{G-133.} II. Die materielle Kultur


Inhaltsverzeichnis

Der Gesamtkomplex der materiellen Kultur des ungarischen Volkes hängt mit der gesellschaftlichen (sozialen) Kultur aufs engste Zusammen, so wie diese die Traditionen auch der geistigen Kultur mitbestimmt. Zum besseren Verständnis der materiellen und der geistigen Kultur sind praktisch Grundkenntnisse der gesellschaftlichen (sozialen) Kultur erforderlich, die wir aus diesem Grunde unseren Ausführungen vorangestellt haben. In den nachfolgenden Kapiteln können wir somit überall darauf Bezug nehmen und so dem Leser die Übersicht über den Gesamtkomplex erleichtern.

In den einzelnen Kapiteln der materiellen Kultur gedenken wir auch der wichtigsten Bräuche und Glaubensvorstellungen, die mit dem Alltag in Zusammenhang stehen. Es soll dadurch bewiesen werden, wie unverkennbar die materielle Kultur von der geistigen durchsetzt war. In nicht seltenen Fällen hinderte das Festhalten an den Bräuchen und Glaubensvorstellungen die Verbreitung neuerer Arbeitsgeräte (z. B. des Eisenpflugs) und der mit diesen geleisteten besseren Arbeitsmethoden. In anderen Fällen verzögerte die gesellschaftliche Organisation die raschere Einbürgerung der den Arbeitsprozeß erleichternden Arbeitsgeräte (Z. B. der Sense und des Hakenpflugs), weil diese die Arbeitsgelegenheiten für die Agrarproletarier wesentlich verringerten.

In diesem umfassenden Kapitel behandeln wir auch die verschiedenen Zweige der volkstümlichen Dekorationskunst, obgleich man diese neuerdings- aufgrund nicht von der Hand Zu weisenden Erwägungen – in den Bereich der geistigen Kultur einzureihen pflegt. Daß wir uns dennoch an die Gepflogenheiten der älteren ethnographischen Literatur halten, liegt daran, daß wir in diesem Kapitel fast ausschließlich historischen Stoff behandeln. Zu bedenken ist auch, daß in den früheren Perioden die Dekoration neben den praktischen Zwecken eine geringere Rolle spielte, als es in unseren Tagen der Fall ist. Ebendarum erschien in der Vergangenheit die Einreihung der erwähnten Belange in die materielle Kultur begründet, wobei allerdings nicht außer acht Zu lassen ist, daß es sich um Grenzgebiete handelt, die die eigentlich nur der wissenschaftlichen Systematisierung zuliebe geschaffenen Kategorien miteinander verbindet.