Rogerius, Planctus destructionis

Carmen miserabile
Berittener mongolischer Bogenschütze
Erster Mongoleneinfall
Rogerius

Um 1205 in Italien geborener Geschichtsschreiber. Begleitete 1233 den päpstlichen Legaten, Jakob Kardinal Pecorar, als dessen Kaplan nach Ungarn. Für seine Verdienste um das Zustandekommen der Übereinkunft von Bereg erhielt er vom ungarischen König Andreas II. das Archidiakonat Wardein. Ab 1243 Archidiakon von Sopron (Ödenburg), im Jahr 1249 Domherr in Zagreb (Agram) und später Bischof von Spalato. Schrieb 1243-1244, aus persönlicher Erfahrung schöpfend, die Geschichte des Mongolensturmes, den er in Großwardein erlebte. Sein Werk, das er aufgrund eines antiken Vorbildes (Boëthius) Carmen miserabile (= Klagegesang) überschrieb, ist entgegen des Titels kein lyrisches, sondern ein in Briefform verfaßtes Prosastück. Er widmete es Jakob von Pecorar. Mit seiner scholastischen dialektischen Methode und hohen stilistischen Fertigkeit schuf er ein herausragendes Werk der ungarischen Geschichtsliteratur, das die Gattungen zeitgeschichtliche bzw. Erinnerungsschriften vertritt. Die mongolische Katastrophe führte er pragmatisch - eine im Verhältnis zu seiner Zeit außergewöhnlich moderne Verfahrensweise - auf gesellschaftshistorische Ursachen zurück, die nach seiner Überzeugung in der Entwicklung der ungarischen Gesellschaft in den 1230er Jahren wurzelten. Die Handschrift blieb zwar nicht erhalten, wurde jedoch als Anhang in beide Erstlingsdrucke der Chronik des János Thuróczy übernommen. Rogerius starb im Jahr 1266.

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Planctus destructionis regni Ungarie per Tartaros

Spätestens im Jahr 1242 entstandenes, lateinischsprachiges Klagelied, das als frühestes Denkmal der weltlichen Lyrik Ungarns überkommen ist. Es besteht aus 62 fünfzeiligen Strophen, in denen der Dichter, ein ausgezeichneter Stilist, die Verwüstungen des Mongolensturmes von 1241-1242 beschreibt und inständig um Abwendung des Übels bittet. Vermutlich stammt es aus der Feder eines Klerikers oder hochgebildeten Mönches. Die für die Forschung relevanten historischen Angaben des Werkes sind zweifellos authentisch, sein wichtigstes Element ist jedoch, daß einzelne Schichten der ungarischen Gesellschaft für das Eintreten der Katastrophe verantwortlicht gemacht und verurteilt werden. Es blieb in einer einzigen Kopie aus dem 14. Jahrhundert erhalten.

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