RÜCKBLICK
AUF DIE
ZEHNJÄHRIGE THÄTIGKEIT
DES
PRESSBURGER GESANGVEREINES
"TYPOGRAPHENBUND."

1872-1882



VERFASST VON
JOSEF GRISZ



IM VERLAGE DES VEREINES





PRESSBURG, 1883.
DRUCK VON CARL ANGERMAYER






A betû és a dal,          
Szép- s igazért él, hal.

Prof. Wawra.



Nicht nur im politischen und socialen Leben, sondern auch im Vereinsleben hat jeder Zeitabschnitt seine Geschichte. So unterschiedlich auch die Tendenzen der erwähnten Gebiete sind, so finden wir überall, dass gewisse, oft auch ganz entgegengesetzte Interessen daran Schuld sind, wenn besondere Momente auf irgend einem Gebiete der Vergessenheit entrissen werden. Und ein solches Moment finden wir in der Geschichte des "Pressburger Buchdrucker-Unterstützungs-Vereines", aus deren Mitte im Jahre 1872 die Grundidee hervorging, einen Gesangverein, gleichwie in allen grosseren Städten, zu gründen.

Diese Idee traf auch bei den Buchdruckern Pressburgs auf allgemeine Sympathie, und obwol man sich der kaum überwindbaren Schwierigkeiten bewusst war, sollte doch dieser, nun von Allen gehegte Wunsch verwirklicht werden.

Zu diesem Zwecke haben sich circa 16 Herren, theils Buchdrucker, theils Nichtbuchdrucker, die sich um die Gründung des Vereines besonders verdient machten, geeinigt, ein diesbezügliches Statut auszuarbeiten und dem hohen kön. ung. Ministerium behufs Genehmigung vorzulegen. - Um aber dem Vereine seine Existenz auch für die Zukunft zu sichern, wurde beschlossen, für den Verein auch Nichtbuchdrucker zu gewinnen, um so dem steten Wechsel, dem die Buchdrucker zumeist ausgesetzt sind, zu begegnen und dadurch den Verein stets lebenskräftig zu erhalten. Diese Idee erwies sich auch in der Folg e als eine äusserst praktische, denn heute noch sehen wir, dass dieselben mit gleicher Opferwilligkeit, mit gleicher Liebe für die Ehre des Vereines überall und zu jeder Zeit einstehen.

Dies war der gestellten Aufgabe leichtester Theil. Schwieriger war die Suche nach einem Chormeister, welcher sich die Mühe nimmt, einen erst ins Leben gerufenen Verein gesangfähig zu machen. Durch den Rath wohlmeinender Freunde wurde die Aufmerksamkeit des im Entstehen begriffenen Vereines auf die Person des Realschul-Professors Herrn Johann Wawra gelenkt, und die Deputation, welche sich bei Herrn Prof. Wawra vorstellte, konnte schon in der nächsten provisorischen Versammlung die freudige Mittheilung machen, dass Herr Professor für den neu zu gründenden Verein gewonnen wurde.

In der uneigennützigsten und liebenswürdigsten Weise hatte nun Herr Prof. Wawra den musikalischen Theil im Vereine übernommen und mit seltener Aufopferung widmete er sein ganzes Können dem jungen Vereine. Durch sein freundliches Entgegenkommen, welches ihm stets das ehrendste Blatt in der Geschichte des "Typographenbund" reserviren wird, wurden auch die mannigfachen Schwierigkeiten, die sich dem neuen Unternehmen entgegenstellten, leicht behoben.

Langsam, aber umso sicherer musste der bis nun provisorisch geführte junge Verein unter solcher Leitung das erreichen, was ihm zu seiner Existenzberechtigung nothwendig war. Und heute, nach zehn Jahren, sehen wir uns in unseren Erwartungen nicht getäuscht; der gute Saame, den Prof. Wawra in den noch schwankenden Boden gelegt, er hat sich entfaltet und ist zu einem lebenskräftigen Baum herangereift, an dem jeder Freund unseres Vereines heute Wohlgefallen findet.

Und heute können wir gewiss mit Stolz auf dieses Werk blicken, welches mit so vielem Opfer geschaffen, aber auch zur Freude jedes Angehörigen erhalten wurde.

Schon kurz nach seinem Entstehen hatte der Verein durch den damaligen momentanen volkswirtschaftlichen Niedergang, der in jedes Geschäft eine bedenkliche Bresche schoss, und besonders unter den Buchdruckern einen unerwarteten Wechsel mit sich brachte, in seiner Entwickelung fühlbar zu leiden, und wie selbst eine grössere Körperschaft durch den steten Wechsel, der das Vereinsleben in seiner Entwickelung beeinträchtigt, mit seiner Existenz zu kämpfen hat, um wie viel mehr war diese kleine Körperschaft dadurch beeinflusst, und deren vollständige Zersetzung in nahe Aussicht gestellt. Viel Opferwilligkeit, viel Liebe zur Sache musste wohl da vorhanden sein, um allen diesen natürlichen Widerwärtigkeiten mannhaft zu widerstehen und das geschaffene Werk nicht nur zu erhalten, sondern dasselbe immer mehr und mehr seiner Vervollkommnung entgegenzuführen.

Keine grossartigen Tonwerke sind es, auf die der Verein nach seinem zehnjährigen Bestände hinweisen will, um seine Lebensfähigkeit zu beweisen. Nein, sein einfach schlichter Gesang, der auf Vollkommenheit keinen Anspruch machen will, er drang zu wiederholten Malen zum Herzen des grossen Publikums. Er sprach vom Herzen und er drang auch zum Herzen. In schlichtes Gewand gehüllt und zumeist auf sieh selbst angewiesen, hatte der Verein doch Grosses vollbracht, und wenige Körperschaften dürften es sein, die unter gleichen Verhältnissen Gleiches thaten.

Zweck der folgenden Zeilen soll es sein, in objectiver Weise nach den vorhandenen Daten die zehnjährige Thätigkeit des Vereines allen Freunden und Gönnern summarisch wiederzugeben und auch ein bleibendes Andenken für den Verein zu bilden.


Die damaligen schwankenden Geschäftsverhältnisse, die den steten Wechsel der Mitglieder im Gefolge hatte, veranlassten die Gründer, die bereits ausgearbeiteten Statuten vorläufig ad acta zu legen. Um aber die einmal angeregte Idee nicht wieder fallen zu lassen, wurde der Verein provisorisch weiter geführt, an dessen Spitze Herr Carl Richter (Lithograph) gestellt wurde. Durch die freundliche Vermittlung des Herrn Professors Wawra, nunmehrigen Chormeisters, wurde dem Vereine im Realschul-Gebäude ein Local zu seinen Uebungen zur Verfügung gestellt, was auch bis zum Jahre 1875, wo der nun sanctionirte Verein ein Harmonium anschaffte und in das Vereinslocal des Buchdrucker-Unterstützungs-Vereines, welches ihm derselbe freundlichst überlassen hatte, benützt wurde. Durch die seltene Aufopferung des Herrn Prof. Wawra einerseits, andererseits aber auch durch den regen Besuch der Uebungsstunden, konnte der bisher noch immer provisorisch geführte Verein schon am


15. Februar 1873

vor die Oeffentlichkeit treten. Zu diesem Zwecke wurde eine musikalisch-deklamatorische Abend-Unterhaltung in J. Speneder's Localitäten arrangirt, wobei noch die Herren Victor Chalupa, Schenk und Schönwälder mitwirkten; ausserdem concertirte noch ein Theil der Musikkapelle Grossherzog von Baden, welche auch nach dem abgelaufenen Programme die Tanzmusik besorgte. Den ersten Theil der Abend-Unterhaltung bildete das Concert mit folgendem Programme: 1. Potpourri nach Motiven der Oper "Montechi et Capuleti" von Bellini, für Pianoforte, 4-händig vorgetragen von den Herren Chalupa und Schönwälder. 2. Prolog, verfasst von Herrn Dr. Dauscher, gesprochen von Herrn Emil Schönwälder. 3. "Sehnsucht und Nachklang", Chor von Kreutzer. 4. "Lott' is' todt", Declamation, vorgetragen von Herrn Pilz. 5. Cavatine "Das Herz von Kummer tief gebeugt" aus der Oper "Die Zigeunerin", Bariton-Solo mit Clavierbegleitung, vorgetragen von Herrn Schonwälder. 6. Doppel-Concert von Delphin Alard, Op. 31, für 2 Violinen und Pianoforte-Begleitung, vorgetragen von den Herren Lakomy (Rgmt. Baden), Chalupa und Zimmermann. 7. "Ein hiesiger Barbier", komische Scene, vorgetragen von Herrn Pilz. 8. "A leány bú", ungar. Volkslied. 9. Wiener Lieder, vorgetragen von Herrn Schenk. Die zweite Abtheilung bildete ein Tanzkränzchen und die Zwischenpausen wurden durch eine Jux-Lotterie ausgefüllt. Nach der äusserst animirt abgelaufenen Abend-Unterhaltung, bei welcher die Sänger die Feuerprobe ehrenvoll bestanden, konnte man schon mit Sicherheit daraus schliessen, dass der Verein unter Leitung des Prof. Wawra lebenskräftig erhalten wird.

Durch die Verhältnisse abermals beeinträchtigt, konnten die praktischen Uebungen wieder nicht nach Wunsch fortgesetzt werden, und es entstand daher eine kleine Pause, in welcher besonders der theoretische Unterricht, geleitet durch Herrn Prof. Wawra, gepflegt wurde.

Zum Namensfeste des Chormeisters Prof. Wawra am


24. Juni 1874

brachten die Sänger demselben zum ersten Male eine Serenade, welche Herr Schönwälder, der damals im Vereine als Correpetitor fungirte, leitete. Bei dieser Gelegenheit überreichten die Sänger ihrem verdienstvollen Chormeister einen silbernen Pokal. In der ihm eigenen liebenswürdigen Art dankte Herr Prof. Wawra für diese zarte Aufmerksamkeit, versichernd, dass er stets ein aufrichtiger Freund des Vereines bleiben wird. Bis zum heutigen Tage kommt der Verein jedes Jahr dieser seiner schönen Pflicht nach.

Am 31. December 1874 konnte nun wieder der Verein vor die Oeffentlichkeit treten und arrangirte zu diesem Zwecke eine


Sylvester-Feier

in der "Jaroschauer Bierhalle", bei welcher Gelegenheit die Herren Freyberger, Hanno, Herzenberger, Laubner und Zechmeister mitwirkten. Das Programm bestand in Folgendem: 1. "Der gute Berg", Chor von Kumenecker. 2. Grosses Duett aus der Oper "Lucia di Lammermoor", für Violine und Pianoforte. 3. "Der Wiener Poldl", oder "Einlass vor'm Burgthor", Soloscene, vorgetragen von Herrn Hanno. 4. Serenade, Brummchor mit Tenorsolo von Bechstein. 3. Gnaden-Arie aus "Robert der Teufel" Zithervortrag. 6. Champagner-Lied, Chor von Schäffer. 7. "Beszegõdtem Tarnoczára bojtárnak", Chor von Knáhl. 8. "Sturmbeschwörung", Chor von Dürrner. 9. "A virágnak", Chor von Knáhl. 10. "Da tapfere Schuasta", Soloscene, vorgetragen von Hrn. Freyberger. 11. Abendständchen, Chor von Kremser. 12. "Elfengesang am Traunsee", Zithervortrag. 13. "Der Jäger Abschied vom Walde", Chor von Mendelsohn. 14. "Wein galopp", Chor von Kuntze.

Ueber diese vollkommen gelungene Abend-Unterhaltung schreibt die "Pressburger Zeitung" vom 2. Jänner 1875 Folgendes:

"Der Pressburger "Typographenbund" hat den letzten Abend des Jahres 1874 durch eine recht gelungene Unterhaltung abgekürzt und ist in von Kunstgenüssen gehobener Stimmung in das neue Jahr eingetreten. Der "Typographenbund", welcher seit Februar des abgelaufenen Jahres unter Leitung des Prof. Wawra sich von den ersten Anfängen bis zur gerundeten Leistung der Sangeskunst emporgeschwungen, hat im Vereine mit ausser dem Verbände stehenden Herren diese Kunstgenüsse geboten. Prächtige Chore, animirt und verständig vorgetragen, bildeten den einen Theil des Programmes, während den anderen die Herren Freyberger, Hanno, Herzenberger, Laubner und Zechmeister besorgten. In eine detaillirte Besprechung der Leistungen einzugehen, ist wol überflüssig. Es genügt, wenn wir versichern, dass Prof. Wawra mit Befriedigung auf seine Erfolge blicken kann, dass seine Schüler nicht weniger stolz sein dürfen. Die Herren Mitwirkenden seien auch lobenswerth erwähnt und wir wünschen nur, dass diese Herren öfter vor die Oeffentlichkeit treten."

Am 1. Mai 1875 fand eine


Abend-Unterhaltung

in der "Jaroschauer Bierhalle" statt, über welche Folgendes aus der "Pressburger Zeitung" vom 3. Mai vorliegt:

"Der Pressburger "Typographenbund" veranstaltete Samstag den 1. Mai 1875 in der "Jaroschauer Bierhalle" eine Abend-Unterhaltung, verbunden mit Gesang und Tanz, das recht gelungen ausfiel. Es wurden gewählte Gesangspieçen durch Chor und Solisten, bestens dirigirt von Prof. Wawra, ebenso Clavierpieçen (durch Herrn Serli) unter vielem Beifall des sehr zahlreichen und gewählten Publikums vorgetragen. Ein gemüthliches Kränzchen folgte den musikalischen Productionen und währte bis zum Morgen. Das Comité gab sich redlich Mühe, allen Anforderungen auf das Vollkommenste zu entsprechen".

Die am 3. Juli 1875 abgehaltene


Garten-Abend-Unterhaltung

in der "Jaroschauer Bierhalle" unter Mitwirkung der Regiments-Capelle des k. k. 72. Lin.-Inf.-Reg. Baron Ramming und der Herren Herzenberger, Schiemer, Serli und Zechmeister, sowie des Pyrotechnikers Hrn. Bednarz jun., hatte folgendes Programm:

1. "Frühlingslied", Chor von Schäffer. 2. "Die Welt ist so schön", Chor von C. Fischer. 3. "Am Meere", Bariton-Solo mit Clavierbegleitung, von Schubert. 4. "Jobb otthon", Chor. 5. Potpourri aus Opern und Operetten, für die Zither zusammengestellt und vorgetragen von Hrn. Zechmeister. 6. "Du bist die Ruh", Bass-Solo mit Clavierbegleitung von Schubert. 7. "Zecher's Wunsch", Chor von Schröter. 8. "Die Jagd", Phantasie für Violine mit Clavierbegleitung von Vieuxtemps, vorgetragen von den Herren Herzenberger und Serli. 9. "Az ifjú vágya", Chor von Franz Schubert. 10. "Abschied der Schwalben", Duett mit Clavierbegleitung von Kücken. 11. "Schifferlied", Chor von Eckert. 12. "Narren-Poesie", Chor mit Clavierbegleitung von Koch von Langentreu.

Hierüber schreibt die "Pressburger Zeitung" vom 5. Juli:

"Die Abend-Unterhaltung des Pressburger "Typographenbund", welche am 3. Juli 1875, Abends halb 8 Uhr, im Garten der "Jaroschauer Bierhalle" stattfand, nahm unter den günstigsten Auspicien ihren Anfang. Der Garten, reich dekorirt mit Fahnen und Lampions, fasste kaum die herbeiströmenden Gäste, aber leider verscheuchte bald das mürrische Gesicht des Himmels, der sich immer mehr und mehr verdunkelte, einen grossen Theil derselben. Trotzdem erwies sich der Saal noch immer zu klein, um die dort Zurückgebliebenen zu fassen, die alle hineindrängten, um den Vocal- und Instrumental-Vorträgen zu lauschen, welche mit Schwung und Präcision zu Gehör gebracht wurden. Neben den von dem hies. "Typographenbund" unter Leitung des verdienstvollen Chormeisters Prof. J. Wawra vorgetragenen Chören müssen wir ebenso lobend der mitwirkenden Herren gedenken. Das angekündigte Feuerwerk, arrangirt von Herrn Bednarz jun., musste in letzter Stunde wegen Feuergefährlichkeit leider unterbleiben, dagegen gestaltete sich das Tanzkränzchen äusserst animirt".

Am 13. August 1875 erhielten die Statuten die gesetzliche Genehmigung. Aus diesem Anlasse wurde eine constituirende Generalversammlung einberufen, wobei der bisher provisorische Ausschuss definitiv gewählt wurde.

In derselben Zeit wurde der "Typographenbund" zur


Fahnenweihe

seines Brudervereines nach Budapest geladen, welcher Einladung auch Folge gegeben wurde. Es war dies das erste Mal, wo der "Typographenbund" als officieller Verein ausserhalb Pressburg vor die Oeffentlichkeit trat. Zu diesem Zwecke hatte die österr. Staats-Eisenbahn-Gesellschaft in coulantester Weise eine 50%-ige Fahrpreis-Ermässigung bewilligt und am 21. August 1875, Nachts ¼ 12 Uhr, nachdem noch Verkehrs-Inspector J. Gallia in liebenswürdigster Weise einen Separat-Waggon dem Verein zur Verfügung stellte, wurde die corporative Reise mit dem Personenzuge angetreten. Am 22., Früh 6 Uhr, gelangten die Sänger in bester Stimmung in Budapest an, wo sie von einer grosseren Deputation empfangen und nach Ofen in die bereit gehaltenen Quartiere geleitet wurden.

Der Vormittag ward den Sängern freigegeben und fanden sich selbe erst Nachmittag 4 Uhr in dem sehr hübsch decorirten Garten zum "Fasan" ein, woselbst das Fest der Fahnenweihe stattfand.

Ueber die Fahnenweihe selbst befinden sich im Archive folgende Daten:

"Die Fahnenweihe des "Ofner Buchdrucker Liederkranzes", bei welcher der Pressburger "Typographenbund" mitwirkte, fand in dem geschmackvoll decorirten Garten zum "Fasan" in Ofen statt. Nachmittag 4 Uhr, vom schönsten Wetter begünstigt, begann das eigentliche Fest mit der Begrüssung der Fahnenmutter durch ein in ungarischer Sprache verfasstes und von einer jungen Dame gesprochenes Gedicht. Nach dem üblichen Prologe, ungarisch und deutsch vorgetragen, folgten zwei Gesammt-Chöre der sechs anwesenden Gesangvereine und die Enthüllung der Fahne. Die Fahnenmutter, umgeben von 20 weissgekleideten Mädchen, heftete das von ihr gespendete, ausserst werthvolle Band auf die Fahne, ebenso spendete ein solches der Fester Buchdruckerverein, worauf das Nägeleinschlagen folgte. Der damalige Vorstand Herr Carl Richter befestigte im Namen des "Typographenbundes" einen Nagel an die neue Fahne. Hierauf folgten die Gesang Verträge der anwesenden sechs Gesangvereine, u. zw.: Pressburger "Typographenbund", Ofner "Buchdrucker-Liederkranz", Altofner "Liederkranz", Pester "Männergesangverein", Pester "Buchdrucker-Sängerklub" und "Stahlton", im Ganzen circa 100 Sänger, die einen förmlichen Wettkampf mit ihren Liedern entfalteten, bei welchem der junge Pressburger Verein, der bei jedesmaligem Betreten der Sänger-Tribüne durch frenetischen Applaus von dem zahlreich anwesenden Publikum begrüsst wurde, seine Feuerprobe glänzend bestanden hat. Ausser den zwei Gesammt-Chören "Der gute Berg" von Kumenecker, und "Buchdrucker-Marsch" von Docker (mit Orchester-Begleitung), trug noch der "Typographenbund" das patriotische Lied "An das Vaterland" von Möhring, mit Tenorsolo (das Solo wurde vom Vereinsmitgliede Hrn. Cafétier Zaschkoda mit Gefühl und wahrem Verständnisse vorgetragen, seine ungemein zarte, liebliche Stimme entzückte das Auditorium und ein nicht endenwollender Applaus lohnte seinen Vortrag) und zum Schlüsse das Volkslied "Jobb otthon", auch dieser Chor musste wiederholt werden. Chormeister Prof. Wawra wurde von allen Seiten beglückwünscht und es war dies wenigstens eine kleine Entschädigung für die mühevolle Reise. Nach dem Absingen sämmtlicher Lieder begann ein Bankett und zum Schlüsse in dem äusserst practisch gebauten Saale ein Festball, der bis zum frühen Morgen währte. Die Mitglieder blieben noch den anderen Tag zerstreut in Budapest, besahen sich die vereinigte Hauptstadt mit ihren Sehenswürdigkeiten und trafen am 24. Morgens wieder in Pressburg ein.

Am 26. September 1875 erhielt der "Typographenbund" von Seite seines Brudervereines "Wiener Gutenbergbund" folgendes


Beglückwünschungs-Schreiben:

    Geehrte Sangesgenossen!

Durch die Fachjournale haben wir Kunde erhalten von Eurer Constituirung und wir freuen uns, Euch zu derselben, sowie zu den, trotz der kurzen Zeit Eures Bestandes bereits errungenen Erfolgen, die herzlichsten und freundschaftlichsten Glückwünsche aussprechen zu können.

Es geht ein frischer Hauch durch die Collegenschaft aller Orten; der alte, starre Geist ist gewichen, er hat einer verfeinerten Auffassung der Lebensaufgabe Platz gemacht; nicht mehr im tragen, materiellen Genüsse, sondern an geistiger Bildung findet man Gefallen, gehoben sind damit die Ansprüche an das, was die Musestunden verschönern soll, die Brust schwellt und das Gefühl, es wird zum Lied!

Seid uns daher gegrüsst, wackere Collegen und Sangesgenossen und die schönsten Erfolge mögen Eure Mühen lohnen. Euer Lied, es möge erschallen zur Ehre unseres Altmeisters und seiner Kunst und im Vertrauen auf Eure Ausdauer und Kraft zur Erreichung dieses schönen Zieles bringen wir Euch unsere wärmsten und herzlichsten Sympathien dar.

Für die Vereinsleitung des Wiener Männer Gesangvereines "Gutenbergbund"

Karl Jul. Traub m. p.,                                                                               Josef Kastner m. p.,
Schriftführer,                                                                                                    Vorstand.  


Im October 1875

legte Herr Carl Richter sein Mandat als Obmann nieder und wurde an dessen Stelle Herr Carl Hellmann sen. gewählt, zugleich beschlossen, um Herrn Prof. Wawra, der in der uneigennützigsten Weise wöchentlich dem Vereine zwei Stunden opferte, wenigstens theilweise diese Bürde abzunehmen, an seine Seite als Correpetitor Volksschullehrer Herrn V. Chalupa zu gewinnen. Herr St. Heinlein, Besitzer des Hôtel zum "rothen Ochs", stellte ein abgeschlossenes Local dem Vereine zur Verfügung, wo die Uebungsstunden abgehalten wurden.


Samstag den 20. November 1875

hielt der Verein seine letzte diesjährige Abend-Unterhaltung verbunden mit einem Tanzkränzchen, in der "Jaroschauer Bierhalle" ab, bei welcher die Herren Gross, Otto (Mitglieder des Pressburger städt. Theaters), Laubner, Schiemer und Zechmeister mitwirkten. Das zur Aufführung gelangte Programm war folgendes: 1. "Szózat". Chor von Egressi Béni. 2. Ouvertüre zur Oper "Teil" von Rossini, vierhändig auf dem Clavier vorgetragen von den Herren Laubner und Schiemer. 3. "An das Vaterland", Chor von Möhring. 4. "Süsser Traum", Lied ohne Worte, für die Zither componirt und vorgetragen von Hrn. A. Zechmeister. 5. "Den schönen Heil", Chor mit Tenorsolo von Reithard. 6. "Das Kind am Brunnen", Gedicht von Hebbel, vorgetragen von Herrn Otto, Mitglied des Pressburger städtischen Theaters. 7. "Blücher am Rhein", Chor von Reisiger. 8. "Entree-Arie" aus der Oper "Maskenball" von Verdi, vorgetragen von Herrn Schiemer. 9. "Deres a fû", Chor von Wöhler. 10. "Couplet", vorgetragen von Herrn Gross, Mitglied des Pressburger städt. Theaters. 11. "Wiener Buchdruckermarsch", Chor mit Clavierbegleitung von Döcker.

Die "Pressburger Zeitung" von 23. November 1875 schreibt hierüber:

"Die Abend-Unterhaltung des Pressburger "Typographenbund", welche Samstag in dem schon decorirten Saale der "Jaroschauer Bierhalle" stattfand, reihte sich würdig seinen Vorgängern an und fiel in jeder Beziehung glänzend aus. Die überaus gut besuchte Unterhaltung wurde mit dem vom "Typographenbund" gesungenen "Szózat" eröffnet, welchem die übrigen Nummern folgten. Das Programm erhielt noch eine Bereicherung durch das Lied "Mein Stern", vorgetragen von Herrn Laurenti, einem jungen, geschulten und mit Stimme begabten Tenoristen. Die Herren Schiemer und Laubner zeichneten sich auf dem Clavier mit einem Potpourri aus "Robert" aus, ersterer noch durch die kräftig gesungene "Entrée-Arie" aus der Oper "Maskenball". Der bekannte Zither-Virtuos Herr Zechmeister überraschte mit zwei eigenen Compositionen, wovon besonders der Walzer "Erinnerungen an die guten Zeiten" viel Applaus erhielt. Unsere trefflichen Bühnenmitglieder, Herren Gross und Otto, vertraten den declamatorischen Theil der Unterhaltung. Herr Otto mit zwei Gedichten, Herr Gross besonders mit einem localisirten Couplet "Wer's glaubt, wird selig", auf dem Clavier begleitet von Hrn. Theater-Capellmeister Floderer, wofür genannte Herren mit nicht endenwollendem Beifall belohnt wurden. Unter den von Hrn. Prof. Wawra dirigirten und vom "Typographenbund" vorgetragenen Chören waren es der ungarische Chor "Deres a fû" und der "Wiener Buchdrucker-Marsch", welche unter vielem Applaus wiederholt werden mussten. Ein Tanzkränzchen, von Herrn Tanzmeister Welser geleitet, hielt die Tanzlustigen bis zum frühen Morgen beisammen. Der Verein verdient mit seinem Streben, sich die Sympathieen des hiesigen Publikums zu erwerben, volle Anerkennung; möge ihm der neuerdings errungene Erfolg von Samstag ein Beweis sein, dass ihm diese Sympathie auch nicht ausbleiben kann."

Am 9. Januar 1876 wurde der "Typographenbund" vom "Toldykör" zur Mitwirkung bei der im Repräsentanten-Saale stattgefundenen


Toldy-Feier

eingeladen, bei welcher Gelegenheit der Verein unter Leitung des Prof. Wawra bei Eröffnung der Feier einen Trauer-Chor, Musik und Text von Comitats-Schulinspector J. Róth, vortrug. Der Componist hatte auch die Clavierbegleitung übernommen. Zum Schlüsse sang der Verein zwei Strophen vom Szózat.

Anlässlich der Ueberschwemmung im Pressburger Comitate veranstaltete der "Typographenbund" am 25. März 1876 ein


Wohlthätigkeits-Concert

zu Gunsten der Ueberschwemmten, wobei Fräulein O. Wiset, Herren J. Farkas und Laubner, Mitglieder des stadt. Theaters, A. Strehlen, Hofstätter, Domsänger; A. Zechmeister und J. Drechsler bei folgendem Programm mitwirkten: 1. "Ouverture". 2. "Hymnus", Chor von Fr. Erkel; 3. "Abendlied", Chor von A. Strehlen. 4. "Dornröschen", Lied ohne Worte für 2 Elegie-Zithern, vorgetragen von den Herren A. Zechmeister und J. Drechsler. 5. "Eine Sängerprobe", Chor mit Bass-Solo von Kuntze. 6. a) "Die Neugierige", von Fr. Schubert; b) "Wiedersehen", von L. Liebe, gesungen von A. Strehlen. 7. "Sikolt rikolt", Chor von L. Zimay. 8. "Fantasie-Caprice", für Violin und Clavier von Vieuxtemps, vorgetragen von den Herren J. Farkas und Laubner. 9. Solo-Quartett: "Abendständchen", von A. Bechstein, vorgetragen von den Herren Hofstätter, Strehlen, Richter und Hellmann. 10. "Declamation", vorgetragen von Frl. Wiset. 11. "Weingalopp", Chor von C. Kuntze. 12. "Deres a fû", Chor von Wöhler. 13. "Wiener Buchdrucker-Marsch", Chor mit Orchesterbegleitung von C. Döcker.

Die "Pressb. Ztg." vom 29. März 1876 schreibt hierüber:

"Das Wohlthätigkeits-Concert des Pressburger "Typographenbund", welches Samstag Abends in der "Jaroschauer Bierhalle" zu Gunsten der Ueberschwemmten abgehalten wurde, lieferte einen glänzenden Beweis von den Fortschritten, welche dieser verhältnissmassig noch junge Verein unter der Leitung seines tüchtigen Chormeisters Prof. J. Wawra in der Gesangskunst gemacht. Sämmtliche Chöre, besonders das Abendlied, componirt von A. Strehlen, wurde mit Gefühl und grösser Präcision zu Gehör gebracht. Eines aussergewöhnlichen Beifalles erfreute sich der humoristische Chor "Die Sängerprobe" (bei welcher Herr Carl Hellmann jun. das schwierige Bass-Solo übernahm und auch glücklich bewältigte) sowie der Wiener Buchdrucker-Marsch, mit Orchesterbegleitung, welcher auf stürmisches Verlangen wiederholt werden musste. Den Mitwirkenden wurde gleiche Anerkennung zu Theil und fand besonders Frl. Wiset seltenen Beifall. Zu Gunsten der Ueberschwemmten konnte der Verein fl. 67 abführen, wofür ihm von Seite des Bürgermeister-Amtes der Dank ausgesprochen wurde."


Am 3. Juni 1876

kamen liebe Gäste vom Budapester Gesangverein "Gutenbergbund", welche vom "Typographenbund" Pfingstsonntag Früh am Bahnhofe empfangen wurden. Zu Ehren der Gäste wurden Ausflüge veranstaltet, sowie Abends in der Jaroschauer Bierhalle ein Sänger-Commers arrangirt, welcher die Sänger sowol als auch die zahlreich erschienenen Gäste in der fröhlichsten Stimmung bis Mitternacht beisammenhielt. Am 5. Juni, Abends 10 Uhr, traten diese lieben Gäste die Rückreise an, bei welcher Gelegenheit ihnen von Seite des "Typographenbund" das Geleite zum Bahnhofe gegeben wurde.


Ende Juni 1876

fand wieder ein Wechsel in der Vereinsleitung statt, da Herr Carl Hellmann sen., der sich um den Verein viele Verdienste erworben, sein Mandat - zum grössten Leidwesen der Mitglieder - als Vorstand zurücklegen musste, und übernahm die provisorische Leitung bis zur ordentlichen Generalversammlung der Vorstandstellvertreter Herr Ferd. Eichleiter.


Am 21. October 1876

fand in der Jaroschauer Bierhalle eine Abend-Unterhaltung, verbunden mit Tanzkränzchen, mit folgendem Programme statt: 1. Ouvertüre, vorgetragen von der Veteranenkapelle. 2. "Sehnsucht und Nachklang", Chor von C. Kreutzer. 3. "Jobb otthon", ungarisches Volkslied, Chor von Knáhl. 4. "Jugendträumerei", Chor von J. Vogel. 5. "Am Plattensee", Walzer mit Clavierbegleitung von Ph. Fahrbach j. 6. "Abendfeier", Soloquartett von C. Kreutzer. 7. "Isten hozzád", ungarisches Volkslied, Chor von Rieger. 8. "Der groisse Krieg vün Troja", komische Declamation (Dialect), vorgetragen vom Vereinsmitglied Herrn St. Fodor. 9. "Die neue Mass- und Gewichtsordnung", Chor von J. C. Metzger. 10. "Ich wollt', meine Lieb' ergösse sich", Duett von Felix Mendelssohn-Bartholdy. 11. "Aus Lieb' zu ihr", Polka franç., Chor mit Clavier begleitung von Ed. Strauss.

In der im November 1876 stattgefundenen


ordentlichen Generalversammlung

wurde Herr Johann Prochaska zum Vorstande gewählt, welcher diese Stelle im März 1878 krankheitshalber zurücklegte und wurde Herr Victor Glasl mit dem Mandate betraut.


Samstag den 14. April 1877

fand in den Saallocalitaten des Hôtels "König von Ungarn" eine Abend-Unterhaltung, verbunden mit einem Tanzkranchen, statt. Das Programm war folgendes: 1. "Kriegerchor" von Spohr. 2. "Isten hozzád", Chor von Rieger. 3. "Auf den Bergen", Chor von Abt. 4. "Haja szõke, szeme barna", Chor von J. v. Roth. 5. a) "Ein Blümchen im Verborgenen" von Umlauf, b) "Emilien-Walzer", für die Zither componirt und vorgetragen von Herrn A. Zechmeister. 6. "Ein Mann, ein Wort", Chor von Marschner. 7. "Der frohe Wandersmann", Chor von Mendelssohn. 8. Komische Declamation, vorgetragen von Herrn Fr. Hanno. 9. "Normannssang", Chor von Kücken. 10. "Nem törõdve semmi gonddal" (Polka-Mazur). Den Schluss bildete das Tanzkränzchen.

Sonntag den 3. Juni 1877 wirkte der Verein bei der


Pius-Feier,

welche aus Anlass des 50-jährigen Bischofs-Jubiläums des Papstes im Primatial-Palais stattfand, mit, und wobei der Verein zwei Chöre vortrug.


Im November 1877

wirkte der Verein bei einem Feste des "Militär-Veteranenvereines Erzherzog Josef" im Hôtel "König von Ungarn" mit.


Am 1. Februar 1878

veranstaltete der "Typographenbund" im Hôtel "König von Ungarn" ein geschlossenes Tanzkränzchen, welches sehr gelungen ausfiel.

Ein denkwürdiges Fest sowol für den Verein als auch für die Bewohner Pressburgs, war das am


Sonntag den 25. August 1878,

welches der Verein zu Gunsten der zurückgebliebenen Familien der Mobilisirten und der Buchdrucker-Invaliden-, Witwen- und Waisencassa veranstaltete. Ein Comité von 24 Herren hatte die Riesen arbeit übernommen und auch äusserst glücklich durchgeführt. Bei dieser Gelegenheit hewährte sich wieder der Wohlthätigkeitssinn der Pressburger Bevölkerung, denn das in allen seinen Theilen grossartig angelegte Fest konnte nur durch die allgemeine Unterstützung von Seite der Bewohner Pressburgs vollständig gelingen. Nahezu aufreibend war die Thätigkeit des Comités, welches dieses gewiss Jedem unvergessliche Fest innerhalb sechs Wochen zu Stande brachte. Der Grassalkovich-Garten, welcher auf Ansuchen vom Unterrichtsminister v. Trefort dem Vereine überlassen wurde, die freundliche Unterstützung von Seite des löbl. Bürgermeisteramtes, das Entgegenkommen der Herren Grafen János und Stefan Pálffy, sowie die seltene Unterstützung hiesiger hervorragender Bürger liessen keinen Zweifel über das vollkommene Gelingen dieses Festes aufkommen. Der überaus reich ausgestattete Glückshafen wurde durch Spenden von Seite der Bewohner Pressburgs zu Stande gebracht und konnten viele noch angemeldete Spenden wegen Ueberbürdung nicht mehr abgeholt werden. Herr Cafétier Berthold übernahm in freundlichster Weise die Decorirung des Gartens, Buchdruckereibesitzer Herr Carl Angermayer stellte aus Anlass des eminent wohlthätigen Zweckes die nicht unbedeutenden Drucksorten gratis her. Pyrotechniker Hr. J. Bednarz besorgte das Feuerwerk, Herr Kragl die elektrische Beleuchtung. Herr Oberst Fiedler überliess dem Vereine die Regimentsmusikkapelle und die Herren Fink und Lechner stellten die gelungene Büste Gutenbergs, sowie die beiden vortrefflichen Gemälde Austria und Hungaria bei. Auch Herr Oeconom Paul Falb und die Holzhandlungs-Firma Sprinzl unterstützten den edlen Zweck in ausgiebigem Masse. Der Wiener "Gutenbergbund", Ofner "Liederkranz" und der "Typographenbund" übernahmen den gesanglichen Theil. Frl. Schaller, Mitglied des hiesigen Stadttheaters, hatte in zuvorkommendster Weise den eigens von C. Bauernfeld zu diesem Zwecke gedichteten Prolog übernommen. - Auf diese Weise kam ein Fest zu Stande, welches gewiss jedem Theilnehmer unvergesslich bleiben wird und reservirt dem Vereine das ehrendste Blatt in der Geschichte der hiesigen Gesangvereine. Das Programm zu diesem seltenen Feste war folgendes: 1. "Präsidentenmarsch" von Stiasny (Reg.-M.). 2. "Élet és dal", kardal Storch-tól (Ofner Liederkranz). 3. Prolog von C. Bauernfeld, gesprochen von Frl. Schaller. 4. a) "Reiterlied" von J. Otto, b) "Du bist wie eine Blume" von Frl. Wilhar, c) "Mein Sehnen" von E. Stoiber, d) "Jetzt weiss ich's", Chor mit Tenorsolo von Schmied (Wiener Gutenbergbund). 5. Ouvertüre aus der Oper "Barbier von Sevilla" von Rossini (Reg.-M.). 6. "Isten hozzád", ungarisches Volkslied von Rieger (Typographenbund). 7. "Röschen-Polka", Chor von Kuntze (Ofner Liederkranz). 8. Declamation von Hrn. St. Fodor. 9. a) "Frühlings-Mahnung" von E. Stoiber, b) "Liebeslied der Wandernden", Volkslied a. d. 16. Jahrhundert, c) "Gute Nacht" von E. Stoiber, d) "Nettes Diarndl" von J. Otto sen. (Wiener Gutenbergbund). 10. Terzett aus der Oper "Attila" von Verdi (Regim.-Musik). 11. "Dalcsokor", magyar népdalok, összeállította Wusching K. (Ofner Liederkranz). 12. "Der frohe Wandersmann" von Mendelssohn (Typographenbund). 13. Declamation von Hrn. St. Fodor. 14. a) "Abendlied", fünfstimmiger Männerchor von C. F. Adam, b) "Die Blümerln", Österreich. Volkslied, c) "Piratengesang" von J. Otto (Wiener Gutenbergbund). 15. Einzugsmarsch aus der Oper "Tannhäuser" von R. Wagner (Reg.-M.). 16. "Das Lachen", Chor von Genée (Ofner Liederkranz). 17. "Sturmbeschwörung", Chor von Dürrner, vorgetragen von sämmtlichen Gesangvereinen. 18. "Melodienkranz", Potpourri von Asbóth (Reg.-M.) Den Schluss bildete ein Tanzkränzchen.

Hierüber schrieb die "Pressburger Zeitung" vom 26. August 1878: "Das Fest für die Mobilisirten, vom "Typographenbund" arrangirt, fiel über alle Massen so gelungen und überraschend aus, dass es uns schwer wird, nur halbwegs eingehend hierüber berichten zu können. Schon Samstag Nachts trafen Sänger des "Gutenbergbund" aus Wien hier ein und Sonntag Früh 5 Uhr hielt der Ofner "Liederkranz" unter strömendem Regen seinen Einzug in Pressburg; Mittags 11 Uhr empfingen der letztere Verein und der hies. "Typographenbund" den Wiener "Gutenbergbund" am Bahnhofe, woselbst nach gegenseitiger Begrüssung die schönen Fahnen der Vereine von jungen Damen mit Blumen geschmückt wurden. Mittags versammelten sich sämmtliche Sänger im Augasthofe zum gemeinschaftlichen Mittagtisch. Hr. Bubenik stellte einen Flügel zur Verfügung und man konnte es sich dabei natürlich nicht versagen, hier schon wacker darauf loszusingen. Nachdem sich der in der Früh so bleigrau gezeigte Himmel vollständig ausheiterte, als hätte er selbst eine Freude hierüber, und die Sonne, welche in den letzten Tagen sich kaum einen Moment blicken liess, ihre Strahlen entfaltete, verkündeten um 4 Uhr Nachmittags Pöllerschüsse den Beginn des Festes. Der von der Natur so bevorzugte Garten bot noch an Decoration das denkbar Möglichste. Die rückwärtige Beleuchtungsfront, welche hinter drei Courtinen die Ueberraschungen für das Auge in grossem Masse bot, schloss den Garten ab und ragte mit ihrem Mittelbogen fast über die hohen Bäume empor. Fahnen, Teppiche, Lampions, Reisigkränze schmückten den Eingang des Grassalkovich-Palais und den Garten. Eine grosse Tribüne, Tanzplatz, Glückshafen, Bierschänken waren aufgestellt und verliehen dem Ganzen einen Volksfest ähnlichen Charakter. Die Regimentskapelle Erzherzog Salvator unter Leitung ihres beliebten Capellmeisters Hrn. Schinzl eröffnete das Programm, dann folgten die Vorträge der Gesangvereine aus Ofen und Wien, sowie des hies. "Typographenbund". Sämmtliche Chore, worunter mehrere Compositionen des persönlich dirigenden Chormeisters Prof. E. Stoiber, wurden mit grosser Präcision executirt. Den Schluss der Gesangnummern bildete der Gesammtchor "Die Sturmbeschwörung", welchen Herr Prof. Joh. Wawra leitete und welcher Chor auch grossen Beifallssturm heraufbeschwor. Frl. Schaller, Mitglied des städt. Theaters, sprach den von Bauernfeld verfassten und später gedruckt vertheilten Prolog sehr correct und verständlich. Herr Fodor amusirte durch einige komische Declamationen. Trotz des Umfanges des Programmes war dasselbe doch gegen halb 9 Uhr beendet und es begann die Illumination des Gartens mit tausenden von Lichtern und Lampions. Ein Pöllerschuss ertönte, die Musik intonirte einen Marsch, die Courtinen öffneten sich, die auf dem Balkone des Palais aufgestellten electrischen Batterien entsandten ihre tageshellen Strahlen über den ganzen Garten und auf die Beleuchtungsfront, wo inmitten eines Feuermeeres die Büste Gutenbergs oberhalb eines, über künstliche Felsen herabstürzenden Wasserfalles sich den Augen präsentirte. Das Ganze bildete einen feenhaften Anblick und rief seinen Schöpfern, Herren Berthold, Lechner, Fink und Kragl, grossen Applaus hervor. Später begann der Tanz, der die Jugend einige Stunden hindurch auf den Tanzplatz fesselte. Während des Festes verkauften reizende Damen Blumenbouquets und Lose zum Glückshafen, dessen zahlreiche und mitunter werthvolle Gegenstände reissenden Absatz fanden. Der grosse Festplatz war von Theilnehmern aus allen Ständen der hiesigen Bevölkerung überfüllt. Die Restauration, welche nicht nur mit vieler Mühe, sondern auch mit bedeutendem Risico verbunden war, übernahm aus Gefälligkeit für den Verein Hr. Joh. Grisz. Dem "Typographenbund" aber müssen wir zu diesem Arrangement nur aufrichtigst gratuliren, denn er hat durch dieses Fest etwas geschaffen, was in der Geschichte der Geselligkeitsvereine Pressburgs vereinzelt dasteht."

Der "Grenzbote" schrieb hierüber: "Grau in Grau", das war die Farbe des Tages, als wir erwachten. Um 5 Uhr Früh ging ein regelrechter Wolkenbruch nieder und noch bis 10 Uhr jagte eine regenschwangere Wolke die andere. Fast hätten wir an dem Gelingen des Festes verzweifelt, wenn nicht nach 10 Uhr der erste Sonnenstrahl sich durch die dunkle Wolkenumhüllung Bahn gebrochen hätte. Den Vorläufer des Festes bildete der Empfang des Wiener Männergesangvereines "Gutenbergbund" um ¾11 Uhr am hiesigen Bahnhof. Der Ofner "Liederkranz" war schon Früh 4 Uhr angekommen und mit seiner prachtvollen Fahne am Bahnhöfe erschienen. Gerade um dieselbe Stunde war auch die Ankunft Szlávy's angesagt und so wurde denn beschlossen, statt auf dem vom Hunderter-Ausschuss occupirten Perron den Empfang im Bahnhofgarten abzuhalten. Um ¾11 Uhr traf der Zug mit den Sängern ein; im Garten wartete bereits der Pressburger "Typographenbund" und der Ofner "Liederkranz" mit seiner Standarte. Der "Gutenbergbund" erschien unter Führung seines Chormeisters Hrn. Prof. Stoiber mit seiner Fahne - von einem Fahnenjunker in mittelalterlicher Tracht getragen - und stellte sich vor den sie Erwartenden auf. Nachdem die Vereine ihre Wahlsprüche abgesungen, begrüsste Hr. Fodor im Namen des "Typographenbund" die erschienenen Gäste, worauf Herr Leu im Namen der Wiener, Herr Schweinshaut (Ligeti) im Namen der Ofner Gäste dankte. Die Fahnen senkten sich zum sangesbrüderlichem Grusse, worauf fünf reizende Damen Pressburgs die Sängerstandarten mit Bouquets schmückten. Der Empfang war sehr erhebend und ist als sehr gelungen zu bezeichnen. Hierauf wurde der Marsch in die Stadt angetreten und nach einem kurzen Frühstück im Grassalkovich-Garten in den Aupark marschirt, woselbst ein gemeinsamer Mittagtisch die Sänger zu einem mit Toasten und Gesangsvorträgen gewürzten Mahle vereinte. Nachmittag 4 Uhr verkündeten 3 Pöllerschüsse den Anfang des Festes. Als wir die von den Herren Schussnix, Reichsthaler und Koschowitz prachtvoll decorirte Vorhalle passirend, in den Garten traten, waren wir wirklich höchlich überrascht. Der Garten, von zwei dichten Kastanienalleen eingerahmt, war mit Fahnen, Reisig, Lampions etc. prachtvoll geschmückt; den Abschluss bildete eine, aus drei hohen Bögen bestehende, mit Tannenreisig und Lamperien ausgeschmückte Front, bei welcher drei Vorhänge uns auf irgend eine Ueberraschung ahnen liesen. Der Garten selbst, seit seinem Bestehen vom "Typographenbund" zum ersten Male zu einem öffentlichen Feste benützt, wurde durch ministerielle Erlaubniss dem Vereine gratis ausnahmsweise überlassen und so dem Publikum Gelegenheit geboten, ein Lokale kennen zu lernen, das im weiten Umkreise wol unerreicht dastehen dürfte. Reizende, mit rothen Schärpen bezeichnete Damen waren theils als Controleure beim Loseverkauf im Glückshafen, theils als Blumenmädchen angestellt, indem sie in liebenswürdigster Weise Lose und Bouquets im Interesse des wohlthätigen Zweckes verkauften und überhaupt eine Hauptzierde des Festes bildeten. Das Programm verlief ohne Störung. Hervorzuheben ist der exacte, fein nuancirte Vortrag der drei Gesangvereine, wofür sie auch verdienten Beifall ernteten. Die dritte Nummer des Programmes war der Prolog, diesem Feste besonders gewidmet von dem Nestor der österreichischen Dichter, Eduard Bauernfeld, welcher folgendermassen lautet:

    Es zich'n in ferne Länder uns're Söhne
Wo Zwiespalt annoch herrscht and Mord und Graus
Dort gilt's, dass man die Kämpfenden versöhne
Bedrohtes Eigen schütze, Herd und Haus;
Ein Mittlerwerk, ein hartes, uns beschieden -
Europa will's, Europa will den Frieden.

    Mit Muth die Männer folgen ihrer Pflicht,
Und wenn im Stillen manches Herz auch bricht;
Der Frauen Klage wird beim Scheiden laut -
Die Mutter, Schwester weint, das Weib, die Braut,
Und mit dem Theuren, den sie schwer vermissen
Vielleicht die letzte Stütze auch entrissen!

    Die Zeit, in der wir leben, sie ist gross,
Fruchtbar an neuen Schöpfungen ihr Schoos,
Allein sie ist auch eine Zeit von Eisen,
Im Kriege traf den Mann das Todeslos,
Ihm trauern nach die Witwen und die Waisen.
Doch Männer anch von friedlichen Gewerben
Sie hinterlassen keine reichen Erben;
Er selber war, ich mein', ein armer Schlucker
Held Gutenberg, der erste Bücherdrucker.

    Nicht rühren will ich Euch, Ihr werthen Gäste
Die sich vereinigt heut' zum Bruderfeste,
Wo Frohsinn herrschen soll und heit're Sitte
In wack'rer Bürger auserwählter Mitte,
Auch braucht es kaum, dass ich der Noth erwähne,
Denn wo sie fliesst, da trocknet Ihr die Thräne.

    Der Freude sei der heut'ge Tag geweiht,
Nicht der Erinnerung der trüben Zeit,
Sie war die kriegesschwang're, schlachtenschwere.
Die, hoffen wir, uns nimmer wiederkehre;
Zwiespältig war sie auch in uns'ren Landen,
Bis wir zur Eintracht uns zusammen fanden.
Bis es uns klar: Da gilt kein Trennen, Spalten,
Ungar und Deutscher muss zusammen halten,
Dasselbe Ziel herrscht in dem Doppelreiche
Und unser Gegner, mein' ich, ist der gleiche.

    Um seinen Nergeleien, seinem Hetzen
Und seiner Uebermacht ein Ziel zu setzen,
Um uns'rer Länder Grenzen zu bewahren,
Zieh'n uns're Söhne aus in mächt'gen Schaaren.
So lasst uns ihrer hoffnungsvoll gedenken,
Ein Gott mag ihnen frohe Heimkehr schenken -
Ein Hoch den fernen Brüdern, die wir lieben
Ein Hoch der Eintracht hüben sowie drüben!

Frl. Schaller, Mitglied des städt. Theaters, welche prachtvoll aussah, sprach den Prolog mit Innigkeit und Wärme und wurde auch vom Publikum lebhaft acclamirt.

Eine willkommene Beilage zum Festprogramm bildeten die Declamationen des Herrn St. Fodor; besonders drastisch war der "Brief des mobilisirten Itzigleben" und die "Regletirung" im böhmischen Dialect. Die Regiments-Capelle Erzh. Salvator, von ihrem trefflichen Capellmeister Herrn Schinzl dirigirt, concertirte zum letzten Male in Pressburg und zwar ausgezeichnet, obwol die Capelle die vorhergehende Nacht in Wien concertirt hatte und erst mit dem Mittagszuge hier eingetroffen war.

Die Gesellschaft war eine distinguirte und bis spät Abends dauerte der ununterbrochene Gästezudrang. Unter Anderen waren erschienen: Die Deputirten Josef von Szlávy und Thaddäus Prileszky, die Obergespäne Graf Johann Esterhazy des Pressburger und Graf Batthyány des Wieselburger Comitates, Fürst Metternich, General v. Dobay, Oberst Fiedler von Isaborn, Honvédoberst Kralitz, viele Generalstabs-Officiere, sowie die Officiere des in St. Georgen garnisonirenden Dragoner-Regimentes, Fürst und Fürstin Rohan, die Vertreter der hier weilenden Aristokratie, Stadthauptmann Kozsehuba, unsere städtischen und Comitats-Autoritäten, mit einem Worte, die tonangebenden Kreise hatten sich bei diesem Feste Rendez-vous gegeben.

Um 8 Uhr erdröhnten 3 Pöllerschüsse, die Musik-Capelle intonirte einen Marsch, die Vorhänge fielen von der in glänzender Beleuchtung erstrahlenden Schlussfront, das electrische Licht blitzte vom Balcon auf, der Glanzpunct des Festes hatte begonnen. Im Hauptbogen der Front war die Büste Gutenberg's, von L. Lechner modellirt, aufgestellt. Dieselbe umgab der tageshelle, brillante Glorienschein einer von Herrn Bednarz verfertigten electrischen Sonne, secundirt von bengalischen Lichtern; ein Knall erdröhnt und Hunderte von farbigen Leuchtkugeln fliegen krachend zum dunklen Nachthimmel empor; von dem von duftenden Blumen umgebenen, von Schlingpflanzen umwucherten Felsen, der die Büste Gutenbergs trägt, rauschte ein Wasserfall plätschernd hernieder, magisch glitzernd im electrischen Lichte, übertönt von den Hurrah-Rufen der überraschten Gäste. In den Seitenbögen stehen auf zerklüfteten Felsen Austria und Hungaria, während sieh die beiden Landeswappen, als Transparente von Herrn Photographen Fink gemalt, von der dunklen Reisigwand schimmernd abhoben. Zu gleicher Zeit erstrahlten auch die schweigsamen Alleen vom Lichte der buntfarbigen Lampions und Lämpchen und füllte sich rasch mit wandelnden staunenden Besuchern. Der ganze Festplatz bot einen feenhaften Anblick und können wir dem Illuminations-Arrangeur Herrn Josef Berthold jun. nur unsere aufrichtigste Bewunderung und Anerkennung zollen. Jeder war mit sich einig darüber, dass ein ähnliches Fest schon sehr lange nicht dagewesen war und auch sobald nicht wiederkommen dürfte. Jeder Besucher wird dem Feste lange eine freundliche Erinnerung bewahren, es war nicht nur ein prachtvolles, sondern auch ein gemüthliches Fest."

Die Gesammteinnahmen bei diesem Feste betrugen 2554 fl. 89 kr., die Ausgaben 760 fl. 28 kr., es verblieb somit für die bestimmten Zwecke die Summe von 1794 fl. 61 kr., wovon dem Bürgermeisteramte zur weiteren Verfügung 918 fl. übergeben wurden. Der Buchdrucker-Invaliden-, Witwen- und Waisencassa wurden 800 fl. zu dem bereits bestandenen Fonde durch den Cassendepositeur Hrn. C. F. Wigand zugeführt und der Rest von 118 fl. wurde dem "Typographenbund" zur Deckung seiner, aus Anlass des Festes gehabten Auslagen übergeben. Wir erfüllen nur eine angenehme Pflicht, wenn wir auch an dieser Stelle im Namen der Betheiligten für die allgemeine grossartige Unterstützung unseren Dank aussprechen.


Samstag, 22. Februar 1879

veranstaltete der Verein im Hôtel "König von Ungarn" ein geschlossenes Tanzkränzchen, welches sehr gut besucht und animirt ausfiel.

Aus Anlass des 10-jährigen Bestandes des "Pressburger Buchdrucker-Unterstützungsvereines" machte derselbe Verein im engeren Kreise Sonntag den 14. September 1879 einen


Ausflug nach Bösing,

zu welchem auch der "Typographenbund" eingeladen wurde. Der "Typographenbund" meldete nun in üblich erweise sein Erscheinen bei dem dortigen "Musik- und Gesangverein" an, welcher auch corporativ mit Fahne am Bahnhofe erschien und die ankommenden Gäste mit seinem Wahlspruche empfing. Nach gegenseitiger herzlicher Begrüssung wurden die Gäste in den Garten "zum grünen Baum" geleitet, wo das vom Restaurateur Herrn Angyal schon bereitgehaltene Frühstück eingenommen wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde auch dem um den Unterstützungsverein viel verdienten Cassier Herrn Ferdinand Eichleiter von Seite des Vorstandes des Unterstützungsvereines, Herrn Joh. Herzog, ein Ehren-Souvenier überreicht und der "Typographenbund" gab durch den Vortrag: "Das ist der Tag des Herrn" seiner Anerkennung Ausdruck. Der "Typographenbund" sang hier einige Chöre, worauf der Ausflug in das sehr hübsch liegende "Bösinger Eisenbad" unternommen wurde. Hier fand bis Abends eine ungezwungene Unterhaltung statt, abwechselnd mit Gesang und Spiel. Abends veranstaltete der "Bösinger Musik- und Gesangverein" zu Ehren der Gäste einen gemüthlichen Sänger-Commers, wobei das eigene Orchester des genannten Vereines concertirte, bis um 9 Uhr Abends wieder die Rückfahrt angetreten wurde.


Im October 1879

wurde Herr Josef Grisz mit Acclamation zum Vorstande des Vereines gewählt.


Im November 1879

vollzog sich im "Typographenbund", zum grössten Leidwesen sämmtlicher Mitglieder, in der Chormeisterstelle eine unliebsame Aenderung. Herr Professor Wawra, der nun sieben Jahre lang dem Vereine nicht nur als aufopfernder Chormeister, sondern als theilnehmender, uneigennütziger Freund dem Vereine Vorstand, wurde durch die damaligen ungünstigen Witterungsverhältnisse leidend, dazu kam noch, dass das damalige Vereinslocal in dieser Jahreszeit, weil an der Donau gelegen, nur zu sehr dem Witte rungswechsel ausgesetzt war; es beschloss daher der Verein, Herrn Professor Wawra im Interesse seiner Gesundheit zu bitten, den Stundenbesuch wenigstens vorläufig zu sistiren und den Verein als Ehren-Chormeister durch seinen vielbewährten Rath zu unterstützen. Herr Professor Wawra versprach auch dies der Deputation und heute noch erfreut sich der Verein der theilnehmendsten und freundlichsten Unterstützung von Seite seines hochgeachteten Ehren-Chormeisters.

Nach Herrn Professor Wawra hatte Herr Hofstätter prov. die Leitung des musikalischen Theiles übernommen und wurde auch unter Leitung desselben im Saale des Hôtels "König von Ungarn" eine Weihnachts-Liedertafel, verbunden mit einer Tombola und Aufstellung eines Christbaumes, mit folgendem Programm arrangirt: 1. Marsch von Fr. Schubert. 2. "Die Nacht", Chor von Fr. Schubert. 3. "Aennchen von Tharau", Volkslied von Silcher. 4. Potpourri nach Motiven der Oper "Troubadour" von Verdi (1. Theil). 5. "An Chloe", Tenorsolo von Mozart, vorgetragen vom Vereinsmitgliede Hrn. Boos. 6. "Schäfers Sonntagslied", Chor von Kreutzer. 7. Potpourri (2. Theil). 8. "Ständchen", Chor von Marschner. 9. "Isten hozzád", Chor von Rieger. 10. "Der Jäger Abschied", Chor von Mendelssohn. Nach Beendigung des Programms folgte die Tombola und hielt die sehr zahlreich erschienenen Gäste bis Mitternacht in heiterster Stimmung beisammen.


Am 1. Mai 1880

wurde unter Leitung des Hrn. Hübel eine Liedertafel, verbunden mit einem Tanzkränzchen, in der Jaroschauer Bierhalle mit folgendem Programme abgehalten. 1. "Fest-Sängergruss" von J. C. Metzger. 2. "Walzer", Chor von Vogel. 3. "Was d'Lieb' is", Chor von E. Stoiber. 4. "Árvalyányhaj", ungar. Volkslied. 5. "Jugendträumerei", Chor von Fischer. 6. a) "Verlassen bin i" von Koschat, b) "s Dearnderl", steirische Volkslieder. 7. "Eine Spritzfahrt auf der Eisenbahn", Chor von Metzger. Nach Beendigung des Programmes folgte ein animirtes Tanzkränzchen, welches bis spät nach Mitternacht währte.

Am 16. Mai 1880 machte der "Typographenbund" einen corporativen


Sänger-Ausflug

per Schiff nach Hainburg. Der Verein hatte sein Erscheinen der "Hainburger Liedertafel" in üblicher Weise angezeigt, wurde auch von derselben in der herzlichsten Weise am Landungsplätze (wo auch eine Deputation der Hainburger Feuerwehr Aufstellung genommen) empfangen und in den Restaurationsgarten "zum Lamm", wo bereits durch freundliche Fürsorge der Hainburger "Liedertafel" ein Frühstück bereit gehalten war, geleitet. Nach gegenseitiger Vorstellung und eingenommenem Frühstücke machten die Sänger und betheiligten Gäste partienweise Ausflüge in die hübsche Umgebung und sammelten sich wieder in dem Restaurationsgarten "zum Lamm" zum gemeinsamen Mittagtische. Die "Hainburger Liedertafel" stellte in gastfreundschaftlichster Weise die Tafelmusik bei, und bei Toasten, Gesang und Musik brachten die Sänger einige frohe Stunden zu. Um 3 Uhr wurde theils zu Wagen, theils zu Fuss der Ausflug nach Deutsch-Altenburg unternommen, woran sich auch in gewohnter liebenswürdigster Weise die "Hainburger Liedertafel" corporativ betheiligte. Im Cursalon hatte das Mitglied der "Hainburger Liedertafel", Herr Jolan, sein Clavier den Sängern zur Verfügung gestellt, wo nun ein förmliches Wettsingen zwischen beiden Vereinen stattfand. Die leider zu knapp gemessenen Stunden flohen viel zu schnell für die Sänger und es knüpfte sich ein inniges Freundschaftsband zwischen den beiden Vereinen. Ein herzlicher Abschied folgte, nachdem das Localschiff am Landungsplätze landete, um die Sänger wieder ihrer Heimath zuzuführen. Man schied mit dem gegenseitigen Wunsche auf ein baldiges Wiedersehen.

Am 27. Juni 188o wurde der Verein von Seite der "Hainburger Liedertafel" zur


Haydn-Feier

nach Hainburg geladen, welcher Einladung der "Typographenbund" auch Folge gegeben. Am 27. Juni, Früh 6 Uhr, wurde mittelst Localschiff die corporative Fahrt nach Hainburg unternommen. Am Landungsplätze in Hainburg wurde der "Typographenbund" von der "Hainburger Liedertafel" mit dem üblichen Wahlspruch begrüsst, wonach der Vorstand Herr J. Eder die Gäste herzlich willkommen hiess. Der Bürgermeister begrüsste die Gäste im Namen der Stadt Hainburg. Als Empfangsdeputation war noch die Hainburger Feuerwehr corporativ in Uniform erschienen. Bei klingendem Spiele und unter Begleitung einer unabsehbaren Menschenmenge gings dann in den Schiessstattgarten, wo der "Brucker Männergesangverein" erwartet wurde. Durch eine Verspätung des Wiener Personenschiffes Wurde, nachdem die "Hainburger Liedertafel" für das feierliche Hochamt in der Kirche occupirt war, dem "Typographenbunde" die ehrende Aufgabe zu Theil, den Wiener Männergesangvärein "Arion" und die "Schwechater Liedertafel" mit seinem Wahlspruche zu begrüssen. Der Vorstand des "Typographenbund" Herr J. Grisz begrüsste die Gäste im Namen der Hainburger, die Musik intonirte einen Marsch und in geschlossener Reihe marschirten die Sänger auf den Festplatz, wo die eigentliche Weihe stattfand. Den gemeinsamen Chor bildete die Volkshymne. Nach Beendigung der Feier fand im Restaurationsgarten "zum Lamm" ein gemeinsames Banket statt. Den Reigen der Toaste eröffnete der Vorstand der "Hainburger Liedertafel", worauf die anwesenden Vorstände der mitwirkenden Vereine folgten. Nachmittag 4 Uhr fand das Concert statt, wobei der "Typographenbund" einen ungarischen und einen deutschen Chor sang. Nach Schluss des Programmes folgte ein Festball, der die Anwesenden bis zur Abfahrt noch fröhlich beisammen hielt. Nachts 10 Uhr wurde die Rückreise per Wagen angetreten. Das in seiner Art bedeutungsvolle Fest sowol, als auch die seltene Gastfreundschaft von Seite unserer lieben Hainburger Sangesbrüder wird gewiss jedem Theilnehmer in angenehmer Erinnerung bleiben.


Samstag den 19. Juni 1880

wirkte über Ansuchen der "Typographenbund" auf der I. Landmühle bei dem Feste des "Kronprinz Rudolf Pressburger alten Kriegercorps" mit. Das vom Verein beigestellte Programm war folgendes: 1. "Waldlied", Männerchor von Preyer. 2. a) "Verlassen bin i" von Koschat, b) "'s Dearndel". 3. "Eine Spritzfahrt auf der Eisenbahn", Chor von Metzger mit Orchesterbegleitung. 4. "Fatinitzamarsch" von Suppé, Chor mit Orchesterbegleitung.


Am 19. August 1880

wirkte der "Typographenbund" im Vereine mit den hiesigen Vereinen bei dem V. ung. Landes-Feuerwehrtag mit. Am Begrüssungsabende kamen im Pálffy-garten folgende Gesammtchöre zur Aufführung: 1. "Hymnus" von Erkel. 2. "Der wandernde Dichter" v. Engelsberg. 3. "Liedesfreiheit" v. Marschner. 4. "Máriskám" von Koschat. 5. "Sturmbeschwörung" von Dürrner. Am zweiten Festtage bei Gelegenheit der Fahnenschmückung am Barmherzigenplatz: 1. "Bundeslied" von Carl Mayrberger mit ungarischem Texte und Instrumentalbegleitung. 2. "Szózat".


Am 2. October 1880

wurde in der "Jaroschauer Bierhalle" eine Abend-Unterhaltung, verbunden mit einem Tanzkränzchen, mit folgendem Programm abgehalten: 1. "Liedesfreiheit", Chor von Marschner. 2. a) "Huszár vagyok", ung. Volkslied; b) "Im Walde" Chor von Preyer. 3. "Am ober'n Langbathsee", Chor von Engelsberg (mit Clavierbegleitung). 4. "Vorsatz", Lied für Tenor von Georg Schiemer, gesungen vorn Vereinsmitgliede Herrn G. Boos. 5. "Heimwärts", Polka français von Wohlgemuth (mit Clavierbegleitung). 6. "Jagdchor", Chor von Astholz. 7. "Grüss Dich Gott", Chor von Engelsberg. 8. "Magyar dal", Chor von Josef v. Róth. 9. "Fatinitzamarsch", Musik von Suppé, textirt von Pusche (mit Clavierbegleitung). Den Schluss bildete ein Tanzkränzchen.


Am 19. Februar 1881

fand in der "Jaroschauer Bierhalle" unter zahlreicher Gästebetheiligung ein Tanzkränzchen statt.


Am 5. März 1881

versammelten sich die Mitglieder im Vereinslocale zum Abschiede des gewesenen vielverdienten Vereinsmitgliedes Herrn St. Fodor.


Am 19. März 1881

bei Gelegenheit des Namensfestes des Vereins-Vorstandes Herrn Josef Grisz und des Chormeisters Herrn Josef Hübel wurde das von den Mitgliedern gespendete und in Wien angekaufte "Trink-Horn", welches ohne Gravur fl. 48 kostete, officiell dem Vereine übergeben. Die Gravur mit dem Texte: Pressburger Gesangverein "Typographenbund", 19. März 1881, sowie das auf der Platte befindliche Buchdrucker-Wappen, äusserst elegant ausgeführt, besorgte das Vereinsmitglied Herr Potobski. Herr Carl Hellmann sen. spendete auch bei dieser Gelegenheit dem Vereine einen Pracht-Glas-Pokal, worauf sich die Widmung: "Dem Gesangverein "Typographenbund", 19. März 1881, Carl Hellmann sen." befindet.


Am 17. April 1881

unternahm der Verein Nachmittags 2 Uhr eine Sängerfahrt nach Bösing, wo er vom Bösinger "Musik- und Gesangverein", welcher corporativ mit Fahne am Bahnhofe zur Begrüssung seiner Gäste erschienen war, empfangen und in den Gasthof zum "grünen Baum" geleitet wurde. Den Nachmittag benützten die Sänger unter Führung der äusserst gastfreundlichen Mitglieder des Bösinger "Musik- und Gesangvereines" zu verschiedenen Ausflügen und am Abend fanden sich sämmtliche Sänger im Vereinssaale zu einem gemeinsamen Commers ein. Der "Typographenbund" gab bei dieser Gelegenheit 10 Chöre zum Besten, welche von den zahlreich erschienenen Gästen dankbarst aufgenommen wurden. Das eigene Orchester des Bösinger "Musik- und Gesangvereines" concertirte und so gestaltete sich der Commers zu einem wahren Festabende. Spät trennte man sich, um theils in Privatquartieren, die in der liebenswürdigsten Weise von den Mitgliedern des Bösinger Vereines zur Verfügung gestellt wurden, theils in den bereitgehaltenen Wohnungen der Gasthöfe die Nacht zu beschliessen. Den nächsten Tag mit dem Frühzuge (½8 Uhr) kehrten die Sänger nach Pressburg zurück. Von Seite der Vereinsleitung des "Typographenbund" ging an den Bösinger "Musik- und Gesangverein" ein Dankschreiben für die äusserst liebenswürdige Gastfreundschaft ab, mit der Versicherung, dass die wenigen Stunden, die wir in ihrer Mitte verlebt, uns in stets angenehmer Erinnerung bleiben werden.


Am 22. Mai 1881

wirkte der Verein abermals auf Ansuchen des Pressburger alten Kriegerkorps "Kronprinz Erzherzog Rudolf" bei seinem Feste am 2. Batzenhäusel mit, bei welcher Gelegenheit der Verein vier Chöre zum Vortrage brachte.


Am 18. Juni 1881

wurde eine Abend-Unterhaltung, verbunden mit einem Tanzkränzchen, am 3. Batzenhäusel abgehalten. Zum Vortrage gelangten unter anderen Chören auch der nette Walzer "Am Plattensee" von Fahrbach und das "Bergmannslied" mit Bariton-Solo, gesungen vom Vereinsmitgliede Herrn M. Thema. Beide Chöre wurden mit Orchesterbegleitung vorgetragen.


Am 29. Juni 1881

wurde für den Verein der in allen musikalischen Kreisen bestbekannte und allgemein beliebte Musik- und Gesang-Professor Herr Aug. C. Neudolt als Chormeister gewonnen. Zu dieser glücklichen Acquisition konnte sich der Verein nur gratuliren, was auch durch die späteren Erfolge, die der Verein in gesanglicher Beziehung erzielt, vollkommen seine Berechtigung findet.


Am 2. Juli 1881

fand zu Ehren des neuen Chormeisters Herrn Aug. C. Neudolt ein Sänger-Commers im Hôtel "rother Ochs" statt, der animirt ausfiel.


Am 14. August 1881

wirkte der Verein über Einladung des Brünner "Typographen-Sängerbundes" bei dem grossen Gutenberg-Feste im Augarten in Brünn mit. Zu diesem Zwecke hatte die kais. kön. österr. privil. Staats-Eisenbahn-Gesellschaft in zuvorkommendster Weise eine 50%-ige Fahrpreis-Ermässigung eintreten lassen.

Samstag, Früh ½4 Uhr, versammelten sich die Sänger mit ihrem Chormeister Herrn Aug. C. Neudolt nahezu vollzählig am österr. Staatsbahnhofe, woselbst sich auch unterstützende Mitglieder einfanden. Durch das stets liebenswürdige Entgegenkommen des Bahn-Inspectors und Stationschefs Herrn J. Gallia wurde dem Vereine ein Separat-Waggon zur Verfügung gestellt und nun ging es in bester Laune bis Stadtlau, wo nahezu eine Stunde auf den Wiener Zug gewartet werden musste; während dieser Zeit wurde in der dortigen Restauration ein Frühstück eingenommen, um sich für die nun ununterbrochene Fahrt vorzubereiten.

Um ¼12 Uhr traf der Zug in Brünn ein. Ein Blick auf den Perron geworfen, überzeugte uns schon, dass ein festlicher Empfang der Ankommenden wartet. Eine Deputation des Brünner Vereines begrüsste die Pressburger und geleitete sie in den Restaurations-Garten, wo der Wiener "Gutenbergbund", der ebenfalls bei diesem Feste mitwirkte, bereits Aufstellung genommen hatte. Der Brünner Verein, circa 50 Sänger stark, intonirte seinen Wahlspruch, dem der "Gutenbergbund", circa 80 Sänger stark, folgte. Der Vorstand des Brünner Vereines, Herr Melichar, begrüsste in einer herzlichen Ansprache die Gäste, worauf der Vorstand des Pressburger Vereines, Herr J. Grisz, dem Feste entsprechend antwortete. Nach allgemeiner Begrüssung und Vorstellung rangirten sich die Sänger zum Abmarsch in den Restaurations-Garten "zu den drei Lämmern", woselbst ein Bankett und auch die Generalprobe abgehalten wurde. Vom Bahnhofe bis zu dem erwähnten Garten bildeten tausende von Menschen Spalier und allgemein hiess man die Gäste willkommen. Nachmittag 4 Uhr begann das Fest im Augarten; ein prachtvoller Riesengarten, ganz geschaffen zu derlei Zwecken, welcher mit einem dem Garten entsprechenden äusserst eleganten Saale in Verbindung steht. Das unterstützende Mitglied Herr Stefan Szurovits spendete für die Brünner ein Fass guten Ungarwein, welches zur grössten Freude und Ueberraschung dem vielgeplagten Comité übergeben wurde.

Der "Typographenbund", von allen Seiten auf das liebenswürdigste begrüsst, trug vier Chöre vor, und zwar: "Fliege Schifflein", von Kücken, mit Tenorsolo; "Maiennacht" von Abt, ebenfalls mit Tenorsolo; "Árvalányhaj", von Gf. Festetits und "Mariskám". Das Tenorsolo bei den beiden deutschen Chören hatte Chormeister Herr A. C. Neudolt übernommen. Bei dem ersten Auftreten auf die geschmackvoll decorirte Tribüne wurden die Sänger mit aussergewohnlichen Applaus begrüsst, worauf eine feierliche Stille eintrat. Chormeister C. A. Neudolt sang in der ersten Nummer, "Fliege Schifflein", das Tenorsolo mit solch' tadelloser Vollkommenheit, dass von den nahezu dreitausend Anwesenden unzählige die Sessel benützten, um nicht nur zu hören, sondern auch den Meistersänger aus Pressburg zu sehen. Die zweite Strophe konnte erst nach langer Pause vorgetragen werden. Die "Maiennacht", vom Vereine sorgfältigst begleitet, erntete nicht minderen Beifall, sowie die zwei ungarischen Chöre, welche wiederholt werden mussten. Beim zweiten Auftreten wurde dem Vereine eine ebenso schöne als sinnreiche Ueberraschung zu Theil. Zwei weissgekleidete Mädchen überreichten im Namen der Buchdrucker-Frauen Brünn's dem Vereine einen Lorberkranz mit einer Schleife und der Vorstand des Brünner Vereines ein schönes Fahnenband mit dem Texte: "Erinnerung an das 10-jährige Gründungsfest, Brünn, am 14. und 15. August 1881". Für diese ehrende Auszeichnung dankte in momentaner Abwesenheit des Vorstandes Hr. F. Eichleiter. Nach Beendigung des Programmes war Chormeister Hr. A. C. Neudolt der Gegenstand allgemeiner Beglückwünschung.

Durch die ziemlich anstrengende Reise ermüdet, betheiligten sich nur wenige an dem Fest-Balle und kehrten die meisten in ihr angewiesenes Hôtel, um sich zur Ruhe zu begeben.

Den zweiten Tag, 15. August, machten die Brünner Sänger in liebenswürdigster Weise die Cicerone und wurden die Sehenswürdigkeiten, worunter besonders zu erwähnen die Casematten am Spielberge, besichtigt; der schaurig düstere Eindruck, den dieselben auf den Besucher machten, wird gewiss Jedem unvergesslich bleiben. - Mittags war abermals Bankett im Hôtel Padowetz, nach welchem ein Ausflug per Separatzug in das Adamsthal unternommen wurde, an dem aber nur der Wiener "Gutenbergbund", der erst den dritten Tag zu seiner Rückreise benützte, theilnahm. Die Pressburger Sänger zertheilten sich bis Nachmittag 4 Uhr, wo die Rückfahrt angetreten wurde. Beim Abschiede Überreichte noch der damals vielgeplagte Vorstand des Brünner Vereines, Hr. Melichar, dem "Typographenbund" ein vollständiges Gruppenbild des Brünner Sängerbundes. Von Seite des Brünner Stations-Chefs wurde dem Vereine ein Separat-Waggon freundlichst zur Verfügung gestellt und nun ging's, wenn auch mit schwerem Herzen, wieder in die Heimath, und nichts als eine schone, angenehme Erinnerung blieb.


Samstag 27. August 1881,

am Vorabende des Namensfestes unseres Chormeisters Herrn A. C. Neudolt, brachte der Verein demselben eine herzliche Ovation. Herr Neudolt wurde bei seinem Eintritt in das geschmackvoll decorirte Vereinslocal von den Mitgliedern durch Absingung des Sängerspruches begrüsst und ihn nach einer Ansprache durch den Vorstand und den Gratulationen der Mitglieder als Beweis seines zwar erst kurzen, aber umsichtigen und eifrigen Wirkens als Chormeister des "Typographenbund" ein Souvenir in Gestalt eines Ringes überreicht. Herr Neudolt, sichtlich überrascht von dieser Ovation, dankte mit einigen herzlichen Worten und versprach, sowie bisher, auch ferner sein bestes Können und Wollen in der Leitung des Gesanges dem Vereine zu widmen. Den Abend füllten sodann Gesangs- und Zithervortrage, sowie Declamationen aus, was die zahlreich Anwesenden in der animirtesten Stimmung erhielt.


Am 20. September 1881

erhielt der Verein von dem mährischen Centralvereine Brünn folgendes Dankschreiben:

        Verehrte Vereinsleitung!

Der Ausschuss des Vereines der Buchdrucker und Schriftgiesser Mährens sieht sich bei Abschluss des Fest-Berichtes seines zehnjährigen Gründungsfestes angenehm verpflichtet, dem "Typographenbund" für seine freundliche Mitwirkung an diesem Feste, welche viel zu dessen schönem Erfolge beitrug, seinen wärmsten Dank abzustatten, und wünscht, dass dem Vereine die bei diesem Anlasse bewiesenen Sympathieen auch fernerhin erhalten bleiben mögen.

Für den Vereins-Ausschuss:

Carl Juda,  
Schriftführer.


Im October 1881

wurde an Franz Liszt aus Anlass seines 70 Geburtstages von den hiesigen musikalischen Körperschaften ein Beglückwünschungs-Adresse überreicht, welche auch von Seite des "Typographenbund" gezeichnet wurde.


Samstag 12. November 1881

statutenmässiges Concert im Pálffy-Saale unter Leitung des Chormeisters Herrn A. C. Neudolt und Mitwirkung der Regiments-Musik "Kronprinz Rudolf" unter persönlicher Leitung ihres Capellmeisters Herrn Franz Lehar. Das Programm hiezu war Folgendes: 1. Ouvertüre zur Operette "Spitzentuch der Königin", J. Strauss. 2. "Fliege Schifflein", Chor mit Tenorsolo (Solo: Chormeister Herr A. C. Neudolt), von Kücken. 3. "Sängerliebchen", Walzer. (Reg.-M.) 4. "Lebe wohl", Chor von Jul. Hauschka. 5. "Pilger-Chor" und "Lied an den Abendstern" aus "Tannhäuser" von R. Wagner. (Reg.-M.) 6. "Azt mondják, nem adnak galambomnak", ung. Volkslied. (Chor.) 7. "Liebchen schwing' Dich", Polka-Mazur von Strauss. (Reg.-M.) 8. "Tanzlust", Walzer mit Clavierbegleitung. (Chor von Santner.) 9. Divertissement aus "Boccaccio" von Suppé. (Reg.-M.) 10. "Zither'gsang'l", mit Zitherbegleitung, Chor von Santner. Die Zitherbegleitung besorgte das Vereinsmitglied Herr Benyovszky. 11. "La Fiumana", Polka français von Lehar. (Reg.-M.) 12. "Magyar népdalfüzér", Chor. 13. "Serenade" für Flöte und Waldhorn von Titl. (Reg.-M.) 14. "Wei, Wei, sollst hoam geh'n", von Grossbauer. (Chor.) 15. "Reiss aus", Polka schnell von Fahrbach. (Reg.-M.) 16. "Ständchen", Polka français mit Clavierbegleitung von Fahrbach jun. Die Clavierbegleitung besorgte Herr A. Norgauer jun. 17. "Marsch" (Reg.-M.)

Bei diesem Concerte sang der Verein in Pressburg das erstemal unter der Leitung des Chormeisters Herrn A. C. Neudolt und erntete ausserordentlichen Erfolg. Das vollständig neue Programm, ferner die glückliche Wahl, meist heitere Chöre, verfehlten ihre Wirkung nicht. Der Chor "Fliege Schifflein", mit Tenorsolo, gesungen vom Chormeister Hrn. A. C. Neudolt, brachte einen wahren Beifallssturm. Der komisch-nett textirte Chor "Wei, Wei" musste dreimal wiederholt werden. Nach diesem Concerte war Jeder mit sich einig, dass Chormeister Neudolt nicht nur ein ohnehin bekannter vollkommener Sänger, sondern auch ein tüchtiger Lehrer ist.


Am 30. December 1881

fand im engeren Kreise eine Sylvester-Unterhaltung statt.


Am 25. März 1882

veranstaltete im Pálffy-Saale der Verein aus Anlass seines zehnjährigen Bestandes ein Concert unter gefälliger Mitwirkung des gewesenen Vereinsmitgliedes und nunmehrigen Opernsänger Hrn. Carl Hellmann, sowie der Regiments-Capelle "Kronprinz Erzh. Rudolf", mit folgendem Programme: 1. "Ouvertüre romantique", von Keler Béla; 2. "Liebeslied", für Flöten-Solo, von Titel, (Reg.-M.); 3. "Sängermarsch", von Zant; 4. "Wilde Ros' und erste Liebe", von Debois; 5. a) "Cavatine" aus der Oper "Die Jüdin", von Halévy; b) "Lied" aus der Oper "Das goldene Kreuz" von Ig. Brüll, gesungen von Herrn Carl Hellmann. 6. "Vékony haja van a piros almának", mit Bariton-Solo und Brummchor, von Huber. 7. "Nõi ipar", Walzer, Gräfin O'Donell; 8. Potpourri "Der lustige Krieg" von Strauss; 9. "Kärntner Lieder", Variationen für zwei Flügelhörner, von Strobl. (Reg.-M.) 10. a) "Dirnderl mach auf", mit Zitherbegleitung, von Schmölzer; b) "'s Fensterln", mit Zitherbegleitung, von Santner. 11. "Buffo-Arie" aus der Oper "Czar und Zimmermann" von Lortzing, Herr Carl Hellmann. 12. "Wei, Wei, sollst hoam geh'n", von Grossbauer. 13. "Liederkranz", Potpourri von Lehar; 14. "Violetta", Polka français, von Strauss. (Reg.-M.) 15. "Grüss dich Gott", von Engelsberg; 16. "Árvalyányhaj", von Festetics; 17. "Gambrinus-Hymne", mit Clavierbegleitung, Kristinus. 18. "Ein Böhm in Amerika", Marsch, von Millöcker. (Reg.-M.)

Auch bei diesem Concerte erwies sich der Pálffy-Saal beinahe zu klein für das zahlreich erschienene Publikum. Das reichhaltige Programm, vortrefflich durchgeführt unter der Leitung des Chormeisters Herrn A. C. Neudolt, bot wieder zumeist neue Pieçen. Nach dem Concerte fand ein Sänger-Commers dortselbst statt, an welchem circa zweihundert Personen, worunter sich liebe Gäste aus Bösing, die als Deputation des dortigen "Musik- und Gesangvereines" erschienen waren, theilnahmen. Bei dieser Gelegenheit kamen auch die aus Anlass des zehnjährigen Bestandes des "Typographenbund" eingelaufenen Beglückwünschungs-Schreiben zur Verlesung, und zwar von der "Pressburger Liedertafel":

      Hochgeehrter Bruderverein!

An der zehnten Jahreswende angelangt, begrüssen und beglückwünschen wir freudenvoll den so thätigen Bruderverein gelegentlich der Begehung seines ersten Dezennalfestes.

Zehn Jahre - im Völkerleben eine kurze Spanne Zeit - bilden im Vereinsleben eine Epoche, die, wenn Corpsgeist und edler Wetteifer mitwirken, zum Gedeihen führen muss.

Die schwerste Epoche haben Sie, geehrter Bruderverein, nunmehr zurückgelegt, wir wünschen Ihnen also ein herzliches Glückauf! zum Beginn des nächsten Dezenniums und verbleiben mit Sängergruss

Die Pressburger Liedertafel:

Conrad Hais,                                                                                                         Uzor Kuppis,
 Vorstand.                                                                                                                Schriftführer.


Wien: Herzliches Grüss Gott! dem wackeren Bruderverein. Glücklichen Verlauf Eures schönen Festes wünscht der Wiener "Gutenbergbund".

Schwabe, Vorstand.

Brünn: Zum heutigen Gründungsfeste frohen Sängergruss und herzliches Prosit vom "Brünner Typographen-Sängerbund".

Carl van Dyck.

Graz: Liebe Sangesbrüder! Herzlich beglückwünscht Euch zu Eurem heutigen Stiftungsfeste der Gesangverein "Typographia".


Am 9. April 1882

machte der Verein seinem Versprechen gemäss abermals einen corporativen Ausflug nach Bösing. Am Bahnhofe vom vollzählig erschienenen "Bösinger Musik- und Gesangvereine auf das Wärmste begrüsst, zogen die Sänger in den Musikvereinssaal, wo den Gästen eine sinnige Ueberraschung von Seite des überaus gastfreundlichen Bösinger Vereines zu Theil wurde. Der Thoreingang im Gasthofe "zum grünen Baum" war geschmackvoll decorirt. Inmitten von Tannenreisig prangte ein Transparent mit dem herzlichen Grusse "Isten hozta!" Im Musikvereinssaale selbst waren Buchdrucker-Embleme, welche Herr Vorstand Meissl selbst gemalen und auch äusserst glücklich durchgeführt, angebracht. Der für die Gäste reservirte Sängertisch war mit Bouquets geschmückt, kurz, es war nicht nur ein überraschender, sondern der Liebenswürdigkeit des Bösinger Vereines entsprechender herzlicher Empfang. Abends concertirte der "Typographenbund" unter Leitung seines Chormeisters Herrn A. C. Neudolt abwechselnd mit dem Bösinger Vereine. Opernsänger Herr Carl Hellmann jun., welcher als Gast den Ausflug mitmachte, gab auch einige Nummern zum Besten, welche das dankbarste Publicum fanden. Nach dein Concerte, welchem ein zahlreiches, distinguirtes Publicum anwohnte, fand ein gemüthlicher Sängercommers statt. Am zweiten Tage mit dem Erühzuge (½8 Uhr) kehrte der Verein nach Pressburg zurück und Jeder war mit sich einig, dass der "Bösinger Musik- und Gesangverein" ein aufrichtiger Bruderverein des "Typographenbund" ist.


Die Fahnenweihe des "Typographenbund"

28. und 29. Mai 1882.

Ein Ehrentag des Vereines war der 28. Mai 1882, an welchem Tage der Verein im festlich decorirten Pálffy-Garten unter Betheiligung von 8 fremden Gesangvereinen seine Fahnenweihe beging. Es war ein hartes Stück Arbeit - aber es ist durch die Einmüthigkeit der Mitglieder vollkommen gelungen. Die Kosten der wirklich eleganten Fahne selbst wurden durch freiwillige Spenden der Mitglieder des "Typographenbundes" und des Buchdrucker-Unterstützungsvereines, sowie einzelner Gönner theilweise aufgebracht. Durch hiesige Industrielle wurde die Fahne (ein Hauptverdienst der Firma Timár & Lutsch) verfertigt, und der Verein kann mit Stolz auf den Umstand hinweisen, dass er nur heimischen Gewerbefleiss in Anspruch nahm, um ein Fest zu begehen, das sich kühn unter die schönsten rechnen darf, welche Pressburg seit langen Jahren begangen hat. Als Fahnenmutter hatte der Verein die Gemahlin des Buchdruckereibesitzers Herrn C. F. Wigand, Frau Ida Wigand, gewonnen, welche in seltener liebenswürdigster Weise den Verein unterstützte. Der leider zu knapp zugewiesene Raum gestattet nicht, in alle Details näher einzugehen und es sei hier nur in gedrängter Kürze der Hauptmomente dieses schönen Festes gedacht.

Die Goldstickerei der Fahne (welche einen Tag in der Auslage der hiesigen Firma Joh. Berger [Edl's Nachfolger] ausgestellt war) ist das Product heimischen Frauenfleisses. Frau Bertha Vaisz war die Urheberin dieses in jeder Hinsicht stylgerechten und mühevollen Kunstwerkes. Der Stoff zur Fahne stammt von der Firma Joh. Berger & Comp.; Gold- und Silberfäden, die geschmackvollen Fransen und Quasten stellte die hiesige bekannte Firma Timar & Lutsch bei; die Schnitzarbeit der Stange hat mit anerkennenswerthem Eifer und Sorgfalt das Vereinsmitglied Hr. C. Spannraft verfertigt; das Stangenlackiren und -Vergolden besorgte Herr Fr. Schindler; die Tapezierer-Arbeiten waren dem hiesigen Galanterie-Tapezierer Herrn J. Rottmund zugewiesen; die Stangenspitze lieferte die Firma Josef Seifert; die Gold- und Silbernägel zum Befestigen des Fahnenblattes rühren aus der Werkstätte des Herrn C. Fontana her, und die äusserst kunstvolle Gravur auf den Nagelköpfen hat Herr Csákos verfertigt.

Das Fest selbst. Die unerwartete Theilnahme von Seite der hiesigen und auswärtigen Vereine veranlasste den "Typographenbund", mit der Fahnenweihe ein Sängerfest zu verbinden, bei welchem 281 Sänger mitwirkten, und zwar: "Budapesti nyomdász-dalkör" mit Fahne, Chormeister Herr J. Kneufel; "Brünner Typographen-Sängerbund" mit Fahne, Chormeister Hr. J. Niemetz; "Wiener Gutenbergbund" mit Fahne; "Brücker Männergesangverein"; "Hamburger Liedertafel"; "Pressburger Liedertafel", Chormeister Herr F. Kitzinger; "Pressburger Singverein" (Herrenabtheilung); Feuerwehr-Kameradschaft "Lyra", Chormeister Herr Josef Hübel, und der eigene Verein unter Leitung seines Chormeisters Herrn A. C. Neudolt. Die Musik besorgte die Regimentskapelle "Kronprinz Erzherzog Rudolf".

Das Programm des Festes: 1. "Hunyadi-Marsch" (Rg.-Musik). 2. Festgedicht, gesprochen von Frl. Pauline Gubinyi, gewidmet von Rud. Mader. 3. "Fest-Ouverture" (Rg.-M.), Jakoby. 4. "Hymnus", gesungen von sämmtlichen ungarischen Vereinen, mit Orchesterbegleitung, Erkel. 5. Festrede, gehalten von Dr. M. Mudron. (In Verhinderung des Reichstagsabgeordneten Hrn. Ivan v. Simonyi hatte Herr Dr. M. Mudron die Festrede freundlichst übernommen.) 6. "Fahnenlied", Gedicht von Rud. Mader, Musik von Chormeister A. C. Neudolt (gesungen vom Pressburger "Typographenbund"). 7. "Rákóczy-Marsch" (Rg.-M.). 8. "Bundeslied" (Gesammtchor) mit Orchesterbegleitung, C. Mayrberger. 9. "Rundgesänge", Walzer (Rg.-M.), Strauss. 10. a) "Der Corsar", Chor, F. Debois; b) "So viel Stern' am Himmel stehen", Chor, E. S. Engelsberg (Brünner Typographen-Sängerbund.) 11. "Egyveleg magyar népdalokból" ("Budapesti nyomdász-dalkör"). 12. a) "Minneweise", Chor, E. S. Engelsberg; b) "Braun Meidelein", Volkslied aus dem 16. Jahrhundert, bearbeitet von Hugo Jüngst ("Wiener Gutenbergbund"). 13. Potpourri aus der Operette "Der lustige Krieg" (Rg.-M.), Strauss. 14. "Árvalyányhaj", Chor ("Pressburger Liedertafel" ), Leo Festetics. 15. "Wach' auf, du schöne Träumerin", Chor ("Lyra"), Gehrike. 16. "Schwarz auf weiss", Polka fr. (Rg.-M.), dem "Typographenbund" freundlichst gewidmet vom Capellmeister Hrn. Franz Lehar. 17. "Piros arczod ha meglátom galambom", Chor ("Budapesti nyomdász-dalkör"). 18. "Heimliche Liebe", Gavotte (Rg.-M.), Resch. 19. "Der gute Berg" (Gesammtchor), Kumenecker. 20. Regiments-Musik. Nach Schluss des vollständigen Programmes: Tanzkränzchen im Pálffy-Saale. Die Gesammtchöre dirigirte Chormeister Hr. A. C. Neudolt.


27. Mai 1882.

Eingeleitet wurde das Fest durch eine Serenade bei der Fahnenmutter-Stellvertreterin Frau Emma v. Simonyi. (In Verhinderung der Fahnenmutter Frau Ida Wigand hatte die Vertretung in freundlichster Weise Frau Emma v. Simonyi übernommen.)


28. Mai 1882.

Ueber das imposante Fest, welches gewiss jedem Theilnehmer in lebhaftester Erinnerung bleiben wird, lassen wir in objectiver Weise den Originalbericht aus der "Pressburger Zeitung" vom 30. Mai folgen:

"Vom herrlichsten Wetter begünstigt, ging das grosse Fest der Fahnenweihe unseres "Typographenbundes" am Pfingstsonntage vor sich. Nun haben die vielen Gäste, die aus weiter Ferne zu uns kamen, um das Fest zu verschönern und demselben anzuwohnen, sich wieder nach allen Windrosen zerstreut; wir aber blieben zurück und die Erinnerung an die herrlichen Bilder, die das schöne Fest vor unseren Augen entrollte, führt unsere Feder, die den Versuch wagt, die Bilder auf einen Moment noch einmal festzubannen, um sie getreulich schildern zu können.

Einen "brennenden" Lichtpunkt des Festtages bildete die Sonne selbst, die aus wolkenlosem Himmel ihre Strahlen zu uns hernieder sandte und Alles in ein glitzerndes Goldgewand hüllte und zum Gelingen des Festes wesentlich beitrug.

Der zweite Lichtpunkt zerfällt eigentlich in lauter einzelne "Lichtpunkte". Es sind dies die vielen Gäste, welche wir darunter verstanden haben wollen, Gäste, welche ein wackeres, warm und edel fühlendes Kameradenherz mitgebracht hatten, so dass sie es ihren Gastgebern sehr leicht machten, ihre Pflichten als Hausherren zu erfüllen.

Mit der heranbrechenden Morgenröthe kamen unsere lieben Landsleute, die Mitglieder des "Budapesti nyomdász-dalkör", ihnen folgten um 10 Uhr Vormittag die "Hainburger Liedertafel", der "Brücker Männergesangverein", der "Wiener Gutenbergbund" und diesem der "Brünner Typographen-Sängerbund".

Stattlich gestaltete sich nach 11 Uhr der Einzug dieser fremden, sehr zahlreich vertretenen Vereine vom hiesigen Staatsbahnhofe in die städtische Redoute. Voran schritt mit neu adjustirten Federbusch-Helmen die Musikkapelle unserer freiw. Feuerwehr. Ihr folgten die Gäste, darunter die Fahnenträger der beiden österreichischen Vereine in altdeutscher Tracht: hohen Stulpstiefeln, weissen Hosen, ditto Weste, Sammtrock und Rembrandhüten mit mehrfärbigen wallenden Federbuschen. Mehrere der Herren hatten das silberbeschlagene Trinkhorn um die Schultern geworfen, den Durstigen ein starker Trost und ein halbes Labsal dem Auge des Zechers. Den fremden Vereinen schloss sich der Pressburger "Typographenbund" und diesem die Deputationen unserer heimischen Vereine: "Liedertafel", "Singverein" und Kameradschaft "Lyra" an. Die Sänger zogen durch die bevölkerte Märzengasse, Dürrmauththorgasse, Michaelerthor, Michaelergasse, Deákgasse in das Redoutengebäude, wo etwa um halb 12 Uhr Mittags eine Probe der Gesammtchöre stattfand.

Nach dieser Probe sorgten die Einheimischen redlich für das leibliche Wohl ihrer Gäste, indem sie sie theils in das Augasthaus, theils in Kopp's Gasthaus in der Spitalgasse führten.

Im Augasthause waren die Budapester, Brünner und Brucker Gäste plazirt, die unser herrlicher Aupark so anmuthete, dass sie sich zu einigen Gesangsproductionen angeregt fühlten, wobei namentlich die mit Verve und Präzision gesungenen ungarischen Nationallieder der Budapester lauten Beifall fanden.

Um 4 Uhr Nachmittags begann das eigentliche Fahnenweihund Sängerfest in dem dekorativ auf das Prachtvollste ausgestatteten Pálffy-garten. Derselbe war lange vor Beginn der Feier mit einem gewählten Publicum derart gefüllt, dass es den Späterkommenden nur mit schwerer Noth gelang, sich ein Plätzchen zu erobern, wo sie sich niedersetzen konnten. Vis-à-vis der festlich decorirten, in der Mitte des Gartens angebrachten Sängertribüne hatten die Fahnenmutter-Stellvertreterin, Frau Emma v. Simonyi, Obergespan Graf Stefan Esterházy, Bürgermeister königl. Rath Moriz Gottl, Dr. M. Mudron, kön. Rath Theodor Edl, Feuerwehr-Hauptmann Ferd. Martinengo, die Herren Buchdruckereibesitzer Carl Angermayer, Moriz Wigand, St. Eder und andere Honoratioren Platz genommen. Links von der Tribüne befanden sich die Sängertische, wo sich die einheimischen und fremden Vereine niederliessen.

Die Fahnenmutter-Stellvertreterin war von einem Kranze wahrhaftig blühend schöner, weissgekleideter Mädchen umgeben; es waren die Kranzeljungfrauen: Fräuleins Kindel v. Kinn, Betti Kleiner, Paula Miklosovics, Pauline Gubinyi, Josefine Kassafüreck, Louise Pauer, Auguste Madle und Caroline Bauer.

Nach dem von der Musikcapelle des Kronprinz-Regimentes unter persönlicher Leitung Lehar's executirten Hunyadi-Marsch sprach Frl. Pauline Gubinyi mit richtiger Betonung und Wärme das folgende, von Herrn Rudolf Mader verfasste, an die Fahnenmutter gerichtete Festgedicht:

Ein Lichtstrahl, der in ernster Zeit
Das arme Menschenherz erfreut,
Ein Hoffnungsstrahl, der uns're Brust
Befriedigt, neu belebt mit Lust -
Er macht das Leben froh and süss,
Er macht die Erd' zum Paradies.
Das heut'ge Fest, wo nun erzielt,
Was lange schon das Herz erfüllt -
Ein Sehnen, das schon manches Jahr
Gehegt von muth'ger Sängerschaar:
Auf 's Neu' belebt es ihren Muth,
Macht wallen frisch der Adern Blut:
Die Fahne, die sich schön und hold
Im Farbenschmucke uns entrollt,
Sie mahnt uns, hochgeehrte Frau! -
Wenn stürmisch auch die Zeit und raub -
Zur Lieb' für König, Vaterland
Uns schlinge fest der Eintracht Band!
Ihr Name, der die Fahne ziert,
In jedem Sängerherz vibrirt,
D'rum bringe jedes Sängers Mund
Aus seines Herzens tiefstem Grund,
So oft sie flattert hell und klar,
Ein "Hoch!" der Fahnenmutter dar!

Dann spielte die Regimentsmusik Jakoby's Festouverture und sämmtliche ungarischen Vereine sangen mächtig und ergreifend den patriotischen Hymnus, der das Herz jedes Ungars so sehr mit Begeisterung erfüllt.

Hierauf trat Dr. M. Mudron auf die Tribüne und hielt folgende, wiederholt durch lebhaften Beifall und Éljen-Rufe unterbrochene


Festrede.

      Geehrte Festgenossen!

Seid uns willkommen auf Ungarns heimatlichem Boden, Ihr Brüder, die Ihr von Nah und Fern gekommen seid, um an unserem heutigen Feste theilzunehmen, um unser heutiges Fest durch Eure Anwesenheit und Mitwirkung zu verherrlichen und um unsere Freude zu verdoppeln, ja zu vervielfachen, denn ewig wahr bleibt die psychologische Erfahrung, welche der Mathematiker für ein Paradoxon erklärt, dass die Freude, indem sie getheilt wird, nicht vermindert, sondern im Gegentheil verdoppelt, ja vervielfacht wird. Und wenn ich Euch, geehrte Festgenossen! Brüder genannt habe, so wollt' Ihr dies als ein Unterpfand für die wahrhaftige Innigkeit der Gefühle hinnehmen, mit welchen Euch die Mitglieder des Pressburger "Typographenbundes" entgegenkommen, indem sie der Ueberzeugung leben, dass im Reiche des Gesanges und des Liedes, als dessen Bürger wir uns hier versammelt haben, es nur ein einig Volk von Brüdern gebe.

Und wahrlich, wir sind ein Volk von Brüdern, denn sehet um Euch und Ihr werdet sehen, wie die Jugend mit denen des gereiften Alters, wie der Mann der Wissenschaft mit dem Manne des gewerblichen Fleisses und der friedliche Bürger mit dem tapfern Krieger brüderlich zusammen gekommen sind, um mit zielbewussten, vereinten Kräften durch ihre gewaltigen Melodien unser Herz und unsern Sinn dem kleinlichen menschlichen Treiben zu entrücken und uns für alles Edle, Gute, Schone und Erhabene zu begeistern.

Es ist wahrhaftig ein Schauspiel für Götter, sich an dieser brüderlichen Eintracht zu ergötzen, ein Schauspiel, welches man in unseren Tagen nahezu ein Wunder nennen dürfte. Denn sehet hin in das alltägliche Leben, wie es im Materialismus versumpft, nur noch in den Fabriken und auf der Börse seinen Gott sucht und, bei jedem Schritt und Tritt speculirend, sich fragt: Was kaufe ich mir dafür?

Wahrlich, geehrte Festgenossen! hätten Sie bei Erwägung, ob Sie unser Fest besuchen sollen, gefragt: Was kaufe ich mir dafür? - so wären Sie nicht hierher gekommen, denn hier ist nur ein Gewinn an Gemüth und sittlicher Erhebung, nicht aber ein klingender Gewinn zu holen. Und wenn man in unsere politischen und socialen Verhältnisse einen Blick wirft, wie sich da die verschiedenen Parteien befehden und bekämpfen, um einander das Leben zu verbittern, so ist es wahrhaftig ein Wunder zu nennen, dass wir hier aus allen Schichten der Bevölkerung ohne Partei- und Standes-Unterschied in brüderlicher Eintracht zusammen gekommen sind und die öde Disharmonie zum Schweigen gebracht haben. Mit Fug und Recht kann man nun fragen: Welche Zaubermacht ist es denn, die solch' eine moralische überwältigende Kraft auf die Menschen ausübt, dass sie, den Parteizwist vergessend, selbst das materielle Interesse im Hintergründe lassen, um an einem Feste des Gesanges theilzunehmen. Diese Zaubermacht, geehrte Festgenossen, ist der Gesang und das Lied, dieses unzertrennliche Zwillingspaar, dem die Menschheit die ersten Schritte der Cultur zu verdanken hat.

Das Grundgesetz des Gesanges und des Liedes ist nämlich die Harmonie, welche zugleich alle Grundbedingungen der menschenwürdigen Existenz in sich trägt. Es ist das Princip der Harmonie, welches die ganze menschliche Civilisation durchdringt. Von den Uranfängen menschlicher Cultur bis zu den gymnastischen Encyklopädisten finden wir das Princip der Harmonie als Postulat hingestellt. Sehen Sie die christliche Religion und Sie werden die ganze Lehre concentrirt finden in dem Satz: "Liebe Gott über Alles und deinen Nächsten wie dich selbst". Was ist dies anderes, als die Lehre der Harmonie auf den Verkehr der Menschen unter einander angewendet. Blicken Sie in die Lehren der Philosophie und sie werden den Kant finden mit seinem Principe: Handle so, dass deine Handlungsweise, zum allgemeinen Gesetz erhoben, sich nicht widerspreche. Was ist das aber anderes als das Gesetz der Harmonie? Und nachdem das Gesetz der Harmonie zugleich das demokratische Princip in seiner edelsten Bedeutung vertritt und keine Schichte der Gesellschaft, so liegt darin auch die Zaubermacht desselben. Die Harmonie aber ist auch der Friede und unsere Fahne, die heute eingeweiht werden soll, ist daher zunächst die Fahne des Friedens. Wird das Princip der Harmonie gestört und greifen die elementaren Gewalten, ihr eigenes Gebiet verlassend, fremde Gebiete gewaltthätig an, dann ist dem Gesange und dem Liede der Boden entzogen und kündet einmal das blutige Schwert den Krieg an, dann fällt die Leyer aus der Hand des Sängers und er greift nach dem Schwerte, um im Gefolge einer anderen Fahne, an deren Fersen sich Tod und Verderben knüpfen, zu folgen, um entweder als Sieger heimkehrend nach seiner Lyra wieder zu greifen, oder aber um das, was er im Gesang und Lied mit Worten verherrlicht hat, nunmehr auch mit der That zu beweisen, dass es süss und erhaben sei, für das Vaterland zu sterben. Und wollt Ihr hiefür ein lebendiges Beispiel aus unserer vaterländischen Geschichte, so gehet hin und suchet das Grab des grossen Sängers Petõfi.

Unsere Fahne ist aber auch die Fahne der Freiheit. Denn dort, wo die sittliche Freiheit des Gedankens und der Gesinnung in Fesseln geschlagen wird, wo der Pegasus in's Joch gespannt ist, wo das, was das Herz eines jeden Biedermannes für gross, edel und erhaben erkannt, nicht besungen werden darf, weil es dem Gewalthaher nicht gefällt, dort steht es schlecht um Gesang und Lied, denn nicht nur Worte, sondern selbst Tone werden mit Freiheitsstrafen bedroht. Wer erinnert sich nicht an die Zeiten, wo das Intoniren heiliger Melodien als Revoltiren aufgefasst und geahndet wurde. Die Freiheit des Gesanges ist daher mit die Bedingung der Blüthe des Gesanges und die Freiheit ist ein Begriff, der die beiden anderen der Gleichheit und Brüderlichkeit mit in sich fasst, so dass die encyklopädistische Dreitheilung: Egalité, fraternité, liberté eigentlich eine Tautologie ist, indem der eine Begriff in dem anderen enthalten ist. Oder ist etwa eine Freiheit denkbar dort, wo der Eine sagt: Ich will sein der Herr und du musst sein der Knecht? Ist eine sittliche Freiheit denkbar dort, wo der eine Mensch die Menschenwürde des anderen mit Füssen tritt, ihn nicht für ebenbürtig und gleichberechtigt hält? Nein, das ist undenkbar und eben darum bemerke ich, dass das Princip der Harmonie und namentlich der Harmonie im Gesange ein demokratisches Princip sei und wo der Taktstab zu herrschen anfängt, jeder Standesunterschied aufhört.

Schliesslich aber ist unsere Fahne auch die Fahne des Fortschrittes, denn Gesang und Lied haben neben der Harmonie auch das Princip der Idealisirung alles Edlen, Guten und Schönen. Die Idealisirung ist aber der Grundhebel der Cultur, welche in nichts Anderem besteht, als in dem stetigen Streben nach der Verwirklichung des Idealen.

Und hiemit könnte ich meine Rede schliessen mit dem Wunsche, unsere Fahne des Friedens, der Freiheit und des Fortschrittes möge nie in der Lage sein, der anderen Fahne, in deren Fussstapfen Tod und Verderben schreiten, weichen zu müssen.

Da aber unser Gesangverein den Namen "Typographenbund" trägt, so sei es mir erlaubt, in Kürze und andeutungsweise zu bemerken, wie die menschlichen Begriffe häufig irrthümliche Vorstellungen mit einzelnen Bezeichnungen verbinden.

Wenn wir im Leben von der schwarzen Farbe oder von "schwarz" im Allgemeinen sprechen, so verbinden wir damit die Vorstellung des Reactionären, der Nacht und der Finsterniss. Und siehe da, die Druckerschwärze ist es, welche berufen ist, das grösste Licht in der Welt zu verbreiten.

Der Druck und die Presse, wie verhasste Worte sind sie im alltäglichen Leben. Aber die Typographie schmiedet gerade aus ihnen die Waffen gegen jeden Druck und jede Pressung und jeder Band, welcher der Buchdrucker-Presse entstammt, ist berufen, die Geistesbande zu lösen, unter welchen die Menschheit duldet.

So möge nun auch unser "Typographenbund" mit der Druckerschwärze leuchten, mit seinem Drucke die Bedrückten befreien und mit den Bänden, die seiner Thätigkeit entspringen, die Bande der Menschheit lösen.

Nun aber glaube ich die Geduld der geehrten Festgenossen genügend in Anspruch genommen zu haben und erbitte nur, dass Sie zum Beschluss des ernsten Werkes und Wortes ein kurzes, aber inbrünstiges Gebet mit mir verrichten, welches gewiss aus der innersten Seele Aller fliessen wird, indem ich bete: Gott segne das Vaterland! (Stürmische, nicht endenwollende Éljenrufe!)

Nun wurde die neue Fahne entfaltet und es folgte die Ceremonie des Nägeleinschlagens. Solche, eigens zu diesem Zwecke gravierte Nägel haben folgende Personen eingeschlagen: Frau Emma v. Simonyi (im Namen der Fahnenmutter und im eigenen Namen); bei dieser Gelegenheit band dieselbe das von der Fahnenmutter in hochherziger Weise dem Vereine gewidmete äusserst elegante und werthvolle Band an die Fahne. Auf demselben befindet sich folgender, in Gold und Silber gestickte Text: Ida Wigand, 28. Mai 1882, Dem Pressburger "Typographenbund". Obergespan Graf Stefan Esterházy, Bürgermeister kön. Rath Moriz Gottl, Dr. M. Mudron, kön. Rath Theodor Edl, Ehren-Chormeister Prof. Wawra, die Buchdruckerei-Besitzer M. Wigand, Carl Angermayer, Eder, das Ehrenmitglied Chalupa, Carl Hellmann sen., dann der Vorstand des Buchdrucker-Unterstützungs-Vereines F. Dirmeier, Vorstand Grisz (im Namen des "Typographenbundes"), Chormeister A. C. Neudolt, die Vorstände und Bevollmächtigten der Pressburger "Liedertafel", des Pressburger "Singvereines", der Kameradschaft "Lyra" und schliesslich die auswärtigen Vereine. Der Vorstand des "Budapesti nyomdászdalkör", Herr Ligeti, überreichte im Namen seines Vereines mit einer herzlichen Ansprache dem "Typographenbund" ein schönes Nationalband, auf welchem sich in Goldprägung folgender Text befindet: Pozsonyi "Typographenbund" dalkörnek, A budapesti nyomdász és betûöntõ dalköre 1882. május 28-án.

Hierauf übergab der Vorstand des "Typographenbund" Herr Josef Grisz die Fahne dem Fähnrich, Herrn J. Fatzinek, indem er noch in erster Linie der Fahnenmutter und deren Stellvertreterin für das liebenswürdige Entgegenkommen und den auswärtigen Vereinen und Gästen für ihr Erscheinen in gewählten Worten dankte, worauf das "Fahnenlied" (Text von Rudolf Mader, Musik von Chormeister A. C. Neudolt), vom Pressburger "Typographenbund" gesungen wurde. Dasselbe hat folgenden Wortlaut:

Brüder! seht die Fahne wehen,
Unterm freien Himmelszelt,
Lasst uns fest zusammen stehen,
Wo sie winkt, dass keiner fehlt,
Lasst zur Fahne heut uns schwören
Treue, Einigkeit und Pflicht;
Lasst durch Wahn Euch nicht bethören,
Steht und weicht im Kampfe nicht.

Nach dem Vortrage dieses Liedes fand unter den Klängen des Rákóczy-Marsches das sogenannte Fahnenküssen statt und dann begann das Wettsingen der anwesenden Gesangvereine. Zuerst executirten noch alle Vereine das von unserem unvergesslichen Domcapellmeister Mayrberger componirte mächtige Bundeslied, das auf alle Zuhörer einen erhebenden Eindruck machte, denn dieser Chor wurde hier noch nie von einer so grossen Anzahl Sänger wie jetzt, vom Chormeister Neudolt umsichtig dirigirt, zum Vortrage gebracht. Dann folgten die einzelnen Vereine mit ihrem äusserst gewählten Programm, und es ist unmöglich, dem einen oder anderen Vereine in der Wahl der Chöre oder der Vortragsweise den Vorrang zu geben. Alle entledigten sich ihrer Aufgabe mit einer Hingebung und Lust, die alle Zuhörer zu endlosem Beifall stimmte. Dazwischen spielte die Regiments-Capelle verschiedene Musikpieçen, worunter die zu dem Feste eigens von dem unermüdlichen Capellmeister Herrn Franz Lehar componirte Polka française "Schwarz auf Weiss." Den Schluss des Programmes bildete Kumenecker's Chor "Der gute Berg", der bei bengalischer Beleuchtung von allen Vereinen unter endlosem Beifall abgesungen wurde. Hierauf begann das Tanzkränzchen, das die Gäste bis zum hellen Morgen beisammen hielt."


29. Mai 1882.

Am Pfingstmontag Früh gaben sieh die Sänger ein Rendez-vous im Café Apfel, welcher mit bekannter Liebenswürdigkeit Sorge trug, dass auch hier die frohe Stimmung der Gäste erhalten wurde. Die Regiments-Capelle unter Herrn Lehar's persönlicher Leitung concertirte in unmittelbarer Nähe des Café's durch fast drei Stunden; die Sänger Hessen ihre Lieder ertönen und es gab hier ein so buntbewegtes Bild, wie es Pressburg selten bietet. Von hier aus begaben sich die Vereine auf das dritte Batzenhäusel, wo das gemeinsame Mittagmal eingenommen wurde. Auch hier wetteiferten die Sänger in ungezwungenster Weise; Lied folgte auf Lied und es wollte des Sanges und der Begeisterung schier kein Ende nehmen. Um 3 Uhr marschirte man aut den Staatsbahnhof, um sich von den Brünner Sängern zu verabschieden.

In Kopp's Restaurations-Garten in der Spitalgasse fand der Abschieds-Commers für die Wiener und Budapester Sänger statt; die ersteren führen um ½8 Uhr, die letzteren um 11 Uhr ab und wurden gleichfalls zum Bahnhof geleitet.

Hiemit schloss das Fahnenweih-Fest des "Typographenbund", das lange in Erinnerung der Pressburger und, hoffen wir, auch der lieben Gäste bleiben wird, die in diesen Tagen in unseren Mauern eine Aufnahme fanden, welche den Ruf von Pressburg's Gastfreundschaft nur auf's Neue bekräftigen wird.

Die Fahnenmutter, Frau Ida Wigand, wurde von dem Verlaufe des Festes telegraphisch benachrichtigt, welche auch den Verein auf diesem Wege beglückwünschte.

Folgende Telegramme liefen während des Festes ein, und kamen auch von der Sängertribüne aus unter allgemeinen Éljen's zur Verlesung:

Marienbad: Bei heiterem Sinn sei froh ihr Muth und frisch die Laun'.

Die Fahnenmutter.

Wien: Zum schonen Feste entbietet Glückwunsch und herzlichen Gruss: "Frei und treu, in Lied und That."

"Wiener Männergesangverein".

Budapest: Aus der Ferne rufen wir ein dreimaliges Hoch unseren Sangesbrüdern Pressburg's zur heutigen Feier zu. Haltet fest an dem Spruche: "Freiheit, Einigkeit, Brüderlichkeit."

Budapester Männergesangverein "Összhang."

Graz: Herzlichen Sängergruss zu Eurem Fahnenweihfeste.

"Typographia", Graz.

Brünn: Ein dreifaches donnerndes Hoch den versammelten Gästen beim heutigen schönen Feste. Hoch wehe die Fahne der Eintracht. Wir sind im Geiste bei Euch.

Collegen Brünn's.

Brüssel: In Eurem Jubel gedenkt auch des Glückwunsches aus der Ferne: Prosit!

Stefan Fodor.

Promberg: Kräftiges Éljen! vom gewesenen Vereinsmitgliede

Busch.

Bösing: Unsere Deputationsmitglieder wurden plötzlich am Erscheinen verhindert, was wir sehr bedauern, deshalb senden wir hiemit unseren geehrten Sangesbrüdern des "Typographenbund" zum heutigen Fahnen weihfeste unsere innigsten Glückwünsche und die Versicherung unserer steten Verehrung.

Der "Bösinger Musik- und Gesangverein."

Nach dem vollständigen Verlaufe des Festes richtete der "Typographenbund" an die Fahnenmutter Frau Ida Wigand ein officielles Dankschreiben für die vielen Beweise ihrer aufrichtigen Sympathie; worauf der Verein nachstehendes Antwortschreiben erhielt:

Löbl. Gesangverein "Typographenbund",

Pressburg.

Nachdem ich jetzt von dem Verlaufe Ihres Fahnenweihfestes des Näheren Kenntniss erhalten, komme ich heute. Ihnen zu der gelungenen Durchführung meinen herzlichsten Glückwunsch zu sagen. Konnte ich an dem Feste auch nur im Geiste Antheil nehmen, so war es mir doppelt angenehm zu hören, dass dasselbe zur allgemeinen Zufriedenheit ausgefallen. Nachdem ich Ihnen noch meinen besten Dank abstatte für die mir gewordene Ehre, bitte ich allen zunächst betheiligt Gewesenen meine besten Grüsse zu vermelden und zu sagen, dass an dem Blühen und Gedeihen Ihres Vereines stets den wärmsten Antheil nehmen wird

Ihre ergebene

Ida Wigand.


Am 15. Juni 1882

fand für den Verein das Fahnenweihfest erst seinen officiellen vollständigen Abschluss durch eine Serenade bei der Fahnenmutter Frau Ida Wigand, nachdem dieselbe von ihrer Bade-Cur zurückgekehrt. Bei dieser, für den Verein sehr schmeichelhaften Gelegenheit, kam der reizende Engelsberg'sche Chor: "So viel Stern' am Himmel steh'n," das "Fahnenlied", componirt vom Chormeister des Vereines Herrn A. C. Neudolt und "Wilde Ros' und erste Lieb" von Debois, zum Vortrag. Schon bei der zweiten Nummer erschien die Gefeierte in ihrer stets eigenen Hebens würdigen Art im Kreise der Sänger, herzlich dankend für die zarte Aufmerksamkeit. Eine Deputation, sowie die Fräuleins P. Gubiny und Kindel von Kinn, begaben sich in die Wohnung, wo Herr Grisz im Namen des "Typographenbund" für die Auszeichnung, die dem Verein durch die Uebernahme der Fahnenmutterstelle seitens einer so allgemein hochgeschätzten Frau geworden, bestens dankte. Die Damen übergaben der Gefeierten ein, von dem Vereine gewidmetes Bouquet mit einer Erinnungsschleife. Und so endete ein für den "Typographenbund" bedeutungsvolles Fest in einfacher, aber würdiger Weise; und es ist gewiss, dass dieses Moment in jedem einzelnen Mitgliede des Vereines fortleben wird, weiss doch Jeder, unter welchen Verhältnissen und unter welch' mannigfachen Schwierigkeiten dies schöne Werk geschaffen wurde.

Der 25. Juni 1882 versammelte den Verein zu einer


Sängerfahrt nach Wien

zur Mitwirkung bei der Säcularfeier der Wiener Buchdrucker aus Anlass der 400-jährigen Einführung der Buchdruckerkunst in Wien. Zu dieser Fahrt wurde der Localzug benützt, wo abermals Inspector Herr J. Gallia dem Vereine in freundlichster Weise einen Separat-Waggon zur Verfügung stellte. Um ½10 Uhr Vormittag kamen die Sänger am Staatsbahnhofe in Wien an, wo sie von dem Wiener "Gutenbergbunde", sowie von dem Fester Männergesangverein "Egyetértés" mit ihren Wahlsprüchen begrüsst wurden. Es war ein herzlicher, es war ein lieber Empfang. Im Restaurations-Garten am Staatsbahnhofe wurde bei fröhlichster Stimmung das Frühstück eingenommen und von da wurden die Gäste in den Gasthof zur "Weintraube" geleitet, wo bereits die nothwendigen Quartiere bereitgehalten waren. Im Garten daselbst war gemeinsamer Mittagstisch. Nachmittag 3 Uhr begaben sich die Sänger per Wagen in die "Neue Welt", wo das Fest stattfand. Das Fest selbst zu beschreiben würde allein einen ganzen Band in Anspruch nehmen und ich werde daher hier nur in gedrängtester Kürze einiger Hauptmomente gedenken. Ueber 10.000 Menschen hatten sich versammelt um dem in seiner Art bedeutungsvollen Feste, welches Nachmittags 4 Uhr seinen Anfang nahm, beizuwohnen. Hoch, in imponirender Majestät ragte im Mittelraum der Alhambra die weisse Büste Gutenberg's, vom Bildhauer Schild, umgeben von den bekränzten Bannern des "Gutenbergbundes" und des Pressburger "Typographenbundes", empor. Seitwärts war das Banner des Buchdrucker-Gremiums mit dem alten Buchdruckerwappen aufgepflanzt. Vier Capellen, Militär und Civil, besorgten in dem Riesengarten an verschiedenen Orten die Musik. Ganz unvergleichlich gestaltete sich das Bild bei herannahendem Abend, da kein Lüftchen sich regte und tiefblauer, wolkenloser Himmel den buntbewegten Raum einschloss, in welchem die später hübsch illuminirte Terasse des Wirtschaftsgebäudes mit den tropischen Gewächsen und Blumen gar lieblich sich hervorhob, während die Alhambra sich mit einem Kranz von Lichtern umgab. Nach den verschiedenen Festreden eröffnete der "Gutenbergbund" das eigentliche Sängerprogramm, dem der Fester Männergesangverein "Egyetértés" und der Pressburger "Typographenbund" unter Leitung seines Chormeisters Herrn A. C. Neudolt folgte. Aeusserst herzlich war der Empfang des Vereines bei Betretung der Sängertribüne, wo als erste Nummer "Mariskám", Chor von Koschat, zum Vortrage kam und nach nicht endenwollendem Beifall wiederholt werden musste. Ganz unvergleichlich waren aber die Sympathie-Bezeugungen der Wiener, als nach Beendigung des zweiten Chores "Lebe wohl", von Hauschka, der Vorstand des Wiener "Gutenbergbund" Herr L. Schwabe vortrat und mit einer herzlichen Ansprache unsere Fahne mit einem Lorbeerkranz und einem schönen Rosabande schmückte, worauf sich in Goldprägung folgender Text befindet: "Säcularfeier Wien 1882, M.-G.-V "Gutenbergbund." Vorstand Grisz dankte für die ehrende Auszeichnung und der Verein intonirte seinen Wahlspruch. Durch den stürmischen Applaus, der dieser Ceremonie seitens der gastfreundlichen Wien er folgte, sah sich unser Verein veranlasst, den letzten Chor, "Lebe wohl", nochmals zu wiederholen. Bei der unabsehbaren Menschenmenge und durch die gebotenen Verhältnisse bedingte Zersplitterung der Sänger des "Gutenbergbund" infolge dieses grossartigen Arrangements konnte diesen Abend an ein gemüthliches Beisammensein leider nicht gedacht werden; es begaben sich daher unsere Sänger mit einigen Vertretern des "Gutenbergbund" in ihr angewiesenes Hôtel, wo Gesang und frohe Laune die Sänger noch einige Stunden beisammenhielt. Den nächsten Tag, Früh ½9 Uhr, wurde die Rückreise angetreten.


Der 28. August 1882

versammelte die Sänger aus Anlass des Namensfestes des Chormeisters Herrn A. C. Neudolt zu einer gemüthlichen Unterhaltung im Hôtel "rother Ochs", bei welcher Gelegenheit demselben ein Ehren-Souvenier als dankbare Anerkennung von Seite des Vereines übergeben wurde.


Am 11. November 1882

fand im Comitatssaale unter freundlicher Mitwirkung des unübertrefflichen Udel-Quartetts (bestehend aus den Herren Eduard Thomas, Prof. Carl Udel, Ferdinand Hörbeder, Emil Dillman und ihr Clavierbegleiter Herr Arthur Ritter v. Henriquez) ein aussergewöhnliches Concert heiterer Musik statt, welches einen grossartigen Erfolg hatte. Die lieben Gaste, vollendete Meister in ihrem Genre, hatten sich im Fluge die Sympathien des Publikums erworben und waren den ganzen Abend hindurch der Gegenstand allgemeiner Bewunderung. Das Programm zu diesem Concerte war folgendes: 1. "So viel Stern' am Himmel stehen", Chor von Engelsberg (Typographenbund). 2. "Népdal", Chor v. Huber (Typographenbund). 3. a) "Das Herzklopfen", Polka fr. von Kremser, b) "O, das is' guat", Wiener Volkslied von Ad. Müller (Quartett Udel). 4. "Mein Blümelein", Chor v. A. C. Neudolt (Typographenbund). 5. Solovortrag des Prof. Herrn Carl Udel. 6. "Lebe wohl", Chor von Hauschka (Typographenbund). 7. a) "Die da", eine Damenunterhaltung, von August Schäffer; b) "Die Historia vom Kuss" von J. B. Maier (Quartett Udel). 8. "Steirisches Schützenlied", Chor von J. E. Schmölzer (Typographenbund). Nach dem in jeder Beziehung vollkommen gelungenen Concerte, welchem ein grösser Theil der hiesigen Aristokratie beiwohnte, wurde zu Ehren der Gäste ein Commers im Hôtel "König von Ungarn" arrangirt, wo die heiterste Stimmung unsere lieben Wiener Gäste als auch die Sänger bis Mitternacht beisammenhielt. Am zweiten Tage fand im Hôtel Palugyay ein Fest-Banquett statt, an welchem ausser einer Deputation des "Typographenbund" noch Stadtarchivar Herr Johann Batka, der in liebenswürdigster Weise auch während der Anwesenheit der Gäste den schätzenswerthesten Cicerone machte, und die Vertreter der Pressburger Liedertafel mit ihrem Chormeister Herrn Ferdinand Kitzinger theilnahmen. Nachmittag wurde ein Spaziergang in den Aupark unternommen und um halb 6 Uhr Abends geleitete eine Deputation die vier unübertrefflichen Könige der heiteren Musik zum hiesigen Staatsbahnhofe, wo sich bereits zum Abschiede der Verein vollzählig eingefunden. Bevor sich der Zug in Bewegung setzte, intonirte der Verein seinen Wahlspruch, welcher auch von Seite des Quartettes erwiedert wurde und nach allgemeinen herzlichen Abschiedsworten trennten wir uns mit dem gegenseitigen Wunsche: Auf ein baldiges Wiedersehen. - Schon am


6. Jänner 1883

sollte der ausgesprochene Wunsch zu unserer und gewiss zur Freude Aller, die Gelegenheit hatten, das Quartett zu hören, in Erfüllung gehen. Ueber Wünsche hiesiger illustren Persönlichkeiten sah sich der Verein angenehm veranlasst, abermals um eine Mitwirkung bei dem Quartette anzusuchen, welches auch seinem Versprechen gemäss auf das Freundlichste zusagte. Das Programm zu diesem zweiten Concerte, welches ebenfalls im Comitatssaale stattfand, war folgendes: 1. "Wilde Ros' und erste Liebe", Chor von F. Debois (Typographenbund). 2. "Árvalyányhaj", Chor von Grf. Festetics. 3. "Heinzelmännchen", Polka von Nentwich (Quartett Udel). 4. "Braun Meidelein", Volkslied aus dem 16. Jahrhundert von H. Jüngst (Typographenbund). 5. a) "Kurz und bündig" von Konradin; b) "Theisslose" von Käsmeyer (Quartett Udel). 6. "Frühlingsmahnung", Chor v. Stoiber (Typographenbund). 7. "Das Lied vom Clavier", Paraphrase von Grandjean, Solovortrag von Prof. Carl Udel. 8. Cimbalsolo für Pianoforte, vorgetragen von Herrn Stefan Beranek, Chormeister des Bösinger Musik- und Gesangvereines. 9. "Der Handschuh", Gedicht von Fr. Schiller, grosses Oratorium von Koch von Langentreu (Quartett Udel). 10. "Ständchen", Tanzlied mit Clavierbegleitung von Fahrbach. (Typographenbund).

Wie vorauszusehen, war das zweite Concert von einem weit grösseren Erfolge gekrönt. Se. k. k. Hoheit Erzherzog Friedrich, sowie die ganze hiesige Aristokratie hatte sich im Concertsaale Rendez-vous gegeben und unsere vier Könige wurden nicht nur stürmisch begrüsst, sondern auch von allen Seiten herzlich beglückwünscht. Se. k. k. Hoheit sprach auch am Schlüsse dem Vorstände und dem Chormeister des Vereines seine Anerkennung für den äusserst gelungenen Abend aus. Nach dem Concerte fanden sich wieder die Sänger, sowie zahlreiche Gäste im grossen Saale des Hôtels "König von Ungarn" zu einer gemüthlichen Unterhaltung, welche zu Ehren der Wiener Gäste veranstaltet wurde, ein. Unter den Gästen befand sich auch eine Deputation des Bösinger Musik- und Gesangvereines. Unter Gesang, den der Verein abwechselnd mit den würdigsten Trägern der heiteren Musik besorgte, sowie Declamation, vorgetragen von Hrn. R. Frinke, Mitglied des Pressburger städt. Theaters, flohen leider nur zu schnell die Stunden. Den vollständigen Abschluss fand diese gemüthliche Unterhaltung im Cafe Apfel. - Den zweiten Tag wurde über Ansuchen des Vereinsmitgliedes Photographen Herrn Alexander Fink das Quartett photographisch aufgenommen, worauf ein gemeinschaftliches Frühstuck in der Restauration des Adolf Heck, an welchem auch Herr Professor Joh. Wawra theilnahm, eingenommen wurde. Der Courierzug um 1 Uhr Mittag brachte wieder unsere stets herzlich willkommenen und in unser Aller angenehmer Erinnerung fortlebenden Gäste nach Wien.

Mit der Generalversammlung vom 1. Februar 1883 schloss der Verein sein erstes Decennium. Der Rückblick, den wir hiermit der Oeffentlichkeit übergeben, wird gewiss bei unseren Gönnern und Freunden manch' angenehme Erinnerung zurückrufen. Bevor wir aber vollständig schliessen, wollen wir noch zweier schönen Momente gedenken, wo dem Vereine die Ehre zu Theil wurde, auch sein Scherflein theils zur allgemeinen, theils zur Familienfreude beizutragen, und zwar gab hiezu den ersten Anlass die silberne Hochzeit des allgemein hochgeachteten Buchdruckereibesitzers Herrn C. F. Wigand mit Frau Ida Wigand, jetzigen Fahnenmutter, sowie das 50jährige Priesterjubiläum des hochw. Pfarrers Hrn. Carl Scherz. Bei beiden Gelegenheiten brachte der Verein eine dem Feste angepasste würdevolle Serenade.

Und somit wäre der knapp zugemessene Raum erschöpft, und es sei uns hier nur noch gestattet, allen Freunden und Gönnern, insbesondere den löbl. Redactionen der "Pressburger Zeitung" und des "Grenzbote" für die vielen Beweise ihrer Sympathien aufrichtig zu danken.

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Die letzte Ehre erwies der Verein durch die Absingung eines Trauerchores folgenden theils unterstützenden, theils ausübenden Mitgliedern: Antonia Karl im Mai 1875, Ernest Karl am 10. October 1875, Josef Maudry am 2. December 1876, Georg Stiegler am 20. Februar 1877, Martin Popius am 31. März 1878, Hermann Höchell am 3. April 1879, Roman Seidl im Jahre 1880, Conrad Burghardt am 1. Mai 1881, Josef Prochaska im J. 1882, Josef Knauf am 25. Februar 1882. - Am Sarge des verstorbenen Vorstandes der Pressburger Liedertafel, Hrn. Conrad Hais, sowie des königl. Rathes Hrn. Theodor Edl legte der Verein in pietätvoller Weise je einen Kranz mit Schleife nieder.


Verzeichniss der Mitglieder

Ehren-Vorstand: Herr Stefan Nirschy
Ehren-Chormeister: Herr Johann B. Wawra, Oberrealschul-Professor
Ehren-Mitglied: Herr Victor Chalupa


Functionäre des Vereines:

Vorstand: Herr Josef Grisz (Carl Angermayer' s Buchdruckerei)
Vorstand-Stellvertreter: Herr Ferdinand Eichleiter
Chormeister: Herr Aug. C. Neudolt
Schriftführer: Herr Georg Boos
Archivar: Herr Franz Benyovszky
Oeconom: Herr Ferdinand Steinhilber
Ausschuss-Mitglieder: Herren Wenzel Schillinger, Mathias Thema, Friedrich Hanno


Ausübende Mitglieder:

Herren:

    I. Tenore:

Boos Georg
Maudry Johann*
Schillinger Wenzel*
Tatzl Friedrich
Thema Mathias



    II. Tenore:

Benyacs Liborius*
Braun Johann
Mahatsch Franz
Sommer Franz
Szurovits Eduard
Wilschke Adolf

    I. Bässe:

Biron Hugo
Eichleiter Ferdinand
Fatzinek Josef (Fähnrich)
Grisz Josef
Mayer Géza
Schier Carl
Schreiner Franz (Hornwart)
Schwanzer Michael
Steinhilber Ferdinand


    II. Bässe:

Benyovszky Franz
Fink Alexander
Glasl Victor*
Hanno Friedrich
Hellmann Franz
Hellmann Theodor
Spannraft Carl.


NB.
Die mit * bezeichneten sind Gründer des Vereines.


Unterstützende Mitglieder:

Herren:

Anderthalb Johann
Angermayer Carl
Apfel Anton
Bella Andreas
Benyovszky Franz sen.
Berlin Emil
Braun Johann
Bubenik Georg
Bubitsch J.
Bulitzka E. Frl.
Dirmeier Ferdinand
Eder Stefan
Effenberger Johann
Esterházy Stefan Graf
Frühwirth Anton
Gebauer Alexander
Gomschal Josef
Gruber Samuel
Grabmüller Michael
Hauer Eduard
Hedler Johann
Heinlein Stefan
Hellmann Carl sen.
Jeschky Michael
Kalteis Josef
Kleiner Jacob
Klug Adolf
Koller Carl
Kondosky Johann*
Kopp Franz
Kulitska Alois
Lang Johann
Lippert Carl
Lippert Julius
Löwy Samuel

Madle Thomas
Mathiesl Josef
Mayer Johann
Mayr V. S.
Molnár Carl
Palugyay Josef v.
Pawlik Carl
Pawlik Rudolf
Pekac Julius
Popius Franz
Pratsch Ferdinand
Preussberger Carl
Promber Carl
Raffel Edmund
Riedel Josefine Frau
Rieder Carl
Rippel Josef
Schiermann Franz
Schmidt Jacob
Sichra Alois
Simonyi Iván v.
Szibera Ignaz
Spannraft Theresia Frau
Strössner August
Vokal Franz
Walenta Franz
Wellisch Gustav
Weiss Martin
Wepner August
Wiessner Franz
Wigand Carl
Wigand Moriz
Zrnovsky Wenzel
Zimmermann Mathilde Frau
Zwilling Carl.


Das Archiv

besteht am Schlüsse des Vereinsjahres 1882 aus 322 theils ungarischen, theils deutschen Chören, worunter sich 5 Choräle, 2 Operetten, 2 Potpourrien, 7 deutsche und 2 ungarische Trauerchöre befinden. Ausserdem besitzt der Verein noch 24 Quartettbücher sammt Partitur des Regensburger Liederkranzes, ältere Ausgabe, sowie die Partitur der neuesten Ausgabe. Ehren-Chormeister Herr Professor J. Wawra hat zur Vermehrung des Archives Bedeutendes beigetragen, wofür der Verein auch an dieser Stelle seinen besten Dank ausspricht.


RECHNUNGS-AUSWEIS

für das Vereinsjahr 1882.


Einnahmen:

fl.

kr.

Cassastand am 1. Jänner 1882

51

22

Beiträge der unterstützenden und ausübenden Mitglieder

434

75

Spenden für die Fahne

347

10

Fahnenfond

33

-

Vom Buchdruckerverein als Fahnenbeitrag

25

-

Kartenverkauf bei dem Fahnenweihfeste

328

20

Programmverkauf

6

50

Concerterträgniss vom 11. November 1882

216

-

Concerterträgniss vom 6. Jänner 1883

449

-

Baare Cassa

    51

     85

Summa der Einnahmen

1942

62


Ausgaben:

fl.

kr.

Ehrenhonorar des Chormeisters für das Jahr 1882

180

-

Drucksorten, Musikalien, Concert, Oeconomat und Diversi

234

58

Beitrag zur Fahne

33

-

Anschaffungspreis der Fahne

438

29

Kosten des Fahnenweihfestes

581

60

Concertkosten am 11. November 1882

254

39

Concertkosten am 6. Jänner 1883

336

61

Summa der Ausgaben

2058

47

Summa der Einnahmen

1942

62

Verbleibt Cassarest

115

85