Bibel von Csatár, Pray-Kodex, Ernst-Kodex

Admonter Bibel
Pray-Kodex, Gebet
Pray-Kodex 3
Pray-Kodex 4
Ernst-Kodex über das Leben des hl. Martin
Bibel von Csatár

In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts in Österreich verfaßter Kodex. Von hier gelangte er in das von dem Geschlecht Gut-Keled in Csatár, im Komitat Zala, gegründete Benediktierkloster, wo man die beiden Urkunden über die Gründung des Klosters im 12. Jahrhundert hineinkopierte. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts befand sich der Patronatsherr des Klosters in Bedrängnis. Er brachte die Bibel nach Eisenburg, verpfändete sie an den Juden Wolf und entschädigte das Kloster später dafür. Nach Csatár gelangte die zweibändige, reich illustrierte Bibel vermutlich nicht mehr zurück.

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Pray-Kodex

Die Mitte oder Ende des 12. Jahrhunderts entstandene Pergamenthandschrift benannte man 1813 nach dem jesuitischen Historiker György Pray, der sich bereits 1770 erstmals darauf berufen hatte. Ihre Bedeutung liegt vor allem darin, daß sie das erste zusammenhängende ungarische Sprachdenkmal, die Grabrede und Fürbitte, sowie die einzigen aus früher Zeit stammenden Jahrbuchaufzeichnungen Ungarns, die sog. Preßburger Annalen, bewahrt hat, in welchen die Ereigisse von 997 bis zum Jahr 1203 aufgezeichnet sind. Seine Gattung betreffend besteht der Kodex hauptsächlich aus einem Sakramentarium, d.h. einer Sammlung von zum Zelebrieren der Messe notwendigen Texten. Dem schließen sich die Beschlüsse der zur Zeit König Kolomans stattgefundenen Konzile sowie ein Liturgiekommentar des Bernold von Konstanz (1054-1100) unter dem Titel Micrologus an. Auch kleinere liturgische Ergänzungen findet man darin. Kopiert wurde die Handschrift in einem dem hl. Johannes geweihten ungarländischen Benediktinerkloster (vielleicht in Boldva), von wo sie nach 1203 eventuell über Somogyvár bis zum Jahr 1228 nach Deáki gelangte, ins Priorat des Klosters Pannonhalma. 1241 brachte man den Kodex von hier nach Preßburg, wo er in der Bibliothek des Domkapitels die Zeiten überdauerte. Die darin enthaltenen Gebete der ungarischen Heiligen machen ihn für die Geschichte der Liturgie wertvoll. Noch bedeutender aber ist aus literaturhistorischer Sicht, daß er eines der frühen Denkmäler der ungarischen Dramatik, das mit den Worten Quem queritis beginnende österliche Mysterienspiel, überliefert hat. Wichtig im Hinblick auf die Kunst- und Musikgeschichte sind seine farbigen Federzeichnungen bzw. die Notation. Zur Zeit wird er in der Budapester Széchényi Nationalbibliothek aufbewahrt.

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Ernst-Kodex

Ende des 12. Jahrhunderts angefertiger Kodex, der die Lebensbeschreibung des hl. Martin von Sulpicius Severus, kürzere Texte über den hl. Martin sowie die älteste Kopie der kleineren und größeren Legende von Stephan dem Heiligen beinhaltet. Da der hl. Martin Schutzpatron des Klosters Pannonhalma war und die größere Stephanslegende zweifelsohne in Pannonhalma verfaßt wurde, ist wahrscheinlich, daß der Kodex in der Schreibstube des Klosters Pannonhalma entstand. Gegenwärtig bewahrt ihn die Széchényi Nationalbibliothek in Budapest auf.

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