Bethlen, Miklós (1. Sept. 1642 - 20. Okt. 1716, Wien)

Schloß in Bethlenszentmiklós
Siebenbürgischer Kanzler und Memoirenautor aristokratischer Abstammung, Sohn des Geschichtsschreibers János Bethlen. In Karlsburg unterrichtete ihn der Comenius-Anhänger Pál Keresztúri, in Klausenburg war János Csere Apácai sein Lehrmeister, der ihn für sein ganzes Leben prägen sollte. Ab 1661 studierte er an den Universitäten Heidelberg, Utrecht und Leiden, hielt sich aber auch in England, Frankreich und Italien auf. Am französischen Hof, der damals seine Glanzzeit hatte, veränderte sich seine Lebensauffassung von grundauf. Ein französischer Diplomat schrieb in einem Buch über Bethlen, daß dieser den Wunsch hegte, das französische Gesellschaftsleben auch in Siebenbürgen einzuführen. Aus dem Ausland zurückgekehrt, weilt er am Hofe von Miklós Zrínyi und reist nach dessen Jagdunfall, vermutlich mit dem diplomatischen Auftrag, die französischen Beziehungen der Familie Zrínyi zu erhalten, nach Venedig. Fürst Mihály Apafi betraut ihn mit militärischen Aufgaben. Ab 1688 Mitglied des Fürstenrates. Nachdem Siebenbürgen seine Souveränität verloren hat, leitet er bei den Verhandlungen zur Vorbereitung des Diploma Leopoldinum die siebenbürgische Delegation. Damals hofft er noch, daß die Staatlichkeit Siebenbürgens nach Vertreibung der Türken erhalten bleibt. Wird 1691 siebenbürgischer Kanzler und erhält den Grafentitel. In seiner 1704 unter einem Pseudonym herausgegebenen Arbeit (Die den Ölzweig tragende Taube Noahs) tritt er für die Unabhängigkei Siebenbürgens ein. Nach seiner Abwendung von Wien läßt der kaiserliche General Rabutin ihn festnehmen. Zwölf Jahre verbringt er als Gefangener zunächst in Esseg, danach in Wien. Hier entsteht 1708-1710 das bekannteste Werk von ihm, seine Autobiographie, in der er neben den Ereignissen seines Lebens auch die zeitgenössische Geschichte Siebenbürgens aufschreibt. Damit hinterläßt er der Nachwelt eine unvergleichlich wertvolle Quelle. Gegen Ende seines Lebens kommt er zwar wieder frei, kann aber nicht mehr in seine Heimat zurückkehren. Literarische Bedeutung besitzen neben der Autobiographie auch sein umfangreicher Briefwechsel sowie sein von großer Einfühlsamkeit zeugendes Gebetbuch. Seine wichtigsten Werke blieben als Manuskripte erhalten und fanden als Kopien Verbreitung.

TO-PÁ-JúSz