Antike Quellen, Mittellatein, Literatur

Cicero
Aristoteles 1.
Antike Quellen

Die Entdeckung der griechisch-lateinischen Quellen des Altertums war in der Frühzeit des Humanismus von entscheidender Bedeutung. Das heißt aber nicht, daß sie vorher unbekannt waren. Etwa 90% der auf uns gekommenen antiken Literatur blieb in karolingerzeitlichen Kopien und Kodizes des 11.-12. Jahrhunderts erhalten, die in den Bibliotheken der voneinander isolierten Klöster lagen oder nur einen begrenzten Einfluß ausübten. Das Verdienst der Humanisten ist es, die versteckten Kodizes aufgespürt, ihre Texte in zahlreichen Kopien verbreitet und sie nach Entdeckung der Buchdruckerei auch auf diesem Wege publiziert zu haben. Sie trugen mit ihrem Schaffen ein universelles Wissensmaterial über die antike Kultur zusammen, das Anregung und Nährboden für die neue Kultur war.

KP


Mittellatein

Organische Weiterentwicklung der im Altertum benützten lateinischen Sprache, die von den humanistischen Autoren als "media Latinitas" (mittleres Latein) bezeichnet wurde. Die Humanisten des 15. Jahrhunderts verstanden darunter - antike Stilnormen vor Augen - im Grunde das schlechter gewordene und in hohem Maße mit volkssprachlichen Elementen angereicherte Latein der Merowingerzeit, während sie das ihrer eigenen Zeit unmittelbar vorausgehende sprachgeschichtliche Zeitalter ausgehend von der sprachsäubernden Tätigkeit der karonlingerzeitlichen Wissenschaftler als Zeit des "infima Latinitas" (Neulateins) ansahen. Tatsächlich war die von der Karolingerzeit bis ins 12. Jahrhundert reichende Periode von der Wachsamkeit über die Reinheit der Sprache gekennzeichnet. Damals befolgte man als Regel den Grundsatz, daß nur diejenigen lateinischen Wörter und Ausdrücke Verwendung finden dürfen, die auch von den antiken Autoren angewandt wurden. Dem folgte das Zeitalter des scholastischen Lateins, als der Grundsatz vorherrschte, daß auch die neuen Wörter, wenn sie nach lateinischen Regeln gebildet waren, verwendbar sind. Dadurch entstanden viele neugebildete lateinische Ausdrücke, und zwar großenteils künstliche Begriffe der Philosophie und des Rechtswesens. Das späte Latein, die Grundlage der lateinischen Sprache des Mittelalters, war ein Resultat der Angleichung von gesprochenem (vulgärem) und Schullatein in stark retorisierter Form. Daher verfügt das Mittellatein über wesentlich weniger Partizipialkonstruktionen als sein antiker Vorläufer, weshalb man im allgemeinen glaubt, daß es leichter verständlich ist. Demgegenüber benötigt man, um es zu verstehen, spezielle Wörterbücher, da durch das Christentum und die Bibel zahlreiche hebräische und griechische Wendungen hinein gelangten und daneben die antike Bedeutung vieler Wörter und Ausdrücke verändert wurde (z.B. fides = Treue, im Mittelalter "Glaube"). Desweiteren übernahm die Betonung die Rolle von Länge bzw. Kürze, so daß sich auch die antiken Stilanforderungen änderten. In der Lyrik überwogen mehr und mehr die betonten Strophen, in der Prosa herrschten bis zum 12. Jahrhundert gereimte Satzabschlüsse vor, und vom 12. Jahrhundert an begann die rhythmische Prosa zu überwiegen. Das Mittellatein war eine gesprochene, sich organisch weiterentwickelnde Sprache, die sehr viele Menschen verstanden. Obwohl sie zur gegenseitigen Verständigung nur relativ wenig genutzt wurde, stellte sie dennoch stets eine organische Verbindung zwischen der Schicht der gebildeten Literatursprache und der gesprochenen Sprache her. Als aber die Humanisten die Richtigkeit der lateinischen Sprache an das Befolgen der Normen des antiken Lateins banden, schufen sie damit eine Situation, die gerade das gesprochene Latein von den Idealen der Literatursprache abgrenzte. Erst dadurch wurde Latein zu einer nach heutigen Begriffen toten Sprache.

KSz


Literatur

Im Zeitalter des Humanismus verband man mit dem Begriff nicht ausschließlich die sog. schöngeistige Literatur, wie in der Gegenwart, sondern jede Wissenschaft. Dazu gehörten beispielsweise die Naturwissenschaften und auch die heute als obskur geltenden Wissenschaften (z.B. Astrologie, Chiromantie = aus der Hand lesen).

KP