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LITERATUR

DENKMÄLER DER MÜNDLICHEN ÜBERLIEFERUNG
ANFÄNGE DES SCHRIFTTUMS



DENKMÄLER DER MÜNDLICHEN ÜBERLIEFERUNG

Die ungarische Urdichtung liegt im Dunkel der Vergangenheit. Schriftdenkmäler aus diesem Zeitraum blieben nicht erhalten, nur spätere lateinischsprachige Werke haben einige wenige Informationen darüber bewahrt, und der Volksmund gab das eine oder andere Bruchstück, Motiv der Dichtkunst des heidnischen Zeitalters weiter.

Das Wesen der Urdichtung bestand in mündlicher Überlieferung, gepflegt wurde sie von den heidnischen Priestern, den Schamanen. Barden besangen die Taten der Helden in Liedern, die sie selbst komponiert hatten und vortrugen. Nach Annahme des Christentums bezeichnen die Quellen diese Sänger als "Joculatoren" (Spielleute). Ihnen fiel eine sehr wichtige Rolle zu, waren sie es doch, die die epische Tradition der alten ungarischen Sprache jahrhundertelang bewahrten. Sie standen im Dienst des Königs oder anderer hoher Würdernträger. Vieles aus ihren Gesängen haben auch die gelehrten Chronisten in ihren Werken verwendet.

Den Vorfahren der Ungarn waren die Urformen der Lyrik und Epik ohne Zweifel bekannt. Urtypen der Lyrik dürften Ritualgesänge und Arbeitslieder gewesen sein, deren Text, nach einem inhaltlich-konzeptionellen Schema, jedoch ungebunden auf Improvisation basierte. Das ständige Moment stellten vermutlich die Refraine dar, die den Rythmus verstärkten. Vom Arbeitslied erfahren wir aus der Legende des hl. Gerhard.

Über die Existenz des Schamanengesanges kann man in den Chroniken nachlesen. Der Heidenaufstand des Jahres 1061 wurde von den Magiern des Volkes durch das Skandieren gottloser Verse und die Vornahme magischer Handlungen unterstützt.

Die älteste Gattung der Lyrik ist der Klagegesang, der entwicklungsgeschichtlich wohl bis ins obugrische Zeitalter zurückreicht. Die Klage trägt dazu bei, daß der Verstorbene seinen Weg nach dem Tode ungestört gehen kann, und sichert so die Ruhe der Lebenden. Der Beweinte steht im Mittelpunkt des Klagegesanges, der die Welt der Toten heraufbeschwört, die Beziehung zwischen den Lebenden und den Toten beschreibt.

Bei den Urformen der Epik dürfte es sich, zu dieser Annahme kam man aufgrund der vergleichenden Folklore, um kurze Prosawerke, Märchen und Sagen gehandelt haben.

Die Ursprünge des Märchens verlieren sich in der unendlichen Zeit. Seine Ansätze stammen aus dem frühen Zeitalter der Menschheit, seine bei allen Völkern anzutreffenden Elemente zeigen gleichzeitig Spuren der Urformen des Glaubens und der Epik. Charakteristische Motive sind: Der Mensch ist mit seinem Namen oder seiner Kleidung identisch, das heißt, ein Teil repäsentiert das Ganze (z.B. ein Haar oder ein Blutstropfen antworten dem Verfolger anstelle des Verfolgten - Animismus); andernorts sieht man die ganze Welt als einheitliche seelische Gemeinschaft - Bäume, Pflanzen und Gegenstände verfügen über Seele und Verstand.

Häufiger Held in ungarischen Märchen ist der jüngste Sohn. Dieses Motiv des Märchens hat ein auf alte Zeiten zurückgehendes Gewohnheitsrecht überliefert. Der jüngste Sohn erbt das väterliche Haus, er darf als erster wählen, was er vom aufgeteilten Vermögen haben möchte. Dies ist sein Vorrecht.

Treuer Gefährte des Märchenhelden ist das Wunderpferd, welches sprechen und fliegen kann und übernatürliche Fähigkeiten besitzt. Das Pferd war das Lieblingstier unserer Vorfahren, den Schimmel opferten sie ihren Göttern. Die Stutenmilch schützt vor Verwünschungen, da sie über Wunderkräfte verfügt. Bei verwandten Völkern des Ostens besprüht man den Toten zum Schutz gegen Verwünschungen mit Stutenmilch. Das Schamanenduell erfüllt in den Märchen und der Vorstellungswelt der Ungarn eine wichtige Rolle, weil es die Spuren des landnahmezeitlichen Schamanenglaubens bewahrt.

Auch der Vorstellung, die Welt sei in drei Teile aufgeteilt, begegnet man in den ungarischen Märchen. Dies ist ein uraltes Motiv, das wohl dem Schamanismus der Völker des Ural- und Altaigebirges entspringt. Es besagt, daß der Himmel ein riesiges Zelt ist, welches von einer Säule, einem in den Himmel reichenden Baum, dem Weltbaum getragen wird. An diesem Weltbaum kann man in die Oberwelt gelangen, wozu in den Märchen der Hauptheld sowie mythische Wesen fähig sind. In Wirklichkeit aber legte - wie man glaubte - der Schaman diesen symbolischen Weg zurück. Während des Rituals fiel er in Trance, verbarg sich und gelangte in die oberen Regionen, wo er Verbindung zu den Göttern fand. Die Welt besteht also aus mehreren Schichten. In den Märchen kann man durch eine Himmelstür nach oben und durch das Weltloch nach unten gelangen. Oben wohnen Götter und Feen, unten aber Drachen und Teufel. Die Welt wird von Glasbergen begrenzt, hinter denen das Jenseits liegt.

Als typische Gestalt von Märchen und Sagen tritt der Drache auf. Man findet ihn in den Mythen vieler Völker, wo er als bösartiger Dämon in den verschiedensten Formen erscheint. Meist bewohnt er die Unterwelt, mitunter die Oberwelt, hat einen oder mehrere Köpfe, kann sich aber auch in eine Schlange oder einen Menschen verwandeln. Eines der wesentlichsten Merkmale der Dichtungsform Sage ist, daß sie die Wirklichkeit mit wundersamen Elementen verwebt. In ihrer Tradition stehen die lateinischsprachigen Geschichtswerke und Chroniken des Mittelalters. Wie das Werk des Anonymus mit dem Titel "Gesta Hungarorum" beweist, waren im 12. Jahrhundert die Taten der Sagenhelden im Volksmund noch immer lebendig, ebenso wie die fahrenden Sänger zur mündlichen Überlieferung der Traditionen beitrugen.

Mit der Ursprungssage des ungarischen Volkes, der Sage vom Wunderhirsch, machen uns das Werk des Simon Kézai sowie die Bilderchronik bekannt. Die älteste Schicht dieser Sage stellt das Motiv der Hirschverfolgung dar. Schon im ugrischen Zeitalter gab es die Hirschverfolgung als Ursprungsmythos, der auch in den Traditionen der Vogulen, Ostjaken und Perser zu finden ist. Die Sage erzählt, wie die Söhne der Eneh, Hunor und Magor, lange Zeit einen Hirsch verfolgen und dabei in die Gegend Meotis gelangen, die sie zur Ansiedlung geeignet finden (dieses Gebiet entspricht der nördlichen Uferregion des Schwarzen Meeres). Der Name Eneh bedeutet Hindin. Ihrer Vereinigung mit einem männlichen Raubtier, so will es die Überlieferung, entstammen die Urahnen des Volkes. Hunor und Magor aber stehen für die Namen des onogurischen und des ungarischen Volkes. Die Hindin ist also die totemistische Urmutter des Ungartums.

Den zweiten Teil der Sage bildet das Motiv des Frauenraubes. Die beiden Helden und ihre Gefährten beschafften sich Frauen, indem sie die Töchter des bulgarischen Fürsten Belár raubten. Dieses Motiv sagt uns auch etwas über die Entstehungszeit der Geschichte, lebten die Ungarn in den Jahrhunderten vor der Landnahme doch zusammen mit den Bulgaren und den iranischen Alanen in den Steppen Südrußlands.

Ebenfalls bei Anonymus und in der Bilderchronik ist von der Álmos-Sage, oder unter anderem Namen, vom Traum der Emese zu lesen. Dies ist die Ursprungssage des Árpádengeschlechts, die erzählt, wie Fürst Álmos geboren wurde. Álmos ist der Sohn des Ügyek und der Emese. Emese hatte geträumt, daß sie von einem Turulvogel schwanger wurde, der sich auf ihr niederließ und ihrem Geschlecht eine große Zukunft prophezeite. Der Name Emese bedeutet Mutterschwein, die Elemente ihrer totemistischen Vereinigung mit dem Turulvogel sind in der Sage wiederzufinden.

Eine der auch hinsichtlich ihres Aufbaus am vollständigsten erhalten gebliebenen Sagen der ungarischen Geschichte ist die Schimmelsage, die von der Bilderchronik überliefert wird. Der dichterischen Tradition der Nomaden gemäß begründet sie die Landnahme der Ungarn mit einem symbolischen Kauf, so die Rechtmäßigkeit der Eroberungen Árpáds bestätigend. Der slawische Fürst Svatopluk wähnt den ihm von den Ungarn gesandten Schimmel und das Pferdegeschirr für Geschenke, die ihn in seiner Macht bestärken. Die Ungarn aber betrachten die drei von Svatopluk erbetenen und erhaltenen Dinge - Gras, Wasser, Erde - als Symbole der Unterwerfung.

In den Heldenepen, die über die Zeit der ungarischen Streifzüge berichten, werden die kriegerischen Auseinandersetzungen der Völker als Kämpfe zwischen Personen dargestellt. Zwei dieser Epen hat Simon Kézai in seiner zwischen 1210 und 1280 entstandenen Chronik aufgeschrieben. Im ersten Epos geht es um den Heerführer Lehel, der nach der verlorenen Schlacht bei Augsburg (955) in Gefangenschaft gerät. Vor seiner Hinrichtung soll er - mit dem Ausruf "Du gehst mir voran und wirst im Jenseits mein Diener sein" - mit seinem Schlachthorn den deutschen Kaiser erschlagen haben. Doch so hat es sich nur in der die schwere Niederlage beschönigenden Erinnerung des Volkes zugetragen.

Den Botond-Epos erwähnt auch Anonymus in seiner Gesta. Die gegen Byzanz ziehenden ungarischen Reiter gelangten bis nach Konstantinopel, wo Botond mit seinem Streitkolben das goldene Tor der Hauptstadt zertrümmerte. Dieses Einschlagen des Stadttores war das übliche zeitgenössische Symbol der Kriegserklärung. Danach zeigt der ungarische Held, er war nur von kleinem Wuchs und kein Adliger, welch riesige Kraft in ihm wohnt: er kämpft mit einem griechischen Riesen und besiegt ihn.

ANFÄNGE DES SCHRIFTTUMS

Mit der Übernahme des Christentums nimmt in der ungarischen Literatur die Schriftlichkeit ihren Anfang, zunächst allerdings nicht in ungarischer, sondern in lateinischer Sprache. Die lateinische Schrift und Literatur übten wesentlichen Einfluß auf die Herausbildung des späteren ungarischen Schrifttums aus, sowohl was seinen Inhalt als auch seine Form und Gattungen anbelangt.

Die Vorfahren der Ungarn wurden durch ihren Kontakt zu Byzanz mit dem Christentum bekannt. Die erste ungarische Diözese war eine griechisch-orthodoxe, und mehrere vornehme Ungarn ließen sich nach griechischem Ritual taufen. Géza wandte sich gleichzeitig der griechischen und der römischen Kirche zu.

Die wichtigste Rolle bei der Kirchenorganisation und Bekehrung spielten die Benediktiner. Ihre erste Ordensgemeinschaft gründeten sie um 996 auf dem St. Martinsberg, dem heutigen Pannonhalma, der eine ganze Reihe von Klöstern folgten. Unter Stephan dem Heiligen bildeten sich die organisatorischen Rahmen zur Entfaltung der mittelalterlichen Kultur heraus, im 11. Jahrhundert enstanden die ersten Werke der Kirchenkunst. Die Schreibkundigen kamen aus den Reihen der hohen Geistlichkeit, ein großer Teil der unteren Priesterschaft konnte im Höchstfall lesen.

Das Schreiben war eine langwierige, schwere Arbeit. Geschrieben wurde auf teuerem Pergament, das handgeschriebene Buch, der Codex, verkörperte einen großen Wert. Die Arbeit der Kopisten schätzte man hoch. In Klöstern gab es eine Bibliothek und im allgemeinen auch eine Werkstatt zum Abschreiben von Büchern (scriptorium).

Die Anfänge der lateinischen Literatur in Ungarn waren mit dem Bestreben verbunden, die Ansprüche des Staates und der Kirche zu befriedigen. Ihr größter Teil ist spurlos verschwunden, auf ihre Existenz kann nur geschlossen werden. Gleichzeitig mit der Organisierung des Staatswesens bildet sich die staats- und rechtswissenchaftliche Literatur heraus: die Urkunde und der Brief, das Gesetz und der Königsspiegel.

Urkunden wurden nach byzantinischem oder westlichem Muster ausgefertigt. Das erste - als Kopie - erhalten gebliebene Schriftdenkmal ist die aus dem Jahre 1002 stammende Gründungsurkunde von Pannonhalma. Der Brief entsprach - ebenso wie die Urkunde - gebundenen Formvorschriften. Auch dem dürfte eine Rechtsfunktion zugekommen sein. Beide haben für die Herausbildung des anspruchsvollen Stils eine wichtige Rolle gespielt.

Die Reihe der Gesetze wird von den beiden Büchern mit den Dekreten König Stephans eröffnet. Das erste Buch, es stammt aus der Anfangszeit seiner Herrschaft, bestand aus Strafgesetzen vor allem zum Schutze des Privateigentums (es erschien um 1001). Das zweite Buch bilden die Regelungen im Zusammenhang mit der Kirche (verfaßt zwischen 1030-1038). Ihre älteste überlieferte Handschrift hat der Admonter Codex aus dem 12. Jahrhundert aufbewahrt, der ausschließlich die Gesetze des hl. Stephan beinhaltet.

Wichtigstes Denkmal der frühen Literatur Ungarns sind die Ermahnungen König Stephans an seinen Sohn Emmerich. Der Königsspiegel ist eine populäre Kunstgattung des Frühmittelalters, welcher in Form von moralischen Ermahnungen die Regierungskunst, die Wissenschaft des Herrschens vermittelt. Den antiken Traditionen folgend erscheint er als das Kredo, als eigene Lehren eines Herrschers von hohem Ansehen. Die Entstehungszeit des Werkes wird vom Todesjahr Herzog Emmerichs bestimmt. Danach dürfte es auf jeden Fall vor 1030, vermutlich in den ersten Jahren nach 1010 entstanden sein.

Der Schreiber der Ermahnungen ist ein gelehrter Kirchenmann ausländischer Herkunft gewesen, der die hergebrachten literarischen Wendungen den speziellen Verhältnissen in Ungarn anpaßte. In zehn Kapiteln schildert er detailliert die Aufgaben eines Herrschers, die zur Hälfte von den Pflichten gegenüber der christlichen Religion und Kirche, von der Unabdingbarkeit religiöser Tugenden handeln. Die übrigen Teile des Werkes beziehen sich auf die Lenkung des Staates.

Eine bedeutende Gattung der lateinischsprachigen ungarischen Literatur, die Legende, entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Legendenumwoben sind mehrere Persönlichkeiten aus der Zeit Stephans des Heiligen, diese Legenden enstanden im Zusammenhang mit den Vorbereitungen zu ihrer Heiligsprechung oder danach.

Autor der ersten in Ungarn entstandenen Legende war Mór (Moritz), Bischof von Pécs (Fünfkirchen). Er schrieb die Lebensgeschichten des Zoerard-Andreas und des Benedikt nach 1064 auf. Die Gestalt des Bischofs Mór taucht auch in der St. Emmerich-Legende auf. Er ist es, der während seiner Zeit als Ordensbruder in Pannonhalma den jungen Prinzen Emmerich für dessen religiösen Eifer mit sieben Küssen auszeichnet. Mór gehörte zu den ersten hohen Geistlichen ungarischer Abstammung. In der Legende beschreibt er das asketische Leben der beiden Einsiedler in kurzen, einfachen Worten und in sachlichem Ton.

Das große Legendarium des hl. Stephan entstand zwischen 1077-1083 als Werk unbekannter Benediktinermönche. Hier wird Ungarn zum ersten Mal als Reich der Gottesmutter (Regnum Marianum) bezeichnet, und damit macht man seinen Abstand zum Papsttum deutlich. Denn Maria steht in der himmlischen Hierarchie höher als St. Peter, weshalb Ungarn nicht Teil des "terra sancti Petri" (Land des hl. Petrus) sein konnte.

Die Kleine St. Stephans-Legende stammt aus der Herrschaftszeit König Kolomans (1095-1116). Sie hebt die Entschlußkraft Stephans als Herrscher und seine grammatische Bildung hervor - gleichsam als Projektion der Tugenden des Nachfolgers, Kolomans.

In der dritten, von Bischof Hartvik verfaßten Legende über Stephan den Heiligen taucht erstmals die Entsendung der Krone durch den Papst auf. Doch die Legende sieht diesen Umstand als göttliche Fügung an und betont damit die Unabhänigigkeit vom Papst.

Das Original der großen Legende über den hl. Bischof Gellért (Gerhard) stammt aus dem 11.-12. Jahrhundert, heute kennt man sie nur in ihrer umgeschriebenen, erweiterten Form des 14. Jahrhunderts. Ihr unbekannter Verfasser hat das Leben des Bischofs zu einer farbenfrohen Geschichte, fast zu einer Novelle abgerundet. Man findet darin an Volksmärchen erinnernde Wendungen, sie ist eine der herausragenden Schöpfungen der arpadenzeitlichen ungarischen Literatur. Ein anderes Werk, die kleine St. Gellért-Legende, dürfte in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu Predigtzwecken geschrieben worden sein.

Die Legende vom hl. Emmerich - sie entstand nach 1083, also nach seiner Heiligsprechung - hält die Keuschheit des Prinzen für seine wichtigste Tugend, und bietet damit den Geistlichen der Zeit mit ihrer Formulierung ein nacheifernswertes Beispiel.

Die Anfänge der Geschichtsschreibung fallen in den Zeitraum, als man mit der Organisierung der kirchlichen Institutionen begann. Zuerst wurden nur kurze Aufzeichnungen gefertigt.

Laut Zeugnis der erhalten gebliebenen Schriftdenkmäler waren die Mönche auf dem St. Martinsberg (in Pannonhalma) von 997 an damit befaßt, Annalen (Jahrbücher) anzulegen, die uns das Jahrbuch von Pozsony (Preßburg) überliefert hat. Hier kann man unter anderem das Jahr nachlesen (1030), als der hl. Gerhard zum Bischof geweiht wurde.

Im 11. Jahrhundert verbreitete sich auch in Ungarn die Kunstgattung der Gesta und Chronik. Anonymus (Magister P.) erzählt in seinem Werk aus dem 13. Jahrhundert mit dem Titel Gesta Hungarorum die Vergangenheit der edlen ungarischen Nation von der Urheimat bis zur Zeit der Streifzüge, wobei er die Geschichte von der Suche nach einer neuen Heimat und der Landnahme besonders betont. Seine romanhafte Gesta ist eher als ein literarisches denn historisches Werk anzusehen.

Simon Kézai, Priester am Hofe König Ladislaus IV., schrieb seine Chronik um 1283. Als Quellen zog er dazu die eine oder andere frühere ungarische Gesta, aber auch italienische, französische und deutsche Werke historischer Prägung heran. Seine Chronik erforscht die Urgeschichte des Ungartums, in der die Vorstellung von der Verwandtschaft zwischen Hunnen und Ungarn einen hervorragenden Platz einnimmt.

Das wertvollste Schriftdenkmal des Arpadenzeitalters aber ist die aus den 1360er Jahren überlieferte Képes Krónika (Bilderchronik). Ihre Bedeutung liegt darin, daß sie eine Zusammenfassung aller im 11.-14. Jahrhundert entstandenen Werke zur Geschichte des Ungartums gibt, und deshalb für die Forscher der frühen ungarischen Geschichte eine Grundlagenquelle darstellt.


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