Spätgotische Öfen, Majolika, harte Scherbe
Spätgotische Öfen
Kachelöfen zeigten auch in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts noch die früher entwickelte Turmform: auf dem quadratischen Unterbau prismatischer Form mit einem im allgemeinen poliedrischen, oftmals aber schon zylindrischen Oberteil. Zu dieser Zeit versah man die Öfen mit reicheren architektonischen Elementen und schmückte ihre Bekrönung mit Turmhelme nachahmenden Maßwerkkacheln. Am häufigsten waren Kacheln mit grüner, zuweilen auch gelblichbrauner Bleiglasur bzw. weißer Tonglasur (Engobe), mitunter benutzte man zu Bemalung rote Erdfarbe. Die Öfen mit polychrom glasierten Kacheln, wo entsprechend der Darstellung innerhalb einer Kachel mehrere Farben verwendet wurden, tauchten Ende des 15. Jahrhunderts auf und verbreiteten sich im 16. Jahrhundert dann allgemein. Renaissancemotive erschienen an den Kacheln erst in den 1530er Jahren.
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Majolika
Keramik mit Bleiglasur aus Italien. Die im antiken Orient entwickelte Technik gelangte durch Vermittlung der Araber nach Spanien, von wo sie die Italiener im Mittelalter übernahmen. Daraus leitet sich ihr auf die Insel Majorka (Mallorca) deutender Name ab. Nach Faenza, einem der bedeutendsten italienischen Produktionszentren, wird sie auch als Fayence bezeichnet. Die Technik besteht im wesentlich darin, daß man das fertig gebrannte Gefäß in weiße Bleiglasur tauchte und anschließend mit feuerfester blauer, grüner, violetter, gelber und roter Farbe bemalte. Dazu war rasches Arbeiten erforderlich, und korrigieren konnte man nicht. Nach der Bemalung wurde das Gefäß bei hoher Temperatur (ca. 1000° C) ausgebrannt, wodurch man sehr lebhafte Farben erzielte. Die Ofner Majolikawerkstatt der Matthiaszeit ahmte diese Technologie und Dekarationsweise aus Faenza nach. Eine ähnliche Wirkung zeigt die aus Norditalien stammende Mezzo Majolika-Technik. Dabei erhielt das Gefäß eine weiße Tonglasur (Engobe), in diese ritzte man Muster ein (Sgraffito) und überzog das ganze mit durchsichtiger Bleiglasur. Diese Technik fand in der um 1500 tätigenFünfkirchner Werkstatt Anwendung.
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Harte Scherbe
So bezeichnete man mit anderem Namen das Steingut. Aus besonders reinem Ton bei hohen Temperaturen (1200-1300° C) gebrannte Keramik, die dadurch kein Wasser aufsog und deshalb nicht glasiert werden mußte. Wegen der hohen Brenntemperaturen konnte sie allerdings auch nicht bemalt werden, so daß man sie hauptsächlich mit plastischen Verzierungen schmückte. Die glasige Oberfläche der Gefäße erreichte man mit Hilfe von Salz, das in den Brennofen gestreut wurde, oder man verwendete eine eisenhaltige, braune Tonglasur. Die bedeutendsten Werkstätten lagen im Rheinland; am bekanntesten sind die grauen Siegburger Pokale mit Salzglasur sowie die Dreihausener Pokale mit brauner Tonglasur und eingestempelter Verzierung. Ein anderes großes Zentrum gab es im mährischen Lostitze, in der Nähe von Olmütz, wo lilabraune, blasige, salzglasierte Pokale hergestellt wurden, deren Rand kleine Henkel zierten.
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