Jordánszky-Kodex, Érdy-Kodex, Székelyudvarhelyer Kodex
Jordánszky-Kodex
In den Jahren 1516-1519 kopierte ungarischsprachige Bibelübersetzung, Umfang 194 Blätter. Die Handschrift enthält mit Aushahme der ersten sieben Bücher des Alten Testaments und der Briefe des hl. Paulus das gesamte Neue Testament. Die Person des Übersetzers und der Entstehungsort sind unbekannt. Nach Meinung einzelner Forscher ist er mit dem Érsekújvárer (Neuhäusler) Kodex der Dominikanernonnen auf der Margareteninsel verwandt; Schrift, Verzierung und Rechtschreibung stehen dem Érdy-Kodex des Namenlosen Kartäusers nahe. Als das Tirnauer Klarissenkloster 1782 aufglöst wurde, gelangte das Handschriftenfragment zunächst in den Besitz der Esztergomer Domherren János Fába bzw. Elek Jordánszky und schließlich in die Bibliothek der Esztergomer Basilika. Zwischenzeitlich kamen noch zwei weitere Teile (Jankovich-Fragment, Csemez-Fragment) zum Vorschein.
EM-AHS
Érdy-Kodex
Sammlung ungarischsprachiger Predigten und Legenden, Umfang 338 Blätter. Ihr Autor ging als der Namenlose Kartäuser in die Literaturgeschichte ein. Nach dem lateinischen Vorwort der um 1526 in die endgültige Form gegossenen Handschrift zu urteilen, läßt sich der Kodex an das Kartäuserkloster von Lövöld (Városlõd) binden. Der Namenlose wollte damit die in den verschiedenen Klöstern lebenden und der lateinischen Sprache nicht mächtigen Laienbrüder bzw. Nonnen mit inhaltsreichem Lesestoff gegen das sich mehr und mehr verbreitende lutherische Ketzertum versorgen. Deshalb findet man darin neben den täglichen Messetexten für die großen Fest- und Sonntage des Kirchenjahres sowie die Feiertage der Heiligen auch zum Vorlesen gedachte Predigten bzw. Postillen und im Falle der Heiligen deren Legenden. Der erste, fragmentarisch erhaltene Teil bricht mit der Fastenzeit ab. Der zweite Teil - de sanctis (über die Heiligen) - ist vollständig und zugleich das umfassendste ungarischsprachige Legendarium. Hauptquelle der Predigten ist das Pomerium von Pelbárt Temesvári, die Legenden stützen sich auf die Legenda aurea. Doch daneben hat der Kompilator ausgezeichneten Stils auch noch zahlreiche andere Quellen herangezogen. Zunächst unter dem Namen Tirnauer Kodex bekannt, wurde der Kodex später nach János Érdy benannt, der ihn als erster publizierte. Er gelangte 1814 als Geschenk des Tirnauer Priesterseminars in die Bibliothek des Ungarischen Nationalmuseums und wird heute in der Staatsbibliothek Széchényi in Budapest aufbewahrt.
EM-AHS
Székelyudvarhelyer Kodex
Zwischen 1526 und 1528 kopierte ungarischsprachige Handschrift gemischten Inhalts, Umfang 188 Blätter. Der größere Teil wurde von dem Franziskanerbruder András Nyújtódi für seine als Nonne lebende Schwester Judit übersetzt und abgeschrieben. Inhalt sind eine Übersetzung des Buches Judit aus dem Alten Testament, der älteste ungarische Katechismus, eine Abhandlung und Exempelsammlung über den Tod, Betrachtungen über das Leben zweier Mönche sowie Fragmente von einer Reihe der sonntäglichen Evangelien. 1810 war der Kodex Eigentum von Dániel Fancsali, dieser vermachte ihn dann der Bibliothek des katholischen Gymnasiums Székelyudvarhely. Hier wurde er 1876 von Sámuel Szabó, Lehrer am Klausenburger reformierten Kollegium, entdeckt. Gegenwärtig befindet es sich in der römisch-katholischen Parochie zu Székelyudvarhely.
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