Czech-Kodex, Festetics-Kodex, Büchlein von den Würden der heiligen Apostel

Madonna 2.
Das Letzte Abendmahl
Czech-Kodex

Das 98 Blätter umfassende Gebetbuch wurde 1513 im Paulinerkloster Naygvázsony von Frater F.M. für die Frau Pál Kinizsis, Benigna Magyar, kopiert. Neben 15 Gebeten der hl. Brigitta und dem Marien-Officium für die samstägliche Vesper enthält der reich geschmückte Kodex mehrere Mariengebete und eine Hymnenübersetzung. Gelangte wahrscheinlich zusammen mit dem Festetics-Kodex in den Besitz der Dominikanernonnen auf der Margareteninsel und wurde vor den Türken zusammen mit anderen Kodizes ins Tirnauer Klarissenkloster gerettet. Nach 1782 befand er sich im Ordenshaus der Franziskaner in Neuhäusel. Sein Name leitet sich von János Czech ab, der 1833 im Franziskanerkloster Neihäusel auf den Kodex stieß. Seit 1851 bewahrt man ihn in der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest auf.

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Festetics-Kodex

Reich verziertes, ungarischsprachiges Gebetbuch mit 208 Blättern. Zusammen mit dem Czech-Kodex im Paulinerkloster Nagyvázsony für die Frau Pál Kinizsis, Benigna Magyar, abgeschrieben. Aufgrund des Gebetes Über die Krankheit meines Herren Pál, der 1494 verstarb, kann man es in das Jahr 1493 datieren. Neben dem kleinen Marienpsalm, der täglich herzusagen ist, enthält es noch einige andere Gebete sowie die sieben Bußpsalme von Petrarca. Früherer Besitzer war die Familie Festetics. In die Keszthelyer Bibliothek von Pál Festetics dürfte der Kodex nach Auflösung der Orden im Jahr 1782 gelangt sein. Heute wird er in der Staatsbibliothek Széchényi in Budapest aufbewahrt.

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Büchlein von den Würden der heiligen Apostel

32 Blätter umfassende Abhandlung, die man 1521 für die Nonnen der Haseninsel (Margareteninsel) kopierte. Das lateinische Original des geistreichen didaktischen Traktats dürfte ebenfalls in Ungarn entstanden sein. In sechs Kapitel beweist der Autor, daß den Aposteln, allen Gegenargumenten zum Trotz, der erste Platz unter den Heiligen gebührt. Herausragendstes Detail ist der unter dem Titel Wettstreit der Apostel zitierte Dialog. Außerdem kann man in dem Kodex den ersten ungarischen Hexameter aus Lucanus Pahrisalia und das erste Dante-Zitat lesen. Im 17.-18. Jahrhundert befand sich der Kodex im Besitz der Preßburger Klarissen, die ihn zusammen mit dem Cornides-Kodex und anderen Sprachdenkmälern zu einem Band binden ließen. Nach Auflösung ihres Ordenshauses - vermutlich 1782 - übernahm ihn Mihály Winkler (späterer Domherr zu Fünfkirchen). Anfang des 19. Jahrhunderts schenkte der Domherr den Kodex der Budapester Universitätsbibliothek, wo Ferenc Toldy die einzelnen Teile separierte. Die Fachliteratur zitiert ihn anhand der ersten Zeile.

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