Organum, Kantilene, Rekordation, Vagantendichtung, Volta-Rhythmus
Organum
Bestimmte Art des frühen polyphonen Gesanges, auf der Parallelität oder Kontrapunktion der Stimmen beruhend. Als (sog. perfekte) Tonabstände sind nur Prime, reine Quarte und Quinte sowie Oktave gestattet, Terz und Sexte kommen lediglich als Übergangs- oder Wechseltöne vor. Der Rhythmus der ungarländischen organalen Musikdenkmäler ist, wie beim gregorianischen Choral, ein freier, vom Text bestimmter und nicht in Takte faßbarer Rhythmus.
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Kantilene
Hauptsächlich von Studenten, später auch vom Volk gesungener, in Strophen gefaßter lateinischer oder muttersprachlicher Kirchengesang ohne liturgischen Inhalt.
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Rekordation (Gruß, Erinnerung)
Im Mittelalter bei Studenten Brauch, die in kleineren Gruppen von Haus zu Haus zogen, um mit Gesang an ein nahendes Fest zu erinnern oder z.B. anläßlich eines Namenstages ihren Gruß zu entbieten.
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Vagantendichtung
Charakteristische, rhythmisch-melodische Formeln bzw. Motive, deren Grundformen das Ungartum wohl schon in seine neue Heimat mitgebracht hat. Die europäischen Einflüsse (Studenten-, Liebes- und Spottlieder, Jokulatorenspäße, Instrumentalpraxis der Tanzmusik) bereicherten sie weiter, so daß diese Schicht der Musik einerseits breitere Einbindung in die europäische Musikkultur fand, und andererseits zur Ausformung des Typs des sog. Burschentanzes der ungarischen Volksmusik führte.
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Volta-Rhythmus
Grundrhythmus im 3+2-Takt, an eine Art des spätmittelalterlichen Tanzes gebunden. Seine Variationen findet man in der Kunstmusik (z.B. in einem liturgischen Drama des 12. Jahrhunderts) ebenso wie in der Volksmusik (am bekanntesten ist ein Volkslied, das etwa dem deutschen Kinderlied "Alle meine Entlein" entspricht). Mit ihren silbenerweiterten (sechssilbigen) Melodienformen bildet diese Melodiengruppe den sog. Révész-Melodienkreis.
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