Sächsische Spätgotik, System mit eingezogenen Strebepfeilern, spätgotische Backsteinarchitektur

Meissen, Albrechtsburg
Halle, Marktkirche
Mailand, Castello Sforzesco
Poznan, Marien-Kollegiatsstift
Salzburg, Franziskanerkirche
Klausenburg, Franziskanerkirche
Sächsische Spätgotik

Im Jahr 1471 nahm Arnold von Westfalen den Bau der Meissner Albrechtsburg in Angriff. An ihr tauchten zum erstenmal die typischen Stilelemente der sächsischen Spätgotik auf: scharf geschnittene Profile, Systeme mit eingezogenen Strebepfeilern, hängebogige Öffnungen, Zellengewölbe. Die Arbeit setzte ab 1481 Konrad Pflüger fort, 1525 wurde der Bau fertiggestellt. Ebenfalls Pflüger begann 1499, die Annaberger Pfarrkirche zu bauen. 1515-1520 schuf Jakob Haylmann von Schweinfurt in dem dreischiffigen Hallenbau mit Seitenempore das Gewölbe mit kurvierten Rippen. Ein früheres Beispiel für den chrakteristischen Raumtyp der sächsischen Spätgotik, den Raum mit Seitenempore und eingezogenen Strebepfeilern, ist das 1484-1512 von Johann und Bartholomeus Frankenwalt errichtete Langhaus der Freiberger Liebfrauenkirche.

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System mit eingezogenen Strebepfeilern

Typische Konstruktion der spätgotischen Baukunst. Bei Saal- oder Hallenräumen errichtete man die Einfriedungsmauern des Gebäudes für die das Gewölbe stützenden Strebepfeiler nicht an der inneren, sondern äußeren Seite. Dadurch wird die Außenfront einzelner Bauten nicht von Strebepfeilern unterbrochen, während man andernorts neben den eingezogenen auch äußere Strebepfeiler aufführte. Die Konstruktion wurde Ende des 13. Jahrhunderts in Südfrankreich (z.B. Albi, Kathedrale) entwickelt. Im 15. Jahrhundert kamen hauptsächlich im Gebiet Süd- und Norddeutschlands ähnliche Lösungen zur Anwendung.

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Spätgotische Backsteinarchitektur

In Gegenden mit wenig Steinmaterial verwendete man als Baustoff häufig Ziegel. Typisch ist diese Technik in erster Linie für die Lombardei, Bayern, Schlesien, Polen und die Gebiete Norddeutschlands, wo man die unverputzt belassenen Ziegelbauten mit aus Steinen oder Ziegeln gearbeiteten bzw. formgepreßten Baugliedern versah. Merkmale der spätgotischen Backsteinarchitektur Westungarns sind dagegen verputzte Mauerzüge mit Baugliedern, die man aus getrockneten Lehmblöcken zuschnitt, nachträglich ausbrannte und danach bemalte. Tatsächlich unterschieden sich diese Gebäude weder in der angewandten Technik noch in ihrer Erscheinung wesentlich von den Steinbauten.

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