Anikó Deé Nagy: Buchsammelnde Frauen in Siebenbürgen im 18. Jahrhundert

Jene, die den Bestand der ehemaligen Privatbibliotheken, die im Laufe der Jahrhunderte in die siebenbürgischen öffentlichen Sammlungen einhergingen, erforschen, können oft Eintragungen von weiblichen Eigentümern vorfinden. Die meisten von diesen Privatbibliotheken gelangten als Nachlaß in die Bibliotheken der siebenbürgischen Kollegia oder in die anderen großen Sammlungen. So bedeuten die weiblichen Namen, die in den alten Büchern vorkommen, daß ein Teil der Hausbibliotheken aus den Büchern der weiblichen Familienmitglieder bestand. Man kann hinter einigen, öfter vorhandenen, Eigentümersnamen sogar eine wichtigere Buchsammlung vermuten.

Einige bibliophilen Frauen aus dem 18. Jahrhundert sind uns schon bekannt. Zsigmond Jakó hat die Privatsammlungen, die in die Bibliothek des Kollegiums von Udvarhely gelangten, vor Jahren ergründet, und er machte diesbezüglich auf die "Ungarische Bibliothek von Rákos" ("Rákosi Magyar Théka") aufmerksam, deren Eigentümer Klára Gyulai, die Frau von Imre Bethlen war, und hundert Bände aus ihrem Bestand sind noch immer in der Sammlung von Udvarhely zu finden, gemeinsam mit dem Buchnachlaß von Júlia Nemes, Frau von Zsigmond Korda, der 1796 dem Kollegium vermacht wurde. Zsigmond Jakó vertritt die Auffassung, daß die Bibliophilie der Frauen, die sich Mitte des 18. Jahrhunderts einbürgerte, verbreitete sich hauptsächlich in dem Literatenkreis um die verwitwete Kata Bethlen und Péter Bod, wo die engagierte Unterstützung der ungarischsprachigen Literatur, der kalvinistischen Kirche und Schulen, sowie die Sammlung der ungarischen Bücher zu einer moralischen Pflicht wurde.

Die ungarische Kulturgeschichte hält Kata Bethlen für die wichtigste weibliche Buchsammler-Persönlichkeit des 18. Jahrhunderts. Es ist Péter Bod zu verdanken, daß die Zeitgenossen und die Nachwelt über die Bibliophilie von Kata Bethlen gut informiert wurde. Er verbrachte sechs Jahre bei Kata Bethlen in Hévíz als Hofprediger, und hatte dort Gelegenheit, ihre Buchsammeltätigkeit zu beobachten. So schreibt er darüber in seinem Gedicht, das zum Anlaß ihres Todes verfaßt wurde:

"Wenn sie gute ungarische Bücher bekommen konnte
Sie hat die sich zu hohem Preis gleich gekauft
Sie ließ alle ihre Bücher gleicherweise binden,
Und sie trug in alle ihr Namenszeichen A. B. K. ein.
Sie stellte sie in dem Schloß Hévíz auf Regal,
So hat sie sie bewundert...
Sie paßte auf, daß die Bücher zusammenbleiben
Und nach ihrem Tod nicht auseinandergeraten,
Damit die Bücher über sie berichten,
Solange Gott sie erhält.
Deshalb brachte sie ihre Sammlung in die Bibliothek von Enyed,
Noch zu ihren Lebzeiten,
Dadurch hat sie ihre Guttaten vermehrt,
Und den Ruhm der Schule vergrößert."

Péter Bod erwähnt die Bibliothek von Kata Bethlen auch in seinem Werk mit dem Titel Ungarischer Athenas (Magyar Athenas): "Sie hat sich eine ziemlich schöne ungarische Bibliothek aufgestellt, wobei sie von überall in Siebenbürgen und Ungarn gute ungarische Bücher gekauft hat, die sie noch zu ihren Lebzeiten an die Bibliothek des Kollegiums von Enyed schenkte." Das ist ebenso ihm zu verdanken, daß wir heute überhaupt ein Konzept über die Sammlung von Kata Bethlen haben können, denn 1849, als die Bibliothek des Kollegiums von Enyed zunichte wurde, gingen ihre Bücher ebenfalls unter. Nur die Bücherlisten von Péter Bod, die seitdem auch gedruckt erschienen sind, bewahren einen Einblick in die ehemalige Bibliothek. Daneben erwähnte der Gelehrte aus Magyarigen oft auch in seinen Briefen die buchsammelnde Kata Bethlen, die Bücher nicht nur für sich selbst kaufte, sondern sie half ebenso ihren Bekannten und Verwandten bei der Beschaffung von Büchern. Das muß aber damals auch nicht leicht gegangen sein, denn Péter Bod klagt selbst in seinem Brief an Gedeon Ráday, daß man bei der Besorgung von alten Büchern nicht weit vorangehen kann, da die "von der Veraltung und den Wechselfällen der Geschichte unserer Heimat verzehrt wurden; es ist aber doch verwunderlich, daß in diesem Lande, das von den Tataren geplündert und den Türcken zerstört worden ist, überhaupt so viele davon vorhanden sind, obwohl hierzulande früher vieles verlorenging." Aus diesem Brief geht auch hervor, daß Kata Bethlen den ihr bekannten Priestern Bücherlisten gab, mit Hilfe deren sie nachsehen sollten, "was für Bücher sie kaufen könnten, falls die auftauchen sollten, auch mit ausreichender Rücksicht auf den hochgeborenen Herrn."

Wir wissen leider weniger über die buchsammelnden Frauen, bei denen keine Gelehrten, wie Péter Bod, tätig waren. Wir müssen nach Daten, die im Briefwechsel der Familie stecken, bzw. in öffentlichen Sammlungen verbliebenen Bücherlisten forschen, wenn wir uns ein plausiebles Bild über die Buchkultur der Frauen vor zweihundert Jahren machen wollen.

Die Teleki Téka in Marosvásárhely (heute: Târgu Mures, Rumänien) bewahrt diesbezüglich zahlreiche Materialien. Das ist in erster Linie dem Umstand zu verdanken, daß die größte siebenbürgische Frauenbibliothek aus dem 18. Jahrhundert, die ungarische Bibliothek von Zsuzsánna Bethlen von Iktár, hier zur Gänze aufrecht blieb. Diese 1200 Bände starke Sammlung wurde von der Frau des Bibliothekgründers, Sámuel Teleki, zum Teil geerbt, zum Teil selbst erworben. Nach ihrem Tod ließ Teleki die Bücher seiner Frau in seine eigene Bibliothek verlegen, und er veröffentlichte das Titelverzeichnis des Bestandes im dritten Band seines 1811 erschienenen Bibliothekkatalogs. Er schreibt folgendermaßen im lateinischsprachigem Vorwort des Katalogs über die Buchsammlertätigkeit seiner Frau: "Ich fügte den Werken der ungarischen und siebenbürgischen Schriftsteller, als Anhang, die Titel der gedruckten oder handschriftlichen, ungarischen Bücher hinzu, die meine sehr geliebte Frau, Zsuzsánna Bethlen Gräfin von Iktár, in ihrem Leben mit unermüdlichem Eifer angehäuft hatte, und sie bestimmte wohl diese Bücher, an den Bestand meiner Bibliothek angeschlossen, zur Gemeinnützigkeit. Der Wert von einigen darunter steckt nur in ihrer Rarität; diese hatte sie von verschiedenen Orten erworben, und oft gelesen; sie fand eine solche Freude an denen, und sie besaß in ihrem schwachen Körper -auch durch die Qualen mehrerer Krankheiten- eine so starke Seele, daß sie den Katalog dieser Bücher eigenhändig erstellte."

Viel mehr hatte dann später die Nachwelt über die Bücherliebe von Zsuzsánna Bethlen auch nicht bemerkt. Neben der großangelegten Bibliothekschaffung ihres Mannes wird das Büchersammeln von Zsuzsánna Bethlen nicht so augenfällig. Doch die Zusammensetzung, die Entstehungsgeschichte und die Dokumente im Handschriftenbestand der Sammlung geben nützliche Auskünfte über die Buchsammlungstätigkeiten von Frauen im Siebenbürgen des 18. Jahrhunderts.

Bücherverzeichnisse

Unter den Büchern von Zsuzsánna Bethlen verblieben uns einige alten, handschriftlichen Bücherlisten. Einige davon wurden von ihr selbst fertiggestellt, die anderen beinhalten die Nachlässe von anderen buchsammelnden Frauen aus dem 18. Jahrhundert. Die Bücherliste von Kata Bethlen, die ebenfalls hier aufbewahrt wurde, hat man schon erwähnt. Eine andere Handschrift wurde 1757 in Gernyeszeg gefertigt: Das Verzeichnis der Bücher der Hochgeborenen Frau Esther Ráday. Eszter Ráday (1716-1764), die Schwester Gedeon Rádays, hatte von Haus aus eine Vorliebe zu den Büchern. Es ist bekannt, daß sie 1742 die ungarischen Bücher ihrer Mutter, Klára Kajali, geerbt hatte. Ihr Mann, László Teleki (1710-1778) beschäftigte sich auch mit Buchsammeln, das Schicksal seiner Bücher ist aber uns nicht bekannt. Über die Bücherliebe von Eszter Ráday finden wir in der Zueignung des Heiligen Polikarp von Smirna Péter Bods folgendes: "... Sie ließ die guten ungarischen Bücher über allerlei Materien zusammensuchen, ungeachtet der Mühe und Kosten bei ihrer Erwerbung, und sie richtete aus denen eine ungewöhnlich schöne, große Ungarische Bibliothek ein, damit sie Lust an der habe, und die auch anderen vonnutzen sei." Péter Bod erwäht nun die große Bibliothek der Eszter Ráday, das kann man aber heute nicht mehr wissen, wieviele Titel davon die Bücherliste von Marosvásárhely enthält. Die Liste in alphabetischer Ordnung beinhaltet 244 Bände, vorwiegend ungarischsprachige Werke aus dem 17-18. Jahrhundert. Die Titelaufnahme ist mangelhaft, oft werden die Titel nur gekürzt wiedergeben. Die Plätze zwischen den einzelnen Buchstaben zeigen an, daß der Ersteller der Liste mit der späteren Vermehrung der Bücher gerechnet hatte.

Zwei weitere Verzeichnisse sind über die Bücher von Kata Wesselényi, der Tante der Zsuzsánna Bethlen von Iktár, gefertigt worden. Kata Wesselényi (1735-1788), Tochter von Ferenc Wesselényi und Zsuzsánna Rhédei, heiratete 1751 Zsigmond Rhédei (1722-1758). Sie wurde noch jung, mit 23 verwitwet, und nach ein paar Jahren verlor sie auch ihr einziges Kind, den 15 Jahre alten Ferenc. Ihre Zeitgenossen betonen ihre Schönheit und ihre außerordentliche Weisheit, niemand erwäht es aber, daß sie sich mit der Sammlung von Büchern beschäftigt hätte, obgleich die nach ihrem Tod zusammensetellten Bücherlisten bezeugen, daß sie eine schöne ungarischsprachige Bibliothek besessen haben mußte. Bekannt ist nur, daß ihr Mann auch Bücher gesammelt hatte, denn Kata Wesselényi 1788, zum Gedenken ihres verstobenen Sohnes, aus den Büchern Zsigmond Rhédeis 131 Werke in 180 Bänden an das Protestante Kollegium in Marosvásárhely schenkte. Die vorwiegend lateinischen Werke sind noch immer im Bestand der Bólyai Bibliothek in Marosvásárhely vorhanden. Die Bücherlisten von Kata Wesselényi beinhalten vorwiegind ungarische Bücher. Beide sind nach 1788, dem Tode der Kata Wesselényi, zusammengestellt worden. Die Liste der Bücher der Kata B. Wesselényi, Frau des seligen Grafen, Zsigmond Rhédei, ist mangelhaft und besteht aus sechs Seiten, und enthält die Titeln von 125 handschriftlichen bzw. gedruckten Büchern. Es ist unbekannt, von wem und wann sie erstellt wurde, aus der nachlässigen Arbeit können wir aber darauf folgern, daß es hier nur um ein Impurum Exemplar geht. Das andere, sorgfältiger zusammengestellte Verzeichnis, Der Katalog der Bücher, die nach dem Tode der Frau des seligen hochgeborenen Herrn Grafen, Sigmond Rhédei, verblieben, enthält 279 Titel. Die Bücher, Handschriften und Druckwerke gemischt, werden in alphabetischer Ordnung aufgezählt. Die Frage ist nun, wann und wie die Bücher der Kata Wesselényi in die Hände ihrer Nichte gelangten. Wir wissen nur, daß sie mit der Tochter ihrer Schwester, Mária, Zsuzsánna Bethlen immer eine gute Beziehung pflegte. Im Briefwechsel von Sámuel Teleki und seiner Frau wird die "Gräfin" des öfteren erwähnt, sie wird oft von ihnen besucht und bei ihnen eingeladen. Nach dem Verlust ihres Sohnes wurde die Beziehung zwischen Kata Wesselényi und ihrer Nichte noch enger, das ist anscheinend auch auf diesen Umstand zurückzuführen, daß sie ihr in ihrem Testament das Rhédei Haus in Marosvásárhely vemachte, zu welchem Sámuel Teleki zwischen 1799-1802 das "Buchhaus" zur Unterbringung der Bibliothek hinzubauen ließ. Kata Wesselényi muß die Bücherliebe von Sámuel Teleki vertraut gewesen sein, und sie hat wahrscheinlich daran gedacht, daß das Teleki Ehepaar geeignete Betreuer ihrer Hausbibliothek sein werden. So schenkte sie ihre Bücher an Zsuzsánna Bethlen, davon einen Teil übergab sie schon Jahre vor ihrem Tod, weil die Frau von Sámuel Teleki die von Kata Wesselényi erhaltenen Bücher schon in die Listen eintrug, die noch in den 1770er Jahren entstanden.

Die Bücherverzeichisse von Zsuzsánna Bethlen sind schon deshalb bemerkenswert, weil sie alle, in verschiedenen Perioden ihres Buchsammelns, selbst gemacht hat. Das erste Heft, von kleinem Format, zählt 38 beschriftete Seiten. Die primitive Titelaufnahme läßt darauf schließen, daß das die erste Bücherliste von Zsuzsánna Bethlen ist, und das als letztes erschienene Buch, das noch eingetragen wurde, stammt aus dem Jahre 1782. Die Überschrift des nächsten Verzeichnisses lautet: Die Ungarischen Bücher aus Szeben von Susána Bethlen Gräfin von Iktár, 1779. Es kann dann gemacht worden sein, als Sámuel Teleki seines Amtes wegen nach Szeben (heute: Sibiu, Rumänien) mußte, und seine Familie zieht auch für eine kurze Zeit dorthin um. Das Verzeichnis enthält aber nicht nur die während des Szeben-Aufenthaltes erworbenen Bücher, sondern auch geerbte und früher angekaufte. Dieses Heft zählt 46 beschriftete Seiten, es listet die Handschriften und die gedruckten Werke nach Format, und darin in alphabetischer Ordnung auf. Das dritte Verzeichnis fängt folgendermaßen an: Die Namen der Bücher, die ich, Susanna Bethlen Gräfin von Iktár, mit Hilfe Gottes seit 1770 zu erwerben begann. Die Frau Telekis trug seit 1780 die Titel nach Format und alphabetisch geordnet in das 203 Seiten starke, achtfach gefaltet gebundenes Buch ein. Diese Liste sagt das meiste über die buchsammelnde Zsuzsánna Bethelen aus. Die Titel, die mit verschiedener Tinte und in verschiedenen Perioden des Buchsammelns eingetragen wurden, geben darüber Zeugnis, daß ihr Schreiber eine immer anspruchsvollere Arbeit verrichtete und in der Bibliophilie immer geübter wurde. Die Titelaufnahmen sind immer genauer, man findet da viele Korrekturen, Interpolationen. Die meisten Ergänzungen beziehen sich auf die Autoren der einzelnen Werke. Zsuzsánna Bethlen interessierte sich dafür, wo der Autor lebt, was er macht, manchmal trug sie aber merkwürdige Angaben über die Umstände der Ausgabe ein. Zu dem Buch Besondere Notizen von István Halmágyi fügte sie eine Bemerkung hinsichtlich des Autoren hinzu: "er ist der königliche Hauptrichter von Marosszék". Die Empfindungen eines Christen von Wieland ist von András Walyik ins Ungarische übersetzt worden. Zu seinem Namen merkt Zsuzsánna Bethlen: "Dieser Walyik war zu Zeiten des Kaisers Joseph Professor an der Universität Pest. Nach dem Tode Josephs, da er Protestant war, wurde er eliminiert, knapp danach konvertierte er aber zum Chatolizismus und so wurde er wieder aufgenommen." Bei der Handschrift von István Gyöngyösi, Dedalus Tempel in der Stadt Cuma, aus dem Jahr 1694, finden wir die Interpolation: "Dieses Buch ist 1735 gedruckt worden, und es gelangte in die Hände des berühmten, gelehrten Prof. Sándor Kovásznai, der es eigenhändig abschrieb, die Druckfehler korrigierte, sowie den Namen des Autoren strich, und dadurch bewies er, daß diese schönen Gedichte von Gyöngyösi verfaßt und übersetzt wurden." Zsuzsánna Bethlen schrieb zur handschriftlichen Chronik des Endre Pethõ: "Genau diese Handschrift diente zu Muster der gedruckten Ausgabe, weil hier Ausbesserungen nach dem aktuellen Stand sichtbar sind. Ich erhielt sie aus Böhmen, aus der Bibliothek von G. Traun."

Die Ergänzungen und Interpollationen, die im handschriftlichen Katalog vorzufinden sind, sind in den gedruckten Katalog nicht übernommen wurden. Sámuel Teleki beachtet die formatmäßige Klassifizierung der handschriftlichen Verzeichnisse nicht, der ganze Bestand wird in alphabetischer Ordnung wiedergegeben. Er bat brieflich einen seiner Bibliothekaren darum, die in Marosvásárhely neu zusammengestellte Bücherliste ihm nach Wien nachzuschicken, weil der Druck nach der alten nicht möglich war. Wir müssen aber feststellen, daß es sicht nicht lohnte, die ausführlichere Titelaufnahme des eigenhändig zusammengeschriebenen Verzeichnisses von Zsuzsánna Bethlen zu verkürzen. Die handschriftliche Liste sagt mehr über die einzelnen Bücher und vor allem die Bibliophilie der Zsuzsánna Bethlen aus.

Die Eintragungen in den Büchern

Die meisten Eintragungen in den Büchern der Zsuzsánna Bethelen sind wertvolle Zeichen der Bibliophilie, die sich unter den weiblichen Mitgliedern der Familie verbreitete. In zahlreichen Büchern sind drei, chronologisch hintereinander stehende Eigentümerseintragungen von Frauen zu finden: die von Zsuzsánna Rhédei, Kata Wesselényi und Zsuzsánna Bethlen. Die weiblichen Mitglieder der Familie haben diese Bücher voneinander geerbt. Zwei Namen der Eigentümerinnen sind uns schon geläufig, die dritte Frau war Zsuzsánna Rhédei (1716-1771), Mutter von Kata Wesselényi und Tante von Zsuzsánna Bethlen. Ihr Mann, Ferenc Wesselényi (1706-1770) war der wohlhabende Hauptgespan des Komitats Közép-Szolnok. Über Zsuzsánna Rhédei, als eine, in Siebenbürgen landesweit berühmte Schönheit, kann man folgendes bei György Rettegi, dem großen Erzähler, der auch die Klatsche der Epoche verewigte, lesen: "Ihre Exzellenz Zsuzsánna Rhédei, die liebe und gnädige, verwitwete Gemahlin meines seligen Hochgeborenen Herrn, seiner Exzellenz Ferenc Wesselényi, der in seinem Leben mein gnadevoller Patron war, wurde heute, den 17. November in Drág in den Sarg gelegt. Sie war die Schwester des Herrn József Rhédei, die Tochter von Pál Rhédei und Borbála Boros, und sie wurde vom armen Herrn Ferenc Wesselényi 1731 geheiratet. Die Frau war damals 15 Jahre alt (...) und sie war zwar blond und weißhäutig, aber das muß man schon anerkennen, daß es in Siebenbürgen keine schönere Frau gab. Sie lebten fast 40 Jahre lang in Glückseligkeit auf dieser Welt..." Daß diese Schönheit auch Bücher gesammelt hätte, wird nicht erwähnt. Doch in der Bibliothek ihrer Enkelin, Zsuzsánna Bethlen bewahren heute noch an die fünfzig Bände die Namenszeichen von Zsuzsánna Rhédei. Sie signierte 1751 einen Teil der Bücher, es gibt aber Bände, in die sie ihren Namen zwischen 1760 und 1762 einschrieb. Die sind religiöse Werke, Bibeln, Gebetsbücher, Produkte der kalvinistischen Glaubensverteidigung, solche Bücher, die zur Erbauung ihres Eigentümers dienten. Die Anwesenheit von Publikationen aus dem 17. Jahrhundert ist auch nicht darauf zurück zurückzuführen, daß Zsuzsánna Rhédei diese als Raritäten gesammelt hätte, sie muß vielmehr für die Geschichte ihrer Glaubensgenossen interessiert haben, als sie solche Werke, wie Die Burg von Zion steht nun samt allen Gebäuden und Arsenalen fertig von István Czeglédi (Sárospatak-Klausenburg 1675), erwarb. Sehen wir uns nun die Eintragungen dieses Buches an. Die älteste stammt von einem Unbekannten: "Das Buch von István Czeglédi kam 1675 Die 11 heraus. Er starb in ausländischer Gefangenschaft und gab glückselig seine Seele an Gott für die richtige Konfession." Dies wird chronologisch von der Eintragung der Gräfin Susanna Rhédei, aus dem Jahre 1760, gefolgt. Zsuzsánna Bethlen merkt sogar dreimal ihren Namen ins Buch: "Dieses Buch habe ich von meiner lieben Großmutter, der Gräfin Susanna Rhédei, Frau Ferenc Wesselényis, geerbt." In Sáromberke 1772 schrieb sie folgendes hinein: "Susanna Bethlen Gräfin von Iktár mp. Gott, tue Gutes mit Zion und baue seine verwitterten Steinmauern wieder auf!" 1774 trug sie ihren Namen noch einmal in das Buch ein. Eine weitere Eintragung weist darauf hin, daß Susánna die Kurze Summe der Canonicus Bücher des Alten und Neuen Testaments, die 1692 in Lõcse (heute Levoca, Slowakei) erschienen ist, während 1751 las. Nach 24 Jahren hat ihre Enkelin das Buch auch signiert: "1774 Susanna Bethlen Gräfin von Iktár. Simb(olum). Der Herr übt Vorsehung, denn wer Gott fürchtet, wird nie Not leiden." In ein Gebetsbuch mit dem Titel Seelische Waffe (Debrecen 1751) schrieben sie alle drei ihre Namen hinein: Zsuzsánna Rhédei 1760, Kata Wesselényi ohne Jahreszahl, Zsuzsánna Bethlen 1792.

Wahrscheinlich die schönsten Bände der Bibliothek von Zsuzsánna Bethlen sind die zwei Bibeln, die von Zsuzsánna Rhédei ihren beiden Töchtern, Mária und Kata geschenkt worden sind. Beide sind Exemplare derselben, in Utrecht ausgegebenenzt ungarischen Bibel, nur ihre Einbände weichen voneinander ab. Auf der Vorderseite des gezierteren, nach siebenbürgischer barocker Art reich vergoldeten, mit Metallecken und Schließen versehenen Buches steht: "Fräulein Susana B. Wesselényi Anno 1745." Zsuzsanna Rhédei schenkte diese Heilige Schrift also an ihre früh verstorbene Tochter, und später, nach dem Tod dieser, bekam ihre jüngere Tochter, Mária, die spätere Mutter von Zsuzsánna Bethlen die Bibel der Schwester. Ihr Name wurde auf die Metallschließe eingraviert. Von ihr erbte sie dann ihre Tochter, und später wurde sie zur Lieblingsbibel auch des Mannes von Zsuzsánna Bethlen, Sámuel Teleki, denn er trug, nach dem Tode seiner Frau, alle wichtigen Ereignisse seines Lebens auf das Vorblatt deren ein. Die andere Heilige Schrift gelangte aus dem Nachlaß von Kata Wesselényi in die Bibliothek von Zsuzsánna Bethlen. Auf ihrem weniger gezierten Lederumschlag sind der Name Kata Wesselényis und die Jahreszahl 1751 zu lesen. Heute sind schon die vergoldeten Motive und Metallschmücke des Umschlags aber abgewetzt. Auf ihrem Vorblatt steht eine vollseitige Eintragung. Zsuzsánna Rhédei signierte das Buch in Kolozsvár, Juni 1751, am Tag der Hochzeit ihrer Tochter, mit folgendem Text:

"Susánna Rhedei eignet ihrer lieben Tochter,
Die sie für ihren treuen Gemahl, Ferentz Wesselényi gebar,
und die bei der Taufe den Namen Kata erhielt,
Die Bücher der Heiligen Bibel zu,
Folgendes sagend: Oh, liebe Frucht meines Leibes!
Ich bewahrte Dich bisher, damit das Unheil der Welt
Dich nicht entsetzt, Dein Herz aber
Mit der reinen Tugend der frommen Jungfrauen erfüllt sei.
Nun gebe ich Dich an den Grafen Sigmond Rhédei
Zur Frau aus meinem Haus, damit Du
Die Freude seines Herzens vermehrst, und als seine halbe Seele
Seinen Köcher mit Pfeilen auffüllst.
Sei dieser Schatz aus dem Himmel
Der Schlüssel der Erbauung an Deinem Herzen;
Damit der Satan es nicht anficht,
Und die Welt und der Körper es nicht fesseln.
Doch die Treue zu Jesus, der der Mittelpunkt dieses Buches ist,
soll immer in Deinem Herzen brennen;
Damit Du deinen Mann gut bereicherst,
Und Euren Seelen im Himmel Heil zuteil wird.
Klausenburg den 20. Juni 1751."

Der Glückwunsch in 20 Zeilen läßt einen, in Dichtung geübten Autoren vermuten. Anscheinend erbte diese Begabung Zsuzsánna Rhédeis auch ihre Tochter, Kata, denn unter ihren Handschriften und Eintragungen in Bücher viele Verse zu finden sind. Sie schrieb zum Beispiel 1752 auf das Vorblatt des Gesangbuches zum gemeinen kirchlichen Gottesdienst folgendes:

"Die Frucht dieses Buches ist der Spruch des Lebens
Selig ist, der sich bemüht, den anzueignen
Denn seine Tugend die Burg der Frömmigkeit sein wird
Damit er sein ganzes Leben tadellos verbringt.
Mit der Bemühung, davon zu profitieren
Die Baronesse Kata Wesselényi
Hat davon die Früchte des Glaubens geerntet
Denn es zeigt den Weg auf den Berg Zion,
Der Weg steht darin beschrieben,
Und wenn jemand richtig diesen Weg geht
Wird von keinerlei Sünde heimgesucht
Weil er von der Quelle des Lebens gereinigt wird."

Unter den Eintragungen von Zsuzsánna Bethlen kann man keine Gedichte finden, statt dessen hat sie eher Passagen aus der Bibel, oder Psalmenausschnitte als Devise (Symbolum) in ihre Bücher eingeschrieben. Diese Eintragungen spiegeln den Seelenszustand der Mutter, die in ihrem Leben sechs Kinder verlor, und der Frau, die ihr ganzes Leben lang mit Krankheiten kämpfte, wieder. Heute findet man diese persönliche, fast bekenntnisartige Bemerkungen vielleicht ungewöhnlich, die Leute der Epoche hatten aber eine ganz andere Beziehung zum Buch. Sie sahen die Bücher nicht nur als Wertgegenstand oder Träger nützlichen Wissens, sondern auch als Schicksalsgenossen an. So trugen die Eigentümer manchmal ihre innigsten Gefühle, Gedanken ins Buch ein. Um nur ein Beispiel aus den persönlichen Bemerkungen der Zsuzsánna Bethlen herauszugreifen: 1795 hielt sich die erneut kranke Frau Teleki gerade in Wien auf, und schrieb in eines ihrer Bücher: "Susanna Bethlen Gräfin von Iktár mp. Ich erwarte den Herrn, den Gott meiner Befreiung, und ich glaube, daß Er mich von meinen Krankheiten, die Er aus seinem weisen Willen mir auferlegt hat, befreien wird."

An die fünfhundert Bände der Bibliothek von Zsuzsánna Bethlen von Iktár tragen ihre eigenhändige Bemerkungen. Sie schrieb zu ihrem Namen oft das Jahr und den Ort auch hin. Diese Daten geben aber nicht in jedem Fall den Zeitpunkt und Ort des Bucherwerbs an, es kam nämlich öfters vor, daß sie ihren Namen in denselben Band mehrmals einschrieb. Dies muß aller Wahrscheinlichkeit nach jeweils bei einer Neuordnung passiert sein. Auch wenn wir aus diesen Eintragungen bei der Nachvollziehung des Vorganges der Buchsammlung nicht profitieren können, können sie bei dem Lebenslauf der Zsuzsánna Bethlen mithelfen, man kann durch sie darauf spekulieren, wo und wann sie sich aufhielt. In der 1770er Jahren die meisten Bücher wurden von ihr in Sáromberke signiert, im darauffolgenden Jahrzehnt bezeichnete sie ihre Bücher in Szeben und Várad (Sibiu und Oradea, Rumänien), in den 90er kaufte sie Bücher oder bekam sie die geschenkt in Wien. Teleki und seine Frau, Dank ihrer kunstfördernden Tätigkeit, bekamen oft Exemplare aus den Werken der von ihnen unterstützten Autoren. Es kam auch vor, daß die dankbaren Unterstützten den bibliothekschaffenden Mäzenen nicht ihre eigenen Werke schenkten, sondern wertvolle Handschriften oder rare Ausgaben anboten. János Tormássy, der spätere Bischof, gab die Handschrift von Simon Forgách, Symbolum illustrissimi Domini Comitis Nicolai Zrinyi 1705, mit folgender Zueignung an Zsuzsánna Bethlen: "An seine Exzellenz, den hochgeborenen Herrn Samuel Teleky Graf von Szék, Hauptkanzler des Großfürstentumes Siebenbürgen, Hauptgespan vom Komitat Bihar, und ihre werte Gemahlin, die hochgeborene Frau Susanna Bethlen Gräfin von Iktár, als Zeichen der tiefen und ewigen Hochachtung. Den 23. Juni 1794, János Tormássi mp. Prediger aus Halas."

Der Buchbestand

Die Bibliothek der Zsuzsanna Bethlen von Iktár ist eines der bedeutendsten Produkte der Bibliophilie der Frauen im Siebenbürgen des 18. Jahrhunderts. Die Frau Sámuel Telekis, des Bibliothekschaffers, wurde an der Seite ihres Mannes zu einer buchliebenden, kundigen Sammlerin. Wir haben gesehen, daß die Mode der Bücherliebe unter den Frauen in ihrer Familie, mütterlicherseits, schon vorhanden war, als sie aber, beinahe als Kind, Teleki heiratete, hat sie nicht einmal Zeichen über den Anspruch auf die Schaffung einer Bibliothek gegeben. Einige Jahre später fing ihr Mann an, sie in die Abwicklung der Buchsammlung einzubeziehen, dann, als sie einen Teil der Bücher von Kata Wesselényi bekam, begann sie mit der sachverständigen Betreuung der Bücher. Der Buchnachlaß von Kata Wesselényi bildet also den Kern der späteren Bibliothek von Zsuzsánna Bethlen. Die siebenbürgische Bibliothekforschung hat sich bisher nicht viel mit der Bibliophilie von Kata Wesselényi beschäftigt. Die Verfasserin dieses Aufsatzes hat schon vor Jahren, im Zusammenhang mit der Vorstellung der Bibliothek von Zsuzsánna Bethlen, die Bücher Kata Wesselényis erwähnt. Die Erforschung der Bücherlisten von Kata Wesselényi, sowie die mit ihrem Namen versehenen Bücher gibt heute ein vollständigeres Bild über den einstigen Bestand ab. Auch wenn wir nur diese in Betracht ziehen - obwohl die Listen nicht vollständig sind, und es ist auch vorstellbar, daß sie auch solche Bücher besaß, in die sie ihren Namen nicht eintrug -, geht es hier um eine ganz bemerkenswerte Frauenbibliothek. In dem mehr als zweihundert Bände zählenden, rekonstruierten Bestand befinden sich dreißig Bücher aus dem 17. Jahrhundert, die mit ein paar Ausnahmen alle religiöse Werke sind. Hundertdreißig Bücher, handschriftlich oder gedruckt, gehören auch zu dieser Kategorie, sie stammen aber aus dem darauffolgenden Jahrhundert. Daneben ergänzen ungefähr fünfzig weltliche Werke über Medizin, Geschichte, Rechtswissenschaft, Wirtschaft und Literatur den Bestand. Unter denen sind auch die Bände zu finden, die zwar mit der Possessoreneintragung von Kata Wesselényi versehen sind, gelangten aber trotzdem nicht in die Sammlung der Zsuzsánna Bethlen, sondern sie wurden in den entsprechenden Fachabteilungen der Bibliothek Sámuel Telekis untergebracht.

Hier müssen wir bemerken, daß selbst Sámuel Teleki das Profil der Buchsammlung ihrer Frau beeinflußte. Es war vermutlich er, der beschloß, daß in der Bibliothek von Zsuzsánna Bethlen nur ungarischsprachige Bücher bleiben sollten, und er ließ deshalb alle dort befindlichen fremdsprachigen Bücher, egal ob sie den Namen oder das Exlibris seiner Frau trugen, in seine eigene Sammlung überbringen. Es gibt aber auch Beispiel dafür, daß er einige ungarischen Ausgaben aus seiner Sammlung in die von Zsuzsánna Bethlen übergab. Die Ausgabe 1743 des Ungarischen Lexikons zur Auslegung der Heiligen Schrift von Péter Bod ist, wie die Widmung des Buches zeigt, in Sárd vom Autoren selbst an Sámuel Teleki geschenkt worden: "Ex obligatione gratuita Viri Clarissimi Petri Bod suis admunerat Libris C. Samuel Teleki Junior de Szék Ao. 1758 Apr. Saárdi. Sub Symbolo Deus Providebit." Susánna Bethlen signiert dann 1770 den Band. Genauso gab der Übersetzer an Teleki die ungarische Übersetzung des Werkes Alcides vor der Wahl von Metastasius mit folgender Widmung: "Excellentissimo D. Comiti Samueli Teleky de Szék, Cancellario R. Transylv. Aulico, C. Bihar. Supr. Comiti submittit Auctor, Paulus Berzeviczy Tabulae Districtualis Trans. Tibisc. Assessor." Dieses Buch befindet sich heute in der Bibliothek von Zsuzsánna Bethlen.

Wenn wir die Sammlung von Zsuzsánna Bethlen aus einem thematischen Gesichtspunkt betrachten, können wir feststellen, daß der Charachter ihrer Bibliothek, die sie Jahrzehnte hindurch entwickelt hatte, auch nicht von der abweicht, die sie von ihrer Tante, Kata Wesselényi, geerbt hatte. Bei ihr machen gut Zweidrittel der Bücher die tagtäglich benutzten religiösen Lesestoffe, Bibeln, Katechismen, Gebets- und Gesangbücher, die Produkte der zeitgenössischen protestanten Literatur, aus. Darüber hinaus besorgte sie sich die bekanntesten der histonischen und belletristischen Werke der Epoche, sowie die berühmten ungarischen Übersetzungen der Weltliteratur. Die weltlichen Bücher sollen Zsuzsánna Bethlen in ihren täglichen fraulichen Tätigkeiten geholfen haben. Die sind Werke über Kindererziehung, Medikamente und Heilung, Obst- und Pflanzenbau sowie Tierzucht oder gerade Kochkunst. Wir müssen hier die reiche Handschriftensammlung der Bibliothek auch erwähnen. Ein Teil davon kam noch, samt ihren eigenen Handschriften, aus dem Nachlaß von Kata Wesselényi. Die handschriftlichen Werke von Kata Wesselényi geben über eine tief gläubige Autorin, ähnlich, wie Kata Bethlen, Zeugnis. Überraschenderweise wurde keine einzige Schrift von ihr herausgegeben, obwohl das sorgfältig vorbereitete Titelblatt - wo aus den Angaben des Impressums der Ort (Enyed) schon erscheint - von manchen handschriftlichen Bänden darauf verweist, daß sie von Kata Wesselényi zur Ausgabe vorbereitet wurden. Diese Schriften verdienen auf jeden Fall die Aufmerksamkeit, denn es gibt viele persönliche, biographisch relevante Angaben in diesen Texten in Gedichtsform oder in Prosa. Im Nachlaß der Kata Wesselényi finden wir sogar einige handgeschriebene Kopien, die heute schon als wissenschaftshistorische Rarität eingestuft werden. Sie ließ sich zum Beispiel das medizinische Buch abschreiben, das von Anna Zay aus dem Werk von Mathiolus ins Ungarische übersetzt wurde. Ebenfalls medizinisch ist das Buch mit dem Titel Ars Medica, das sich die Frau von Zsigmond Rhédei in Erdõszentgyörgy kopieren ließ. Über den Zweck des Kopierens kann man in der Überschrift näheres erfahren: "Und jetzt erneut, mit der frommen Absicht, daß es gegen die bösen Krankheiten, die (Gott behüte) im eigenen noblen Haus geschehen, sowie andere Unglückliche befallen sollten, wirken kann ..." Zsuzsánna Bethlen ließ auch für ihre Bibliothek kopieren. Eine 111seitige Handschrift enthält Kochrezepte, die aus dem Kochbuch von Sofia Toffei, 1692, abgeschrieben wurden. Natürlicherweise erwarb sie auch die Kopien der Autobiographien von Miklós Bethlen und János Kemény, die übrigens in den meisten Buchsammlungen in Siebenbürgen vorzufinden waren. Man muß hier bemerken, daß die handschriftlichen Bände der Werke von Péter Bod, mit Ausnahme der Belagerung des Hauses auf dem Felsen, unter den Büchern des Sámuel Teleki untergebracht wurden.

Die reiche Sammlung an Bestattungsreden kann wegen der biographischen Daten der Mitglieder von siebenbürgischen Aristokratenfamilien des 18. Jahrhunderts als nützliche Quellen angesehen werden.

Was und inwiefern die Zeitgenossen über die Bibliothek von Zsuzsánna Bethlen wußten, ist heute schwer festzustellen. All jene müssen aber darüber gewußt haben, die in Kontakt mit der Ehepaar Teleki standen, die ihre Unterstützung genossen haben, oder die die Buchsammlung, die von Jahr zu Jahr reicher wurde, benutzt haben. Viele haben bei dem Aufspüren, Erwerben und Kopieren der Bücher bzw. Handschriften Beistand geleistet. Die ungarische Buchsammlung der Zsuzsánna Bethlen war einigen Zeitgenossen schon bekannt. György Aranka erkundigt sich über die Bücher schon vor dem Erscheinen des gedruckten Katalogs. So schreibt Domokos Teleki, der Sohn von Zsuzsánna Bethlen, Mitglied der Siebenbürgischen Sprachgemeinschaft, 1795 an György Aranka: "... Ich schicke Ihnen baldmöglichts, Hochgeborener Herr, das Register der Manuskripten, die sich in der Bibliothek meiner Mutter befinden, sowie den Katalog derselben. Diesbezüglich schrieb ich schon an meinen Vater ..."

Nach der offiziellen Eröffnung der Teleki Téka in Marosvásárhely (1802) - und hauptsächlich nachdem das Titelverzeichnis der Bibliothek auch im dritten Band des gedruckten Katalogs erschienen ist (1811) - stand die Bibliothek der Zsuzsánna Bethlen faktisch zur Verfügung der Leserschaft. Die damaligen Lesetagebücher bewahren die Namen der Benutzer.

Heute hat sich der tatsächliche Wert der Sammlung insofern verändert, daß die hier aufbewahrten Handschriften, Kopien, alten ungarischen Druckwerke, die weltlichen und religiösen Produkte der ungarischen Buchdruckerei des 18. Jahrhunderts noch um zweihundert Jahre älter wurden. Die Bibliothek von Zsuzsánna Bethlen ist ein bemerkenswertes Denkmal der siebenbürgischen Buch- und Bibliothekgeschichte, weil sie das biblophile Interesse von drei Generationen buchsammelnder Frauen wiederspiegelt. Die schön gebundenen Bücher mit Kupferstich-Exlibris, die sich auf den Regalen reihen, sind wertvolle Zeugnisse des bibliophilen Geschmacks und der Ansprüche unserer Vorgänger.




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