Der Urbestand der Universitätsbibliothek

Als Folge der Niederlage bei Mohács wurde auch das im Mittelalter schon gefestigte kulturelle Institutionssystem in Ungarn völlig zerstört. Der Königshof in Buda (Ofen), das wichtigste Organisationszentrum im Lande, wurde ebenfalls vernichtet. Seine Rolle auf dem Gebiet der grundlegend wichtigen Bildungsorganisation übernahmen die Fürsten von Siebenbürgen (Erdély, Ardeal, Transylvania) sowie die Hochadeligen aus Ungarn. Parallel damit ist auch die Hierarchie der katholischen Kirche zerfallen. Dies ist einerseits mit dem Ableben wichtiger Persönlichkeiten der Kirche, andererseits mit der Offensive der Reformation und der Zergliederung des Landes im Jahre 1541 zu erklären. Das mittlere Drittel des Landes geriet unter die Türkenherrschaft, in Siebenbürgen wurden aber die Güter des Bistums säkularisiert. Die Städte in Ungarn sind im Laufe von einigen Jahrzehnten protestantisch geworden, die sich dort betätigten Ordensbrüder mussten sowohl aus diesen Städten als auch vor die Osmanen und aus Siebenbürgen flüchten. Die katholische Kirche hat also ihre Institutionen bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nach Ungarn verlegt oder hier reorganisiert. Die königlichen Freistädte, die auch geographisch günstige Lage hatten, haben viel an Bedeutung gewonnen: Die Bedeutung der Städte Pozsony (Pressburg, Posonium, Bratislava, SK.) und Nagyszombat (Nagyszombat, Tirnavia, Trnava, SK.) nahm immer zu.

1543 wurde das Erzbistum und das Domkapitel von Esztergom (Gran, Strigonium) nach Nagyszombat verlegt, in eine Stadt also, die in dem Fernhandel wichtige Position besaß. Neben dem Handel und der Kirchenorganisation hat die Stadt wichtige Rolle auch im Unterricht gespielt. Einer der ersten Entschlüsse des Erzbischofs von Esztergom Miklós Oláh wurde auf das Abkommen mit dem Domkapitel und dem Stadtmagistrat 1554 gezielt. Nach diesem Interesse gründete er hier eine Kapitel- und Stadtschule. Laut diesmal dargelegter Schulpläne folgen nach der Aneignung der Grammatik, die auch die Prosodie, Orthographie, Etymologie sowie die Syntax enthielt, die Erläuterungen der Autoren, d.h. die Interpretationen der Werke von Vergil, Horaz, Ovid, Terenz, Cicero, Quintilian, Titus Livius, Sallustius und Caesar. Nach der Verlegung der Schule des Domkapitels wurden hier 1561 das Jesuitenkollegium und 1562 das erzbischöfliche Vikariatshaus gegründet, bis zu der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist also die Stadt tatsächlich ein wirkliches Zentrum der katholischen Erneuerung geworden. Der Erzbischof Oláh hatte vor, auch den Unterricht zu reformieren. Deswegen versuchte er 1558, die städtische Schule unter Kontrolle der Kirche zu stellen. Die Kontrolle darüber übte der Erzbischof selbst. In dieser Position versuchte er, eine neue, auch in den Glaubensstreiten positiv wirkende Generation der katholischen Priester zu entwickeln. In den Studienplan wurden neben der griechischen und lateinischen Grammatik und den Biographien der klassischen Autoren auch die Logik und Rhetorik aufgenommen. In der dritten Phase seiner Reformbesterbungen hatte der Erzbischof vor, die Schule in Nagyszombat zu einer Universität entwickeln zu lassen. Über seinen festen Entschluss spricht auch die Tatsache, dass er den weitberühmten Nicasius Ellebodius für diesen Plan gewann.

Die Wege und Möglichkeiten der katholischen Erneuerung hat der Jesuitenorden in Trient wesentlich beeinflusst. Schon früh hatte die Gesellschaft Interesse für die Städte Wien und Prag (Praha). Die in diesen geographisch und wirtschaftlich günstig gelegenen Städten gegründeten Schulen dienten als Vorlagen für die weiteren ungarischen Stiftungen. In den ersten Jahren wurde nicht allein ein Ordenshaus samt Kollegium in Nagyszombat gegründet, sondern wahrscheinlich sind auch die Grundlagen der Universitätsbibliothek schon geschaffen worden. Als ein direkter Beweis dafür kann der Brief des Rektors des Jesuitenkollegiums in Wien Juan de Vitoria an Miklós Oláh betrachtet werden, in dem er die wichtigsten Voraussetzungen einer Schulgründung auflistet. Der Inhalt dieser Instruktion kann in drei Punkten dargelegt werden. Diese waren immer strategische Anhaltspunkte für den Jesuitenorden bei den Niederlassungen. Erstens braucht man nach der Meinung Vitorias wenigstens 13 Ordensbrüder für eine Niederlassung, zweitens bedürfen sie einer eigenen Kirche (nach den früheren Erfahrungen stellte es sich nämlich heraus, dass sie in einer fremden Kirche die Messe nicht ordentlich zelebrieren können). Sie brauchen weiter ein Haus in günstiger Lage, es war im Falle einer Großstadt für besonders wichtig gehalten. Aus dem Haushalt darf man die Bücher auch nicht weglassen, die Kosten werden nämlich dadurch wesentlich gemildert, wenn auch eine Bibliothek zu der seelsorgerischen Arbeit zur Verfügung steht. Drittens war die Art und Weise und damit überhaupt die Möglichkeit einer Gründung behandelt. Der Erzbischof von Esztergom zog zwei mögliche Orte in Betracht, nämlich Nagyszombat und Znióváralja (Kloster, Kláštor pod Zniovom, SK.), schloß aber gleichzeitig nicht aus, dass auch in den beiden Orten Niederlassungen gestiftet werden. Im Abschluss des Briefes wurde Miklós Oláh darum geboten, Rom mitzuteilen, wohin er und wie viele Ordensbrüder brauche, mit welchem Einkommen sie rechnen können und welche Vorschriften sie hier befolgen müssen. Diese Quelle zeigt auch eine bescheidene Sammlung an. Der Wiener Rektor erwähnte unter anderen, dass den Kathechismus von Petrus Canisius derjenige humanistische Rechtsgelehrte aus Siena, namens Petrus Illicinus unterrichtete, der ab 1551 als Professor in Nagyszombat tätig war. Laut Vitoria unterrichtete er inzwischen auch andere Fächer, so ist es gar nicht auszuschließen, dass dem Griechischprofessor der Universitäten von Krakau und Wien, dem Verfasser von Platon- und Aristoteleskommentaren eine reiche Bibliothek auch in Nagyszombat zur Verfügung stand. Die große Bibliothek von Ellebodius geriet später an den Bischof von Nyitra (Nitra, SK.) Zakariás Mossóczi.

Das Hauptziel des Unterrichtswesens der Jesuiten lag in der Errichtung eines einheitlichen internationalen Schulsystems. Das Wesen dieses Vorhabens ist folgendermaßen zu summieren: Die Jesuiten waren bestrebt, solch einen zentrierten Studienplan, solches Klassensystem und solche Unterrichtsmethode auszuarbeiten, die in allen Jesuitenschulen ohne politische Grenzen verwendbar werden können. Ihre Experten verfassten 1586 den Entwurf des pädagogischen Plans. Es wurde nach Versuchen und Proben eines Jahrzehntes 1599 in Kraft gesetzt und mit dem Titel veröffentlicht: Ratio atque institutio studiorum Societatis Jesu. Hier merkt man gleich zwei bedeutsame Neuerungen in der Umstrukturierung des Schulwesens: Einerseits wurde hier die Lage des philosophischen Studiums zwischen den Gymnasial- und Theologiestudien genau definiert und damit seine Kompetenz bereichert. Andererseits wurde zwischen dem Gymnasium und der Akademie, an der auch Theologie und Philosophie unterrichtet wurde, eine feste Grenze gezogen. Dieser Unterrichtsplan lässt uns auch über den geschätzten Bestand der ersten Bibliothek unterrichten: Neben den schon erwähnten klassischen Autoren wurde in der 4. und 5. Klasse die Einführung in die Rhetorik aus dem Handbuch von Cyprianus Suarez, die Poetik aus der Poetik von Aristoteles unterrichtet. Die drei Jahre des philosophischen Lehrganges bedeuteten eigentlich die Auslegung der betreffenden Werke des Philosophen (Aristoteles): Logik, Physik und Metaphysik. Wir haben auch Kenntnisse darüber, dass sie bestrebt waren, die alten Schulbücher, wie z.B. die übrigens sehr beliebte lateinische Grammatik des Joannes Despauterius, durch ein anderes zu ersetzen. István Szántó, der zwar wirklich kurze Zeit in dem Kollegium von Nagyszombat verbrachte, schrieb ein kurzes lateinisches Sprachbuch. Heute ist es schon uns leider unbekannt, ob es einmal überhaupt veröffentlicht wurde oder nicht. In den Klassen für die Poesie wurde das Werk Epistolae ad familiares von Cicero sehr häufig verwendet. Antonio Guise unterrichtete z.B. 1561 die Rhetorik anhand der pseudo-ciceronianischen Werkes Rhetorica ad Herennium.

Nach gewisser Verzögerung und Verhandlung konnte Miklós Oláh zwei Jahre später, im Mai 1561 das für den Orden schon vorgesehene Haus kaufen. Vermutlich besorgte er auch Bücher, er war nämlich dessen bewusst, dass neben der Möblierung des Hauses und den Reisekosten der neuen Ordensmitglieder die Bücher noch bedeutende Kosten brauchen. Mit Fuggers Hilfe wurde das zweistöckige Gebäude 1564 fertiggestellt. Die finanziellen Verpflichtungen wurden durch die Benediktinerabtei von Széplak sowie die Prämonstratenserpropsei von Bény zur Verfügung gestellt. Die Bibliothek dieser Frühperiode - laut Forschungen - kann für sehr bescheiden gehalten werden. Nach dem damaligen Rektor in Nagyszombat Johann Seydel gäbe es keine anspruchsvolle Bibliothek in der Stadt. Dieser Mangel erschwerte nicht allein die wissenschaftliche Arbeit, sondern überhaupt das Aneignen tieferer Kenntnisse. Bei den Kanonikern suchten die Jesuiten vergebens nach Bücher für den Unterricht, sie hatten selbst wenig Interesse für ihre Bücher. Die Büchersammlung des humanistisch gesinnten Erzbischofs war demgegenüber eben ihres Sammelkreises wegen für den Unterricht nicht benutzbar. Die Ordensbrüder waren aus Geldmangel nicht in der Lage, sich Bücher zu kaufen. Die Gestaltung der Bücherei blieb deswegen nicht geplant. Die Bücher von Miklós Oláh wurden nie in dem Unterricht des Jesuitenkollegiums verwendet Aus dieser Bücherei steht bloß ein einziger Band in dem Bestand der Universitätsbibliothek. In dem Testament des Erzbischofs aus dem Jahre 1562 wurden natürlich auch die Bücher des Hauses in Nagyszombat erwähnt: Einen Teil seiner Bücherei vermachte er den armen Studenten. In der Raritätensammlung der Universitätsbibliothek wird ein Wiegendruck aufbewahrt, in dem neben der Possessoreintragung von Oláh auch der Vermerk von Ferenc Szentiványi aus dem Jahre 1620 zu lesen ist. Es ist vielleicht genügend begründet zu behaupten, dass dieser Band schon vor 1635 im Besitz der Jesuiten war. Wir erhielten nämlich Kenntnisse darüber, dass die übrigen Bände von Szentiványi aus dem Jahre 1620 noch vor 1635 in das Ordenshaus der Jesuiten gelangten. Außerdem gab es auch solche Bände, die diesmal nicht katalogisiert wurden und trotzdem zu dem Altbestand gehörten. Diese Vermutung kann aber durch Possessoreintragungen nicht mehr bestätigt werden.

Zusammengefasst kann festgestellt werden, dass den Urbestand der ersten Bücherei mit großer Wahrscheinlichkeit die heute noch vorhandenen Wiegendrucke und die Anfang des 16. Jahrhunderts gedruckten Antiqua-Bücher bildeten. Es wäre interessant, auch die Haltung der Jesuiten gegenüber der ketzerischen Bücher zu untersuchen. Wir kennen Beispiele dafür, dass die Bürger der Stadt die Werke Luthers und anderer Protestanten dem Rektor Seydel mit der Absicht übergaben, sie öffentlich verbrennen zu lassen. In der Schule des Erzbistums wurde aber bis 1561 die Grammatik von Melanchthon unterrichtet. In diesem Jahr machte der Rektor den Erzbischof auf diese Unregelmäßigkeit aufmerksam. Die Bücherei auf der Fugger-Burg Vöröskõ (Cervený kamen, SK.) wurde aus dieser Hinsicht durchgesucht. Diesmal waren aber nur die ketzerischen Bücher aus der Bücherei genommen, der Bestand in Nagyszombat wurde keineswegs vermehrt. Der sich langsam entwickelnde Unterricht in Nagyszombat wurde durch eine Katastrophe vernichtet: die Stadt samt Kollegium wurde im April 1567 völlig verbrannt. Im Keller der Gebäude des Kollegiums sind die dorthin geflüchteten Bücher angeblich noch gehütet geblieben. Das Kollegium in Nagyszombat konnte die Liquidation nicht vermeiden. Das Haus wurde dem Erzbischof zurückgegeben, einen Teil der Einrichtung bekamen die Armen des Ortes. Einige Devotionalien und Bücher nahmen sie nach Wien mit

Die Fürsten von Siebenbürgen übten immer bestimmenden Einfluss auf die Bildungspolitik des Landes aus. János Zsigmond (Johannes Sigismundus) versuchte mit der ersten Universitätsgründung. Er war so erzogen, dass er besondere Aufmerksamkeit dem Schulwesen widmete. Er hatte die Absicht, eine Hochschule samt einer reichen Bibliothek in Gyulafehérvár (Alba Iulia, RO.) zu gründen. Er versuchte auch den europaweit bekannten Wissenschaftler, Petrus Ramus für seinen Plan zu gewinnen. Dieses großformate Vorhaben wurde durch seinen frühen Tod sowie durch die Ermordung des Petrus Ramus plötzlich angehalten. Sein Nachfolger war István Báthory, der schon während seiner Studienjahre in Padua die Bedeutung des Jesuitenordens in dem wirksamen Unterrichtswesen sowie in der katholischen Glaubensverteidigung erkannte. Als Fürst und als polnischer König hatte er aber vor, gegen die Orthodoxie im Osten, gegen die protestantische Glaubenserneuerung sowie gegen das moslemische Bekenntnis zu kämpfen.

Bei der Niederlassung des Ordens in dem Karpatenbecken half also der Fürst von Siebenbürgen sehr viel. Unter seinem Patronat wurde nämlich 1579 das Ordenshaus in Kolozsvár (Klausenburg, Claudiopolis, Cluj-Napoca, RO.) gegründet. Selbstverständlich stellte sich die Möglichkeit heraus, dass der Plan der katholischen Mission mit dem Schulwesen von Siebenbürgen verbunden werden sollte. Die finanzielle Lage, die Einrichtung einer Bücherei des geplanten Kollegiums, die Sanierung der nötigen Gebäuden sowie die Einrichtung der für den Unterricht nötigen finanziellen Basis wurde gleich unter den ersten Aufgaben geregelt. Der Fürst hat in dem Studienplan vorschreiben lassen, dass in der Schule außer Grammatik und Rhetorik auch Philosophie und Theologie unterrichtet werde sollte. Damit hatte er vor, nötige Grundlagen für die später errichtende Universität zu schaffen. In seinem zweiten Freibrief stellte er das Endziel klar fest: Er hätte die Absicht, die Schule zu einer Akademie zu entwickeln und damit auch das Recht zum Verleihen von akademischen Graden zu erlangen. Auf Anregungen von Báthory und des Jesuitenpaters Antonio Possevino kamen Jesuiten aus Vilnius, Rom und Eger (Erlau) nach Kolozsmonostor (Munestur, RO., Vorort von Kolozsvár), um ihre Schule in dem verlassenen Benediktinerkloster zu eröffnen. Die Gesellschaft zog sich 1580 in das ehemalige Frauenkloster in der Farkas-utca in Kolozsvár ein. Das eben dort gelegene Franziskanerkloster wurde den Ordensbrüdern zur Verfügung gestellt. Die äußerst großzügigen Donationen erreichten das Ziel: Anfangs studierten 50, nach einigen Jahren schon 350 Studenten in der Schule. Entsprechend der Wichtigkeit der Bekehrung wurden die am meisten gebildeten mit dieser Arbeit beauftragt.

Im Gegensatz zu den Bibliotheken in Nagyszombat und Turóc wurden das Kollegium und die Bibliothek in Kolozsvár auf der gleichen Zeit gegründet. Dementsprechend verpflichtete sich Báthory, die nötigen Bücher zu besorgen. Er beauftragte die an der Vorbereitung schon beteiligten Ordensbrüder damit, dass sie die wichtigen Bücher auf seine Kosten erkaufen sollten. Aus der Doppelfunktion des Kollegiums ergab sich die Tatsache, dass die Mehrzahl der in Krakau gekauften Bücher nicht dem Unterricht, sondern der Apologetik und der Mission dienten. Der in Siebenbürgen gelangte polnische Provinzial klagte in seiner an die Woiwode von Siebenbürgen Kristóf Báthory gerichteten Vorlegung in erster Linie über den Mangel an Büchern und darüber, dass aus Mangel an Büchern von gewissen Autoren auch den Unterricht dieser Autoren unmöglich macht. Nicht diejenigen Autoren fehlten also, deren Kenntnis und Aufarbeitung in dem Studienplan vorgeschrieben wurde, sondern überhaupt auch die für die Professoren wichtigen Bücher. Die Briefe, die an den Fürsten von Siebenbürgen sowie an den Ordensgeneral gerichtet wurden, zeugen davon, dass die Jesuiten alle ihrer in- und ausländischen Beziehungen für den Unterricht und für die anspruchsvolle Erfüllung der Glaubensdiskussionen mobilisierten. Aus Anlass seines Besuches im Jahre 1583 brachte Possevino auch Bücher mit. Auf dieser Weise begann die planmäßige Erwerbstätigkeit und wurde die anfangs bescheidene Bibliothek zu einer reichen Büchersammlung erweitert.

Der aus Rom gekommene Jesuit István Szántó spielte schon in den ersten Jahren besonders wichtige Rolle. Er gestaltete die Büchererwerbung nach seinem persönlichen literarischen Interesse, handle es sich um die Aufstellung eines aus Krakau erhaltenen Buchbestandes oder um die Vermehrung der Bibliotheca Vaticana aus siebenbürgischen Beständen. Der immer zunehmende Bestand der Bibliothek war ähnlich denen der Bibliotheken in Nagyszombat und Turóc, ihren Urbestand bildeten vermutlich die im Mittelalter gestifteten Bibliotheken in Gyulafehérvár und Nagyvárad (Großwardein, Varadinum, Oradea, RO.). Laut Quellen lässt es sich vermuten, dass die Bücher der etwa aus 200 Bände bestehende Bibliothek scholastische Theologie und veraltetes Kanonrecht enthielt, die sg. humanistischen Bücher waren vermutlich sehr alt. Aus dieser Tatsache ist darauf zu schließen, dass eben diejenigen Bücher aus der damaligen Bibliothek fehlten, die später in dem zeitgemäßen Unterricht wichtige Rolle spielten, nämlich die neueren Ausgaben der griechischen und lateinischen Autoren, die Novitäten der naturwissenschaftlichen, mathematischen, geographischen und der zeitgenössischen historischen Werke. Dank der ausgezeichneten und zentralisierten Bildungspolitik erwarben sie einen für sie wichtigen Teil der in Europa veröffentlichten Werke nur mit ein- oder zweijähriger Verspätung. Die Erwerbungen wurden durch Krakau organisiert, das Kollegium in Siebenbürgen gehörte nämlich der polnischen Provinz an und auch die geographische Lage bestätigte die Absicht, die Bücher aus Krakau zu bewerben. Die Ordenshäuser in Krakau und Kolozsvár zogen also auf dieser Weise enge Beziehungen miteinander. Die Bibliothek wurde durch die beträchtliche Summe aus der päpstlichen Schatzkammer sowie durch die großzügige Förderung von István und Kristóf Báthory wesentlich vermehrt. Ab dem Wintersemester 1585/1586 wurde nebst den humaniora auch Theologie und Philosophie unterrichtet. So ist es möglich geworden, auch die Bibliothek der Universität weiter zu vermehren.

Nach den Anfangsergebnissen zwangen 1588 die protestantischen Stände den Fürsten Zsigmond Báthory auf die Vertreibung der Jesuiten aus dem Lande. Mit dem Tode des Fürsten István Báthory verloren die Jesuiten ihren mächtigsten Gönner, es war nur die Frage der Zeit, wann die protestantischen Stände Siebenbürgens die Jesuiten aus dem Fürstentum vertreiben können. Die günstige Möglichkeit ergab sich 1588 auf dem Landtag von Medgyes (Mediasch, Medias, RO.). Das fast völlig protestantische Land konnte den zunehmenden Einfluss und Reichtum der Jesuiten nicht mehr akzeptieren und die Stände verlangten von János Giczy, der neben den minderjährigen Fürsten Zsigmond Báthory als Regent tätig war, dass sie sich in der Vertreibung der Jesuiten vereinbaren sollten. Die Stände machten ihren Entschluss durch die Verweigerung der Steuerzahlung ganz deutlich. Die Jesuiten verließen das Fürstentum samt ihren Mobilien sehr eilig. Nicht zufällig bat der um dieses riesige Vermögen besorgte polnische Provinzial den Ordensgeneral darum, darauf zu achten, dass die flüchtenden Ordensbrüder mit den mitgebrachten Wertgegenständen verrechnen sollen.

Aus dieser historischen Lage folgte es, dass einige Bände aus den voneinander örtlich so weit gelegenen Büchereien wie aus denen in Znióváralja, Nagyszombat und Kolozsvár solch schlängelnde Wege gingen. Eigene Geschichte haben diejenigen Bücher, die aus dem Bestand der Bibliothek der Klausenburger Jesuitenuniversität nach Nagyszombat gelangten. Das Schicksal der aus der betreffenden Fachliteratur bekannten fünf Bände verstärkt die Vermutung, dass ein Teil der Klausenburger Bibliothek nach der Vertreibung des Ordens aus Siebenbürgen gerade nach Nagyszombat gelangte. Um die Erwerbung dieses Vermögens vom bedeutenden Wert begann eine Rivalität zwischen der österreichischen und polnischen Provinz. Der österreichische Provinzial Bartholomaeus Viller versuchte für die Schule in Znióváralja neben anderen Immobilien auch die Bücher zu erweben. Er wollte gleichzeitig das Recht für den Rückkauf versichern. Die polnischen Ordensmitglieder beriefen sich aus Angst vor der Unterschlagung der Österreicher darauf, dass die Mission in Siebenbürgen und damit das Kollegium in Kolozsvár der polnischen Provinz gehörten.

Zu dieser Zeit wurde ein Teil der Bibliothek von Kolozsvár in Lelesz (Leles, SK.) aufbewahrt. Auf dieser Weise war es überhaupt möglich, dass der Jesuitenpater István Szántó einige Bände aus diesem Bestand willkürlich den Ordenshäusern in Turóc und Vágsellye (Šala, SK.) gab. An dem Organisieren der Bibliothek des Jesuitenkollegiums in Siebenbürgen arbeitete Szántó am eifrigsten. Er hatte ausgezeichnete Kontakte zu der päpstlichen Bibliothek in Rom und zu dem Präfekt dieser Bibliothek. Damit ist vielleicht seine Willkür, d.h. seine enge Beziehung zu den Büchern zu erklären. Einige Jahre später im Jahre 1595 wurde der Beschluss von Medgyes durch den Landtag in Gyulafehérvár außer Kraft gesetzt. Damit bekam der Jesuitenorden sein ganzes Vermögen zurück und war wieder in der Lage, Bildungsstätte zu organisieren. Alfonso Carrillo versuchte im Interesse der Reorganisation der Mission in Siebenbürgen ab 1591 schon vieles, um das weggeschleppte Vermögen und damit auch die Bücher wieder zu erwerben. Er erhob Beschwerden gegen die Maßnahmen von Szántó und bat den österreichischen Provinzial darum, die nach Wien, Znióváralja und Vágsellye mitschleppten Bücher zurückzugeben. Wir kennen auch Beispiele dafür, dass wegen der Eile auch solche Bücher zurückerstattet wurden, die nie dem Klausenburger Bestand angehörten. In der Bibliothek der Akademie in Kolozsvár steht heute noch ein Band, der laut Possessoreintragung dem Bestand des Jesuitenkollegiums in Turóc gehörte.

Als Beichtvater und Berater des Fürsten genoss Carrillo das völlige Vertrauen von Zsigmond Báthory. So ist es ihm gelungen, dass der Landtag in Gyulafehérvár den Entschluss der Vertreibung außer Kraft setzte, die Güter des Ordens ihnen zurückgab und ihre Unterrichtstätigkeit bewilligte. Für Carrillo bedeutete es auch einen günstigen Wechsel, dass die siebenbürgische Mission ab dem Jahre 1592 der österreichischen Provinz zugeordnet wurde. Auf dieser Weise musste er ausschließlich mit dem Wiener Provinzial über die Bücher und Mobilien verhandeln. Endlich konnte er einen Teil der Bibliothek aus Siebenbürgen zurückerworben. Es ist uns leider nicht bekannt, wie viel Prozent es des alten Bestandes bedeutete. Aus der zweiten Periode des Tyrnauer Kollegiums kennen wir nämlich auch solche Bände, die ursprünglich im Besitz der Jesuiten waren. Nachdem die Sache auch rechtlich geregelt worden war, wurden alle Hindernisse schon vor dem Wege zu der planmäßigen und ordentlichen Erwerbung einer Bibliothek beseitigt. Die Aufnahme und Inventarisierung der Bücher wurde gemacht, für die Leitung der Bibliothek wurde ein eigener Präfekt ernannt. Mit Hilfe von Buchspenden aus Rom und aus anderen Ordenshäusern von Westeuropa konnte wieder eine anspruchsvolle Bibliothek in Kolozsvár errichtet werden. Die Zusammenstellung der Bücherei wurde auch verändert, infolge der Aktivität der österreichischen Ordensprovinz übernahm Wien die Vermittlerrolle von Krakau und damit wurden die Produkte von deutschen Druckereien und Verlegern in der Bucherwerbung bestimmend. Diese zweite Blütezeit wurde wieder von der Politik, bzw. von der Erneuerung der Kämpfe gestoppt. Das in dem langen Türkenkrieg endlich entleerte Budget des Fürsten war nicht mehr fähig, den Orden weiter zu unterstützen. Das Land Siebenbürgen, wo die protestantische Mehrzahl dominierte, ist teils als Folge der Politik des Fürsten Zsigmond Báthory und ihrer eigenen unangenehmen Methode ausgesprochen jesuitenfeindlich geworden. Die in den Quellen und durch die spätere Literatur so reichlich dargestellte Verwüstung im Jahre 1603 betraf den alten Bestand der Bibliothek keineswegs so drastisch, wie früher gemeint war.

Für die Rückkehr in das königliche Ungarn wurden die Umstände erst 1586 gesichert. Rudolf II. schenkte den Jesuiten - durch die Vermittlung des Erzbischofs in Kalocsa György Draskovich - die Propstei von Turóc, die 1248 von Béla IV. für die Prämonstratenser gegründet wurde. Znióváralja im Komitat Turóc und Vágsellye im Komitat Nyitra bedeuteten zwei Grundbesitze und hätten die Basis für den Neubeginn versichern können. Schon im Februar 1585 wurde darüber gehandelt, dass für die Sache des Katholizismus die Gründung eines neuen Kollegiums nötig wäre, dessen Tätigkeit durch das Einkommen der Propstei sichern werde. Das Einkommen wurde mit der Bedingung dem Orden zugesichert, dass die Jesuiten verpflichtet werden, ein neues Kollegium für die ungarische Jugend zu gründen. Die feierliche Einsetzung der Jesuiten fand in diesem Jahr in Vágsellye statt, wo sie eine Residenz ausstatteten. Später zogen sie nach Znióváralja um, nach einem nahegelegenen Orte. Dieser Ort war seit dem Mittelalter das Zentrum der Propstei. Wegen der peripherischen und ungünstigen Lage des Ortes zögerte aber die Kollegiumsgründung und damit der Unterrichtsbeginn drei Jahre. Die äußerst ungünstige Lage klammerte es aus, dort eine neue Schule aufzubauen.

Im Jahre der Donation fundierten die Jesuiten eine Residenz in Znióváralja. Nach einigen Jahren wurde ihr Kollegium für die katholische Jugend eröffnet. Unter den anfangs auch Missionstätigkeit ausgeübten Brüdern finden wir 1589 auch Szántó, der im Kollegium unterrichtete und auch Memoiren schrieb. Zwischen den Büchern in Siebenbürgen, der Tätigkeit des Jesuitenpaters sowie dem Kollegium in Turóc kann man noch weitere Beziehungen vorstellen. Nach dem zwangsmäßigen Weggang aus Siebenbürgen zog sich Szántó in Kisvárda zurück, in den 90er Jahren unterrichtete er Philosophie in den Jesuitenkollegien von Znióváralja und Wien. Uns ist ein Brief von ihm aus dem Jahre 1600 bekannt, in dem er den General um die Genehmigung bat, dass er sich in das Ordenshaus in Turóc zurückziehen dürfe. Nachdem er die Bewilligung erworben hatte, widmete er sein ganzes Können seinen großangelegten literarischen Plänen, unter anderen der ersten katholischen Bibelübersetzung in Ungarn. Der betagte Pater, damals schon in seinen 60er Jahren, setzte sich mit aller Energie für die Verwirklichung seiner Pläne ein. Nach eifriger Arbeit einiger Jahre wurde er aber daran gehindert: Diesmal musste er sich vor den Angriffen der Heiducken flüchten. Das Produkt der literarischen Tätigkeit von vier Jahrzehnten verbrannte völlig, er konnte nur das später in Handschrift gebliebene Werk Confutatio Alcorani mit sich nehmen. Diese Widerlegung wurde dann in Olmütz (Olomuc) beendet. Szántó, der der ersten Generation der ungarischen Jesuiten gehörte, bekam eine sehr gründliche Bildung, die in seinen Werken verwendete große Literatur bezeugt unbedingt dafür. Seine tiefen Rhetorikkenntnisse und seine Zitate zeugen eindeutig, dass er auch in den klassischen, patristischen und scholastischen Literaturen bewandert war. Auch die Confutatio Alcorani liefert wichtige Beispiele dazu. In einem Brief an den Ordensgeneral Aquaviva aus dem Jahre 1598 erwähnte Szántó zuerst die Absicht einer Widerlegung. Er klagte darüber, dass die ihm zur Verfügung gestellte lateinische Übersetzung des Korans nicht zuverlässig sei. Unter denen, die an der Übersetzung beteiligt waren, konnten einige nur arabisch, die anderen nur lateinisch. Auch jener Versuch scheiterte, einen christianisierten Türken in die Übersetzung einbeziehen. Nach diesen Misserfolgen begann er aber schon vor 1605 wieder an diesem Werk zu arbeiten. In dem Urbestand der Universitätsbibliothek war auch ein Koran wahrscheinlich auf lateinischer Sprache zu finden (weder Druckort noch Datum ist uns bekannt), der sicherlich dem Urbestand gehörte, weil er in dem Katalog von Jakab Németi aus dem Jahre 1632 angegeben wird. Es ist gar nicht auszuschließen, dass Szántó eben mit Hilfe dieser Übersetzung an seiner Widerlegung arbeitete. Aufgrund der Berufungen und Anführungen kann festgestellt werden, dass zwischen den früher aufbewahrten Bänden des Kollegiums in Turóc sowie in Vágsellye enge Verwandtschaft bestand. Die folgenden Autoren sind gleichfalls vorzufinden: Kirchenväter (Augustin, Cyprian, Eusebius, Johannes Damascensus), Historiker aus Byzanz (Georgius Cedrenus, Johannes Zonaras, Nicetas Choniates), Humanisten aus Italien (Flavius Bondus, Pauéus Jovius), klassische Autoren (Platon, Aristoteles, Sallustius, Plinius), scholastische Philosophen (Thomas von Aquin, Guilelmus Parisiensis), Jesuiten (Benedictus Pererius, Robertus Bellarminus), der Bibelexeget Alphonsus Tostatus, der Professor aus Dillingen Guilelmus Lindanus und der Historiker Johannes Leunclavius. Es ist also zu vermuten, dass diese Werke Szántó für seine Arbeit besorgte und auf dieser Weise sie in die Schulbüchereien gelangten. Die Verordnung ist uns wohlbekannt, dass man in die Bücher, die aus dem Bestand des Seminars stammten, keine Vermerke oder andere Zeichen eintragen durfte. Damit ist es wahrscheinlich zu erklären, dass die vorhandenen Bücher keine Eintragungen von Szántó oder von anderen Jesiuten tragen. Anhand der vorgeführten Beweise kann aber feststellen, dass die Büchereien in Znióváralja und Vágsellye günstige Basis für das Verfassen der Confutatio Alcorani bildeten.

In der 1586 im Jahre der Errichtung der Residenz veröffentlichten Ratio studiorum wurde festgelegt, dass die Jesuiten ohne Bücher wie Soldaten ohne Waffen seien. In diesem Sinne wurde auch der Bestand der Bücherei vermehrt. In den Jesuitenschulen wurde immer darauf Acht gelegt, dass parallel mit der Schulorganisation auch die Bibliotheksfrage gesichert werde. Zu diesem Zwecke wurden entweder neue Bibliotheken gegründet oder die älteren Bestände durch Kauf in Ausland oder durch Spenden vermehrt. Die Lage der Universitätsbibliothek in Nagyszombat war seltsam: Die Bibliothek selbst ist nämlich älter, als die Universität. Die Benützung einer zweckmäßig vermehrten Bibliothek wurde aber gleichzeitig streng geregelt. Das Lesen der verbotenen Bücher war z.B. folgendermaßen geordnet: Die Bücher sollten in eine geheime Lesekammer separiert werden, die allein dem Rektor zugänglich war. Viele Werke gelangten in diese finstere Kammer, so z.B. Werke von Catull, Tibull, Properz, Ovid, Plautus, Terenz und Martialis. Es wurde gleichsam verboten, nur aus Neugier solche Bücher zu lesen, mit denen man nicht zu tun habe. Hier muss noch unbedingt die von Possevino für die Benützung der Bücherei des Klausenburger Kollegiums verfasste Ordnung erwähnt werden. Ohne Erlaubnis seines Lehrers dürfe niemand Bücher bei sich halten. Diejenigen, die auch verbotene Bücher besaßen, mussten sie dringend dem Rektor übergeben und durften erst mit dessen Erlaubnis lesen.

Es scheint ebenfalls wichtig zu sein, auch die Frequenz und Form der Benutzung zu analysieren. Es ist nämlich aus der Sicht unserer Untersuchung gar nicht egal, ob der ehemalige Besitzer das Werk tatsächlich las oder nur durchblätterte. Nach den bisherigen Forschungserfahrungen kann festgestellt werden, dass die inhaltlichen Bemerkungen sowie weitere Vermerke am Rande relativ häufig sind. Hauptsächlich bei solchen Besitzern, deren Namen uns auch bekannt waren, fanden wir Eintragungen über die Familien- oder Landesgeschichte. Die Bücher waren vorwiegend im Oktav- und Quadratformat. Die Besitzer erwarben ihre Grammatikkenntnisse aus Lehrbüchern der klassischen Autoren. Bei den Handbüchern spielten auch die praktischen Überlegungen relativ große Rolle. Die Zensurmaßnahmen der Jesuiten sind auch am Beispiel einiger Bände zu sehen: Die Namen der protestantischen Verfasser sowie der Mitarbeiter (z.B. der Name von Philipp Melanchthon) wurden gestrichen oder abgelöst. Die frivolen Zeilen der Epigrammen von Janus Pannonius wurden stark gestrichen, die Stiche in dem Werk von Hieroglyphica des Johannes Valerianus ebenfalls retuschiert.

Aus der Zeit der Residenz kennen wir schon Bucherwerbungen. In dem Bestand der Schulbücher ist der katholische Einfluss des Tridentinums noch kaum wahrnehmbar. Entsprechend dem auf den klassischen Autoren basierenden Grammatikunterricht dominierten die Werke der folgenden Autoren: Cicero, Plinius, Quintilian, Caesar, Curtius, Vergil, Sallustius, Valerius Maximus. Diese wurden von einem Kolligat von fünf neuen prosodischen und orthographischen Werken ergänzt. Der Band enthielt die folgenden Werke: Die Ortographie von Aldus Manutius, das Lesebuch von Paulus Manutius, den Cicero-Kommentar des italienischen Humanisten Marius Nizolius, die Adagia des portugiesischen Dichters Andreas Rodriquez Eborensis sowie die Grundbücher der griechischen Antologien, ergänzt mit einer Auflage der Adagia von Erasmus und einer Plutarch Ausgabe. Parallel damit waren noch die folgenden Frühausgaben in dem Bestand der Bibliothek: Die Legenda Aurea von Jacobus de Voragine, die Nachfolgung Christi des Thomas von Kempen, St. August, St. Bernard von Clairvaux und Angelus de Clavisio. Die Griechischkenntnisse erwarben sie aus den Werken von Plutarch und Phocylides. In dem Unterricht wurden die humanistischen Elemente der Rhetorik und Poetik aus den Schulbüchern der Jesuitenautoren Alvarez und Suarez verwirklicht. Am Beispiel klassischen Autoren waren sie bestrebt, die von Kenntnisse der Schüler zu vertiefen. In dem Katalog aus dem Jahre 1632 ist die Rhetorik von Suarez in vier Exemplaren angegeben. Diese Zahl zeigt die Absicht, dass man die neuesten Bücher fortlaufend erwerben wollte. Nur die späteren Auslagen der Grammatik von Alvarez sind in den Katalogen der Universität in Nagyszombat. Dies kann vielleicht damit erklärt werden, dass die früher erworbenen Exemplare sehr schnell abgenutzt wurden. Es ist noch wichtig an dieser Stelle darüber zu reden, dass die Benutzung der Schulbücher hier zum ersten Male empfohlen wurde. Dadurch wurde der effektive und didaktische Unterricht ermöglicht. Nach der Untersuchung des Bücherbestandes in Turóc fällt es gleich auf, dass aus der ersten Periode vielmehr Bände aufbewahrt wurden. Die aus Nagyszombat 1567 nach Wien verlegten Bücher wurden vermutlich 1586 nach Znióváralja transportiert. Ein Teil der 1588 aus Kolozsvár geflüchteten Bücher gelangte hier durch die Mitarbeit von Szántó. Das Fehlen der Possessoreintragung ist vielleicht mit dem Durcheinander dieser frühen Periode zu erklären, deswegen können wir die Besitzer nicht auflisten. Auffallend ist es aber gleichzeitig, dass dieser Teil des Bestandes selbstverständlich nach Themen und Ausgaben voneinander zu trennen sind. Einerseits sind die im Jesuitenunterricht so wichtigen griechisch-lateinischen Autoren und die Humanisten in äußerst modernen und auch aus philologischer Sicht sehr präzisen Ausgaben vertreten, andererseits sind die beliebtesten Verfasser der mittelalterlichen Bibliotheken in den Drucken des 15. und 16. Jahrhunderts zu finden. So ist es auch nicht auszuschließen, dass die älteren Bände auch nach dem Brand in Nagyszombat noch erhalten blieben und durch Wien entweder aus Privatbesitz oder aus dem Nachlass des Klerus in das an Büchern arme Ordenshaus gelangten. Die weitere Möglichkeit wäre, dass diese Bände Szántó nach eigenem Willen aus Siebenbürgen mitbrachte. Die neuesten Bücher (mehrere Bände erschienen in den Jahren 1582 und 1589) erwarben die Jesuitenpatres aus Europa relativ schnell wegen der Bedürfnisse des Unterrichts. Ergänzend dieser Argumente soll hier auf die merkwürdige Diskrepanz hingewiesen werden, die die übrige Zeit des Kollegiums in Turóc (1589-1599) charakterisiert. Aus diesem Jahrzehnt sind nur 14 Bände auf uns geblieben. Wenn man diese genau untersucht, stellt es sich gleich heraus, dass sie einen gewissen Rückstand zu den früheren Publikationen bedeuten: Die Fortsetzung der schon früher erworbenen Kirchengeschichte von Baronius, das Jahrbuch des Jesuitenordens vom 1583. Neben den theologischen Werken von Petrus Canisus, Pelbartus Temesvariensis und Stanislaus Socovolius finden wir nur eine einzige wichtige Ausnahme, nämlich die Ungarische Chronik von János Thuróczy aus der Spende des Tyrnauer Bürgers Ferenc Szabó.

Der Bischof von Pécs (Fünfkirchen) Miklós Telegdi vermachte seine Bücher 1586 den Jesuiten von Nagyszombat. Es stellt sich die evidente Frage, aus diesem Nachlass wie viele Bücher in den Urbestand gelangten? Die Titelaufnahmen des Inventariums sind relativ fehlerhaft, sie enthalten keine Angaben über den Ort und das Jahr der Erscheinung. Deswegen ist es zu schwer oder fast unmöglich, die Bände zu identifizieren. Nach der Meinung einiger Wissenschaftler sei das Werk des Thomas von Aquino in dem Angriff 1591 vernichtet und das Kollegium in Vágsellye war darauf gezwungen, ein neues Exemplar zu beschaffen. Meines Erachtens wurde dieses Werk gar nicht vernichtet, es war anläßlich der Bibliotheksordnung in Vágsellye im Jahre 1600 katalogisiert. Nach der Erwerbung bis zu der Katalogisierung liefen nach Zeugnis von Beispielen mehrere Jahre ab. Je ein Exemplar von im Jahre 1633 katalogisierten Werken sind nämlich in diesem Nachlassinventar zu finden und ein Band enthält sogar die Possessoreintragung von Telegdi. Es wäre äußerst produktiv, den Besitzer eines der zwei Wiegendrucke identifizieren zu können. Es geht nämlich um die Ausgabe der zweiten ungarischen Urdruckerei, um das Werk des Antonius Florentinus aus dem Jahre 1477. Aus Mangel an weiteren Angaben ist es aber leider nicht mehr möglich, das Werk zu indentifizieren. Im Falle weiterer Bände ist es ebenfalls fraglich, ob sie im Besitz von Telegdi waren oder nicht. In dem Urbestand sind allerdings ein Dutzend von zweifelhaften Büchern ohne solche Eintragungen zu finden, die die Hypothese gegebenfalls ausschließen. Vermutlich ist der humanistische Charakter dieses ersten Bestandes eben der Tatsache zu verdanken, dass der Spender seine Bibliothek für Unterrichtszwecke den Jesuiten von Nagyszombat vermachte. In seinem Testament werden auch die häretischen, d.h. protestantischen Bücher seiner Bücherei ebenfalls aufgelistet. Sie gelangten nebst anderen theologischen Büchern auch in die Jesuitenbibliothek. So ist es kein Zufall, dass der evangelische Pfarrer aus Tótpróna György Privigyei ein kirchengeschichtliches Werk als Pfand in Znióváralja zurückließ, als er den 5. und 6. Band der deutschsprachigen Luther-Ausgabe verlieh. Diese Luther-Ausgabe gelangte vermutlich aus dem Nachlass von Telegdi in die Bibliothek von Turóc.

In dem Kollegium von Turóc begann der Unterricht im Oktober 1589. Der Provinzial hat dem General den Wunsch mitgeteilt, dass ausschließlich in Ungarn geborene Brüder in dem Ordenshaus beschäftigt werden. Der ernannte Rektor war auch ein Ungar, man sah hier die Deutschen nicht gern. Der erste Rektor, István Kassai wurde des Amtes unwürdig und war deswegen zurückberufen. Als Hindernisse der Entwicklung können die Steuerpflicht, die Ausrüstung von Truppen gegen die Türken, die Verwüstungen durch die Feldzüge in 1594 und 1595 erwähnt werden, als der Unterricht für eine gewisse Zeit unterbrochen wurde. Außerdem war die ungarische Kammer bestrebt, die Propstei von hier zu verlegen und dem Ordenshaus die Zehnter von Szakolca (Skalica, SK.) anzubieten. 1592 hatten die Jesuiten sogar vor, in das verlassene Franziskanerkloster umzuziehen. In dem vorigen Jahr wurden sie nämlich von den Lutheranern stark angegriffen. Die Lutheraner haben die mit den besten Büchern vermehrten reiche Bibliothek mit Axt und Beil zerhaut und in das Wasser geworfen. Trotz der Erklärung fällt es noch immer auf, dass diese Disproportion weiterhin bestand. Nach 1591 wurde der Bestand nicht vermehrt und über den Bestand, der nach der Eröffnung des Kollegiums erworben wurde, stehen uns nur äußerst fragmentarische Angaben zur Verfügung. Es ist ebenfalls auffallend, dass die nach 1589 erworbenen Bände nicht in die Bibliothek des Kollegiums in Vágsellye gelangten. Die Mehrzahl dieser Bücher ist in dem Ordenshaus von Turóc geblieben, einige Bände gelangten dann noch vor 1632 in den Bestand der Jesuitenbibliothek von Nagyszombat. Es ist gar nicht auszuschließen, dass diese für den Unterricht so wichtigen Bücher eben gemäß dem Programm die Bibliotheksvermehrung in die Bücherei des gefragten Kollegiums gelangten. Den ersten Präfekten der Bibliothek, Morus Florentinus schottischer Abstammung kennen wir ab 1597. Seine Tätigkeit bezeugt dafür, dass er die Bibliothek für sehr wichtig hielt. Im Haus von Turóc, wo er seine seelsorgerische Aufgabe erfüllte, sind wenige in dem Unterricht verwendbare Bücher erhalten geblieben. So z.B. der Evangelium-kommentar des Franziskaner Antonius Broickwy von Königstein, des Petrus Canisius, das Jahrbuch des Ordens aus dem Jahre 1593, die Werke von Pelbartus Temesvariensis sowie dem polnischen Theologen Stanislaus Socolovius. Wir kennen aber auch Beispiele dafür, dass ein wesentlicher Teil der Bibliothek von den katholischen Bürgern der Umgebung erworben wurde: Die Bände der Kirchengeschichte von Baronius sind von Znióváralja durch die Vermittlung des Tyrnauer Bürgers Ferenc Szentiványi dem Kollegium zurückgegeben. Das ist aber auch nicht auszuschließen, dass der Bücherbestand, der eine gewisse Vermehrung der Bibliothek in den Jahren des Kollegiums bedeutete, in der Bücherei von Turóc vernichtet wurde, die in dem 17. und 18. Jahrhundert äußerst bescheidene Rolle spielte.

Anhand der bisher schon identifizierten Bücher können weitere Fragen aufgeworfen werden. Es ist z.B. auffallend, dass die Possessoreintragungen der ersten Periode, im Gegenteil zu der Praxis der Jesuiten, das Ordenshaus gar nicht angegeben. Laut Praxis des Ordens wurde es immer auf dem Titelblatt angeben und wenn es fehlte, als ergänzendes Impressum samt den Angaben des Verfassers auf dem folgenden Blatt mit einem Muster: Mit der Benennung des Ordenshaus und der Angabe der Zeit der Titelaufnahme. Das fehlende Ordenshaus war vermutlich Turóc (Znióváralja). Unter den bisher gekannten Bänden enthalten diese Eintragung nur diejenigen, die vor 1589 gedruckt waren. Auch der Schriftzug weist auf das 16. Jahrhundert hin. Zu dieser Zeit wurden nur in Nagyszombat, Kolozsvár und Znióváralja Residenzen und Kollegien gegründet. Es ist nicht auszuschließen, dass die Jesuiten, die in Nagyszombat eben Boden fassten, noch nicht in der oben erwähnten Art ihre Namen eintrugen. Den ersten Vermerk finden wir erst 1578 in den Quellen des Ordens. In diesen frühen Zeiten ging es vermutlich um jenes einzige Ordenshaus, das schon tätig war. In diesem Falle war es schon genügend, den Orden zu bezeichnen. Gleichzeitig sind aber zahlreiche Possessorvermerke auch aus dem folgenden Jahrhundert zu finden, als das Ordenshaus nicht genau angegeben wurde. Neben dem Ordensnamen steht z.B. Ungarn, bzw. Siebenbürgen, oder nur einfach das Jahr eingetragen. Die knappen Possessorvermeke sind in allen Fällen mit der unsicheren Lage oder mit der Vorbereitung der nächsten Niederlassung zu erklären. Wir kennen sogar auch solche Bände, in die schon nach der Kollegiumsgründung nur das Jahr und nicht der Ort eingetragen wurde, obwohl der Unterricht in der Schule schon zwei Jahre im Gange war. Natürlich gibt es Beispiele auch für die Gegenteile. Zwischen den Daten 19. Mai 1586 Prag (Gründungsurkunde der Residenz in Turóc) und 8. Dezember 1588 Medgyes (Abschaffung des Kollegiums in Kolozsvár) vergingen nur knappe anderthalb Jahre, zwischen den betreffenden Orten bestand aber große Entfernung. Der Zeitabschnitt kann noch dadurch verengert werden, dass nach der Ausstellung der Gründungsurkunde noch eine gewisse Zeit bis zu der Eröffnung der Schule verlief. Der Unterricht begann nämlich erst im Oktober 1589, diese knapp drei Jahre bis zu der endgültigen Niederlassung können also als die Periode der Vorbereitung betrachtet werden. Das Fürstentum Siebenbürgen war gemäß dem öffentlichen Recht von dem königlichen Ungarn getrennt, so konnte die jesuitische Benennung des Kollegiums in Turóc ohne weitere Folgen verwendet werden. Abgesehen von den oben genannten Ausnahmen finden wir die schon ausgebildete Form der Eintragungen z.B. in den Bänden des 17. Jahrhunderts der Pressburger, Ödenburger und Tyrnauer Besitzer.

Nach einem jahrzehntelangen Unterricht zogen die Jesuiten aus Znióváralja nach Vágsellye um, das näher zu Wien und Pozsony, aber etwas weiter von den Verkehrswegen in feindlicher Umgebung lag. Es ist wichtig zu erwähnen, dass sie die Idee der Gründung einer Schule in Turóc nicht aufgegeben haben. Vielleicht kann jene Tatsache eben mit dieser Idee erklärt werden, dass ein Teil der Bibliothek am Orte gelassen und aufbewahrt wurde. Die Pestepidemie des Jahres 1602 hat das Dilemma wieder aktualisiert, welcher Ort für den Unterricht am besten geeignet wäre. Vágsellye hatte eine günstigere geographische Lage und das Geldmittel für die Erhaltung der Schule schien hier auch sicherer zu sein. In das Kollegium, das auch für die Organisation der Missionen äußerst verwertbar war, kamen Studenten auch aus Österreich wegen der ungarischen Sprache. In Nagyszombat hat man demgegenüber die Umstände der Tätigkeit des Ordens nicht für günstig gehalten. Joannes Zanitius hat neben den schon erwähnten dafür argumentiert, dass das Kollegium auf dem Gebiet der ungarischen Siedlungen begründet werden müßte. Für den Unterricht brauchten sie eine größere Bibliothek, so ist es geschehen, dass basierend auf der Buchspende von Ferenc Forgách und mit der Integrierung eines Teiles des Bibliotheksbestandes in Turóc die Jesuiten eine neue Bibliothek aufgestellt haben. Den Verlust versuchten sie durch Kauf zu ersetzen. Ein Teil der Bibliothek ist also in Znióváralja geblieben. Diese Bände, abgesehen von wenigen Ausnahmen, wurden dann in der Residenz von Turóc bis ihrer Auflösung aufbewahrt. Sie wurden nach dieser Auflösung samt der Bücherei der Tyrnauer Universität und anderer Ordenshäuser nach Buda (Ofen), später nach Pest verlegt. Carrillo übernahm die Leitung des Ordenshaus in Vágsellye im Herbst 1599. Während seiner einjährigen Tätigkeit ist ein neues Kollegium gebaut worden, er hat die höhere Bildung nach dem neuen Studienplan basierend auf der Ratio Studiorum eingeführt und für die Pfarreien gebildete Priester besorgt. Er hat in dem Brief an den General des Ordens ausdrücklich erwähnt, dass der Bau des Kollegiums trotz den Schwierigkeiten weitergeführt werde und er habe von Augsburg und Venedig Bücher erworben. Er konnte nämlich kaum mehr tolerieren, dass die nötige Ausrüstung und damit die Bücher fehlen.

Carrillo wurde 1600 von dem Ordensgeneral Claudio Aquaviva zu dem Provinzial der österreichischen Provinz ernannt. Ihm folgte später Sándor Dobokay in dem Amt. In den folgenden Jahren wurde die Position des Kollegiums in Vágsellye und der Residenz in Turóc verstärkt. Die Besitzungsverhältnisse sind im Interesse der Jesuiten gestaltet worden. Das Kollegium hatte schon einen guten Ruf, auch für die Disziplin wurde gesorgt. In Vágsellye waren die finanziellen Verhältnisse für die Erhaltung der Schule gesichert. Die günstige Lage ermöglichte die Organisierung von Missionen und die regelmäßigen Kontakte zu Pozsony und Wien. In dem Jahrbuch 1601 wird über 400 Internisten und 14 Ordensbrüder, unter ihnen über György Forró und Péter Pázmány berichtet. Das Schulsystem der Jesuiten bleibt bei den Schülern noch lange Zeit beliebt. Dieses System bildete gleichzeitig die Basis der erfolgreichen Missionen. Diese Struktur wurde durch die Tätigkeit der 1602 gegründeten Maria-Kongregation bereichert. Unter den Mitbegründern sind auch Bücherspender zu finden, so z.B. Ferenc Káldy oder Kristóf Somolányi, die ihre Bibliotheken auch ihren Freunden zugänglich machten. Diese Tatsache ist deswegen von größerer Bedeutung, weil uns aus dieser Zeit nur spärliche Informationen über wissenschaftliche Vereine, städtische Leserkreise zur Verfügung stehen. Anhand von neuen Angaben wird uns das Lesen als wichtiges Element des gesellschaftlichen Lebens sowie die Interpretation der gelesenen Werke immer deutlicher.

Die Aufstellung und Katalogisierung der Bücher wurde vermutlich bis 1604 schon beendet. In dem veröffentlichten Szentiványi-Katalog waren für das Jahr 1690 diejenigen Neuerwerbungen registriert, die 1600 in Vágsellye katalogisiert wurden. In dem Bestand der Bibliothek dominierten wiederum die klassischen (griechischen und lateinischen) Werke, ähnlich wie in Turóc. Die große Anzahl der griechischen Werke ist auffallend. Der erste Bucherwerb war eine relativ neue Auflage eines griechisch-lateinischen Wörterbuches, das von dem französischen Philosophen Guilelmus Budaeus herausgegeben wurde. Neben den historischen Werken (Thukydides, Herodot, Dionysius Halicarnassensis, Xenophon) sind auch philosophische (Stobaeus, Plato), grammatische (Aphtonius Sophista) und geometrische (Euclides) Werke in lateinischen Übersetzungen in den besten Auflagen der Zeit zu finden. Durch die historischen Werke von drei mittelalterlichen Autoren aus Byzanz (Georgius Cedrenus, Joannes Zonaras, Nicetas Choniates) wurde die Dominanz der griechischen Kultur weiter verstärkt. Neben der römischen Geschichte der drei klassischen Autoren (Tacitus, Livius, Justinus) und des griechischen Historikers Appianus Alexandrinus sind auch die Hauptwerke der humanistischen Geschichtsschreibung vertreten (Flavius Blondus, Johannes Rosinus, Onofrius Panvinius, Paulus Jovius). Zu dieser Zeit erschienen die juristischen Handbücher in der Bibliothek (die Ausgaben des Corpus Juris), bzw. die Werke des französischen Barnabas Brissonius und Jacobus Cuiacius sowie des italienischen Carolus Sigonius. Anfang 1605 erreichten die Truppen von Bocskai Oberungarn und näherten sich Pozsony an. In dem Kollegium in Vágsellye wurde der Unterricht unterbrochen. Zunächst flüchteten die Schüler, ihnen folgten die meisten Ordensbrüder. Das Gebäude des Kollegiums wurde von den Heiducken verbrannt, die Jesuiten flüchteten mit ihren Mobilien (samt der Bibliothek) an der Donau nach Wien. Während dieser Flucht ist aber ein beträchtlicher Teil der Ladung in dem Wasser verlorengegangen. Die Brüder wurden danach aus Wien nach verschiedenen Orten disponiert.

Laut Beschlüsse des Wiener Friedens im Jahre 1606 war dem Orden nicht mehr erlaubt, Güter in dem Land zu besitzen. Nach einer kurzen Wiener Periode wurde die Bibliothek wieder nach Nagyszombat verlegt, die Eröffnung des Kollegiums erfolgte aber erst acht Jahre später. Zu dem engsten Kreis des Erzbischofs von Esztergom Ferenc Forgách gehörten zwei Jesuiten, namens Péter Pázmány (später Erzbischof von Esztergom) und Sándor Dobokay, Rektor des Kollegiums in Vágsellye. Sie wurden von dem Provinzial in der Sache der konfiszierten Güter der Turócer Propstei zu dem Erzbischof geschickt. Nach der Ratifikation der Beschlüsse des Friedens im Jahre 1608 war es dem Orden schon unmöglich, ohne Einkommen in größerer Zahl in dem Land zu bleiben. Eben zu jener Zeit begann der Orden mit der Vorbereitung der nächsten Niederlassung zu beschäftigen. Für Forgách wäre Nagyszombat auch als Sitz des Erzbischofs ausgezeichnet gewesen, das Erzbistum und das Domkapitel von Esztergom sind nämlich 1543 nach Nagyszombat geflüchtet. Znióváralja hatte ungünstige Verkehrslage, Vágsellye lag sehr nahe zu den Türken. Das Kollegium wurde im Sommer 1615 eröffnet und damit die frühere Geschichte der Universitätsbibliothek mit einer vorteilhaften Entwicklungsphase, nämlich mit der Gründung der ständigen Universität abgeschlossen. Wie die meisten unter den wortführenden Persönlichkeiten, die die ungarische Niederlassung der Jesuiten förderten, so z.B. Miklós Oláh und Miklós Telegdy, ist auch Forgách bald nach der Eröffnung des Kollegiums gestorben.

1618 hatte das Kollegium 700 Studenten und begann sich rasch zu entwickeln. Der größte Mentor war schon Péter Pázmány, der vor zwei Jahren zum Erzbischof von Esztergom ernannt wurde. In der Amtliste aus 1622 ist auch der Name von Jakab Némethi zu finden, der zur Zeit mit dem Ordnen der schön vermehrten erzbischöflichen Bibliothek und daneben mit der Angelegenheiten der Druckerei beauftragt wurde. In diesem Jahr hat der Fürst von Siebenbürgen Gábor Bethlen die Stadt Nagyszombat wieder belagert und erobert, das Kollegium ist aber verschont geblieben. 1624 hat Pázmány das adelige Konvikt gegründet, mit dem Unterricht wurden die Jesuiten von Nagyszombat beauftragt. Das Institut wurde in kürzer Zeit so gefragt, dass auch die protestantischen Adeligen ihre Kinder dorthin geschickt haben. In einem knappen Jahrzeht wurde dann die Universität gegründet, wobei Ferdinand II. beträchtliche Hilfe geleistet hat. Der Papst Urban VIII. verweigerte nämlich die Erteilung seiner Bewilligung, weil die Universität ohne die medizinische und juristische Fakultät eröffnet wurde. Die Idee des Erzbischofs von Esztergom erwies sich aber als richtig: Er hatte vor, das System von zwei Fakultäten der europäischen Jesuitenuniversitäten in Nagyszombat mit Vollbildung an diesen beiden Fakultäten einzuführen. Die philosophische Fakultät bedeutete das Grundstudium, darauf basierte die theologische Ausbildung. Pázmány hatte die Absicht, die jungen Adeligen für das Studium der artes zu gewinnen. Diese Bildung schien genügend zu sein, ein weltliches Amt zu bekleiden. Das Studium an der facultas artium dauerte sechs Semester lang. Laut Vorschriften der Ratio Studiorom haben sich die Studenten in dem ersten Jahrgang mit der Logik, in dem zweiten mit der Physik, in dem dritten mit der Ethik und Metaphysik beschäftigt. Die Sonderrechte der Universität haben auch die Erteilung der akademischen Grade vorgeschrieben: Die Studenten konnten in dem zweiten Jahrgang den Baccalaureatus, im dritten den Magistergrad erhalten.

In Nagyszombat wurde keine neue Bibliothek aufgestellt, der Bestand der Bibliothek in Vágsellye wurde nach einem kurzen Wiener Aufenthalt hierher verlegt. Die Geschichte der Bibliothek des humanistisch gebildeten Geistlichen Forgách weist ähnlich interessante Fragen auf wie die von Telegdi. Dieses Bücherverzeichnis ist ebenso nicht genügend und deswegen nicht geeignet für die Folgerung, welche Bücher ohne Zweifel in die Jesuitenbibliothek in Nagyszombat gelangten. Außer dem schon bekannten Leunclavius-Band finden wir keine Possessorvermerke in den weiteren Bänden. Für die Vermehrung des Bestandes der Bibliothek hat auch Péter Pázmány viel gesorgt. Seine Bibliothek hat er dem Jesuitenkollegium in Nagyszombat vermacht, die Bände (vermutlich ohne Possessoreintragungen) wurden dann in der Bibliothek der Schule aufgestellt. Nach den früheren Perioden (zunächst knapp halbes Jahrzehnt in Nagyszombat und Vágsellye, weiter weniger mehr als ein Jahrzehnt in Turóc) konnte die Bibliothek endlich längere Zeit (etwa zwanzig Jahre) bis zu der Gründung der Universität ungestört entwickeln. Neben der thematischen Umstrukturierung ist die rasche Vermehrung des Bestandes auffallend, die im Vergleich zu den relativ schnellen Erwebungen (manchmal nur drei oder vier Jahre) von eminenter Bedeutung ist. Wir können nach den Autoren sowie nach den Themen weiter differenzieren. In der ersten Periode des Tyrnauer Kollegiums (1615-1632) dominierten die Werke von Jesuitenverfassern. Die Schule hat die in allen Jesuitenbibliotheken Europas schon aufgestellten Bücher erworben: z.B. den Kommentar des spanischen Theologen Juan Maldonado (1534-1583) zu den vier Propheten (Jeremia, Baruch, Hesekiel, Daniel), den Traktat des niederländischen Theologen Léonard Leys (1554-1623) über den Antichrist, die Francesco Borgia-Biographie des niederländischen Rhetorikprofessors André Schott (1552-1629) über den dritten Ordensgeneral, die juristischen Werke des niederländischen Kirchenhistorikers Héribert Rosweyde (Lex Talionis), die Biographie des spanischen Professors Pedro Ribadeneyra (1527-1611) über den zweiten Ordensgeneral Diego Laínez, das Werk des sg. französischen Cicero Louis Richeome (1544-1625) über die Hugenotten in der lateinischen Übersetzung von Marcellin Bompar, den Traktat von Adam Tanner (1571-1632) gegen den evangelischen Theologen Aegidius Hunnius in dem Kolloquium von Regensburg im Jahre 1601.

Die Werke von ungarischen Autoren bedeuten einen anderen und geringeren Teil der Bibliothek: Die Werke von Péter Pázmány Kresztény felelet [Christliche Antwort etc.], bzw. Az igazságnak gyozedelme [Triumph der Wahrheit etc.], die Gedichte von Janus Pannonius in der berühmten Ausgabe von Johannes Sambucus, bzw. die katholische Streitschrift des Bischofs zu Fünfkirchen Tamás Balásfy (1580-1625) Csepregi iskola [Schule in Csepreg]. Die Werke der mittelalterlichen Autoren hat die Gesellschaft Jesu - vielleicht nicht zufällig - in den Auflagen aus dem Ende des 16. und dem Anfang des 17. Jahrhunderts erworben. Solche Werke sind: Die Sentenzien von Petrus Lombardus (Nürnberg, 1500), die Episteln von St. Hieronymus (Lyon, 1518), die Homilien von Alquin (Lyon, 1520), die Weltgeschichte von Petrus Comestor (Straßburg, 1503). Diese früheren Bände enthalten mit Ausnahme eines Bandes mehrere Possessorvermerke vor der Erwerbung der Jesuiten. Die klassischen Autoren sind mit den Werken von Juvenalis, Vergil, Cicero, Quintilianus, Aulus Gellius, mit einem spanischen Ovid und mit einer schönen Auflage des Aristotel in der Interpretation des berühmten französischen Philosophen Franciscus Vatablus. Es wäre noch wichtig die relativ frühe Basler Ausgabe (1532) der Beschreibung der Neuen Welt und anderer weitliegenden Orten. Dieser Band wurde von Simon Grynaeus, von demjenigen deutschen Philologen herausgegeben, der mit Melanchthon befreundet war und eine kurze Zeit auch in der Schule in Buda unterrichtete. In Basel wurde er zu Griechischprofessor ernannt und war Mitverfasser des helvetischen Bekenntnisses. In die Textsammlung sind - unter anderen - interessante Beschreibungen über Äthiopien, Persien, Indien, das Heilige Land, über das Land der Tataren und über die Russen aufgenommen. Unter den Autoren finden wir z.B. Amerigo Vespucci, Marco Polo und Paulus Jovius.

Jakab Némethi hat den auch heute noch vorhandenen Katalog des Jesuitenkollegs schon drei Jahre vor der Universitätsgründung zusammengestellt. Weil unter den Erwerbungen aus dem Jahre 1632 mehrere Drucke aus dem 15. und 16. Jahrhundert vorzufinden sind, kann darauf geschlossen werden, dass der Katalog im Rahmen einer Bibliotheksordnung aufgestellt wurde und Némethi nicht nur die Neuerwerbungen registrierte. Es ist auch zu vermuten, dass die Bände aus einem größeren Nachlass in den Besitz der Jesuiten gelangten aber die Möglichkeit ist ebenfalls nicht auszuschließen, dass der Bibliothekar im Folge der in diesem Jahrhundert sehr gewöhnlichen Unordnung darauf gezwungen war, die Bücher neu zu katalogisieren. Hier ist genügend daran zu erinnern, dass Márton Szentiványi nach sechs Jahrzehnten den Mangel des Katalogs kritisierte und auch solche Bücher erwähnte, die entweder nicht katalogisiert wurden oder zwar registriert waren, aber inzwischen verlorengegangen sind. In diesem Falle werden solche Bände nicht eingerechnet, die ohne Aufnahme in den Katalog wahrscheinlich für ewig verschwunden sind. Anlässlich der Katalogisierung 1773 wurde noch bemerkt, dass wegen Unordnung etwa 2000 Bände der Universitätsbibliothek auf dem Boden lagen.

Unter den von Németi katalogisierten alten Druckwerken dominierten die Wiegendrucke, wie z.B. mehrere Bibelausgaben, Augustin, Petrus Tartaretus, Baptista de Salis, Jacobus Wimpheling und das Dekretale des Papstes Gregor IX. Es ist nicht auffallend, dass diejenigen Werke der klassischen Autoren erworben wurden, die um die Mitte des 16. Jahrhunderts mit dem kritischen Apparat versehnt und veröffentlicht waren. Solche waren z.B. das Werk von Aristoteles in der Ausgabe des italienischen Humanisten Angelus Politianus, die gesammelte Werke von Claudius Galenus, Aesopi fabulae italianisch, die Reden von Cicero, der Aristoteles-Kommentar des Porphyrius. Unter den späteren Drucken finden wir z.B. das berühmte Werk von Johannes Kepler Astronomia nova und die gesamten Werke von Justus Lipsius in einem Band. Das Kolligat, das astrologische Drucke enthält und einst im Besitz des polnischen Humanisten Johannes Dantiscus war, ist einen langen Weg gegangen: Einige Jahrzehnte nach dem Tode des Bischofs von Warmia gelangte es in die Bibliothek von András Báthory. Er hat das Buch vermutlich in seine tragische Siebenbürger-Reise mitgenommen, als er beabsichtigte, den Thron von Zsigmond Báthory zu übernehmen. Der Band enthält auch ein Gelegenheitsgedicht von dem Historiker Pál Háportoni Forró, der auf Kosten von András Báthory in dem Braunsberger Jesuitenseminar studierte. Er hat mehrere seiner Gedichte seinem Gönner gewidmet. Es ist nicht auszuschließen, dass der Band eben durch seinen Vermittlung noch vor 1632 in Nagyszombat gelangte, wo sein Bruder, György Forró lebte. Das Kolligat, das einst sieben Druckwerke enthielt, wurde stark beschädigt, heute enthält es nur vier Drucke. Der Band sollte nach der Katalogisierung von Némethi beschädigt werden, in dem Katalog wurde nämlich sieben Werke aufgenommen. Auf dieser Weise ist es uns gelungen, das Kolligat zu rekonstruieren.

Die Bibliothek leidet seit ihrer Gründung bis zu den heutigen Tagen am ständigen Platzmangel. Die Bibliotheksordnung von den Rektoren Máron Szentiványi und László Sennyei hing unbedingt mit dem Beginn der weiträumigen Bauarbeit vom Jahre 1688. Die Bibliothek passte organisch in das Institutionssystem der 1635 gegründeten Universität, ebenso wie die Fakultäten, d.h. das 1669 gegründete juristische und eben nach hundert Jahren gestiftete medizinische Fakultät, sowie die Adelskollegien, die Sternwarte und die auch am Unterricht beteiligte Druckerei. Der neue Bibliothekssaal wurde 1761 feierlich geweiht. Von hier wurde dann sie 1777 vier Jahre nach der Auflösung des Ordens nach Buda verlegt. Dank der wirkungsvollen Erwerbungspolitik des Ordens wurde der Bestand bis zum Ende des 18. Jahrhunderts um mehr als 15.000 Bände vermehrt. Die mit der Bibliothek eng verbundene Druckerei gab der Bibliothek immer Exemplare aus ihren Auflagen. Damit versuchte sie die niedrigen Entwicklungskosten zu kompensieren. Die Erwerbungstätigkeit war zielbewusst: Die für grundlegend gedachten Werke wurden immer in mehreren Ausgaben erworben. Man war auch bestrebt, die Schriftenreihen (z.B. Acta Sanctorum) und die Werke von mehreren Bänden auch lückenlos zu besorgen. Laut Forschungen kann festgestellte werden, dass in dem Bestand der Bibliothek neben dem allgemeinen Interesse des Ordens auch der Einfluss von wissenschaftlichen Ereignissen (die Newton'sche Physik) bzw. von bekannten Professoren (György Pray) und der von Maria Theresia geförderten pädagogischen Reform (1753) aufzuzeigen sei.

Nach der Abschaffung des Jesuitenordens im Jahre 1773 wurde die Universität und damit auch die Bibliothek unter staatliche Kontrolle gestellt. Als neuer Sitz der Ungarischen Königliche Universität schien wegen seiner zentralen Lage sowie seiner historischen Vergangenheit Buda am günstigsten zu sein. Parallel mit dem Umziehen war noch ein weiteres Problem dringen zu lösen: Man musste die Bücherbestände der aufgelösten Ordenshäuser registrieren und gemeinsam mit dem Tyrnauer Bestand nach Buda transportieren lassen. Die Bücherei blieb nicht lange Zeit auf der Burg, 1784 wurde die riesige Sammlung nach Pest, auf den Barátok tere verlegt, wo das Franziskanerkloster stand. Laut Schätzungen sollte diese Büchersammlung am Ende des 18. Jahrhundert 22.000 Bände enthalten haben. Die meisten Bände gelangten in diese Bibliothek aus den Sammlungen der Pauliner, Kamalduner, Trinitarier, Franziskaner, Serviten, Premontrenser, Dominikaner, Zisterzienser, Kapuziner und weiterer Mönchsorden. Für die Vermehrung der Bibliothek war wegen der finanziellen Armut theoretisch die 1780 geregelte Pflichtexemplar-Erwerbung am meisten geeignet. Diese Verordnung hat aber nicht einmal der Universitätsverlag befolgt. Die Erwerbungen des 18. und 19 Jahrhunderts wurden durch die allgemeine Zensurverordnung vom Jahre 1790 aufgehalten.

Die dritte Periode der Erschließung des Urbestandes wurde abgeschloßen. Die beiden grundlegenden Quellen der Geschichte der Bibliothek, nämlich die Bücherkataloge aus dem Jahre 1632 und 1690 sind schon veröffentlicht. Die online Multimedien-Datenbasis über den Bestand ist ebenfalls fertig. Neben den Titelaufnahmen sowie den besonderen Charakteristika der einzelnen Bände sind in dieser Datenbank auch die Titelblätter dargestellt. In den folgenden Jahren werden die Mitarbeiter der neu gegründeten Abteilung für die Alten Ungarischen Drucke die Druckwerke aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die ihrem Interessenbereich gehören aus den verschiedenen Bestandsgruppen zusammensammeln. Hoffentlich gelingt es ihnen, durch planmäßige Magazinordnung, bzw. mit Hilfe der veröffentlichten Kataloge die Universitätsbibliothek eine der wertvollsten Sammlungen der ungarischen Kulturgeschichte weiter zu vermehren. Unter die weiteren Pläne wurde aufgenommen, dass man die schon bekannten oder noch verborgenen Antiquissima-Bücher in den Beständen der ungarischen Bibliotheken aufarbeitet und die schon erschloßenen Bestände der Bibliotheken in Nagyszombat, Vágsellye, Pozsony, Turócszantmárton (Martin, SK.) und Kolozsvár gründlich durchforscht.




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