Legenda aurea, Alexius-Legende, Catalogus Sanctorum, Debrecener Kodex
Legenda aurea
Die populärste mittelalterliche Legendensammlung, die "Goldene Legende", wurde zwischen 1260 und 1267 von Jacobus de Voragine, Dominikanerprovinzial der Lombardei und Bischof von Genua, zusammengestellt. Neben den Schriftquellen stützte sich der Autor auch auf die mündliche Überlieferung und publizierte die gekürzten Legendenauszüge nach dem liturgischen Kalender der Heiligen. Noch im Mittelalter übersetzte man sie in nahezu alle europäischen Sprachen. Ihr Einfluß auf Literatur und bildende Kunst war groß. In ungarischer Sprache enthält der Érdy-Kodex eine reiche Auswahl, und in zehn weiteren ungarischsprachischen Kodizes findet man einzelne Kapitel.
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Alexius-Legende
St. Alexius war der populärste heilige Asket des Mittelalters. Eine syrische Legende aus dem 5. Jahrhundert berichtet zum erstenmal von dem Mann Gottes, der vor seinem Tod in der Kirche von Edessa erzählte, daß er einer reichen römischen Familie entstamme und am Tag seiner Hochzeit heimlich ein Schiff bestiegen habe, um sein Leben ganz Gott zu weihen. Die griechische Legendenfassung des 9. Jahrhunderts nennt bereits den Namen des Heiligen sowie seiner Familienmitglieder und fährt in der Erzählung fort, wonach Alexius im 17. Jahr seines Asketentums nach Rom zurückkehrt und hier im Haus seines Vaters als unerkannter Bettler weitere 17 Jahre unter einer Treppe lebt. Erst nach seinem Tod erkennen ihn seine Eltern an einem Schriftstück, das er in der Hand hält. In ganz Europa sind zahlreiche lyrische und Prosabearbeitungen der Legende bekannt. Die mittelalterliche ungarischsprachige Kodexliteratur vermittelt den Text der Legenda aurea. In sechs ungarischen Kodizes kann man fünf verschiedene Übersetzungen lesen, wobei die Übersetzungen im Kazinczy- und im Tihanyi-Kodex verwandte Züge aufweisen. Die Legende im Lobkowitz-Kodex hat viele nachträgliche Einfügungen.
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Catalogus Sanctorum
Im Mittelalter beliebtes Legendenbuch. Der venezianische Hagiograph Petrus Natalis, Bischof von Equilio, stellte das mehr als 1.500 Stichworte umfassende, in zwölf Bücher unterteilte Legendarium zwischen 1369 und 1372 zusammen. Die Reihenfolge der kurzen Legenden richtet sich nach dem Kirchenjahr. In der ungarischsprachigen Kodexliteratur gibt es zahlreiche Berührungspunkte dazu. Für viele Legenden im Debrecziner Kodex diente es als unmittelbare Quelle. Eine neuzeitliche Ausgabe existiert nicht.
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Debrecener Kodex
Ungarischsprachige Handschrift gemischten Inhalts, Umfang 316 Blätter. Ein Teil entstand 1519 für die Klarissen von Altofen. Einer der Kopisten hat auch den Simor-, den Palatins- und den Tirnauer Kodex kopiert. Der erste Teil besteht aus einer fragmentarischen Predigt- und Legendensammlung von St. Andreas bis zu Mariä Verkündigung. Seine Hauptquellen sind Pelbárt Temesvári bzw. der Catalogus Sanctorum. Der zweite Teil enthält Exempel, Betrachtungen und Gebete, zu den bekannteren Autoren gehören Tamás Kempis und St. Bonaventura. Der Kodex gelangte von den Franziskanern in Csíksomlyó nach Debreczin, woher auch sein Name stammt. Gegenwärtig befindet er sich im Besitz der Bibliothek des Reformierten Kirchendistrikts Transsylvanien.
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