Königskathedrale von Stuhlweißenburg, Sarkophag Stephans des Heiligen
Königskathedrale von Stuhlweißenburg
Wie in der Bilderchronik des 14. Jahrhunderts zu lesen ist, gründete Stephan der Heilige die Kirche der Propstei der Heiligen Jungfrau Maria zu Weißenburg aus dem Beuteerlös seines 1003 gegen Siebenbürgen unternommen Feldzuges sowie des Balkanfeldzuges im Jahr 1018, und beschenkte sie reichlich. Ihre zeitgleiche Erwähnung wird auch von dem später als Krönungsumhang dienenden Meßgewand überliefert, welches das Königspaar der Kirche zum Geschenk machte: ECCLESIAE SANCTAE MARIAE SITAE IN CIVITATE ALBA. Gewiß ist, daß man den Bau der Basilika romanischen Stils im Todesjahr des heiligen Königs - 1038 - noch nicht beendet hatte. Der früheste Teil des Gebäudes war eine dreischiffige, 64 m lange, 37,5 m breite, nach basilikalem Schema errichtete Kirche. In ihrem Inneren stand der Thronsessel des Königs, hier wurden die Krönungsinsignien und die Dokumente des Königreichs Ungarn aufbewahrt. An diesem Ort fanden die Krönungen und königlichen Hochzeiten statt, und hier bestattet man auch den 1031 verstorbenen Herzog Emmerich sowie im Jahr 1038 König Stephan. Unter den Herrschern der Arpadendynastie fanden in Wießenburg Koloman († 1116), Béla II. († 1141), Géza II. († 1162), Ladislaus II. († 1163), Stephan IV. († 1165), Béla III. († 1196) und Ladislaus III. († 1205) ihre letzte Ruhestatt. In späteren Jahrhunderten, bis zur Zeit König Matthias', wurde die Kathedrale, wie gotische Grundrißdetails, Steinfragmente bzw. auf den Bau bezogenen Urkunden beweisen, mehrfach umgebaut und erweitert. Bekannt sind insgesamt 26 Nebenkapellen und Altäre. Sie stand auf der Achse des Gebäudekomplexes der von einer Mauer umgebenen Propstei. Nördlich von ihr erhob sich der Palast des Propstes, der an ihrer Südmauer verlaufende Kreuzgang war der Wohn- und Wirkungsbereich der Mitglieder des Domkapitels. Hier dürften auch die Propsteischule sowie das St. Antonius-Gästehaus gestanden haben.
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Sarkophag Stephans des Heiligen
Aus der Beschreibung Bischof Hartwicks wissen wir, daß man Stephan den Heiigen nach seinem Tod an den Königssitz nach Weißenburg brachte und in der noch unvollendeten, aber bereits eingeweihten Kathedrale bestattete. Der in Stuhlweißenburg aufbewahrte römerzeitliche Sarkophag aus weißem Kalkstein wurde im Jahr 1038 oder um 1083 umgearbeitet, um ein würdiges Grabdenkmal für den heiligen König zu schaffen. Nach Meinung einzelner könnte es allerdings auch der Steinsarg des Großfürsten Géza oder Herzog Emmerichs des Heiligen gewesen sein. Das Relief auf der Stirnseite des Sarkophags stellt einen Engel dar, der einen die Seele des Verstorbenen symbolisierenden Säugling in den Himmel hebt. Die eine Seite zieren jeweils zwei Rosetten in einem Flechtbandrahmen und im Mittelpunkt, zwischen Säulen, ein Cherub. Auf der anderen Seite ist der Cherub von jeweils einer Flechtbandrosette umgeben und an den Rändern sieht man den Lebensbaum.
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