, da man, in dieser Gegend überall, ohne Ausnahme sein eigener Wegweiser und Ciceroni sein muss - da sich die Leute mit dem gar nicht beschäftigen, was die Reisenden allenfalls interessiren könnte, denn sie haben mit den Türken, der Pest und sich selbst hinlänglich zu thun - So kann's auch geschehen, dass man manchmal an denen intéressantesten Gegenständen vorbeigehet, wenn man die nöthigen Bücher nicht immer mit sich führen kann, was gewöhnlich der Fall ist, und wenn man nicht Zeit genug hat, um alles durchsuchen zu können. - Wir sind auf einen recht bequemen Weg - zwischen frischen Gesträuchen, gegen ein Gebäude, welches sich auf einer ziemlichen Anhöche Südwärts presentirte, und fanden, dass das Gebäu ein Kloster sei, welches dem Heiligen Christoph geweiht ist - Ich hielt mich da nicht auf, denn ich sah ein anderes Kloster auf einem weit höcheren Berg - in der selben direction, und ich habe den Fehler, dass ich jeden grossen Berg ersteigen will -; der Weg, der dahin führt, ist so, wie wir es in denen neueren Anlagen unserer englischen Gärten zu haben pflegen, und schlängelt sich zwischen äuserst frischen Bäumen und grünen Wiesen hindurch. - Kein Wald ist auf der ganzen Insel nicht - auch keine grossen B)ume, ausser einigen schönen Pinien. - Der untere Teil oder der Fuss der Insel so zu sagen, ist allenthalben angebaut - höcher hinauf ist hingegen alles mit brousailles verwachsen - Viele von denen Gesträuchen und die meisten Bäume sind der Art, dass sie ihre Blätter im Winter nicht verlieren - welches denen Inseln überhaupt im ganzem Jahr ein blühendes, lachendes Ansehen giebt - Felsen sind hie und da entblösst zwischen einer üppigen Vegetation, welches hübsch in Groupen gesetzt, der wahrhaften Einöde ein gewisses Leben giebt, welches nur der begreift, der mit sich selbst nicht ganz allein ist - Als wir an das Kloster St. Georg kamen, fanden wir die Thüre verschlossen - 2 Hunde bellten ungeheuer - Von keiner Aussicht nach Constantinopel oder gegen die Gebürge von Moudanien und dem Olymp konnte man den Genuss haben, da der Jupiter Pluvius uns nicht einmal den Csamulga zu sehen erlaubte - das Wetter war schlecht, sehr feucht und regnerisch - Ich dachte, dass endlich das Hundgebell jemanden aus dem Kloster, der Neugierde wegen, herausbringen werde. - Nicht im mindesten; alles blieb ruhig, was mich ungeduldig machte, so dass ich an einem Thor gewaltig klopfe, um die insoucianten Mönche aus ihrer Lethargie zu bringen. Es kam jemand an die Thüre, innerlicher Seite, und sprach mehreres was keiner von uns verstanden hat, denn es war neu griechisch und es war kein Mensch mit mir, als Landschulz und Ender - Nachdem wir aber insistirten, wurde die Pforte geöffnet und uns ein abgeschmackter Kerl vorgestellt, der italienisch mit uns sprach, und über unsere Visite äuserst erstaunt zu sein schien - - jedoch zeigte uns ein Mönch, der sich da presentirte, uns die Kirche und fragte, ob wir uns nichts zu uns nehmen wollten, nachdem diess artig ebgelehnt und dem Mönch ein Tringeld von von 30 paras gegeben hatten hatten, giengen wir einen andern Weg wieder nach Hause -. Mir kam's im Sinn, dass diese Leute in einer Art von Quarantaine seyen - und kaum erzählten wir im Hause, wo wir gewesen sind, als meine Muthmassung sich durch die Angst des Gemahls der Signora Maria verificirte, der eingermassen durch unsere verischerung, dass wir nichts anrührten, rassurirt wurde, sich dem ohngeachtet bis heute Abend vor meinen Augen nicht sehen liess. - Es kam ein Fremder aus Constantinopel, um in der Insel einige Zeit zu bleiben - weshalb er ein Zimmer in dem Kloster St. Georg genommen hat, wo an der Pest glücklich gestorben ist und die ganze heilige Siebschaft der griechischen Mönche in die fatale Laage gesetzt hat 40 Tage allein und von allen Lebenden abgesondert verleben zu müssen. Das ist eines der schrecklichen Sachen in der Pest, dass man die ganze Menschheit zum Feind hat, indessen in anderen Krankheiten so viele ihre Hülfe, ihren Beistand anbiethen. - Noch ist in einem vom Principos (dem Ort nämlich) links gelegenen Thal ein drittes Kloster - zu Ehren des Heiligen Nicolaus erbaut - dessen Laage nicht hübsch ist und durchaus gar keine Attention verdient. Die beiden andern haben eine angenehmere Laage. Das von St. Georg ist auf den höchsten Punct in allen denen 9 Inseln und die Aussicht von da muss sehr schön sein. - Der Umfang der Insel Principos kann gegen 2 teutsche Meilen haben. Es wird ganz und ausschlüsslich von Griechen bewohnt - Ein grosses agrément ist unter andern, dass keine Hund die Luft impestiren - so wie in Constantinopel. - Die Luft wird auf denen Inseln für gesund gehalten. - Auf mich machte der Unterschied von dem Clima in Constantinopel und dem auf diesen Inseln einen auserordentlichen Unterschied, und eben so sehr ich vorher fest überzeugt war, dass das Clima und ihre Einwirkungen auf unseren Körper nur in unserer Einbildung sei, eben so glaube ich jetzt, dass nichts so sehr auf uns wirkt - denn in Constantinopel fühlte ich, dass ich Nerven habe - und das ist ein schreckliches Gefühl - ich konnte nicht essen, nicht schlafen - ect. - jedoch befand ich mich beim Nordwind immer besser, als wenn der warme Südwind wehte. Die 3 Tage, die ich hier bin, fühle ich mich, wie neugeboren. -
(25. Oktober 1818)
Der 25-te 8ber war auch kein schöner Tag, dennoch war ich in der Früh brauchbar, und wir schifften nach der Insel Calchi, auf welcher drei Klöster sind St. Georg - St. Trinita - St. Madonna. Zur ersten war unser erster Gang - in einer breiten allée von hochen Pinien, die besonders von der Insel Principos sehr schön und malerisch anzusehen sind. - Der grosse Regen verhinderte uns ihren Garten, die in Terassen eingtheilt sind, anzusehen. - Die Laage der St. Trinita scheint die alle vortheilhafteste zu sein, um Constantinopel sehen zu können - die Position der St. Madonna ist nach meinem Sinn die aller Einladendste, und ich würde am liebsten in der mich établiren, wenn ich ein griechischer Mönch wäre - die schöne Umgebung von Bäumen, der grosse freye Platz - oder die frische grüne Wiese vielmehr, die man sich vorstellen kann, wenn man in England gewesen ist - macht den séjour unvergleichlich und wie glücklich ist der Gutsbesitzer, der seine Campagne - oder sein Landhaus in solcher herrlichen Gegend besitzt. Da wir auf der Insel Principos weiter gar nichts zu tun hatten, als um 6 Uhr zu Mittag zu speisen, verweilten wir auf Calchi so lang, bis wir von zu starkem Nordwind nicht gleich auf der Stelle nach Principos zurückkonnten, und das theils, um von der angenehmen Laage der Insel selbst zu profitiren, als auch um einen günstigen Augenblick abzuwarten, wenn die Sonne Constantinopel bescheint - datzu hatten wir Hoffnung, denn der Nordwind trieb die dunklen Wolken so schnell von denen Gebürgen des alten Bithiniens her, dass das Wetter alle Augenblick sich änderte. Indessen blieb für den Tag Constantinopel unbeleuchtet, und dicke Nebel Wolken verhinderten uns, an der bekannt schönen Aussicht zu ergötzen. - Der Wind blieb immer stark und wir warteten bis gegen 5 Uhr in einem griechischen Kafehaus, um dass er sich legen sollte - da aber das nicht geschah, so entschlossen wir uns endlich alle, wegen dem diner, was uns bei der Signora Maria erwartete, und wegen den guten Betten, die daselbst schon etablirt waren, auf unsern kleinen Kahn einzuschiffen. - Das Meer war hoch, aber gefährlich nicht, und das kann es auch nicht recht sein, wenn man die Segeln bei Zeiten schon einspannt, denn die Tiefe ist unbeträchtlich. Die Schiffer machten zwar keine Einwendung uns hinüber zu transportiren, da gerade vor uns ein kleines Schiff hinüber setzte - die Gefahr machten sie dennoch grösser als sie wirklich zu befürchten war - und das auch nur des Bakcsis wegen. Als aber unser Ender einigen Anstand nahm, mit uns diese Fahrt zu wagen, überredeten sie ihn selbst mit zu kommen, versichernd, dass gar nicht die mindeste risque sei. Überhaupt kann man in der ganzen Welt alles mitmachen - was die andern Leute wagen. Ich hab noch keinen gekannt der sein Leben nicht lieb gehabt hätte - und besonders darf man sich nicht scheuen, das zu thun, was ein verheuratheter Mann einem vorzumachen im Stande ist? Fesselt etwas mehr an die Welt als Weib und Kinder? Wenn man ledig ist, kann man sich alle Tage todschiessen. - Nach mühsamen Rudern sind wir glücklich angekommen. Die Caique von denen Prinzen Inseln mögen gegen 30 bis 34 Fuss lang, und in der Mitte gegen 8 Fuss und das kaum, breit sein. NB. sind die türkischen Caique in Constan(tinopel) und an denen Dardanellen im Verhältniss noch kürzer, die haben 4 paar Ruder, und ein Steuer Ruder (welches nur die grösseren Caique in Constantinopel als die mit 3 paar Rudern haben, und alle die Kleinern). Wenn sie rudern, haben sie keinen Steuer Mann, dessen Amt fängt nur mit dem günstigen Wind und denen aufgespannten Segeln an. Ohne Segeln, glaube ich nicht, dass sie dem Chaviriren ausgesetzt sein können, mit denen Segeln aber halte ichs für möglich.
(26. Oktober 1818)
Den 26-ten wollten wir unsere Reise nach Nicomedien antretten, jedoch erlaubte das der Wind nicht, und wir waren genötighet einen Tag Wind zu feyern. Eine unangenehme Sache - die alle Reisepläne, die man sich nur immer machen könnte, unrichtig macht. - Der 26-te wurde also in der Insel Principos zugebracht, und ganz allein datzu verwendet, um die Laage der Insel selbst als auch um die Ufer, und insbesonders um den Umfang derselben genau zu untersuchen. - Der Hofrath Brenner hat ein kleines Werk über eine Reise nach Brussa herausgegeben, in welcher mehreres über die Prinzen Inseln angemerkt wird. - In der Früh gegen 5 Uhr, weiss ich, erweckte mich eine Glocke aus meinem Schlaf - die in einer der griechischen Klöster geläutet wurde. In der Türkey ist der kleinste Fall, die unbedeutendste Kleinigkeit hinlänglich, den Reisenden unangenehm zu überraschen, wenn's ihn an sein Vaterland erinnert. - Mir gehet's auch so - wiewohl ich mein Vaterland nicht mehr liebe. Nach Sonnen Aufgang, war Constantinopel einen Augenblick ganz erhellt und beleuchtet -. Diese Gegend und Aussicht, gestehe ich, ist gar nicht in meinem Geschmack - Man sicht auch eine Ebne, auf einer Sand Land Zunge, einige weisse Streifen und einige Mosquen en miniature - das ist beiläufig das herrliche Bild, mit welchem uns alle die parvenus, die einmal in Constantinopel gewesen sind, enfiliren, und sie beneiden machen wollen. - Ziemlich zeitlich, das heisst gegen 12 Uhr unternahm ich eine lange promenade, und wollte an der Küste die Insel umgehen, die nach dem Herrn Brenner 2 teutsche Meilen im Unfang haben soll - Viel wird daran nicht fehlen - Meine Probe, die ich unternommen habe, gelang nicht, da mich die senkrechten Felsen, die hie und da das Ufer bilden, hinderten - rund herum zu kommen. Einen grossen Fisch fand ich umgebracht an dem Ufer, und alle jene Kleider die dem armen Reisenden gehörten, der in dem Kloster St. Georg an der Pest gestorben ist, und die ganz nahe von einer kleinen Erdzunge, die die Insel bildet, an einem Baum aufgehenkt waren, um da aus zu lüften! Diese kleine Landzunge gehet so zu sagen aus denen Felsen hervor, auf welchen das Kloster St. Georg stehet - und ist auf einer Seite von hochen Pinien umgeben. - Dieser kleine cultivirte Ort ist allerliebst. Ein kleiner Fusssteig führt zum Kloster. - An einem der höchsten Spitzen der Insel verweilte ich ziemlich lang und entdeckte, dass zwischen grossen und kleinen gerade 9 Inseln sind, die unter dem Namen die Prinzen Inseln passiren. - Calchi ist unstreitig die hübscheste, aber wenigstens um die Hälfte kleiner als Principos. Von denen zwei Klöstern della Madonna, oder della Trinita weiss ich wahrlich nicht, welchem ich den Vorzug geben würde. - Auf Inseln - und in abgesonderten Plätzen ist mir so wohl. Gott weiss, ob ich mein Leben nicht in einer schönen Gegend allein und einsam enden werde.
Was für gutes Wasser die Mönche haben? Cisterne enthällt ihr Getränk, welches auf den Dach ihrer Klöster gesammelt wird. Ein hübscher Brunnen von Marmor ist auf die Cisterne placirt, und man schöpft sich so das Wasser, als ob's aus der Erde käme. Mit gar schönen Bäumen ist das umgeben - und bildet ein ensemble für die Wohnung eines Gelehrten, oder eines reuigen Sünders.
Auf der Insel Antigoni, wohin wir glatterdings nicht konnten, ohne unsere Schiffleute auf einige Wochen unbrauchbar zu machen - ist wieder ein Kloster des Heiligen Georg, in welcher die griechischen Mönche, die rechte Hand des heiligen Johannes dem Taufer denen Reisenden zeigen - Auf der Insel Proti wird anjetzt das Kloster des Metamorphosis unsers Herrn Jesus - gebaut und établirt. Im ganzen scheinen die Mönche gut zu stehen - indessen kenne ich das Verhältniss, welches zwischen ihnen und denen Türken ist, nicht genau, um etwas hierüber zu erwähnen.
Auf denen Inseln giebt es viele wohlriechende Kräuter, zwischen denen die Wege sich zu denen Klöstern hinschlängeln - was aber noch schöner und angenehmer ist; das sind die ewig grünen Bäume und Gestreiche deren Anzahl bedeutend ist, so zwar, dass die Inseln in jeder saison ein frisches Ansehen haben müssen.
(27. Oktober 1818)
Den 27-ten in der Früh brachte man unsere Bagage am Bord des selben Caique, welches uns von Constantinopel nach Principos gebracht hat. Mit excellenten Wind waren wir beiläufig in 3 Stunden in Arezzio, nachdem wir nebst dem Dorf Maltepe, welches gegenüber von Principos liegt, weiter voran die Dörfer Cartali und Pendichi, und die Inseln Paulo und Andria gesehen haben. Sodan fährt man nahe bei dem promontorium, Os bournou vorbei, sieht die 3 unbedeutenden Insel Sardagani, längst Duzla und Jelken Kaja nach Arezzio, auf türkisch Darza. Dieses letzte Dorf ist am Abhang eines Berges und zeigt sich amphitheatralisch. Unser erstes Geschäft war, gleich nachdem wir débarquirten, uns eine Wohnung zu suchen. Suchen muss man übrigens, wenn man die Nacht nicht im Freyen zubrigen will: denn es giebt weder Wirtshaus, noch Khan. Man brachte uns in ein Haus, welches eins der aller ersteren im Dorf ist - das gefiel uns nicht - wir suchten ein anderes und begegneten in der Hauptstrasse von Arezzio die versammelten Griechen, deren Primaten eben von Haus zu Haus sind, um eine zu leistende Zahlung zu repartiren. Wir fanden endlich ein schlechteres Haus, wie das erstere, welches man uns zeigte, und wir gingen in das alte wieder zurück. - Wenn Pest im Lande ist und das Wetter kalt und regnerisch anhaltet, da weiss ich bei Gott nicht, wie man in diesem Lande mit Vergnügen reisen kann - denn nicht nur dass alle Provisionen fehlen, sondern die hölzernen Häuser sind so niederträchtig schlecht, dass man 8 la lettre froh sein kann, wenn man nicht durch und durch fällt. - Nachdem eine kleine Collation eingenommen wurde, und ein grosser Palamede um 4 piaster angekauft, erkundigte man sich bei gross und klein, um das Grab des Hannibals, denn eigentlich war das die Ursache von unserm Aufenthalt in Arezzio. - Nachdem kei Mensch die Laage der Grabes wusste, und noch Le Chevalier als auch Herr von Hammer sich die Mühe genommen haben, denen Reisenden anzukündigen, wo sie's eigentlich suchen sollen; überliessen wir uns ganz der Führung unseres Hausherrn. In dem Dorf wohnen nur Griechen, welches man gleich merken konnte, da uns keine Türkischen Hunde entgegen gekommen sind, die nur bei denen Türken wohnen. Unser Hausherr führte uns entlang der Seeküste, auf einem steinigten Weg - und wir hatten Mühe genug den von ihm für eine halbe Stunde angegebenen Weg in 3/4 zurückzulegen. Ich war für meine Ungeschicklichkeit gestraft, ein's von meinen Adnotationen, welches mir Monsieur Beaurepaire während einer Promenade zu Pferde in der Gegend von Belgrad, nicht gefunden zu haben - denn in der stehet es ganz ausdrücklich, dass man in Arezzio zwar débarquiren, das angegebene Grab Hanibals aber in der Nähe von Gebisé am Fuss des Berges Kas Dag suchen müsse. Es war schon ziemlich spät - jedoch mussten wir es sehen, da - auser dem Vergnügen, sagen zu können, dass man das Grab des Hanibals gesehet hat - von Constantinopel bis nach Nicomedien wohl gar nichts zu sehen ist, was die Fatigue vedient, die man aushalten muss. - Es regnete - Ich war müde; es half aber nichts: und wir entschieden uns auf der Stelle, dass wir nach Gebisé müssen. Unser Hausherr war indessen stützig geworden, und suchte manche pretexte um uns von unserm Plan abweichen zu machen - Er muss keine grosse Idee von der Courage der Franken haben, noch muss er ihnen nicht viele Lust zum Gehen zutrauen, denn er bediente sich der zwei alten gewöhnlichen Schreckenberger, - Gefahr nämlich und einen langen beschwerlichen Weg, die er vorschützte - Alles das war nicht hinreichend uns abzuschrecken. Moi pour ma petite personne j'étois sur que a n'étoient que des farces. - Wenn man im allgemeinen solchen discours anhört und glaubt, ist man ausgesetzt, aus der Türkey, wo solche Abschreckungsmitteln in der Mode sind, wieder heraus zu kommen, wie man herein gegangen ist. - Der Haus Herr entschloss sich endlich, ziemlich de mauvaise grace, an unsere Spitze sich zu stellen und nach Gebisé zu geleiten - In einer guten viertel Stunde erstiegen wir den Hügel, der Gebisé dominirt, und wo von dieses beinahe nur von Türken bewohnte Dorf oder Markt sich sehr grazios presentirt -. In der andern 1/4 Stunde waren wir im Ort selbst - und ich musste über den Griechen, dessen enfilade nicht gelungen ist, uns auf seinem schlechten Küsten Weg in sein Taubenkobel zurückzukriegen, recht lachen, wie ich erfahren habe, dass man von Palio Castro in einer halben Stunde auf einem excellenten Weg nach Gebisé kommen könne, und dass uns die wenigen Türken die in ihren Gewölbern und Kafe Häusern sassen, freundlich empfingen. - Das patriarchalische Aussehen eines türkischen Schuhmachermeisters frappirte mich der uns den Rath gegeben hat zum Gouverneur der ein Aga ist, und von Constantinopel seinen Impuls kriegt, zu gehen, und von dem die Erlaubniss zu nehmen, cie Antiquitäten in der Gegend Gebisé ansehen zu dürfen. Ich machte mich alsobald auf den Weg, zog meine Schuh aus und presentirte mich dem alten ein Nargile rauchenden Aga, der uns einen Mann, der einige italienische Wörter konnte, und eine enge rothe Hose anhatte, mitgegeben hat. Wir sind schnell 20 Minuten gegangen, und waren gewiss noch eine kleine viertel Stunde von dem obern Abhang des Kas dag entfernt, wo das Grab des Hannibal sein soll, und welches aus einem Schutt alter, aber nicht grosser Steine, bestehet. - Ein kleiner morastförmiger Bach, der an dem Fuss des Berges vorbei fliesst, und uns davon theilte - und ein unangenehmer Nordwind der häufigen Regen uns gerade ins Gesicht brachte, engagirten uns dieses kaum bemerkbare Monument eines Helden, der wahrscheinlich wo anders begraben ist, nicht noch näher anzusehen. - Lechevalier ladet den Reisenden ein diess Grab zu öffnen. - der Reisende wird aber das wohl bleiben lassen, da mit der Zeit mehrere Türken von Rang auf dem Hannibal hinaufbegraben worden sind, und der giaur von denen Osmanen gewiss nie die Erlaubniss erhalten wird, die Türken aus der Erde zu reissen, um seinen Hannibal zu finden. - Hammer sagt nichts von dem Grab, was eine Erwähnung verdiente - und ich gestehe meine Unwissenheit, dass ich gar die Quelle nicht kenne, aus welcher die allgemeine Meinung entsprungen ist, dass das Grab des Hannibals sei - Bekanntlich war Hannibal ein Gast des Königs Prusias, der ihn die damalige Stadt Libyssa einräumte. - Da die Römer den Hannibal verlangten - endigte dieser selbst sein Leben, indem, wie bekannt, Prusias ihn ausliefern wollte. In einem solchen Augenblick würde man auf Erbauung eines Sarges für einen in so unglückliches Verhältniss gefallenen Mann gar nicht gedacht haben, und hätte man's, so würde der angegebene Sarg gar nicht in dem genre von dem des Achilles ect. sein, sondern so wie die Särge damals alle zu sein pflegten. Der Stein Haufe den man aber sieht, ist nichts weiter, als ein Tumulus - Landschulz hat diese Meinung, und ich gebe ihm ganz recht. Im zuhause gehen fand ich mehrere Schnepfen - die häufig in dieser Gegend zu finden sind. Rebhühner giebt es auch ungemein viel, denn sie vermehren sich ohne gestört zu werden, da in Gebisé nicht ein einziger Jäger ist. - Gebisé soll von Arezzio nur 1 Stunde weit sein, indessen hat man gute anderthalb Stunden zu wandern. Wenn ein Reisender Zeit genug zu verlieren hat, den Golf von Nicomedien (jetzt Ismit) zu bereisen, so rathe ich ihm es in Sommer zu thun, wenn er auf einem Schiff schlafen, eine Nacht durchsegeln oder reiten kann: in der jetzigen Saison, wo man ohne grossem désagrément eine Nacht auf keinem türkischen Caique zubringen kann, da man allen elementen Preis gegeben wird, ist die Reise nach Nicomedien und Nicea zu beschwerlich und zu wenig intéressant, um dass man für seine Mühe belohnt wäre. - Den Abend haben wir ziemlich luftig in dem durchlöchertem Haus unseres Griechen zugebracht, welches so verschoben und gebogen war, dass man sich des Gedankens nicht erwehren konnte, dass es bei der Nacht zusammen fallen muss: einige Gläser Punch mit dem Hausherrn freundschaftlich ausgetrunken stimmten uns fröhlich und wir dachten an die, die uns lieben und unsere Freunde sind.
(28. Oktober 1818)
28-ten sind wir um 7 Uhr mit unserm alten Caique weg, nachdem wir gewöhnlich 2 Stunden zu thun haben, um flott werden - 50 türksch Milien sind von Arezzio nach Nicomedien; zu Land reitet man es in 9 Stunden im Schritt. - Von dem Caique sahen wir links das alte Genueser Schloss. Palio Castro zum zweitenmal und links Südwest Bos bouroun, was der äuserste Spitz der Erdzunge ist, der den Golf von Nicomedien vom Golf von Mudania theilt. Auf beiläufig 18 Milien von Arezzio kommt man zwischen die Vorgebirge Dil und Hersek, welches letztere vielmehr eine Erdzunge ist, und dann eigentlich ist man erst in dem eigentlichen Golf von Nicomedien, denn durch diese zwei promontorien wird die See eingeschlossen. Links in dem vorigen Bythinien sieht man mehrere Dörfer, die keine besondere Notitz verdienen; von Haraca das ganz nahe an der Küste liegt, und in welchem letztem Dorf das erste Karavan Sérai von Nicomedien nach Scutari etablirt ist, gehet die Strasse der Karavanen längst der See, und wir sahen mehrere Reisende in schmutzigem Costüm in ihrer Wanderung begriffen. Ich hab' von dem Caique auf eine Kitte Rebhühner geschossen die am Ufer gelaufen ist - hab' aber gefehlt, später hab' ich 4 See Tauben geschossen. - Wir hatten keinen Wind, und unsere Griechen mussen die 50 Milien immerfort rudern. Diese Arbeit vestehet man in keinem Lande besser. 10 Milien von Nicomedien haben wir vor Anker gelegt - um da zu frühstücken; wir hatten Adrianopolitanische Büffel Zunge; hingegen kein Brodt. Die Schiffer borgten uns das letztere. Die Anker der Caique wägen so viel, dass man's mit einem Finger aufheben kann; ich muss immer lachten, wenn er geworfen wird. Auf denen Caique ist viel angenehmer zu fahren, wenn kein Wind ist, und wenn man nur rudert, denn da stehen sie gerade, und halten selbst das grosse Meer sehr gut - mit denen Segeln stehen sie aber so Schiff, dass man immer denkt, dass ein kleiner Windstoss hinglänglich ist um sie umstossen. Diess kömt aber nur weil man die Gewohnheit nicht hat, und sich immer einbildet, man wäre im Wagen, der bei einer solchen gewiss umfallen würde. Eben so gehet's mit denen hölzernen Häusern, die oft so verschoben sind, dass man sich fürchtet hinein zu genen, den(n) steinerne könnten in der Laage nicht stehen. Die Berge die den Golf gegn Süden einschliessen presentiren sich mayestätisch, und erheben sich kühn über die See. Mir war sehr leid, dass es geregnet, und selbe nur selten beleuchtet worden sind. Sie errinern mich an die Schweitz. Gegen 3 Uhr sind wir in Nicomedien angekommen, welche Stadt mir bei weitem nicht den Eindruck gemacht hat den ich mir vorstellte. - Man sprach mir immer von einem Amphi Theatre, und ich hoffte diesen Golf zu Ende mit hochen Bergen ganz eingeschlossen zu finden, - und war nicht wenig erstaunt den Golf, der so schön angefangen und so viel versprochen hat, so schlecht und garstig endigen zu sehen - und das ist beiläufig der Fall - denn anstatt denen hochen Bergen, die ich vermuthete - tritt die See in einen hässlichen Morast über, der sich in die Länge zieht und der - endlich durch ein etwas erhöhtes Land pro forma aufgehalten wird. - Nicomedien presentirt sich nicht einmal von weitem sehr hübsch, wie es doch der Fall bei manchen türkschen Städten ist. Und ich sagte noch beim heraustretten aus unserm Caique, dass Nicomedien von Ausen sich nich hübsch presentirt, - dass wir aber wahrscheinlich das Innere besser, wie gewöhnlich finden werden - was bis jetzt immer der entgegengesetzte Fall gewesen ist. Wir debarquirten bei der Maut - was ist der Türkey immer der Fall ist, und man könnte was immer denen Schiffsleuten geben, sie würden in einem Hafen nicht wo anders hinfahren - das türksche Schwerdt muss über die Contrebande gefährlich hengen. Uns war das aber gleichviel, denn wir hatten eine Art Lascia passare für alle Städte in der Türkey, was für die Reisenden von der grössten Wichtigkeit ist, wenn sie nicht allenthalben ihre Bagage unter einander geworfen wollen haben. Mich machte keiner von der Mission auf dieses Zettel aufmerksam - als Herr von Lippa eine halbe Stunde vor unserer Abreise mich darauf aufmerksam machte - und einen Janitscharen expedirte um es zu hohlen - der in einer halben Stunde auch ganz richtig damit erschien. Zu haben muss es also leicht sein - was es aber enthällt und wer es einem giebt, weiss ich nicht, genug, dass man sich bei einer Mission dafür bewerben kann. - Ich, Landschulz, Ender, Zimmermann und Gabriel sind ausgestiegen, Krebs bewachte mit Johann das Gepäck. - Der erste Grieche wurde gefragt, ob er kein Haus für uns wisse, gab er uns eine direction, die wir verfolgten; ich, ohne zu wissen, wohin - und nachdem wir assen auf Gassen ab, eine starke halbe Stunde herumgeführt wurden, gelangten wir endlich in einen Chan. Das war glatterdings nicht bewohnbar, und wir packten uns wieder weiter - bis man uns in ein griechisches Convent brachte, dessen Aspect auch scheusslich war. - Ich wollte wieder weiter, um ein andres zu suchen, da fiel es mir ein zum Aga zu gehen, denn ich hatte, wie voran angemerkt, ein Veziralschreiben an seinen Chef dem Pascha von Brussa. - Nachdem die Stiefel ausgezogen gewesen sind, tratt ich im Mantel, Cravatte bis an die Nase, den Hut auf dem Kopf vor meinen Aga, der eben einen Process beendigt hatte, und eine ganze Gesellschaft von Griechisch Kaufleuten entliess - In der Mitte des hübschen türkschen Saales sitzte auf der Erde ein jüdischer Schneider, und schnitt vor dem Auge des méfianten Türken einen Kaftan von ziemlich groben Zeug zu. Ich wurde mit Pekey, Usgeldi, und einer Tasse Caffé empfangen. Individuellenemt liebe ich die Türken sehr - im ganzen hasse ich sie. Einzeln haben sie aber alle Eigenschaften, die in dem freyen mächtigen Mann reif werden können, und die in einem Sclaven selten bis zur Blüthe kommen. - Er gab mir einen Menschen mit, um mir ein Haus eimzuräumen - Wie froh war ich - Landschulz etc. blieb indessen im Convent, um das wenigstens zu haben, im Fall der Aga mich zum Teufel jagen würde. - Nun wollte ich auf der Stelle die Bagage abladen - meine neue Wohnung, die ich auf 2 Tage zu bekommen hoffte - einrichten - Krebs an einen brennenden Herd stellen, meine Wachskerzen anzünden, die ich von Constantinopel mit genommen habe, und so Landschulz und Ender empfangen, die wahrscheinlich schon Langeweile hatten, denn alles das währte ziemlich lang. Wie ärgerte ich mich aber - wie man uns, als eine grosse Faveur das Convent, welches wir schon in posses hatten, anwiesen, und ich dem Türken 6 piaster zahlen musste, nachdem in des Aga's-Haus ich unter der Dienerschaft 6 piaster schon ausgetheilt hab'. - Was war zu machen? - eh, patience! Die 2 Löcher, die in dem Convent sind - von Fenster ist übrigens keine Rede - wurden also verstopft und wir breiteten uns in das selbe aus. - Der Magen war leer. Einige kleine provisionen wurden schnell herbeigeschafft - Wir machten indessen eine promenade - um einige verfallene Gebäude anzusehen - die auf einem kleinen Hügel, nahe am Meer, hinter dem 40 Arsenal, in einem charmanten emplacement, von Zipressen umgeben - dem Auge ein gefälliges Aussehen geben. - Was es war, weiss kein Mensch. Man hällt sie für Gebäude aus Diocletians Zeiten. - Mag sein. Mir ist's gelichgiltig, den(n) im Grunde ist nichts daran. - Wir nahmen Reis und einen alten Hahn ein, und Schliefen ohne Wanzen und Flöhen. Zu wundern! denn wir wohnen in der Schule - und die Knaben, die den ganzen Tag gelehrt und von einem langweiligen Schulmeister auf die sonderbarste Art der Welt abgerichtet werden - kamen heute in aller früh,
(29. Oktober 1818.)
Den 29-ten um ihre Dinten Fässer abzuhohlen -. Wir blieben lang im Bett. Besahen noch einmal die gestrigen Ruinen - suchten den ganzen Tag den Karavan Serai des Herrn Hammer vergebens. - Besahen einige unbedeutende Ruinen auf der Höche von Nicomedien, sahen einige langweilige Inschriften - fanden mit vieler Mühe, die Cisterne Imbaba, vom welchem man noch erwas sieht, und was das einzige in Nicomedien ist, was eine Art Attention verdient - Von da, nahe zu dem Oliven viertel ist die vielgepriesene Aussicht von Nicomedien - am schönsten - Leider kömt die partie honteuse dieser Aussicht, der infame Morast, immer ins Bild. - Es existirt kein Mosquée, die die kleinste Aufmerksamkeit verdient, wiewohl Herr von Hammer, als ein wahrer Orientalist, alles bewundert wo gar kein Geschmack ist. - Überhaupt wenn man mir nur mit dem Arabischen, Persischen und Türkischen ausbleiben wollte! - Ich bin wieder zum Aga, um ihm meinen Firman zu zeigen, da ich erfahrem wollte, ob der Befehl wegen denen Postpferden darin enthalten sei. - Der Aga war nicht zu Haus, ich wartete. Der Portier las mir mein Firman vor und es fand sich, dass wegen denen Postferden nichts darin gesagt ist. So muss ich mich denn nun bei jedem Pacha um diesen Befehl bekümmern. Das darf ein Reisender nie vergessen - denn jetzt weiss ich, dass man für die Postpferde einen extra Befehl von Constantinopel mit sich bringen muss - Ein Türk warf mit unglaublicher Kraft ein Girit über ein hoches Haus! ich war erstaunt. - Ein Türk fragte den Gabriel, alles im Hof des Aga - ob er ein Arzt sei - der sagte nein - ich sagte aber dass ich einer sei - Allsobald versammelten sie sich um mich, und ein jeder gab mir die Rechte, um dass ich den Puls greifen möge. - Der eine hatte einen agitirten Puls - denn alle die übrigen waren gesund - und ich sagte, dass er ein Fieber haben müsse. - Da wunderte er sich - Er hat auch Kopfweh - sagte ich - noch eine grossere Bewunderung. Er hat nicht viel Hunger - wenig Schlaf, und unangenehme Träume!... Jetzt wusste er nichts mehr vor Respect zu sagen - und fragte mich, was er brauchen sollte, denn ich musste es wissen, indem ich seinen Zustand so gut kenne. Gar nichts mein Lieber, wenn man jung ist hilft die Natur allemal, man muss sich nur schonen, wenn man alt wird, da muss man erst der Natur zur Hülfe eilen. - Nach diesem Spruch ward er gestrost und ich sein Meister! - Unter andern Patienten kam ein alter Kerl auch, (10 Zeilen gestrichen). - Der Aga kam nicht - ich suchte ihn in dem Arsenal auf - bekam Kafe und Taback, und einen Bujurdi für Postpferde. Wie ich in sein Salon gekommen bin, fand ich mitten im Zimmer - einen Menschen auf einem kleinen Teppich knien, so dass er den Hintern gegen den Aga gerichtet hatte, fervent und in sich gekehrt sein Gebeth verrichtete - Eine menge Türken standen im Zimmer ohne auf ihn zu achten - Ich war vorgelassen - endlich zeigte es sich, dass der bethende der Secretair sei - der immer die gewissen türkschen Beth Bewegungen machte. - Morgen in aller Früh reisen wir zu Schiff wieder ab. -
Wir accordirten mit dem türkschen Caiqu'chy bis nach Karamursal, welches 30 Milien (türk) auf der südlichen Küste des Golfes von Nicomedien, jetzt Ismit (Sinus astacenus) in einer hübschen Gegend liegt. - Unsere erste Idee war, von Constantinopel über die Prinzen Inseln, das Grab Hannibals en passant ansehend, nach Nicomedien zu gehen, wo wir einen Tag bleiben wollten. Von da dachten wir dann über Nicea nach Brussa zu reisen. Der erste Theil unsers Plans wurde glüchlich durchgeführt wiewohl etwas langsam und in ziemlich schlechtem Wetter. Der zweite Theil hingegen wurde aus mehreren Ursachen aufgegeben. Und in dem selben Fall werden sich noch gar viele befinden, die in Klein Asien diese Tour unternehmen sollten - und ich halte es beinahe für unmöglich - in Europa einen Plan über eine Reise in Asien festzusetzen, ohne späterhin durch Umstände gezwungen zu sein - hie und da seine Pläne zu ändern. Die Ursache die uns hauptsächlich abhielt - über Nicea nach Brussa zu gehen, war die saison, und die daraus entstehende Unmöglichkeit in einer so zahlreichen Gesellschaft, im schlechten Wetter, und mit einer so bedeutenden Bagage - über die Gebürge zu setzen, die Nicea von Nicomedien im Winter trennt. Mir war sehr leid diesen Weg aufgeben zu müssen, da er in denen schönsten Wäldern geht - Aus Nicea mache ich mir nicht viel, da weder die Ruinen, die da allenfalls zu finden wären, noch die Gegend verdient - im Regen bis dahin zu gehen und seine Zeit zu verlieren. Die aber durchaus von Nicomedien nach Nicea müssen, nehmen ihren Weg, wie mir der Aga von Nicomedien erklären liess, über Karamursal: das ist beinahe ein Dreieck. -
(30. Oktober 1818)
Gegen 7 Uhr wurde denn wirklich den 30-ten in der Früh vom Hafen gerudert. Der Morgen war schön, der Aufgang der Sonne herrlich - die Gebürge gegen über von Nicomedien malerisch schön beleuchtet. Die Nacht hindurch war ich durch ein ungeheures Winseln von jungen Hunden, und den traurigen gleichlautenden Gesang türkscher Seeleute, die beinache vor unsern Fenstern Anker legten, und die ganze Nacht arbeitend zubrachten - in meinem Schlaf gänzlich gestört, und blieb gegen 10 Stunden munter.
Unsere Fahrt gieng gut, aber langsam, denn wir hatten gar keinen Wind - und sehr faule Schiffsleute - dennoch haben wir's in 5 Stunden gemacht. Ich hab' auf dem selben Weg eine Wild Ente auf eine unglaubliche distanz geschossen. - Über Land kann man auch nach Karamursal; man braucht aber 9 Stunden, da man wegen dem Morast, in dem der Golf endet, ganz ins Gebürg heraufreiten muss. - Gleich nach unserer Ankunft in Karamursal, gieng ich zum Aga, an den ich ein Recommandations Schreiben hatte. Durch dem guten Empfang, mit welchem mich bis zur selben Stunde noch alle Türken, von einem gewissen Stand beehrten, bin ich verdorben und ich machte mich alsobald auf den Weg, ohne allen andern Vorkehrungen, um den Aga in seinem eignen Haus selbst zu sprechen, diesen groben Patron fand ich eben unter seinem Thor, und er gieng wie er sagte in die Mosquée, und gebath mir zu warten. Das schien mir zwar sonderbar, indessen liess ich's gut sein, da ich mir dachte, dass er sein Gebeth genau verrichten will, und dan desto artiger und gefälliger mit mir sein wird - So wenigstens waren alle seine Lands-Leute zu mir bis zu ihm selbst. - Ich wartete eine halbe Stunde, liess auch mein Caique vor seinem Haus hinkommen, und wir stellten uns in Corpore auf, 7 Personen, wie wir waren, um dem Aga doch einiger massen einen Respect für die Giaur's einzuflössen. Wir warteten wieder eine halbe Stunde, er kam immer nicht, endlich war ich auch ungeduldig - und ich gieng auf den Markt vom Ort, um zu sehen, wenn er aus seiner Mosquée kommen wird,um ihn da gleich fest zu halten. - Sein Koch, und einer seiner Kammerdiener, da sie ganz zum Spass pretirten, wurden ein wenig durch den Dollmetscher Herrn von Gabriel aufgezogen, und sie erwiderten Scherz mit Scherz. Dem Koch liess ich den Krebs vorstellen - und bemerkte dabei - dass mein Koch seinem Herrn er hingegen für mich und meine Gesellschaft ein Abendmal Kochen müsse. - Welchen Spass er sehr goutirte. Der Kammerdiener, der auch einige Wörter Walachisch mit uns versuchte, wurde hingegen durch eine meiner Antworten abgeschreckt, nachdem er nämlich fragen liess, ob ich in der Gegend von Karamursal gewesen sei - oder ob es zum aller erstenmal in meinem Leben wäre, und ich ihm verdollmetschen liess, dass er überzeugt sein könne, dass es das erste und letztemal sei - und so mit der ganzen Türkey, denn bei uns gehet es uns so gut, und wir finden es im Vergleich mit der Türkey so hübsch, dass wir, wenn einmal aus seinem langweiligen Land zurück, nicht dumm genug sind, noch das zweitemal hinzugehen. Er schien über die Antwort, die ihm treulich verdollmetscht wurde, nicht aufgebracht zu sein - er entfernte sich aber mit dem Wort Pekey. - Sein Herr kam immer nicht, und ich fand ihn anstatt in einer Mosqué, wie er es vorschützte, ganz ruhig in einem Kafe Haus, wo er phlegmatisch ein Nargile rauchte - Ich gestehe, ich hätte mich an dem Kerl vergreifen können. Ich grüsste ihm auch nicht, sondern liess ihn in dem insolentestem Ton, den ich nur immer affectiren konnte, fragen, warum er mich warten liess? - Er sagte, immer im grösstem Phlegma eins und das andre - und wir wurden nach Hersek verwiesen, um dort unsere Postpferde für unsere Reise nach Brussa zu hohlen. - Hersek ist 15 Milien von Karamursal und liegt an der Erdzunge von Hersek westlich. Man debarquirt nicht in dem Ort selbst der gar nicht an der Küste ist, sondern an der Spitze der Landzunge, auf welcher ein kleines viereckigtes einschüchtiges Haus erbaut ist, wo man zu allen Stunden Kafe, zu manchen auch Kabab und Pilaf bekommen, und für 2-3 personen eine Nacht nicht ganz schlecht passiren könnte. An der Spitze wurden wir ausgeladen, alle unsere Bagage auf einer kleinen Wiese rangirt. Der Caique, der gegen contrairen Wind zu kämpfen hatte - segelte indessen mit gutem Wind ab - bald verloren wir ihn aus denen Augen. Ein Mann auf einem steifen Schimmel galopirte nach Hersek, welches eine gute halbe Stunde weit ist, um daselbst die Post zu avisiren, dass Reisende mit so und so vielen Herrn um Bagage Pferden auf sie an denen Ufern der See warten. NB both mir der Aga in Karamursal der endlich doch zu hause gekommen ist - eine Tasse Kafe und eine Pfeife an, welches ich rund ausschlug. - Nachdem wir schon im Caique gewesen sind, welcher bis Hersek neue 25 piaster verlangte und auch erhalten hat - liess ich dem Rés sagen, dass ich dem Aga von Karamursal für einem schlechten Menschen hielt, fiel er in die Rede des Dollmetscher - ja, das hab' ich gleich an seinen schiefen Augen abgesehen. Der nämliche Rés war gegen mich aufgebracht, dass ich ihm nicht schon in Nicomedien anvertraute, ich sei ein Jäger, denn er hätte mir einen vortrefflichen Jagdhund geschenkt. Bei ihm, und dem Aga von Nicomedien merkte ich, dass sie Pfeifen so rauchen, wie man's Nargile pflegt. Ich versuchte es auch und es gefiel mir ganz hut. Für die Brust kann's nicht gut sein.
Wir stehen noch immer an der Spitze der Erdzunge - deren nicht Existenz Landschulz 2 Tage hindurch, wie ein Leonidas behauptete. - Endlich, nachdem ich einige Lerchen geschossen habe, kamen 10 magere Gauler von 2 zerlumpten Chirugis getrieben, die wurden gesattelt, gepackt und die schleppten uns bis nach dem Ort Hersek bis wohin wir 3 mal stehen bleiben mussten, um unser Gepäck in die balance zu bringen. - Im Ort wollten sie dan mit Strick alles so herumwickeln, dass wir nichts mehr zu richten hätten. - Die Sonne war lang untergangen - das Wetter schien sich trüben zu wollen - meine 2 Begleiter sind eben keine besondere Reiter - ich entschloss - zu übernachten - Kein Chan ist nicht im Dorf, wir mussten also mit dem Posthaus vorlieb nehmen. Die 2 Zimmer, die da sind, gab man uns und wir durchschliefen ein unruhig unangenehme Nacht - die Zahl der Flöhe und die der Kurire war gross - und das eine so wie das andre unangenehm.
Auf dieser Post sind gewöhnlich 150 jetzt aber nur 130 Pferde. Wir zahlen bis Bazarkö 9 Stunden für's Pferd 12 piaster. Die Stallungen sind grosse Schupfen die eben so wie die Pferde geputzt werden. Sie fressen Stroh und Gerste, aber wenig. Keine Sätteln haben sie auf denen Posten nicht, die muss man mitbringen. Ihre Packsätteln hingegen halte ich für vortrefflich, denn wenn sie nur halbwegs gut gepackt sind, drehen sie sich nicht um, und haben beinahe keine Gurten und wenn sie auch welche haben, so sind sie nie angezogen. - Sie machen keine difficultäten Sätteln aufzulegen, die eine türkische oder Arabische figur haben. Englische Pritschen würden beschwerlich sein. Nebst denen Pointen die sie hinein setzen, den Bau eines Sattels gut zu verstehen, sind alle ihre Pferde gedrückt. Die Pferde sind überhaupt miserable, sie zeigen aber viele Espece. Die ganze Nacht kam ein Courir und der andere gieng - Mit solchen Gelegenheiten werden die Köpfe dem Grossherrn in Säcken übersendet, die er von einem oder dem andern Pacha verlangt.
(31. Oktober 1818)
Den 31 wollte ich in aller Früh, gegen 3 Uhr abreisen. Das war aber nicht möglich - und es war 7 Uhr vorbei, wenn alles fertig war und wir mit gutem Wetter glücklich abmarchiren konnten. Wir sind 7ben personen gewesen, haben vier Packpferde und 2 chirugy's, im ganzen 13 Pferde. Ich musste ein Trink geld für die kleine Stecke, von dem Ort des debarquements bis nach Hersek geben, und von Hersek bis Bazarkö 12 Piaster für Pferd. Ein exorbitanter Preis! - Die natürliche Folge, dass ich keinen Befehl vom Grossherrn für Pferde habe, in welchem sowohl die Zahl der Pferde als auch ihr Preis gewöhnlich angegeben ist. - Nachdem wir denn etwas nach 7ben Uhr in keiner sehr hübschen Gegend 2 Stunden beiläufig nicht weit von der Seeküste geritten sind, kamen wir um 9 zu einem unbedeutenden Chiflik - beiläufig eine Stunde von, in der Karte Hammers angegebenen Jalova. Nach dem Chiflik, der eine starke viertel Stunde von der See liegen mag - dreht sich der Weg erst südlich, der bis dahin in eine Ebne zwischen Gesträucher und Bäumen sich fortwindet. In einer Stunde (10) sieht man eine halbe Stunde weit rechts von dem Weg auf einer Anhöhe das Dorf Schachscha - welches ärmlich sich presentirt - in einer halben Stunde (10 1/2) liegt in einem nicht sehr tiefen Thal, welches mehr einer Schlucht verglichen werden kann, das Dorf Jortán. Nach einer halben Stunde (11 bis 11 1/2) kamen wir in dem Dorf Almagyük an, wo wir eine halbe Stunde verweilten, um unsere Packpferde ein wenig in's Gleichgewicht zu bringen, die uns nur ein einzigesmal gleich ber Hersek aufhielten, wo das eine ganz neu überpackt, das andre aber nur mit einigen Steinen balancirt werden musste. - Wein, von dem Jahr 1818 wurde auch angeschafft, der sich späterhin als ein excellenter süsser Auspresser bewährte. Die Griechen, die einzigen Bewohner dieses Dorfes brachten uns Weintrauben, und während wir ruhig unser frugales Mahl, von Trauben und schlechtem Brot, ruhig und zufrieden zu uns nahmen, schüttelte mein Pferd sich, und eine meiner Pistolen, die durchs Reiten vermutlich aufgespannt wurde, gieng los, und verwundete aus einem wirklichen Ohngefähr keinen Menschen. Auf unsrem Weg konnten wir Arezzio - das alte genuesische Schloss - und dem Berg Gasi dag samt dem gewissen Grab Hanibals genau ausnehmen. In 2 ziemlich beschwerlichen Stunden (1 1/2) kamen wir endlich in das Dorf Cingele. Der Weg gieng beinahe immer aufwärts: er war von Regen sehr verdorben - was sehr leicht geschehen kann, da er äuserst schmal ist, und der Boden ein dicker pappender Thon ist. Zuweilen fanden wir auch einen äuserst schlechten, eine Elle breiten Pavé, auf dem es ganz infam zu reiten ist. Von der Anhöche, auf welcher Cingele ist, und die als der Hauptrücken der Berge zwischen Hersek und dem Bazarkö angesehen werden kann, sieht man südöstlich den Niceischen See - der gegen Bazarkö morastige Ufer hat, sonst aber überall ziemlich knapp von Bergen eingeschlossen ist. Das Wetter war immer brauchbar: Nachmittag wurde es aber herrlich, und bei Bazarkö, welches man in einer ziemlichen Entfernung sehen kann, endet die sanfte pente, die von Cingele bis dahin ununterbrochen fortgehet. In siebenviertel Stunden (3 1/4) sind wir mit Sack und Pack in Bazarkö eingezogen - Von dem Posthaus wurden die Effecten abgepackt. Mich frappirte sehr, dass die Türken über die Ankunft so vieler Europeer gar nicht erstaunt gewesen sind, da der Ort doch ganz aus dem Wege liegt, und wohl alle 20 Jahre nur Frack und Hut in die Gegend kömt. Von der indolence und insouciance macht man sich keinen Begriff. - Mehrere dieser Herren sprachen dennoch ihr Hos geldin, ohne uns dann weiter anzusehen. Das Posthaus ist ein gräulichs Gebäude - und es fängt, so zu sagen mit einer retirade an, ober welcher wir uns auf der Stelle établirten um eine Zunge, ein Huhn und etwas Chester zu uns zu nehmen. Das Wetter war herrlich und es entstand die Frage, ob wir weiter ziehen oder daselbst schon verbleiben sollten. Ich war für's weg gehen, meine Herrn für's da bleiben, denn diese berechnen nie die Folgen, und ziehen immer die augenblickliche Bequemlichkeit vor. Es wurde pro et contra debatirt, bis ich mich in dem Willen der 2 Herrn ergeben habe - Ein Postillon der auf dem Weg ein wenig mehr getrunken hat, als er ertragen konnte, ist krank geworden, und hat häufig die ganze Zeit hindurch gebrochen. Seine blasse farbe pretirte noch mehr zu meinem Spass, den ich mir machen wollte, und ich setzte denen zweien im Kopf, er habe die Pest. - Von der Stimmung des gelehrten Vorsichtigen und dem Maler den Furchtsamen kann ich keine Beschreibung machen. Sie waren aber beide ganz hin -. So sind die modernen Gelehrten; sie wissen nichts was auserhalb ihren Büchern stehet. Die beide sind in einem Athem disappointirt, weil sie sich über einen jeden Gegenstand eine andre Idee machen - und zu was hilft dei Gelehrsamkeit, wenn man nicht im Voraus zum Theil schon errathen kann, wie man das zukünftige finden wird. - Gott lob, dass ich auch diese Erfahrung gemacht habe, in wie weit es unangenehm ist mit Gelehrten zu reisen. - Ich schrieb in meinem Tage Buch - sie aber legten sich zur ängstigen Ruhe - Früher bin ich, ganz allein, ein wenig ausgegangen, um mich dem See von Nicea ein wenig zu nähern. In einer Querstrasse waren mehrere Buben beisammen, wie die mich sahen, ergriffen sie Steine, und einer von Ihnen, ein hübscher Knabe, drohte mich, als ob er mich werfen wollte. Ich aber klopte an mein Gewehr, welches ich beinahe immer mit mir nehme, mit der folgenden pantomime "wirfst du, schiesse ich" da stutzte er - und wagte nicht zu werfen. Ein alter Emir, den ich nicht gesehen habe - der aber Zeuge dieser ganzen Scene gewesen ist - hiess mich ruhig fortziehen, und gab dem Kinde einen Verweis. -
In dem ganzen Ort ist kein Khan - auser einem Stall für Kamele, die darinnen auf und abgepackt werden; wir übernachteten im Chan des Posthauses - was ziemlich langweilig ist, da man keinen Augenblick Ruhe hat.
(1. November 1818)
Den 1-ten November wollte ich in aller Früh von Bazarkö wieder abreisen: allein mit dem aller Früh gehet's in der Türkey durchaus gar nicht, denn die Leute machen die Reisenden auf ihre türkische manier reisen, und nicht wie es jene wollen - Mit so vieler Bagage wie ich mit habe, und die in so vielen kleinen Packeln eingetheilt ist, kann man auch vor Sonnen Aufgang nicht gut weg. Vor 7 Uhr hab' ich's wenigstens noch nicht zu wege gebracht. - Gleich ausser dem Ort kömt man in einen Frithof, der nebst Pinien und Cypressen auch andre schöne Bäume enthällt NB. sind wir um 7 1/4 weg. Eine halbe Stunde weiter liegt rechts der Ort Cseltik, links sieht man den See von Nicea, dessen Ufer von dieser Seite mit schönen Gesträuchen bewachsen ist - die so eine Verschiedenheit von Farben unter sich haben und so wenig Wild aussehen, dass man die Gegend für sehr cultivirt halten würde, wenn man's nicht von so gar nahe sehen könnte. - Es giebt viele Steppen, die gute Erde haben und fruchtreiche Gegend bilden könnten - schade dass sie so liegen bleiben, indessen würde die Arbeit viel Beschwerlichkeiten verursachen, ehe man aus selben ein erträgliches Land machen könnte - Die Gegend aber von Bazarkö bis Gemlik brauchte nichts um den schönsten und fruchtbarsten Garten, den man sich nur immer einbilden kann, denen darzubiethen die es nicht mit Gewalt von sich stossen wollen. Sonderbar genug, dass es die Leute nicht haben wollen! - Die Bäume sind in der Regel alle Edel - die Obstgattungen auch - und von dem unzähligen Unkraut, welches in unserm armen Land wuchernd fortwächst und die gute Frucht untedrückt - sieht man doch auch keine Spur. Ich war erstaunt Gersten, zum zweitenmale angebaut, zeitig zu sehen. 1 3/4 Stunde weiter kann man von der Anhöche, die man ziemlich beschwerlich ersteigen muss, den Golf von Modania sehen. 2 1/4 Stunde über ein kleines unbedeutendes Wasser: welches durch einen schönen Garten durchschlängelt (Balok Hüssü). - Brunnen, von reinsten Wasser, die von Anhöchen herunter geläutet werden, fanden wir viele in unserm Weg - Sie fielen nicht sehr auf, denn die W)rme war nicht unangenehm - und wir machten keinen gorssen Gebrauch von Wasser - im Sommer aber, was muss das für eine Labung denen Reisenden sein die in denen schönen Auen, in der Kühle ausruhen können!
In 3 1/4 Stunden in Gemlik, welcher Ort an dem Ende des Golf's von Modania liegt, bevor wir hingekommen sind - zeigte man uns eine Grotte, die aber weiter nichts ist, als eine Höhle, die der aus Feldspat componirte Berg ganz an seinem Fuss formirt. Ich sah natürlich gekommenen, guten schwarzen Hopfen, der in ganz Ungarn nicht zu finden ist. Maulbeerbäume sind abgestutzt und so wie die Reben gezogen, es muss wahrscheinlicher Weise zur Seiden Cultur bestimmt sein - mit welcher sich die Griechen viel abgeben. Ganz nahe von der Strasse sah ich eine lange Säule im Weingarten liegen - Es war nicht alt, und nicht schön. - Der Gedanke kam mir aber dennoch, wie ich es da ganz verlohren sah, dass in andern Thälern und auf andern Wegen viele Ruinen sein können, die wir noch nicht wissen, denn wer wird vermuthen und glauben können, dass die alten die selben Wege gehabt haben, wie sie anjetzt sind, und die man nach denen Jahres Zeiten und nach Umständen so oft wechseln kann, als man nur immer will. - Herr von Hammer, der eine pointe in die Genauigkeit und das detail setzt, zog seinen Weg von Caramursal nach Brussa durch eine Menge Dörfer - und wir fanden - auser 2, auf dem Weg kein einziges - Es muss also der Weg nun anders gehn, denn wer könnte dem Herrn von Hammer wohl zumuthen, dass er seinen Weg ad libitum über Dörfer gezogen hat, die man gar nicht sieht und von denen Chirugis gar nicht erfragen kann? - In Gemlik ist ein Chan und ein Arsenal - das letztere liegt gegenüber von Gemlik - so dass diese beiden Plätze den Golf von Modania an dem Ende ganz ausfüllen würden, wenn sie in der Mitte nicht durch einen traurigen Bach getheilt wären, über den eine hölzerne Brücke gehaut ist, aber nicht führt, und von dessen Ufern ein und der andere Ort gegen 600 Schritte entfernt ist. - Gleich nach dem Hügel, den man ausserbalb des Arsenals ersteigen muss - sieht man Keshih-Tah, - den Mönchs Berg, den Olymp - 4 Stunden von Bazarkö. - Dieser Berg zieht sich in dei Breite - ist voll Schnee, ist allerdings schön - aber ich halte ihm nicht einmal für so hoch, als der Schneeberg in Östreich ist. So kömt mirs vor. - So lang ich aber herum reise, hab' ich kein land noch gefunden, welches ich so gerne bewohnen möchte, als die Gegend zwischen Bazarkö und Gemlik, NB. wenn es so wie England cultivirt wäre. Der Himmel von Neapel - in einer hübschen Unordnung - ohne Alleen und verstümmelten Bäumen! Fruchtreich - und dennoch voll mit Felsen, klaren Quellen! Von der Anhöhe von welcher ich gesprochen, kann man den ganzen Golf Modania samt dem Orte Modania, der an dem Abhang eines Berges liegt, ganz genau sehen. In Gemlik werden Schiffe verfertiget und man bekömt gute Caique um in dem Golf herumzufahren. Überhaupt fährt man in allen Seen der Welt mit Schiffen herum, und an denen meisten Örtern mit Segeln, nur in meinem albernen Vaterland ist man nicht so weit gekommen! Sind die Seen nicht tief genug? oder haben die Leute keinen Wind? - 4 1/2 vom Hause sind wir ganz nahe stehen geblieben, links in einem kleinen Thal ist das unbedeutende Dorf Engüre - der Olymp hingegen ragt über die andern Berge vor, die nicht gestatten, ihn von dem Fuss an zu messen. In der freundlichen Gegend verweilten wir gegen 3/4 Stunden, und frühstückten ein Huhn - uns tranken einen herrlichen Most. In 6 3/4 Stunden sind wir den eigentlichen Berg Rücken erstiegen, der Gemlik von Brussa getrennt hält - von da aus kann man den Olymp in seiner ganzen Höche sehen. Ich glaube nicht dass er 1900 Toisen haben kann, so wie es Andreossi behauptet. Bald sieht man darauf den Ort Fahas Adé rechts von der Strasse liegen und reitet eine Weile längst denen Ufen des Torrenten Eili dür. 8 1/2 Stunde, ist von der Strasse rechts das Dorf Demür dasch, und links das Dorf Kal hassan. Alle beide unbedeutend. 9 Stunden durch den Ort Tabagyik, welches mich nicht seiner Schönheit wegen, als des infamen Pflaster halber, auf welchem unsere ganz matten Pferde kaum mehr gehen konnten, in eine unangenehme Stimmung setzte. Solche Örter sollten in denen Karten gar nicht angemerkt werden, wenn sie Armeen oder Reisenden nicht als ein Hinderniss angezeigt werden müssten - denn vor allen Dingen sind sie zerstörbarer als Heu Tristen, können von einem Tag zum andern zu sein aufhören und der besten Karte eine Art dementie geben - und nebstbei können sie keinem Vogel oder selbst keinem Wolf als Obdach oder als irgend ein Comfort dienen. 9 3/4 Stunden passirt man eine Brücke von Stein, unter welcher ein Bergstrom fliesst, der, wenn er Wasser hat, was der Fall eben nicht war, ein böser Courrent sein mag. Bald darauf kömt man zu einem Chiflick - das einzige Kentzeichen, dass bald eine Hauptstadt der Paschaschaft von Brussa, das heisst Brussa selbst erscheinen muss - was zwar nich nothwendig ist, da die dicht neben einander eingepfählten Minares - schon von weiten, durch den Rauch der Brussaer Tabackgesellschaft heraus leuchten. - Wie ganz anders rührt sich alles in der Nähe von Wien, London, Paris ect. Eine frische kühle Au geengt an denen Vorstädten Brussa's, durch welche Hammer's durstige Wanderer von Isnitmik (Nicomedien), und Isnik (Nicea) - in das Heiligthum der innern Stadt, anlangen. - Diese Au ist angenehm feucht - die schönen lieben Bäume, die da in ihrer wahren Temperatur, derb gewachsen und lange lange frisch bleiben - könnten jemanden wohl verführen, sich lang in ihrer Gesellschaft aufzuhalten - Ich kenne nichts angenehmeres, aber auch nicht efficaceres für ein schlimmes Fieber. - 10 1/2 Stunden sind wir endlich das heisst um 5 3/4 in Brussa und bald darauf in dem Eski Jeni Chan angekommen - Die armen Pferde, die während der ganzen Course nichts, weder Futter noch Wasser zu sich nahmen, erinnerten uns an den Hirsch, der bald Halali macht. Überhaupt geht man mit denen Pferden barbarisch um. Ich glaube nicht - dass man sie putzt: beschlagen werden sie mit neuen Eisen - Sind alle gedrückt - Während dem Marsch bekommen sie nie Wasser, wiewohl die armen Thiere sich gewaltig darnach sehnen, und man nur mit Mühe sie über ein zu passirenden Wasser hinüber bringen kann. - Auf dem Weg von Bazarkö bis Brussa, den wir (die 3/4 Stunden abgerechnet die wir im Frühstücken zubrachten) in 9 3/4 Stunden zurücklegten, begegneten wir einmal 28 Kamele - die ganz sonderbar aussehen, wenn man sie in der Zahl und der Taille begegnet. - Etwas später sahen wir einen pensionirten Pacha, der sich amusirte mit Falken Rebhühner zu fangen - Er liess sich zu Pferd - das Wild von denen Bergen treiben und harrte im Thal mit dem zahlreichen Gefolg und denen Falken. So lang wir vorbei passirten, war der Pacha in seinem Fang nicht glücklich - Lachen musste ich aber über die Treiber, die auf denen Felsen, wie Gemsen und schwerbewaffnet mit ungeheueren Pfeifen Röhren, und magern Dorfhunden, die kaum das Leben haben, die Rebhühner finden wollten. Bei so einer Jagd werden alle Wege durch Reiter besetzt - und man glaubt nach denen Anstallten, dass sie einen Wolf oder einen Bären jagen, und ist erstaunt zu hören, dass sie auf Rebhühner ausgehen. - Überhaupt ist's mit denen Waffen so weit gekommen, dass ein Türk nicht angezogen ist, wenn er nicht ein paar Pistolen einen Dolch und einen Hanchar im Gürtel stecken hat. Der Chan, in dem wir eingekehrt sind, ist ein grosses viereckiges Gebäu, mit einer frischen Cisterne in der Mitte. Es ist kein Wirth, und kein Kellner im Haus. Zwar gibt es viele Löcher (Zimmer), aber kein Mensch kann sie aufmachen. Unsere Bagage liegt im Hof. Wir warten geduldig - 8 Uhr wird von denen Moesin's mit hocher Stimme angedeutet. Das Thor klirrt und der Khan, so wie alle Vierteln der Stadt, die Thore haben, werden veschlossen. Kein Mensch vom Khan kann mehr ankommen, wenn auch einer wollte und kein Mensch kann mehr heraus. Diese schöne Anstalt wird auch in Cairo gehandhabt - Wir haben sehr wenig gegessen, und haben Hunger. So ist unsere Laage. Da wir aber in allen Glück hatten, verzweifelten wir auch heute nicht - und das Vertrauen in unserm Genius bertog uns nicht, denn wir fanden im Khan einen mit uns eingeschlossenen Armenischen Kaufmann aus Aleppo, der uns ein Magasin aufmachen liess wo wir übernachteten - und dessen Koch uns ein Pilaf auf seines Herrn Befehl bereitete - welches uns ganz excellent schmeckte. Es war keine Zeit und keine Möglichkeit mehr mein Empfehlungs Schreiben an denen Herrn Arles und dem Herrn Doctor Julius Cesar Kelly zu übergeben.
(2. November 1818)
2-ten Heute in der Früh wollte ich auf den Olymp, um den schönen Tag nicht zu versäumen, der einem wunderschönen reinen September Tag vor unsern Läandern verglichen werden kann. Ich bin in aller Früh aufgestanden - hab aber den Doctor doch nicht mehr zu Hause getroffen. Er war bereits in dem Palast des Ahmed Pacha - von 3 Ross Schweifen - ich eilte dahin, man wollte mich nicht herein lassen - ich gieng aber dennoch im Hof - gab mein Empfehlungs Schreiben des Vezirs in das Zimmer - und wurde dann mit Kafe und Pfeifen genöthiget, die ich im Anfang mit vieler Jactance ausgeschlagen, aber endlich dennoch angenommen habe. - Überhaupt spiele ich aus Spass den stolzen Trotzigen, da alle die Franken das Gegentheil thun: die Türken wundern sich darüber - ich glaube aber, dass es nich schlecht ist - Wir werden in der Zukunft sehen. - Der (...) wenigstens hat mich um Vergebung gebethen, dass er mich nicht gleich nach meinem Stand empfangen hat - der Doctor wollte mich in sein Haus nehmen, nachdem er aber vor meiner zahlreichen Gesellschaft hörte - proponirte er mir ein leeres Haus, welches ohne Meubles zu dem gewöhnlichen Aufenthalt der Fanken bestimmt ist - Was konnte mir lieber sein, als ein leeres Haus? Ist denn erwas ärgeres als eine türksche Foule? Eine Menge von stolzen Bettlern. - Kaum hatte ich mich in dem neuen kalten unmoeublirten Haus gefunden, als ein Grieche aus der Dienerschaft des Pachas um mich geschickt wurde, der mir ein Zeichen gab, ihm folgen zu wollen. Ich war gleich bereitet und überliess mich ganz der Führung des Gesagten, mit dem ich gar kein Wort sprechen konnte. Gabriel war nicht zu Hause - und so musste ich mich der Leitung schon auf geradewohl vertraun, umsomehr als ich Grund hatte zu glauben, dass mich der Pacha empfangen will, und dass mich der Doctor erwarten wied um meinen Dragoman vorzustellen. - Ich wurde zum Pacha geführt - der Doctor war nicht dort, und ich unterhielt mich eine Stunde in dem Hof des Pacha's - keiner von denen Türken würdigte mich eines Blickes -. Ich hätte einen dieser insolenten Kerle umbringen können - und machte die gräulichsten Augen - da ich nicht einmal mit der Zunge meine Verachtung ihnen zu erkennen geben konnte. - Endlich erschien der Arzt - und ich wurde mit vieler Ceremonie dem alten, kränklichen Pacha vorgestellt - der mich mit allen Türkschen Artigkeiten überhäufte. Nachdem diess geschehen war - empfahl ich mich bei dem Gran Personnagio - und wurde von allen seinen Leuten gleich bei der Thür angepackt - und ich musste mich um 34 Rubies loskaufen - dann aber gieng ich zu Hause. - Welcher Contrast! -
(3. November 1818)
3. November. Heute war ich auf den Olymp - hab den grössten Theil zu Fuss gemacht und bin ganz auf dem Hund. Morgen ein mehreres. -
(4. November 1818)
4-ten Andreossi giebt die Höhe des Olymps auf 1900 Toisen. Ein andrer Engländer, der vor einigen Jahren hier gewesen ist - auf 1800. Herr von Hammer, der so eine ausführliche Beschreibung dieses Berges macht, dass man beinahe nichts mehr hinfügen hat, sagt von seiner Höche gar nichts - Ich gestehe, dass ich nicht recht glauben kann, dass er beinahe zweimal so hoch sein soll, als der Schnee Berg - wiewohl meine Beine und meine Lunge die sonst etwas aushalten können - davor stimmen dass er äuserst hoch ist. - Wir sind um 6 Uhr 30 Minuten vom Hause weg - und sind, gleich nachdem wir über eine Vorstadt Brussa's hinüber geglitscht sind, Bergauf geritten -. Ich habe mit Pferden eine grosse Erfahrung, und weiss àpeuprès was ein Pferd zu leisten im Stande ist - bin aber in meinem Leben nicht über solche Wege geritten, die zu dem Olymp führen, und bei uns würde man jemanden auslachen dem es einfiel, oder der das project machen könnte, solche Anhöchen, über die man schlechterdings passiren muss, mit Pferden ersteigen zu wollen. Der Weg ist durch gehends für einem Esel dificile und ich wunderte mich ungemein über unsere Pferde - deren nicht eins seinen sichern Dienst einen Augenblick nur refusirte. - Nachdem wir 2 Stunden immer steil Berg auf, zwischen schönen Kastanien Bäumen fortgeritten sind, kamen wir auf eine Platforme, die Herr von Hammer weitläufig beschreibt - an der aber weiter gar nichts anders ist, als dass sich im Sommer viele Turkomanen in Flecht Häusern und ganze türksche Famillen in Zelten da laagern - die einem um ihre Schafe und Geise zu hüthen, die andern um die frische Gebürg's Luft einzuthamen. Schön ist dieser Aufenthalt übrigens gar nicht, da man keine Aussicht hat, indem es ein Art Kessel ist, und weil auch die Bäume die es umgeben von keiner sonderlichen Grösse sind. - Etwas mehr als eine Stunde weiter, kamen wir auf einen steilen Abhang - der mit Schnee und Eis dermassen bedeckt war, dass wir durchaus absitzen, unsere Pferde führen, und 8 la lettre auf allen vieren heraufklettern mussten. - Einige Stellen waren mit Pferden zu passiren ein Meisterstück in seinem Genre - ! - Eine Stunde später kamen wir auf eine grosse zum Theil mit Schnee bedeckte Ebene, die ziemlich weit ausgedehnt den eigentlichen Olymp (Keschisch dagh) wie eine Haube im Hinter Grund hat. - Da sind wir stehen geblieben, da Ender einen schicklichen Platz fand - eine Zeichnung zu machen. - Ich hatte schon lang im Sinn, diesen Berg zu ersteigen - und hatte die Unvorsichtigkeit - nicht bis dahin, wo es möglich ist, geritten zu sein, sondern gleich von dem Anfang der Ebne meine Course zu Fuss angefangen zu haben, denn ich war durch die unaufhörlichen Anhöchen, die sich nach und nach erst zeigten - und über welche ich mit meiner Gemse wohl reiten hätte können, und die ich nun ungeduldig zu Fuss ersteigen musste, so müde geworden, dass ich mit aller Anstrengung nur - den letzten Gipfel zu ersteigen im Stande gewesen bin -. Der Führer, den ich und Landschulz hatten, war ein fauler Kerl - und keiner von uns beiden konnte mit ihm sprechen - dieser fand gar nicht nothwendig diesen Spaziergang mit uns zu machen, sondern setzte sich ruhig nieder und überliess uns der Berg zur disposition. - Der einmal auf einem Berg dieser Art gewesen ist, kann denken, in welche infame Positionen wir uns mehrmal gesetzt haben, ohne den Weg zu kennen -. Überdiess war ich ungeduldig und gieng und stieg aus Leibes Kräften - Auch fand ich mich bald athemlos ganz allein in einer kalten rauhen Gegend! - Rastete nicht eine Minute aus um mich nich zu erkälten, da ich mir sehr warm gemacht, und ganz Sommermässig gekleidet war. - Bevor ich ganz auf die äuserste Spitze gekommen bin, fand ich wieder eine Art Ebne, auf welcher es recht gut und heiss war - Ganz oben hingegen wurde ich von Wind durchgeblasen. Mein Thermometer war auf 7 Grad ober dem Gefrier-Punct - an einem Tag der unten in der Ebne Brussa's mit einem warmen September Tag zu vergleichen ist, wenn der Thermometer 17 Grad ober dem Gefrier Punct ist. - Die Aussicht von ganz Oben, wo ich noch einige Ruinen eines Klosters gefunden habe, welches vor einigen Jahren verlassen wurde - ist so, wie von allen hochen Bergen - das Meer und das Land fliesst mit der Luft und denen Wolken in eins zusammen. - Dem ohngeachtet habe ich Constantinopel, den Golf von Nicomedien und Modania, den See von Nicea und Apolonius - die Insel Marmara und Prinzen Inseln, das Meer von Marmara, den Berg Ida und den Gargarus - ganz deutlich sehen können. - Lang wollte und konnte ich mich nicht aufhalten - da es oben kalt und mir sehr warm gewesen ist - Ich brauchte 2 Stunden und 40 Minuten um von dem Ort, zu welchem wir etwas mehr als 4 Stunden brauchten, bis an die höchste Spitze herauf zu gehen - Im hinunter gehen, nachdem ich meine durch einen Schuhmacher in Nicomedien verbesserten Stiefeln ganz durchgegangen habe - begegnete ich nicht weit von der höchsten Höche dem Landschulz - der auch erschöpft war und dem bei der Operation der Hosenträger, und die Binde der Unter Hose zerissen sind - Im Hinuntergehen spielten die Hände eine Haupt Rolle, - und ohne denen wäre es schwer ja selbst unmöglich gewesen, einige steile Wände herunter zu steigen, - die mir wie Mauern vorgekommen sind. Wir hörten Gemse pfeifen, man sagt, dass gegen Osten dieser Anhöche deren viele geben soll. Ich glaub's, denn die türkschen Gemsen Jäger mit ihren inefficacen Büchsen, und einer langen Pfeife mit dem Bernsteinernen Mundstück ohne der einmal gar nichts vorgenommen wird - werden diese Thiere nicht leicht ausschiessen. - Wir sahen ganz frische Fährte von Gemsen und Wölfen. Viele Adler und kleine schwarze Vögel, die dicht bei mir in der Luft sich balancierten. - Bis zu Ender's Hauptquartier, der ganz erstarrt bei einem grossen Feuer auf uns wartete, brauchten wir laufend 2 gute Stunden. - Bis hinab etwas mehr als 2 Stunden. - Man rechnete im allgemeinen 8 gute Stunden für nothwendig um den Olymp zu ersteigen. - Die es bequem machen wollen, und in der warmen saison ihn besuchen, bringen die Nacht bei denen Turkomanen zu, die sich auf der zweiten Platte campiren - Schlafen bei einem grossen Feuer - trinken resches Gebürgs Wasser und essen frische Forellen. Übrigens hat der Olymp vielleicht etwas vor vielen andern hochen Bergen - dass er nämlich sich nicht nach und nach erhöht, sondern auf einer fruchtbaren Blumenreichen Ebne stehet - und so zu sagen eine einzelne hoche Piramide bildet. - Mich hat diese Course so angegriffen, dass ich nicht essen, und nicht schlafen konnte. - Ich bin durch mehrere Stunden taub gewesen, - bis meine Ohren, nach einem Schnalzer, den ich deutlich vernommen habe, ihre Functionen nach und nach wieder angefangen haben. - Vorgestern brachte der Julius Cesar Kelly den Abend bei mir zu, und machte mir und den meinigen eine beispiellose Langeweile, da der Patron immer von seiner Expérience mit der Pest - uns unterhielt - über welchen Gegenstand er auch mehreres geschrieben hat, - was aber Gottlob nicht gedruck ist - Gestern wollte ich zu ihm gehen, war aber ausser Stand und liess mich entschuldigen. -
Heute war ich in dem neuen türkschen Bade - und wollte einmal versuchen, so ganz 8 la Turque abgeschwemmt zu werden, nahm daher den Gabriel, meinen dragoman nicht mit, sondern aventurirte mich ganz allein in dem Vorsaal dieses Badhauses. - Nachdem die türkschen Badewascheln merkten, dass ich baden wollte, zogen sie mich en presence von vielen Muselmännern ganz aus - und banden ein Tuch - der Sittlichkeit wegen um eine gewisse Partie - gaben mir zwei gespitzte hölzerne Schuhe, auf denen ich wie ein Betrunkner balancirte - und führten mich 8 deux unter dem Arm - in einen andern Vorsaal - in dem ich gegen 20 nackte Messieurs gefunden hab, die den Franken an seinen Haaren gleich erkannten. - In dem Saal war's mir wohl und behaglich. - Die Bade Garcons sind auch für den äusern Dienst nackt und haben lange Bärte, und sind wegen dem ewigen Schwitzen mager wie Heringe. - Solche 2 Meisseurs, die sich ausschlüsslich mit meiner Person beschäftigten, brachten mich bald darauf in einen andern 8 Eckigen Saal, in dessen Mitte ein grosser runder 5 Schuhe tiefer mit sehr warmem Wasser und vielen Türken angefüllter bassin ist - Die 8 Seiten dienen als eben so viele Cabinets da es Nichen vorstellen - In jeder derselben ist ein kleiner bassin mit Ruhebett - Ich nahm mir vor, mit mir alles machen zu lassen, was sie nur immer wollen - und überliess mich ganz der freyen disposition der 2 gelben Kerl. - Kaum merkten sie das, dass sie anfingen mich zu bearbeiten - zu knöten - zu tretten - der eine verrenkte alle meine Glieder, der andre seifte meine Augen, Nase und Ohren ein, der andre rasirte alle meine Haare, auser einige, um die ich mich annahm - Ein kleiner Bube zwickte mich recht angenehm - und berührte alles mit seinen kleine Fingern - So ging das immer fort - bis mir der Athem ausging - dann überschütteten sie mich mit einem 44 Grad heissen Wasser - so dass ich beinahe die Besinnung verlohr - Setzten mich endlich - in ein beinahe siedendes Wasser - bis mir die Sinne schwach wurden und ich beinahe anfing zu schreyen - In 20 Minuten war die Operation zu Ende. Eine der schmerzhaftesten die es geben kann. - Ich ging heraus - Es war alles wie Eis - im Vergleich. - Und in ein Bett legte man mich endlich - wo ich nach und nach wieder zu mir gekommen bin. Im Bade ging mein Puls auf 100 in einer Minute. - Nun sitze ich hier bei einem Licht - bin so matt von der heutigen Kur, dass ich - im Schlaf suchen werde, auf einige Stunden mich zu meinen guten Eltern zu begeben.
(5. November 1818)
5-ten Noch fühle ich die gestrige türksche Kur, und ich bin überzeugt, dass ich einige Tage brauchen werde um meine vorigen Kräfte wieder zu erlangen. - Die Bade Gäste, die mit Vortheil die Bäder in Brussa brauchen wollen, - halten einige Tage früher ein gewisses Regime - und bleiben in temperirten Bade-Wannen, deren man in mehreren Privat Häusen für eine Saison wohl finden kann, im Anfang nur eine viertel Stunde - mit der Gewohnheit aber bis eine ganze Stunde. - In dem Neuen Bad, Jeni Kaplitsa, ist die Wärme des ersten Saales - in welchem man bei dem Hinausgehen etwas verweilt, um von einem zu schnellen Wechsel der Temperatur keinen Schaden befürchten zu müssen - gegen 20 Grad - in dem eigentlichen Saal aber, in dessen Mitte ein grosser bassin ist, gehet die Hitz bis 26, die des Wassers auf 30 Grad. - In denen Neben Kabineten, deren es zwei giebt, erreicht die Wärme des Wassers - 35 Grad. - Bei der Quelle - ging mein Thermometer bis auf 68 Grad. - Sonst hab' ich gar kein Bad gesehen, denn sie sind alle in demselben Genre. Von Elegance und Geschmack hab' ich übrigens gar nichts bemerkt und man muss durchaus so ein deteminirter Morgenländer sein, als Herr von Hammer ist, um einige Bögen - darüber schreiben zu können. - So sehr ich die Bade Anstallten umbequem und ecklich finde, da man in einem immerwährenden Contact mit so vielen widrigen Leuten kömmt, so sehr lobe ich die Laage der Bäder, - und unstreitig kann die Gegend von Brussa für eine der anmuthigsten gehalten werden, die man von Bade Örtern hat. Das Wasser enthält Schwefel und Eisen und wird für sehr heilsam gehalten. Das ist wahrscheinlich - Monsieur Kelly, der 2 kleine brochure geschrieben hat, eine von der Pest, die andre von denen Seiden procreation in Brussa, kann keine richtigen und genauen Aufschlüsse über die Bestandtheile, und in welcher Proportion sie in dem Wasser - existiren - uns geben, da er nach 28 Jähhrigen Aufenthalt in Brussa nicht einmal die Wärme des Wassers bei der Quelle wusste, die er mit aller Sicherheit auf 44 Grad angegeben, und uns in keine kleine Verwunderung setzte, wie unser Thermometer 68 Grad anzeigte. Dieser Natur Forscher und Leib Arzt des Pacha glaubte bis zu seinen 52 Jahr, dass man kein Feuer machen kann, wenn der Thermometer auf dem Gefrier Puncht stehet! Wir haben ihm darüber einen Aufschluss geben müssen. - Dieser gute doctor, an dem ich empfohlen gewesen bin - brachte mehrere Stunden mit uns zu, und war so eifrig, uns nützlich und gefällig zu sein, als es ein Frank nur immer sein kann, der einmal die Dragomans Uniform anhat - 28 Jahre in der Türkey gelebt hat - und das langsame türksche Genre annahm. - Dieser gute Mann kurirt übrigens alles - und ist sogar der Arzt der Frauen, die er sogar in dem Harem besuchen darf. Angenehm war's uns - einige kleine Geschichten von Harem uns von ihm erzählen zu lassen - et quand nous parlions du costume des femmes turques, die er turquesque nennt, il prétendoit qu'elles avoient des culottes exterieusement et interieusement. Er: Une fois, j'ai vu un jeune homme se noyer, et quand on l'a rétiré de l'eau, il avoit été tout bleu - e, examinons ce qu'il il y a à faire - et j'ai lui fait appliquer 300 coup de bâtons sur la semelle - et il commenca à vomir - Ich: eh bien il est mort de la bastonade? Er: Non pas, je l'ai sauvé! In diesem Genre erzählte er uns den ganzen Abend. So sind die Ärzte in der Türkey, und wenn ich so einen Kerl sehe, so fällt mir immer die Geschichte des gewissen Mylord ein, der einen Bedienten aus Italien mit sich nach Constantinopel brachte - der gleich nach seiner Ankunft in dieser Residenz seinen Dienst aufkündigte, um hinführe ein doctor Medicine zu werden! -
Brussa kann mir einstens türksche Seiden Waaren, nach Pick gerechnet, die etwas weniger als eine Elle, und deren 10 ein Stück ausmachen - liefern, und grosse blöcke von Meerschaum, der in Eski Sher, 10 Stunden von Brussa, mit Erlaubniss des Pacha gegraben wird, welchen der Herr Julius Cesar mir verschaffen kann.
Ich fixirte meine Abreise auf den 6-ten in der Früh - Ich war nicht entschieden ob ich Postpferde nehmen, oder mit einem Menschen von Brussa accordiren soll - mich mit seinen Privat Pferden bis nach Smyrna zu senden. Es giebt so viele Gründe, das eine oder das andere zu erwählen, dass ich mich lang nicht entscheiden konnte, endlich zog ich vor mit Privat Pferden zu reisen, und bin dadurch gezwungen morgen noch hier zu bleiben, damit die Pferde beschlagen und zusammengerichtet werden.
(6. November 1818)
6-ten. Heute sah ich mehrere Mosquéen - die grösste ist die Ulu gyami, und die einzige, die ich anmerken will - weil sie wirklich, auch für die Abend Länder schön ist. - So wie in England die Machinen leicht und ohne Anstand zu sehen sind, die auf dem Land existiren, und in London versteckt werden, so ist in der Türkey - alles aus Constantinopel heraus mit leichter Mühe anzusehen und die Franken können in alle Mosquéen von Brussa ungehindert gehen. - Diese letzte Mosquée ist länglich viereckig - mit Teppichen bedeckt, und mit einer sehr eleganten offenen Kuppel - mit einem bassin in der Mitte - welche da existirt, weil der Platz einstens einer Frau gehörte, die ihn nicht verkaufen wollte, wie man die Mosquée zu bauen anfing, und der ihr mit Gewalt später genommen wurde - Die Gelehrten behaupteten, dass ein mit Gewalt erzwungener Platz für kein Gotteshaus auswendbar sei, und - liessen die Kuppel offen und bestimmten den Ort für einen Wasserbehälter - welcher nun denen Türken datzu dient, dass sie vor dem Gebeth ihre Hände und Füsse abwaschen mögen. -
Unter andern sah ich das Grab des Sultan Orchan - das seiner Frau, das Nil Ufer aber nicht -. Herr von Hammer schreibt in seinem Werk über Brussa so ausfrühlich, und auch eben so genau, als es dieser Asiatische Gegenstand verdient, dass ich nichts mehr - über Brussa hier sagen will. - Die Seiden Würmer spielen eine grosse Rolle in dieser Stadt - und nach dem Calcul des Herrn Kelly - gewinnen die Einwohner der Stadt insgesammt gegen 4,000,000 Piaster des Jahres - das Geschäft der Aufsicht erfordert 60 Tage - den 7-ten April fängt man an - et les femmes prennent des coquons d'aprés leurs possibilités dans leurs seins qu'elles conservent jour et nuit pendant 9 jours. -
In dem Haus, in welchem wir wohnen, sind keine Flöhe und keine Wanzen, sonst aber auch gar keine moeubles, in denen sie sich aufhalten könnten. Da hat wieder M. Bailly recht, dass man in klein Asien und Griechenland nichts findet, als das, was man mit sich gebracht hat. -
(7. November 1818)
7-ten. Heute bin ich um 11 Uhr türkisch - 5 Uhr aufgestanden, um bei Sonnen-aufgang mich in Bewegung zu setzen; indessen waren unsere Pferde nicht da und wir konnten uns erst um 8 Uhr in Bewegung setzen. Die 13 Pferde, die ich brauche, gehören nicht dem nämlichen Menschen - und er brauchte so viel Zeit, bis er sie alle zusammen finden konnte. - Mein Pferd, ein kleiner licht Fuchs mit kurzen Füssen - wurde gestern um 480 piaster erkauft, und ist vielleicht der beste im Transport. Um 9,40 - sind wir über die steinerne Brücke des Nilufers "der seine Ufer nicht verlassen will". Um 11-45 sah ich links das Dorf Hassana, und um 1-20 eilten wir durch ein anders unbedeutendes Dorf, welches die Leute auch Hassana getauft haben, welches aber wahrscheinlich anders heisst: - bald darauf kamen wir auf eine kleine Anhöche, von welcher man Acsélar und den See Appollonius sehen kann, und hinter welchem das Dorf liegt, welches wir um 2 Uhr erreichten - und welches eine kleine halbe Stunde von dem benanten See entlegen sein kann. - Die Gegend, die wir 6 Stunden in langsamen Schritt durchzogen - und nebstbei mehrmal wegen unser Bagage angehalten wurden - ist schön, aber nich fruchtbar - Das Wetter war herrlich: mein Thermometer ging bis auf 17 Grad. - Der See ist Fischreich - und Enten Reich, hat keine hübschen Ufer. - Den Olymp sieht man gut - Von hier nimmt er sich noch ungeschickter aus, wie von allen übrigen Seiten. - Wir wohnen in einem Stall - und 2 Türken, wovon der eine ein patriarki, der andre ein pensionirter Kurir des Grossherrn - striegeln ihre Pferde, mit Striegeln, die so wie unsere Riebeisen gemacht sind. Wenn ein Kurir des Grossherrn auf der Strasse ist, schreit sein Chirugy - lang aushalten, bis er Athem hat. - Die Türken führen ihre Pferde sehr lang herum, wenn sie auch nur im Schritt angekommen sind - und lassen sie gewöhnlich 3 Stunden gesattelt. - Morgen will ich bis Mohatits.
(8. November 1818)
Den 8-ten sind wir um 7ben Uhr in der Früh, in einem feuchten unangenehmen Nebel von Acselar weg: der Weg gehet an dem nördlichen Ufer des Sees von Appollonia - auf türkisch Abilout - diesen letzten Ort haben wir wegen den grossen Nebel nicht sehen können. 12-20 kamen wir zu Essis Chan, welcher auf türkisch der verlassene Chan heisst. - Dieses Gebäu liegt ganz nahe am See - und ist der solideste Chan den ich bis jetzt gesehen habe. Nun stehet er ganz verlassen - und unter Selim's Regierung war er ein Wohnort der Räuber, die jetzt ausgerottet zu sein scheinen. 1-12 ritten wir durch Ulibad und das Thor eines alten Forts - welches seine Entstehung wahrscheinlich denen Türken zu verdanken hat, keine besondere Attention verdient. Der Rhyndacus fliesst neben diesem unbedeutenden Ort. Dieser Fluss - der etwa die grösse der Leita haben mag, ist der grösste der sich in dem Mare die Marmora ergiesst, er wird vielmal mit dem Granicus verwechselt, über welchen Alexander den Übergang forcirte. - Bevor er sich ergiesst, nehmt er den Nilufer auf. - Die Reisenden, die von Constantinopel nach Smyrna wollen - schiffen sich in Constantinopel in die sogenanannten Prinzen Inseln Schiffe ein, 8 quarte paires de rames, und fahren längst der Küste an dem Vorgebirg Bosburun vorbei - und schiffen in Modania aus, oder fahren auf dem Rhyndacus - den unser Türk Abilout Göl nennt, bis zur Scala von Mihalits - welcher Ort auf manchen Karten unter den Namen Mikalitza angemerkt ist, von keinem Menschen aber verstanden wird; daselbst nehmt man seine Postpferde. - Über den Ryndacus führt eine hölzerne Brücke ohne Geländer, und ist noch schlechter als alle jene die ich bis jetzt in meinem Vaterland gesehen habe. Die Überreste einer alten schlecht gebauten steinernen Brücke sind noch zu sehen. - Auf dieser Course begegneten wir einen Bevollmächtigten eines grossen Herrn in Brussa, der vor einigen Jahren mit einem unserer Begleiter Kurir bei dem Grossherrn gewesen ist - die unter dem Namen Tartar bekannt sind - Jetzt haben diese beiden Bekannten, die eine ziemliche Freude hatten sich wieder zu sehen - ruhigere Anstellungen - der eine begleitet Reisende von einem Ort zum andern, der andere convoirt Sclavinnen! - Wir sahen 3 von diesen unglücklichen aber höchst ecklichen Creaturen - en califourchon wahrscheinlich ohne Pantalons zu haben - vor dem Türken herreiten, der sie von Cairo brachte. Diese armen Geschöpfe brauchen die Türken, wie bekannt, für die niedrigsten Arbeiten (3 Zeilen gestrichen) ... dan ganz allein bekömt - welcher Umstand diese Leute gar nicht in Verlegenheit setzt. - Um 3 Uhr sind wir in Mohalits angekommen. Dieser Ort ist grösser als man sich's denken sollte. Man brachte uns in einen Chan, der voll von Menschen und Pferden eine miserable Herberge ist. - Die Pferde stehen so eng, dass man unter sie gar nicht herein kann. In dieser Stallung werden sie gefüttert und übernachten. An denen Sätteln richtet kein Mensch etwas. Uns selbt führte man in ein ziemlich gutes Zimmer, welches NB mehrere zerbrochene Fenster hat. Auch ist diese Pièce meublirt, ganz nach dem Genre der Türken, welches wegen der Pest eine gefährliche unangenehme Sache ist - Ich für meine Person setze mich überall hin - und warf mich ermüdet ohne weiter's auf einen dieser ununterbrochenen divane. - Eine Reise in der Türkey ist, wie eine finstere Nacht, die man im schlechten Weg und Regen mit einem besoffenen Postillon durchfahren muss. - Man drückt sich in eine Ecke vom Wagen - und schläft ruhig ein - lässt die Allmacht sorgen und obwalten, so ist's in der Türkey! - Von einer kleinen Anhöche hinter Mohalits nehmt sich der Olymp endlich wie ein hoher Berg aus - und er scheint aus dem See Apollonia sich mächtig gegen die Wolken erheben zu wollen. - Die Gegend von Mohaltis ist reich an allen möglichen Vögel Gattungen, und nie sah ich mehr Lerchen. In diesem Augenblick warten wir auf den Pilaf, den uns der Herr Krebs zubereitet und werden von Flöhen ganz zerfressen; - das wird wieder eine angenehme Nacht werden!
Während wir bei unserm frugalen Abendessen gesessen sind - fiel ein Ratze von einem Brett, welches ober einigen Waffen als ein Meuble des Zimmers festgemacht war - Beinahe fiel er auf Landschulz - Seinen Compagnon sah ich ganz ruhig auf dem Brett herumspazieren. - So muss auch noch diess' datzu kommen, um uns jede erdenkliche Ruhe zu nehmen. - Gegenüber ist ein andrer Chan - in welchem eine Gesellschaft reisender Türken singt - das wird wahrsceinlich nicht lang währen, da die Osmanen gewöhnlich mit denen Hühnern zu Bette gehen - Würde aber diese Musick nicht aufhören oder wenigstens ein wenig nachlassen, so gebe ich einen défie wer schlafen will - den ein türkisch Lied ist beiläufig der unharmonischste Ton, der ein Mensch von sich geben kann - Einer unserer Begleiter, ein untersetzter kräftiger Kerl mit einem gelben Tuch auf dem Kopf, den wir wegen seiner puissance den Patriarchen nennen, ergötzt uns alle Tage mit einem dieser Lieder, und steigt mit seiner Stimme zu letzt so hoch, dass man glauben sollte, wenn man die dicke Stirne und den langen Bart dieses Patrons nicht sähe, es sänge ein 12 Jähriger Knabe. -
(9. November 1818)
9-ten. Die Nacht verging langsam, das weiss der liebe Gott - Ich konnte die Morgenröthe kaum erwarten - denn die Flöhe bewiesen sich hungrig und fleisseg - so wie wir sie muthmassten. Krebs restaurirte uns einigermassen mit einem grossen Becher Mailänder Chocolade in guter Milch gekocht NB für den Mann ein Becher -. Es war noch grau als wir dieses Zeug in unserm Magen hatten - Die Packtaschen wurden geschlossen die Betten zusammen gerollt, und alles war zum Aufbruch bereitet, nur die Pferde nicht die ganz ruhig ihre Gersten und ihr gehacktes Stroh zu sich nahmen. Ich fing einen teufels Lärm an, und ärgerte mich wirklich - Liess dem Patriarch mancherley Hartes verdollmetschen - und machte - in Gegenwart aller Türken, die bereits aus ihren Löchern herausgekrochen waren, einen train du diable, über welchen Vorfall die Türken erstaunt zu sein schienen, da ein Giaur sich so etwas nicht herausnehmen pflegt - Indessen missfiel ihnen das gar nicht, wie ich denke, und einer von ihnen fragte seinen Nachbar neben welchen er Kafe trank und Taback rauchte ob ich ein Nemtze sei - worauf der andre ihm mit Magyar antwortete. - In Brussa sagte der Pacha dem Doctor Kelly, dass ich ihm so gut gefiel weil ich so viel Soldaten Feuer hätte. - Unter andern zu übersetzenden Reprimanden erhielt Gabriel auch folgende Drohung zu verdolmetschen, "dass ich bei der nächsten Post Postpferde nehmen will - wenn ich nicht damals aufbrechen kann, wenn ich es wünsche, da ich nie gewöhnen werde einen andern Herrn, als mich selbst auf einer Reise zu haben". - Nach einem langweiligen Aufpacken unserer Packtaschen gelang es uns endlich doch um 7-30 - von Mohalits aufzubrechen. Ich ritt wieder Zimmermann's Braun mit dem Tartaren Sattel, der für 2 Personen berechnet ist. Wie wohl diess Sitzinstrument bequem ist, so finde ich's doch gar zu lächerlich, da man von einem Pferd 8 la Lettre nichts als den Schweif und die Ohren sehen kann, wenn es mit einem deroley Sattel aufgesattelt ist. Ob nicht Malekadel einen solchen Sattel hatte, als er Mathilde zu sich auf das Pferd nahm? -
Das Wetter war unangenehm und kalt. 7 Grad. Der Nebel ungesund und dicht. Vor und hinter Mohalits ist das land tief und im schlechten Wetter muss die passage erschrecklich schlecht sein -. Die Gegend ist eben, - der Boden gut, und zum Theil auch angebaut und bearbeitet. 8 Uhr über eine schlechte hölzerne Brücke über den Achköprü - der eine Waldstrom ist. Links auf der Ebne sahen wir 2 sehr hoche souterazy - durch welche die osmanischen hydrauliquen dem Wasser eine Kraft zu steigen zu geben denken, die sie durch die Länge des Abflusses verlhren haben würde. - 11-15 in Cseltikcsi angekommen. Ein unbedeutendes Dorf. Ein steinerner Chan ist da. Wir frühstückten. Unsere Begleiter auch aber auf eigene Faust, und eigne Art. - Die Hauptrolle bei ihrem Frühstück spielte eine Sauere Milch, von welcher der Rahm bereits herunter geschöpft war. Ein herrlicher Brunnen, deren es so viele an denen Strassen sind, labte uns mit seinem guten Wasser. 12-30 ritten wir neben dem Adakö deresi - der in einem Thal gegen das Meer eilt - Bald darauf kamen wir in das Dorf gleichen namens - etwas vor 2 Uhr passirten wir den Susugerlik deresi, der ein ziemlich bedeutender Waldstrom ist, den man durchreiten muss, bevor man nach Susugerlik komt, welcher Ort beinahe an seinen Ufern liegt, und welcher für unsere Nachtstation bestimmt war. Im Winter muss dieser Torrent der so zu sagen für seinen Lauf ein Thal bildet - schwer oder gar nicht zu passiren sein - Und die Beschreibung des Reisenden, der von Mohalits nach Smyrna im Winter reiset, muss von der sehr verschieden sein, der diese Gegend in einer guten Saison durchläuft! Man hat uns in ein Vorhaus oder Vorstall eines harems gebracht; wem die Annstallt gehört weiss ich nicht - nur ist's gewiss, dass kein Frank in dem Hof wo die Damen athmen herein darf - die Türken aber doch. - Unser Zimmer hat keine Fenster - aber einen Kamin -. Das Dach hat ein Loch, durch welches der Mond hereinsieht, als ein Vorkehrungsmittel gegen Rauch. - Ein kleines Mädchen etwa 8 jahre alt brachte aus dem harem einen Kittenapfel mir zum Geschenk, den wir allsogleich gegessen haben. - Ein Huhn bezahlten wir 30 para - ein Indian 3 Piaster. Nun sitzen wir alle 3 bei einem einzigen Licht und schreiben Tagebuch. Wir hatten keinen andern Wein als in einem Tsutora aus Mohalits der schwarz und dick geworden ist und den ich nicht trinken kann. - Ich löschte meinen Durst mit Wasser und Brandt Wein hereingemischt - Auf der hieher Reise sahen wir einen Transport Pferde zu Fuss führen. Ein Reiter voran liess uns den Weg räumen. Die Pferde waren leicht bekleidet - Alle Hengste. Hübsch und gut gehalten. Es schickt sie der Pacha von Magnesia, dem Grossherrn, Grossvezir, Captan pacha, ect. ect. Ich sehe nichts mehr und meine Augen thun mir weh. - Sonderbar war es, wie der Patriarch alle die 15 Pferde die wir haben, da ein chirugy und ein Wegweiser zugewachsen ist, in einem Kreis um sich herumgetrieben hat, um dass sie auskühlen. - Die Pferde waren beim Schweif zusammengebunden und giengen sehr ruhig - als ob sie Getreide getretten hätten. Sie müssen an das schon gewohnt sein. -
(10. November 1818)
10-ten. Mein Auszanken hat gewirkt und die beiden Chef's unser Caravane waren heute Morgen schon einige Stunden vor Ausbruchs des Tages auf. - En revanche waren wir ein wenig bequemer und wären gerne bei unserm Kamin Feuer ein wenig länger liegen geblieben, als 5-30. Indessen wollten wir die Türken nicht disappointiren, die Betten mussten aufgerollt werden, und wir hoben uns mit Mühe von dem ganz mit Flöhen angefüllten Laager. - Heute ist's uns gelungen, ein gutes Stück vor Sonnenaufgang uns in Bewegung zu setzen. Um 6-45 marchirten wir ganz ruhig. Das Wetter neigte sich gegen Regen. Gegen 9 Uhr doublirten wir das rechts ganz nahe bei der Strasse liegende unbedeutende Dorf Ömerkö. - Etwas nach 10 Uhr kamen wir zu einem Kafe Haus - welches einer Wein Schenke gleicht, - die man in Ungarn - in den Herbstmonathen auf die Landstrasse établirt, um den jungen Wein zu verschenken. Daselbst wurde auf eine kleine halbe Stunde halt gemacht, - und der Rest von einem holländischen Käse verzehrt. - Dieses kleine Cafiné ist neben einem Brunnen, recht hübsch situirt. Die Mauern eines verlassenen Chans sind zu sehen, - die gewöhnlich mit sehr starken Steinen gebaut gewesen sind. Demür kapu, das eiserne Thor heisst dieses établissement. Ein Kafé voll mit Satz, und dick wie Chocholade, machte dem dejeuner den Schluss. - Gegen 2-45 sind wir in Mendachora angekommen. Unser Weg ging stets über ein Mittelgebürg, welches öde und hässlich mich an die Appeninen errinerte. Nicht eine schöne Aussicht - kein einziger Baum! nur hie und da Gesträuche, die über glatte Felsen in Unordnung hinhengen! Der Weg zum reiten ist unangenehm - und ein gutes Pferd selbst kann sehr leicht fallen. -
Mendahora liegt in einem Thal, - welches von ausgedehnten, unfruchtbaren Hügeln und Bergen von allen Seiten eingeschlossen ist. - Dieser Ort presentirt sich wahrlich nicht sehr freundlich, - und unterscheidet sich dadurch von allen türkschen Dörfern, die ich bis jetzt gesehen habe, dass keine einzige Mosquée und Minars, so wie auch keine Bäume ihm zur Zierde dienen. - Zu erst wurden wir zu einem erdnen Haus ohne Fenstern geführt, welches anstatt des Daches mit Gesträuchern zugedeckt ist: da sollten wir übernachten! - Ich stieg ruhig vom Pferd, - ind war im Innern ein wenig unmuthig, - alle Tage in so scheusslichen Herbergen zubringen zu müssen, - indessen - unterdrückte ich meinen Unmut wegen denen 2 Gelehrten, die - über diese Art zu reisen sich doch nicht die geringste Idee machten. Auch stehen sie manchmal mit offnem Maul, und wissen sich gar nicht auszufinden! Was die sich wohl denken mögen, weiss der Teufel. - Gabriel, der bei jeder Gelegenheit non che male, non che periculo - und trovera ausrufft, war selbst über dieses appartement so unzufrieden, dass er uns weiter zu suchen - anrathete. Der Chiaja oder der Richter des Orts, ein fleissiger guter Kerl im Hemd, und ein Emir, machte sich voran und brachte uns gleich beim Eingang des Orts vis-à-vis von einem grossen Chan, im welchem aber nur für Pferde und Kamele gesorgt ist - in einen türkschen Laden - oder Kafe Haus - Ich weiss nicht, was es eigentlich ist: Es ist aber ganz offen und hat so zu sagen keine Fenster und keine Thüre, öffnet sich wie eine Marktbude. In diesem Haus werden wir also einen langweiligen Nachmittag und eine schlaflose Nacht zubringen, - indem die Zahl der Flöhe und Läuse die grösste Zahl erstiegen hat. Ich bin froh und dank Gott, wenn wir in diesem infamen Aufenthalt nicht die Pest und keine Leise kriegen. - Vor dem Ort haben wir in einem Friethoff mehrere ganz frisch begrabne gefunden! Auf welche Gedanken bringt dieser Aspect die Furchtsamen. - Krebs beschäftiget sich mit einem jungen indian. - Zum Essen bekömmt man Hühner, Gänse, Indian: Seit vorgestern haben wir keinen Wein. - Ich hätte mich bei einem türkschen bartbier einlogiren können, - dessen Haus nach Mister Brant's Empfehlung ohne Vermin sein soll, - da ich aber in dessen Zimmer nur allein Platz hätte, will ich's aufgeben, so wie Alexander das Wasser. - Ender zeichnet unter einer Scheuer - einen ganzen Teufel Türken. - Sie lachen alle und sind freundlich - den er ansieht, läuft weg. - Ein grosser Moor will sich nicht zeichnen lassen, - indessen ein andrer alter Emir einen Knaben, der nicht übel ist, in die Backen kneipt und zu mir aus vollem Halse lachend questo bon, sagt - (5 Zeilen gestrichen)!
Während ich gestern mein Tagebuch geschrieben, und manchen reflexionen, allein und abgeschieden von den Menschen, die mir werth sind - liebreich Gehör gegeben habe, - wurde eine grosse Trommel ohne Tact, aber geschwind - erbärmlich geschlagen. - Die Töne einer Pfeife, die en front sieben Löcher hat, und gewöhnlich die Trommel begleitet, - konnte ich kaum hören, - indessen überzeugte ich mich später, dass sie auch dabei war, und von einem dicken Türken ausgezeichnet datzu gespielt wurde, dessen unerschöpflicher Athem und volubilität seiner Finger - in diesem Genre ihn wirklich zum Meister stempelt. In was aber die Kunst diese Pfeife zu menagiren eigentlich bestehet, konnte ich eigentlich noch nicht erfahren, da die virtuosen keinen Tact und keine Arie beobachten, sondern mechanisch die Finger untereinander bewegen, bis eine gewisse Musick entstehet, die der verglichen werden kann, - wenn kleine Kinder Clavier spielen. Die pointe, denke ich mir immer ist, eine so starke Brust zu haben, um es tractiren zu können, wotzu nicht jedermann tauglich ist. - In einem Ort, wo alles zur Melancholie stimmet, ist die kleinste Ergötzung oder um besser zu sagen, die kindischste distraction wilkommen, um 8 la lettre die Zeit zu tödten und ich habe mir obendrein zum Gesetz gemacht, - aus jeder Blume, die mir begegnet, Honig zu ziehenm da die meisten meiner Blumen doch schon abgeblüht sind. - Ich verliess also meine luftige Zelle, - um zu sehen, weshalb in einem so kleinem Ort, wie Mendahora ist, die Trommel gerührt wird! Ich sah eine künstliche Fackel, das heisst von Eisen, welches wie ein Korb (länglicher cylinder) Holz fassen kann, welches hell brennen sollte, welches aber nur matt beleuchtet - bald zu Kohle wird - und verlöscht, wie wohl ein datzu bestimmter - es zu erhalten sich mühet. Um dieses von der Erde beiläufig 8 Schuh erhobnes Feuer, welches mitten in einem weichen Sande auf dem Platz des Orts befestiget war - sassen, ich glaube alle männlichen Einwohner des Orts - und alle Reisende. Die Honoratior'n auf Rohrtacken, mit denen Füssen übereinander. Auf einer unbeleuchteten Anhöche gegenüber war das Heer der Frauen - verlassen und stumm - keiner von denen Fachionablen des Orts näherte sich ihnen, und sie wurden ganz allein sich selbst anvertraut. Die Männer hingegen waren gesprächig und vergnügt -. Mir gefiel das Spectacle gut, weil es animirt gewesen ist - und ich erfuhr, dass es eine Hochzeit sei. Landschulz und Ender waren von meiner Zeuge dieser Féte gewesen, und sahen mehrere Männer tanzen, welchen Tanz der erste mit dem ungrischen verglich "indem sie sich wiegten" sagte er. - Mir war's leid nicht gesehen zu haben, und nicht im Stande gewesen zu sein, es wiederhohlen zu machen, um zu sehen ob der Tanz der Türken und der Ungarn nicht aus der selben Quelle entspringt, da doch die gewisse Pfeife mit denen 7 Löchern das exacteste Tárogató Sip ist, welches man nur finden kann - und dessen Laut mich immer daran errinnert. - Mich hat man auf die Rohrtacke gezwungen, und in der Stellung mir denen gebogenen Knien zeigte man mir den Bräutigam, der ein junger Kerl unter dem Gesindel gesessen ist. - Ender versuchte auf der Pfeife zu spielen, reussierte aber gar nicht - und der Inhaber des Instruments machte ihm immer ein Zeichen, nur ein wenig stärker hinein blasen zu wollen -. Die Musick, der versteckt gewesen ist, kam nun in die Mitte, und ein junger Türk, einer der männlichsten Osmanen, die ich gesehen habe - bemühte sich einen Tanz zu organisiren; zog bald den, bald den andern: ein jeder wehrte sich -. Im kleinen so wie bei uns wenn eine franzöische Quadrille getanzt werden sollte. - Endlich wollte er sogar meinen Gabriel datzu zwingen, der sich diese Auszeichnung mit difficultät verbath - Nach langen Suchen fand man einen Griechen und zwei Türken die sich bei denen Händen haltend, den Bären Tanz abtanzten - wobei der Grieche immerfort eine verschämte, und die 2 Türken eine äuserst massive Tournure behielten. - So gingen sie eine halbe Stunde herum, - die Türken schienen damit sehr unterhalten. - Ein grosser Moor, der sich viele Airs gab, rangirte zu einem andern Tanz die Anwesenden, zu dem sich keiner bitten liess - und eine grosse Chaine oder vielmehr ein Rond wurde gebildet, und mit denen sonderbarsten Bewegungen im Kreis herumgegangen. Einige warfen sich zur Erde nieder, andre drehten sich nur gegen den Hügel der Damen und riefen allemal, wenn sie sich umwendeten, - und da das schnell aufeinander und von allen auf einmal folgte, gab es dem ganzen viel Leben und Bewegung. Die Musich schnell drein, und zu Zeit zu Zeit wurde eine Pistole abgefeuert. - So sind auch diese Menschen in ihrem Zirkel glücklich, und so muss ich allenthalben Leute finden, die ich nur beneiden kann.