Heilige Krone, Krönungsumhang

Stephan der Heilige empfängt seine Krone
Die hl. Krone 2
Die hl. Krone 5
Krönungsumhang 1
Krönungsumhang 2
Königin Gisela und Stephan der Heilige
Heilige Krone

Die Geschichte der heute bekannten ungarischen Königskrone ist an zahlreichen Punkten umstritten. Im Spätmittelalter und in der Neuzeit hielt man sie für den herrscherlichen Kopfschmuck Stephans des Heiligen. Die Mehrzahl der modernen Forscher betrachtet sie als ein aus zwei verschiedenen Teilen - der oberen, sog. lateinischen und der unteren, sog. griechischen Krone - zusammengestztes Kleinod, doch sowohl was die Datierung und ursprüngliche Funktion der einzelnen Teile als auch den Zeitpunkt ihres Zusammenbaus anbelangt, gehen die Meinungen stark auseinander. Einem anderen Standpunkt zufolge handelt es sich bei der Krone um einen einheitlichen Gegenstand aus der Zeit Stephans des Heiligen. Im Laufe des Mittelalters bildete sich um diese Krone ein besonderer Kult heraus. Sie galt einerseits als die Verkörperung der ungarischen Staatlichkeit, andererseits sah man die Krönung mit ihr als eines der Kriterien an, das die Salbung des neuen Herrschers legalisierte.

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Krönungsumhang

Der Umhang ist das einzige Stück der Krönungsinsignien, das mit Sicherheit an die Zeit Stephans gebunden werden kann. Er wurde im 12. Jahrhundert aus einem Meßgewand - durch Entfernen des Vorderteils und Ansetzen eines Kragens - zum königlichen Kleidungsstück umgearbeitet. Bei Krönungen mußte die zu krönende Person ein Meßgewand tragen. Der kirchliche Teil der Zeremonie deckt sich mit dem Zeremoniell der Weihe zum Bischof. Als Material des Umhangs diente bläulicher byzantinischer Purpurseidenbrokat mit Gold-, Silber- und Seidenstickerei. Als Meßgewand wurde er im Jahr 1030 der Stuhlweißenburger Marienkirche geschenkt; seiner lateinischen Inschrift zufolge: "Von der Königin gefertigte (offerierte) und der in der Stadt Alba befindlichen Kirche der Heiligen Jungfrau Maria gegebene casula (Meßgewand), im 1030. Jahre der Leibhaftigwerdung Christi, welche Kirche König Stephan und Gisela vor 14 Jahren eingeweiht." Der Gedankenkreis des Umhangs nährt sich aus der ottonischen Hofkunst. Der Entwurf zum Umhang entstand im Sommer 1030, als man den Sieg über den deutschen Kaiser Konrad II. feierte.

Im Mittelpunkt des Umhangs der triumphierende Christus in einer Mandorla (mandelförmiger Heiligenschein), umgeben von Engeln, als Nebengestalten die Heilige Jungfrau mit den Tiersymbolen der vier Evangelisten und Johannes der Täufer. Unterhalb der höchsten Sphäre der Orden der Propheten, darunter der lehrende, thronende Christus im Kreis der zwölf Apostel, die innerhalb der Mauern des himmlischen Jerusalem residieren. Zwischen den Türmen sieht man mit Waffen, Steinen oder Stöcken kämpfende Menschen. In der untersten Reihe zwischen Heiligen und Märtyrern Stephan der Heilige und seine Gemahlin Gisela, und in einem kleinen Medaillon zwischen beiden eine Darstellung Herzog Emmerichs. Die Kapuze des Umhangs wird seit der Herrschaftzeit Bélas IV. im Dom zu Trogir (Trau, Kroatien) aufbewahrt.

Literatur: Zsuzsa Lovag. A magyar koronázási jelvények (Die ungarischen Krönungsinsignien). Magyar Nemzeti Múzeum. Budapest, 1986; György Györffy. István király és mûve (König Stephan und sein Werk). Budapest 1983, 148-162.