Budaer Buchkopier- und Miniaturmalerwerkstatt, Pál Ivanich, ungarische Druckerei

Druckerei
Brevarium des Domokos Kálmáncsehi
Jagdszene
Budaer Buchkopier- und Miniaturmalerwerkstatt

Aus dem Jahr 1471 weiß man von König Matthias' italienischem Miniaturmaler namens Blandinus. 1480-1481 war in Buda (Ofen) auch der florentinische Miniaturmaler Francesco di Lorenzo Roselli tätig. Die Ofner Werkstatt begann in den 1480er Jahren aufzublühen. Ihr charakteristischer Stil zeigt den Einfluß verschiedener italischer Werkstätten. Francesco de Castello, der die Kodizes für Domonkos Kálmánchehi ausschmückte, gehörte der lombardischen Schule von Ferrara an. Johannes Antonio Cattaneus, der sogar noch für Wladislaw II. arbeitete, stammte ebenfalls aus Norditalien. Auch der Bibliothekar der Bibliotheca Corviniana, Felix Ragusinus, verstand sich auf das Miniaturmalen. Daneben gab es eine Buchbinderei, wo man die mit den typischen geometrischen und ornamentalen Stempeln und Matthias-Wappen geschmückten, vergoldeten und bemalten Ledereinbände für die Kodizes herstellte.

GB


Pál Ivanich (Mitte 15. Jahrhundert)

Der erste Redakteur und Herausgeber von Büchern in Ungarn wurde in Kroatien, im Kirchendistrikt Agram, geboren. 1445 Hofpriester des János Vitéz in Großwardein. Stellte in Vitéz' Auftrag die Briefe des Epistolarium betitelten Briefbuches zusammen, das er mit einem Vor- und Nachwort versah. Die zu den einzelnen Briefen notierten Anmerkungen bzw. Kommentare zeugen von seiner ausgezeichneten Kenntnis der klassischen Autoren, seiner rhetorischen Bildung und seinem hohen Wissensstand. Er war auch Domherr des Kapitels Csázma und übersetzte für Papst Nikolaus V. aus der türkischen Sprache.

KP


Erste ungarische Druckerei

Der Vizekanzler und Ofner Propst László Kárai weilte 1470 mit einer Gesandtschaft beim Heligen Stuhl, wo er vermutlich im Auftrag von János Vitéz den in Rom weilenden deutschen Drucker András (Andreas) Hess nach Ungarn einlud. Dieser richtete in Buda (Ofen) eine Druckerei ein. Als erstes gab Hess 1472 die Ofner Chronik (Chronica Hungarorum) als "jedem ungarischen Menschen gefällige und angenehme" Lektüre und mit einer Empfehlung für Kárai heraus. Sein zweites und zugleich letztes Druckwerk beinhaltete die bei Humanisten sehr populären Werke Basilius Magnus (Basilius der Große) bzw. De legendis poetis (Über die Legenden der Poeten) sowie die Sokrates-Apologie von Xenophon, und zwar in der Übersetzung des florentinischen Humanisten Leonardo Bruni. Der östliche Kirchenvater Basilius der Große bot den Humanisten, die auf das Lesen der Werke antiker Autoren drängten, wichtige Bezugspunkte. Das Xenophon-Werk war ein Erstlingsdruck der Hess'schen Druckerei, vielleicht aus einer Ofner Handschrift. Andere Druckerzeugnisse von Hess sind nicht bekannt.

KP