Halleluja, Sequenz, Antiphonar, Graduale, Gregorianum, Liturgie, Brevier

Jesu Auferstehung
Gesellschaftliche Hierarchie
Sänger
Antiphonar von Garamszentbenedek 1.
Antiphonar von Garamszentbenedek 2.
Kirchenchor
Halleluja

Hebräischer Ausdruck: Preiset Gott! Wurde aus Traditionsbewußtsein in der alten Sprache beibehalten. Wechselgesang (Solist und Chor), der in der katholischen Messe vor der Verlesung des Evangeliums erklingt. In der Osterzeit kann sich das Halleluja - als Ausruck des Jubels - auch an andere Gattungen bzw. als kurzer Ausruf anschließen. Musikalisch gesehen ist es eine feierliche, melismatische (koloraturenreiche) Melodie. Nach der Charakterstik des hl. Augustin fängt dort, wo die Macht des Wortes zu Ende geht, das Herz zu singen an.

JM


Sequenz

In der römischem Meßliturgie nach dem Halleluja vorgetragener Gesang. Entstand anfangs durch Erweiterung der reich verzierten Schlußakkorde des Hallelujarefrains, dem sog. Jubilus. Ihre erste, "klassische" Periode (ab 840) ist mit dem Namen Notker Balbulus verbunden. Die Sequenz Notkerschen Typs beruhte auf dem Prinzip der fortschreitenden Wiederholung: Aneinanderreihen von Verspaaren differierender Länge und identischer Melodie, die häufig von einer einzelnen Verszeile eingeleitet und abgeschlossen werden. Die frühe Sequenz ist im allgemeinen syllabisch (auf jede Silbe wird eine Note gesungen). Bedeutende Zentren der ersten Periode waren das Kloster St. Martial in Limoges und St. Gallen in der Schweiz. Die Sequenzdichtung verband das präzise und gepflegte theologische Denken mit der hohen und oftmals gewagten lyrisch-musikalischen Sprache. Zentrale Gestalt der Sequenz neuen Typs (etwa 200 Jahre nach dem "klassischen" Zeitalter) war der Pariser Augustinerdomherr Adamus a Sancto Victore. Zu der Zeit bestand zwischen dem Halleluja und der Sequenz keinerlei Verbindung mehr. An die Stelle der Assonanz traten gereimte, betonte Verse, und auch die Melodien spiegelten einen anderen, neuen Geschmack wider. Der Einfluß dieses lyrisch-musikalischen Stils kommt bei uns in den Breviarien der ungarischen Heiligen sehr stark zur Geltung. Im ausgehenden Mittelalter bestand das Sequenz-Repertoire aus mehreren hundert Gesängen. Dabei fiel neben den allgemeinen und überall gesungenen den Sequenzen über lokale Heilige eine wichtige Rolle zu. Das Trienter Konzil verbannte im 16. Jahrhundert radikal nahezu alle Sequenzen aus der Liturgie, lediglich vier für das gesamte Kirchenjahr wurden beibehalten: das Victimae paschali laudes, Veni Sancte Spiritus, Lauda Sion sowie das Dies irae, und später ließ man auch das Stabat Mater wieder zu.

JM


Antiphonar

Die Gesangstitel des Breviers beinthaltendes Chorbuch.

JM


Graduale

1. In der katholischen Messe kurzer Zwischengesang nach dem Vorlesen der Epistel. 2. Die Gesangstitel der Messe beinhaltendes Chorbuch.

JM


Gregorianum

Zur Jahrtausendwende noch einzige hochwertige künstlerische Musik. Ihre Wurzeln gehen auf die mediterrane Musikkultur am Anfang der Zeitrechnung zurück. Ihre endgültige Form verdankt sie wahrscheinlich der schöpferischen Tätigkeit dreier Phasen: in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts, Anfang des 7. Jahrhunderts auf Initiative des Namensgebers Papst Gregor, im 8. Jahrhundert durch die gebildeten Geistlichen im Reich Karls des Großen. Der gregorianische Choral ist reich an uralten Melodien, kristallisiert Gattungen heraus, die sich Situationen bzw. Bräuchen anpassen, und strebt in all seiner Mannigfaltigkeit dennoch nach einer geradlinigen musikalischen Sprache.

JM


Liturgie (Griech., Latein)

Bedeutete ursprünglich "gemeinsames Werk" (leiton ergon), gottgefällige Handlung der Gemeinschaft der Gläubigen in Wort und Tat. Heute: alle ordnungsmäßig bestehenden gottesdienstlichen Handlungen. Bei den Katholiken umfaßt sie außerdem die Praxis des Psalmodierens, einschließlich natürlich der die liturgischen Texte tragenden Melodien, da "die die heiligen Texte begleitende Melodie ein notwendiger und zu deren Vollkommenheit gehörender Teil der feierlichen Liturgie ist".

JM


Brevier

Eine Reihe gesungener Gebete, die nach römischem Ritual den gesamten Tages- und Nachtablauf weihen. Die noch auf jüdische Vorbilder zurückgehenden, an Tageszeiten gebunden Gebetsstunden haben zur Zeit des hl. Benedikt (um 530) bereits eine feststehende Ordnung. Sie nennen sich: Matutinum, Laudes, Prima, Tertia, Sexta, Nona, Vespera und Completorium. Am wichtigsten sind die frühmorgendliche Laudes- und die abendliche Vespera-Stunde. Das Rückgrat des Breviers bilden die Psalme, ergänzt von den als Rahmengesänge fungierenden Antiphonien, den rezitierten Lesestücken sowie den darauf antwortenden Responsorien. Gedichthymnen werden während der großen Gebetstunden (Laudes, Vespera, Completorium) vor dem neutestamentarischen Canticum eingeschoben, bei den kleinen Stunden erklingen sie am Anfang. Sowohl in den Klöstern als auch in der Praxis der Dome und Parochien dominierte bis zum Ende des Mittelalters das gemeinsam gesungene Chorgebet, während sich das individuell und lautlos gelesene Breviarium (von Rom im 12.-13. Jahrhundert angeregt) erst in der Neuzeit verbreitete.

JM